E-Book, Deutsch, Band 27, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
Andre Wenn du Mich Jetzt Küsst
1. Auflage 2021
ISBN: 978-1-950351-47-3
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Sullivans aus Maine 3
E-Book, Deutsch, Band 27, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
ISBN: 978-1-950351-47-3
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit mehr als 9 Millionen verkauften Bücher gehören Bella Andres Romane, bekannt auch aus den Bestsellerlisten von New York Times und USA Today, zu den erfolgreichsten Bestsellern der Welt. Bereits zweimal wurden ihre als 'sinnliche, befreiende und berauschend romantische Liebesgeschichten' bekannten Bücher im Cosmopolitan unter der Rubrik 'Red Hot Reads' empfohlen; sie wurden in zehn Sprachen übersetzt. Bella schreibt auch 'zarte' moderne Liebesgeschichten unter dem Pseudonym Lucy Kevin.
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KAPITEL 1
In all den Jahren, in denen Lola Sullivan in ihrem Atelier für Textildesign Kurse gegeben hatte, hatte sie noch nie so einen Schüler gehabt. Duncan Lyman war einiges über eins achtzig groß und hatte breite Schultern, einen kantigen Unterkiefer und durchdringende blaue Augen.
Als sie auf ihren neuen Schüler zu ging, um ihn zu begrüßen, musste sie dem Drang widerstehen, ihre Frisur zu kontrollieren und ihr Kleid zu glätten. Einen ihrer Schüler würde sie niemals anbaggern. Außerdem befand sie sich eindeutig in einer Phase ihres Lebens, in der ihr alle Männerbekanntschaften sinnlos vorkamen, weil letztes Jahr jedes ihrer Dates eine riesige Enttäuschung gewesen war. Egal, wie vielversprechend ihr ein Mann anfangs auch erschien, so ging er doch unweigerlich davon aus, dass sie bei so üppigen Kurven nicht auch noch genug Verstand haben konnte, um zwei und zwei zusammenzuzählen.
Lächelnd ging sie auf ihn zu. „Hallo, ich bin Lola Sullivan. Sie sind sicher Duncan? Wir nennen uns hier alle beim Vornamen.“
Sein Händedruck schaffte es irgendwie, gleichzeitig warm, fest und von Natur aus sinnlich zu sein. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Lola.“ Er hielt ihre Hand gerade so lange fest, dass ihr Herzschlag zu rasen begann. „Ich freue mich schon auf Ihren Kurs.“ Seine Stimme passte zu seinem Aussehen, sie war herrlich tief und kehlig. Allein davon, wie er ihren Namen aussprach, bekam sie Schmetterlinge im Bauch. Ihr war noch nie bewusst gewesen, wie sinnlich Lola klingen konnte.
Plötzlich fehlten ihr die Worte. Und dabei war sie in ihrer Familie keineswegs die Schüchterne, ganz im Gegenteil! Sie wies auf den großen Arbeitstisch, an dem er Platz nehmen sollte. Dann wandte sie sich an ihre zehn Kursteilnehmer. Neun davon waren Frauen zwischen 45 und 60 Jahren. „Ich freue mich sehr, dass Sie heute alle hier sind. Bevor wir beginnen, würde ich gerne von Ihnen allen hören, was sie sich von diesem Kurs erhoffen.“
Die neun Frauen hatten alle vor, sich im Bereich Textil- und Musterdesign eine zweite berufliche Laufbahn aufzubauen. Nur Duncan hatte ein anderes Ziel. „Ich interessiere mich für Kartographie“, sagte er. „Insbesondere für handgezeichnete Karten. Und ich habe in den Bewertungen Ihres Kurses gelesen, dass sie eine begabte Lehrerin sind.“
Bei diesem Kompliment bekam Lola das Gefühl zu erröten. „Ich habe eine antike handgezeichnete Karte an meiner Wohnzimmerwand hängen, damit bin ich definitiv ein Kartographie-Fan. Ich hoffe nur, dass ich Ihnen die Kompetenzen, die Sie suchen, auch bieten kann.“
Er schenkte ihr ein Lächeln, das ihr Herz erneut höherschlagen ließ. „Ich bin sicher, dass Sie das können.“
Erst als sich eine der anderen Teilnehmerinnen räusperte, merkte Lola, dass sie ihn immer noch anstarrte. Sie war ziemlich beunruhigt darüber, dass ein attraktives Gesicht und eine herrlich sexy Stimme ihr so schnell den Kopf verdreht hatte, und schlug einen flotteren Ton an. „Wenn Sie jetzt alle bitte die gedruckten Materialien zur Hand nehmen, dann können wir den Unterrichtsplan für heute durchgehen.“
Dreißig Minuten später saßen alle an der ersten Aufgabe des Tages. Obwohl es ihr Spaß machte, Anfänger zu unterrichten, war sie erfreut zu sehen, dass diese Gruppe doch schon etwas weiter fortgeschritten war. Und Duncan war allen um Längen voraus.
Während der nächsten Stunden bemühte sie sich, jeder Teilnehmerin einzeln so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu widmen. Leider begann ihr Herz wieder zu rasen, als Duncan an die Reihe kam. Dass er so gut roch wie ein erfrischender Meereshauch und aus der Nähe noch attraktiver war, machte die Sache nicht leichter. Da sie nun neben ihm saß, bemerkte sie nicht nur die goldenen Sprenkel in seinen blauen Augen, sondern auch, dass bereits ein Fünf-Uhr-Bartschatten seine Wangen überzog, obwohl es noch nicht einmal Mittag war. Er trug ein sehr gut geschnittenes Button-Down-Hemd und eine exklusive Armbanduhr, aber er wirkte trotzdem kraftvoll. Duncan sah aus, als sei er zum Bergsteiger oder Holzfäller geboren. Oder, da er ein Faible für handgezeichnete Karten hatte, zum Schiffbauer und Weltumsegler.
Duncan fragte sich wahrscheinlich, warum sie ihn immerzu anstarrte, anstatt ihm die neuen zeichnerischen Fähigkeiten beizubringen, wegen denen er sich angemeldet hatte. Im Stillen machte Lola sich Vorwürfe, weil sie sich benahm wie ein zum ersten Mal verliebtes Schulmädchen. Sie bemühte sich, jeden Ausdruck von Schwärmerei aus ihrem Blick zu verbannen und sagte: „Einen Federhalter mit kalligrafischen Federn haben noch nicht viele meiner Kursteilnehmer benutzt. Nachdem ich Ihnen heute Morgen beim Arbeiten damit zugesehen habe, glaube ich, dass Sie mir das eine oder andere beibringen könnten.“
Erst als sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, wie sie geklungen hatten. Erstens, dass sie ihm den ganzen Morgen lang zugesehen hatte. Und zweitens, dass sie über all die Dinge fantasierte, die er ihr beibringen könnte …
Ihr Gesicht wurde flammend rot und sie wollte von ihm wegrücken, um mehr Abstand von ihm zu gewinnen und ihre Hormone wieder unter Kontrolle bringen zu können. Doch sein intensiver Blick hielt sie gefangen. Er hielt sie auf eine Art in seinem Bann, wie es kein anderer Mann je getan hatte, und das ohne auch nur eine Berührung oder einen Kuss.
„Ich habe Ihnen auch zugesehen“, sagte er, und seine tiefe Stimme klang in jeder Zelle ihres Körpers nach. „Sie haben ein erstaunliches Talent. Selbst Ihre raschen Skizzen, wenn Sie etwas erläutern, sind sauberer, als ich es mir je für meine Arbeit erhoffen könnte.“ Sein Blick ging auf ihre Hände und dann wieder zurück in ihr Gesicht und dabei prickelte ihre Haut, als hätte er sie tatsächlich berührt. „Zeigen Sie mir, wie es geht, Lola. Weihen Sie mich in Ihre Geheimnisse ein.“
Lola wusste, dass er sie lediglich um Tipps für das Zeichnen bat. Und doch fühlte es sich irgendwie so an, als würde er sie um mehr bitten. Um etwas, das sie seit dem College keinem Mann mehr gegeben hatte. So, als hätte er sie nicht nur um ihre tief verborgenen Geheimnisse gebeten, sondern auch um ein Stück ihres Herzens, das sie sorgfältig zu bewahren gelernt hatte.
Das Lachen von zwei der Teilnehmerinnen am anderen Ende des Arbeitstisches holte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie zwang sich zu einem Lächeln, wie sie es einem Freund schenken würde, und nicht jemandem, dessen bloße Anwesenheit ihr den Atem raubte. „Haben Sie jemals die Schulfeder Nr. 5 von Tachikawa ausprobiert?“
Als er den Kopf schüttelte, zog sie eine für ihn aus ihrer Werkzeugschublade. „Sie hält die Tinte gut und ist so steif, dass man damit dünne Linien durchgehend zeichnen kann. Dabei ist sie jedoch so flexibel, dass Sie die Linienstärke bei Bedarf variieren können.“
Er zeichnete mehrere Linien von 0,2 mm bis 0,4 mm Breite. „Sie haben Recht, das ist eine ausgezeichnete Feder.“ Das Lächeln, das er ihr schenkte, wärmte sie überall, auch an Stellen, die lange Zeit kalt gewesen waren.
Sie sprang von dem Platz neben ihm auf und fragte: „Wer hat Hunger?“ Als alle sagten, sie seien bereit für die Mittagspause, schlug sie vor: „Gehen wir doch in das Café meiner Mutter hier in der Straße. Sie macht die leckerste irische Hausmannskost, die Sie jemals bekommen werden.“
Als sie im Restaurant ankamen, nahm sich Lola vor, sich am Tisch so weit wie möglich von Duncan weg zu setzen. Sonst würde sie Gefahr laufen, wieder irgendetwas Peinliches zu sagen … Aber als alle am Tisch Platz genommen hatten, merkte Lola, dass sie die Reise nach Jerusalem verloren hatte. Denn der einzige übrige Stuhl war der neben Duncan.
Einige ihrer Schülerinnen lächelten ihr heimlich zu. Lola konnte einen Seufzer kaum unterdrücken. Offensichtlich hatten einige der Frauen bemerkt, wie sie auf ihn reagierte und träumten bereits davon, die beiden miteinander zu verkuppeln.
Normalerweise würde Lola gerne mitspielen und einfach ein bisschen mit ihm flirten. Aber heute kam ihr nichts normal vor.
Trotzdem konnte sie, nachdem alle bestellt hatten und anfingen, miteinander zu plaudern, ja nicht einfach dasitzen und ihn ignorieren. „Sie haben wirklich Talent. Seit wann arbeiten Sie denn schon als Kartograph?“
„Aus Ihrem Mund bedeutet mir dieses Kompliment sehr viel“, sagte er mit einem Lächeln, das ihr das Herz in der Brust noch etwas höherschlagen ließ. „Vor allem, da ich nur ein Bastler bin. Ich habe noch einen langen Weg vor mir, wenn ich mich jemals als Kartograph bezeichnen möchte.“
„Handgezeichnete Karten sind eine aussterbende Kunst, nicht wahr?“ Glücklicherweise half ihr das Gespräch über Kunst, sich in seiner Nähe zu entspannen.
Er nickte und lächelte dann die Kellnerin an, als sie ihm seinen Kaffee brachte. Aileens Gesicht wurde unter seinem Blick knallrot. Dann rannte sie weg, um mit der anderen Kellnerin zu kichern. Offensichtlich fanden ihn beide Frauen äußerst attraktiv.
„Ich bewundere die modernen Kartographen“, sagte er, „aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass man mit einer digitalen Karte ein bisschen die Seele verliert. Denn bei handgezeichneten Karten sind es ja gerade die kleinen Unvollkommenheiten, die ihnen ihren Charakter verleihen.“ Sein Grinsen war wahnsinnig sexy. „Zumindest sage ich mir das, wenn ich selbst Fehler mache – dass sie meinen Karten Charakter verleihen.“
Lola war bisher äußerst selten ein Mann begegnet, der nicht nur gut aussah, sondern auch bescheiden war. Nach ihrer Erfahrung taten die meisten gutaussehenden Männer nichts lieber, als ihre scheinbar endlosen Vorzüge zu beschreiben. Duncan hatte...




