E-Book, Deutsch, Band 14, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
Andre Ich mag, wie du mich liebst
1. Auflage 2017
ISBN: 978-1-945253-52-2
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Sullivans aus Seattle 5
E-Book, Deutsch, Band 14, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
ISBN: 978-1-945253-52-2
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit mehr als 6 Millionen verkauften Bücher gehören Bella Andres Romane, bekannt auch aus den Bestsellerlisten von New York Times und USA Today, zu den erfolgreichsten Bestsellern der Welt. Bereits zweimal wurden ihre als 'sinnliche, befreiende und berauschend romantische Liebesgeschichten' bekannten Bücher im Cosmopolitan unter der Rubrik 'Red Hot Reads' empfohlen; sie wurden in zehn Sprachen übersetzt. Bella schreibt auch 'zarte' moderne Liebesgeschichten unter dem Pseudonym Lucy Kevin.
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Kapitel 1
Grace Adrian brauchte Dylan Sullivan. Sie brauchte ihn so sehr, dass sie kurzentschlossen, als die Babysitterin sie im letzten Moment versetzte, ihren zehn Monate alten Sohn Mason auf dem Rücksitz ihres Wagens anschnallte und mit ihm hinunter zum Hafen von Seattle fuhr.
Eine Viertelstunde später parkte sie neben Dylans Bootshaus. Als sie die hintere Wagentür öffnete, streckte ihr Mason, der während der Fahrt zufrieden an seiner Stoffgiraffe genagt hatte, jetzt sofort seine Ärmchen entgegen.
„Zuerst muss ich dich abschnallen, mein Kleiner.“ Kaum hatte sie ihn befreit, sprang er beinahe in ihre Arme. Sie schloss die Augen, als sie ihn auffing, und schmiegte ihn eng an sich. Die letzten eineinhalb Jahre waren nicht leicht gewesen, sie würde aber ihren Sohn und die grenzenlose Liebe zu ihm mit nichts auf der Welt eintauschen.
Grace bereute vieles … aber Mason gehörte nicht dazu.
Sie setzte ihn sich gerade auf die Hüfte, sodass sie ihr marineblaues Kostüm glattstreichen konnte, als er zu wimmern begann. „Möchtest du deine Giraffe mitnehmen?“ Sie reichte sie ihm, er schlug sie ihr aber aus der Hand. „Wir müssen sie säubern, bevor du sie wieder in den Mund stecken kannst“, sagte sie liebevoll, während sie das Kuscheltier vom Boden aufhob und wieder in den Wagen legte, „aber mach dir nichts draus, ich habe noch eines deiner Lieblingsspielzeuge dabei.“ Mason begann sofort die bunte, runde Rassel, die sie ihm reichte, zu schütteln.
Grace bemühte sich, ihre Kleidung zurechtzuziehen, fuhr sich dann mit der Hand durch ihre langen, dunklen Haare, um für ihr Gespräch mit Dylan so professionell wie möglich auszusehen. Sie hoffte wenigstens, dass sie heute mit ihm sprechen konnte, da er auf keinen einzigen ihrer Telefonanrufe in der letzten Woche geantwortet hatte. Sie hätte ihm eine E-Mail geschickt, wenn sie eine Website oder eine E-Mail-Adresse von ihm gefunden hätte, er war aber einer der wenigen Menschen auf Erden, der weder das eine noch das andere zu haben schien. Was ihrer Meinung nach total schräg war. Wie konnte er sein Unternehmen managen, wenn er für niemanden erreichbar war?
„Es ist Zeit, den unauffindbaren Mr. Sullivan aufzuspüren“, sagte sie zu Mason, während sie zusammen den Parkplatz überquerten.
Ihr Sohn biss zur Antwort mit seinem Zahnfleisch kräftig in sein Spielzeug, was Grace genügte. Sie war in den letzten zehn Monaten zur Meisterin in einseitigen Gesprächen geworden und es war erstaunlich, wie viel sie ihrerseits zu sagen fand, auch wenn sie zur Antwort nur ein Gurgeln, Kichern oder Weinen bekam.
„Hoffen wir, dass er nett ist und bereit zu kooperieren.“
Das Sonderbare war, wie wenig Informationen sie über Dylan hatte finden können. Keine Interviews, nichts, wo er für sich warb. Welcher Mann würde nicht für sich werben wollen? Zumal er nicht nur einer der geachtetsten Holzsegelboot-Bauer der Westküste und mehrfacher Sieger bei Segelregatten war, sondern auch verwandt mit einigen der reichsten – und berühmtesten – Menschen der Welt, darunter ein Filmstar, zwei Rockstars und ein milliardenschwerer CEO.
Das war nur eine von vielen Fragen, die sie ihm stellen musste.
Sie hatte zwar im Internet nicht viel Schriftliches über ihn gefunden, dafür aber viele Fotos. Grace hatte geschworen, sich nie mehr von einem schönen Gesicht vom Hocker hauen zu lassen, was aber nicht bedeutete, dass sie einen gut aussehenden Typen nicht bemerkte, wenn sie einen sah. Und es gab nicht den geringsten Zweifel, dass Dylan ein sehr attraktiver Typ war.
Trotzdem fand sie schon, dass er entschieden noch besser aussehen würde, wenn er ihre Telefonanrufe beantworten würde.
Während sie einer der Pfützen vom gestrigen Regenguss auswich und an diesem überraschend warmen und schwülen Tag die süße und doch salzige Meeresluft einatmete, dachte sie wieder, wie froh sie war, nach Seattle gezogen zu sein. Sicher, es regnete ziemlich oft, aber sie mochte es, dass der Staub sich nie richtig festsetzen konnte. Außerdem bedeutete der häufige Regen, dass es praktisch überall Wasser gab. Sie war auf einer Farm außerhalb von Washington D.C. aufgewachsen und hatte liebend gern in Bächen und Flüssen gespielt, aber sie war nur ein einziges Mal draußen auf dem Atlantik gewesen – vor eineinhalb Jahren mit ihrem Ex. Sie hatte die Meeresbrise und das Gefühl des unter dem Segelboot brausenden Wassers genossen. Leider war der Segelausflug schon nach einer Viertelstunde zu Ende, weil ihr Ex grün um die Nase geworden war und dem Kapitän befohlen hatte, sie zum Strand zurückzubringen.
Eine Möwe schoss nur wenige Meter vor ihnen zum Wasser herunter und brachte sie in die Gegenwart zurück. Mason ließ sein Spielzeug fallen, um aufgeregt auf die Möwe zu zeigen und sie stimmte ihm zu. »Es ist sehr spannend!«, auch wenn die Möwe mit leerem Schnabel wieder hochkam. Als Mason aber ein paar Sekunden später auf seine Hand schaute und bemerkte, dass sein Spielzeug weg war, verzog sich sein Gesicht.
Au – weh. Ein weinendes Baby zu halten, wenn sie endlich Dylan traf, war das Letzte, was sie brauchte.
Grace bückte sich schnell und ihr Kostüm aus Vor-Baby-Zeiten legte sich noch enger um ihre Hüften, als sie die Rassel aufhob. Gewöhnlich hätte sie Mason das Spielzeug nie zurückgegeben, ohne es vorher gründlich zu waschen. Da er aber zu weinen begann, schüttelte sie den Schmutz so gut es ging ab, bevor er es wieder in seinen Mund schob. Sie rief sich in Erinnerung, dass sie in ihrer Kindheit auf einer Farm reichlich Schmutz gegessen und es bestens überlebt hatte.
Leider schien das Spielzeug nichts zu bringen, da Mason die Plastikrassel mit lautem Weinen losließ und fortschleuderte, sodass sie mit einem lauten Bums auf dem hölzernen Bootssteg landete.
„Mason, Liebling, weine nicht. Bitte weine nicht.“ Sie fuhr leicht mit der Hand über sein Haar und über seine nassen Wangen. „Wir müssen nur ein paar Minuten hier verbringen, dann fahren wir mit dir nach Hause für dein Schläfchen.“ Aber je mehr sie versuchte, ihn zu beruhigen, desto lauter weinte er in ihren Armen.
„Ist alles okay da draußen?“
Sie sah zu einem dunkelhaarigen Mann auf, der aus dem Bootshaus trat … und es verschlug ihr wortwörtlich den Atem. Dylan Sullivan sah in Wirklichkeit tausendmal besser aus als im Internet. Auch, wenn er auf dem Bildschirm ihres Computers schon erstaunlich gut ausgesehen hatte.
Sie hatte sich gefragt, was ein Bootsbauer trug und jetzt wusste sie es: T-Shirt, abgetragene Bluejeans und schwere Arbeitsstiefel. Die dunklen Haare unter seiner Baseballmütze waren ein wenig zu lang und gerade so widerspenstig, dass frau alles hätte fallen lassen wollen, um mit den Händen durch sie zu fahren. Da sie sich aber dazu erzogen hatte, gut aussehenden Männern gegenüber ziemlich immun zu bleiben, hätte es nicht genügt, dass er wie ein Filmstar aussah, um ihr die Luft aus den Lungen zu vertreiben.
Es war sein besorgter Blick, als er Masons Verzweiflung bemerkte, der sie völlig umhaute.
„Es ist alles okay, danke.“
Mason drehte sich, um zu ihr hinaufzuschauen und obwohl er noch nicht sprechen konnte, waren seine Gedanken deutlich zu lesen. Ich bin nicht okay! Auf seine stillschweigende Botschaft ließ ihr Sohn eine weit weniger stille folgen, die von der Wasseroberfläche entsetzlich laut widerhallte.
„Mason, mein Spatz, alles ist okay“, wiederholte sie und wiegte ihn, murmelte, küsste ihn, hob ihn hoch und tat alles, um seinen Weinanfall zu beenden. Dylan war inzwischen mehrere Schritte nähergekommen, was sie nur noch nervöser machte. „Ich habe ihn gerade gefüttert, bevor wir hierhergefahren sind, also sollte er nicht hungrig sein. Und“, fügte sie hinzu und tätschelte leicht Masons Hintern, um den Zustand seiner Windel zu prüfen, „er ist trocken und sauber.“
„Möchte er sein Spielzeug zurück?“
Sie hatte nicht bemerkt, dass Dylan die Plastikrassel vom Landesteg aufgehoben hatte. Als er sie Mason reichte, wurde ihr bewusst, dass sie noch nie zuvor einen Mann wie ihn gesehen hatte – so groß und rau und so unverschämt atemberaubend – der ein Babyspielzeug hielt. Das richtete ganz eigenartige Dinge mit ihrem Magen an, ließ ihn sich drehen und flattern.
Wie durch ein Wunder hörte Mason auf zu weinen und sah Dylan an. Und dann wand er sich in ihren Armen und streckte die Ärmchen aus. Sie nahm an, dass er versuchte, das Spielzeug zu nehmen, aber als er es wieder wegschleuderte, war klar, dass er die Arme nach Dylan ausstreckte.
Das Herz stockte in ihrer Brust. Es hörte tatsächlich einen Augenblick zu schlagen auf. Mason hatte seine Arme immer nur nach ihr ausgestreckt. Aber genügte nur ein Blick auf diesen schönen Fremden, damit er sofort die Hände ausstreckte, um sich in die Arme nehmen zu lassen?
Das musste in unserer Familie liegen.
Warte. Nein. Das war verrückt. Sie wollte nicht die Arme nach Dylan ausstrecken. Sie wollte nicht, dass der umwerfende Segelboot-Bauer sie in seine Arme zog, sie festhielt und nie mehr gehen ließ. Sie war nur müde und gestresst und überfordert, weil sie so lange schon niemanden mehr gehabt hatte, an den sie sich anlehnen konnte.
Außerdem machte es die Sache nicht besser, dass sie heute Morgen einen Artikel über ihren Ex – einen Promi aus Washington D.C. – im Internet gelesen hatte, dass es für ihn und seine Frau offenbar schwierig war, Kinder zu kriegen. Jetzt war es für sie dringender denn je, dass Dylan für den Artikel für die Zeitschrift kooperierte, den sie zu schreiben hoffte.
Vor eineinhalb Jahren hatte sie zum ersten Mal der Zeitschrift Sailing...




