E-Book, Deutsch, Band 26, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
Andre Herzbeben
1. Auflage 2021
ISBN: 978-1-950351-34-3
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Sullivans aus Maine 2
E-Book, Deutsch, Band 26, 400 Seiten
Reihe: Die Sullivans
ISBN: 978-1-950351-34-3
Verlag: Oak Press, LLC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit mehr als 9 Millionen verkauften Bücher gehören Bella Andres Romane, bekannt auch aus den Bestsellerlisten von New York Times und USA Today, zu den erfolgreichsten Bestsellern der Welt. Bereits zweimal wurden ihre als 'sinnliche, befreiende und berauschend romantische Liebesgeschichten' bekannten Bücher im Cosmopolitan unter der Rubrik 'Red Hot Reads' empfohlen; sie wurden in zehn Sprachen übersetzt. Bella schreibt auch 'zarte' moderne Liebesgeschichten unter dem Pseudonym Lucy Kevin.
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KAPITEL 2
Welcher Teufel hatte ihn da eigentlich gerade geritten?
Rory streckte die Hand aus, um Zara ihre leuchtend grüne Brille abzunehmen, aber obwohl er sie anstupsen musste, um den Bügel zwischen ihrer Wange und ihren Armen herauszuziehen, schnarchte sie einfach weiter.
Seit einem Jahr arbeiteten sie jetzt zusammen, aber er würde es nicht als eine Freundschaft bezeichnen. Im Gegenteil, an den meisten Tagen schafften sie es kaum, einen zivilisierten Umgangston zu wahren.
Beispiel: Er war in die Küche gekommen, um sich zu beschweren, dass sie schon wieder seinen Stellplatz besetzt hatte. Da Rory bereits am längsten von allen hier arbeitete, ging er davon aus, dass der Parkplatz vor seiner Werkstatttür ihm zustand. Außerdem musste er als Möbelschreiner in der Regel die schwersten Materialien und Gerätschaften rein und raus befördern.
Alle anderen hielten sich daran, aber Zara schien sich am wohlsten zu fühlen, wenn sie gegen diese Regel verstieß und ihm in die Quere kam.
Niemals hätte er damit gerechnet, dass er sie einmal morgens dabei antreffen würde, wie sie sich mit Schampus volllaufen ließ. Wenn jemand ihn aufgefordert hätte, Zara Mirren in einem Wort zu beschreiben, dann hätte er unkaputtbar gesagt.
Heute schien sie alles andere zu sein.
Allein schon die groben Fakten ihrer Geschichte waren schlimm genug. Er konnte sich nicht vorstellen, einem seiner Brüder die Freundin wegzuschnappen. Der Geschwisterkodex war eindeutig: Wenn er, Brandon, Turner oder Hudson eine Frau nur ansahen, dann war sie für die anderen Brüder tabu. Die Familie hatte Vorrang.
Zaras Stiefschwester empfand das offensichtlich nicht so. Sie hatte nicht nur keine Skrupel, mit Zaras Freund herumzumachen, nein, sie würde ihn sogar heiraten. Er vermutete, dass mancher jetzt vielleicht meinte, weil sie auf dem Weg zum Traualtar waren, habe am Ende die „wahre Liebe“ gesiegt und jedes Unrecht sei dadurch beseitigt. Aber Rory sah das ganz und gar nicht so.
Wenn überhaupt, dann machte das den Verrat für Zara nur noch schmerzhafter.
Deshalb hatte er sich spontan angeboten, sie zur Verlobungsfeier zu begleiten. Er musste nicht Zaras bester Freund sein, um es unerträglich zu finden, wenn seine Kollegin sich allein in ein solches Haifischbecken begeben müsste.
Er wollte ja nicht eingebildet sein, aber man hatte ihm mehr als einmal gesagt, dass er durchaus eine gute Figur abgeben konnte. Und es würde nicht schaden, Zaras Exfreund ein bisschen eifersüchtig zu machen, nach allem, was dieser Idiot Zara hatte erleiden lassen: Nicht nur, dass er fremdgegangen war, sondern auch noch mit ihrer Stiefschwester!
Wenn irgendein Typ einer von Rorys Schwestern so etwas angetan hätte …
Am Henkel der Kaffeetasse ballte sich seine Hand zur Faust. Niemand hatte es verdient, wie Dreck behandelt zu werden.
Selbst wenn Zara fürchterlich nervte.
Und schnarchte wie ein Staubsauger.
Auf dem Parkplatz wurde eine Autotür zugeschlagen und die anderen Kunsthandwerker, die sich in der Lagerhalle eingemietet hatten, trudelten langsam ein. Rory war zwar nicht Zaras bester Freund, aber kannte sie doch so weit, dass er wusste, es wäre ihr unerträglich, wenn jemand anders hier sie so sehen würde. Sie wirkte nicht nur unkaputtbar, sie war auch unheimlich stolz.
Außerdem würde er es sich nie verzeihen, wenn ihr im volltrunkenen Zustand etwas zustieß. Besonders nach dem, was letztes Jahr mit Chelsea passiert war …
Er zwang den Gedanken zurück in die dunklen Tiefen seiner Seele, legte Zara seine Hand auf die Schulter und stieß sie sanft an. „Hey, du Schlafmütze. Ich bringe dich wohl am besten nach Hause, damit du deinen Rausch im Bett ausschlafen kannst.“
Sie öffnete ein Auge. „Ich wusste schon immer, dass du mir an die Wäsche willst.“
Sie lallte so undeutlich, dass er ihre Worte fast nicht verstehen konnte. Auch sein Lachen konnte er nicht zurückhalten. „Träum weiter.“
„Ich war am Träumen“, murrte sie, „bis du mich aufgeweckt hast.“
Bei der Vorstellung, dass er ihr an die Wäsche wollte, musste er immer noch lachen. Dass es ihn angetörnt hatte, als sie sich den Schampus von den Fingern leckte, führte er nicht auf Zaras Lecken, sondern auf sein Jahr der Enthaltsamkeit zurück. Er legte sich einen ihrer Arme um die Schultern, schob seinen Arm um ihre Taille und hob sie in den Stand.
„Wo wohnst du?“, fragte er.
„Geht dich nichts an.“
Obwohl sie nur halb bei Bewusstsein war, war sie wirklich nervtötend. Ehrlich gesagt, war es ziemlich beeindruckend.
„Dann eben zu mir“, sagte er.
Er erwartete entsetzten Protest, aber jetzt war sie endgültig weggetreten. Er schob ihre Brille in seine Tasche und hob sie dann in seine Arme, um sie zu seinem Truck zu tragen, bevor jemand sie sehen konnte.
Glücklicherweise wachte sie gerade so weit auf, dass er sie leichter auf den Beifahrersitz heben und anschnallen konnte. Aber bereits, als er rückwärts aus der Parklücke fuhr, lag sie ganz gegen ihn gelehnt. Da er nicht riskieren wollte, dass sie in den Fußraum abrutschte, legte er seinen Arm um sie und hielt sie auf der Fahrt zu sich nach Hause fest.
In einer Million Jahren hätte er so etwas nicht kommen sehen. Zara trank normalerweise nicht viel, das hatte er bei mehreren Veranstaltungen in ihrem Co-Working Space bemerkt. Deswegen war ihm heute Morgen klar gewesen, dass etwas nicht stimmte. Hätte Zara wirklich etwas feiern wollen, hätte sie viel eher seine Schwester Cassie gebeten, ihr das Fruchtgelee-Konfekt mitzubringen, das sie so gern mochte. Seine Schwester konnte mit Zucker wahre Wunder vollbringen. Aber noch nicht einmal er mochte Fruchtgelee-Ecken. Nur so jemand komisches wie Zara konnte ein ebenso komisches Konfekt mögen.
Rorys Haus lag am Ufer, es war ein Leuchtturm, der so heruntergekommen war, dass der Staat Maine ihn fast abgerissen hätte. Letztes Jahr hatte sein Bruder Brandon diesen beim allwöchentlichen Familienessen am Freitagabend erwähnt und Rory hatte sofort gewusst, dass er ihn kaufen musste. Er brauchte einen Ort, an dem er allein sein konnte und wo keine besorgten Nachbarn vorbeikämen, um nach dem Rechten zu sehen, wenn er einmal stundenlang in dem hohen Turm stand und auf die raue, stürmische See starrte.
Seitdem er hier eingezogen war, hatte er in seiner Freizeit die Wohnräume renoviert. Obwohl er noch nicht fertig war, war er mit Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Bad schon ziemlich weit gekommen. Er hatte auch alles getan, was notwendig war, um den Leuchtturm wieder voll funktionsfähig zu machen – einschließlich der Teilnahme an einer staatlichen Leuchtturmwärterschulung – und wenn ein starker Sturm aufkam, stand er im Turm Wache, so wie es ein echter Leuchtturmwärter getan hätte.
Rory war in Bar Harbor aufgewachsen und hatte sich dort immer wohlgefühlt. Obwohl er nach der Universität viel gereist war, hatte er immer vorgehabt, in die Kleinstadt im Norden des Bundesstaates Maine zurückzukommen. Hier war seine Familie, hier waren seine Freunde, und auch die Wälder und das Meer, von denen er sich beim Möbelbauen inspirieren ließ, waren hier.
Zara wachte auf, als er sie aus dem Truck hob. „Warum trägst du mich?“
„Das macht ein Ritter in glänzender Rüstung nun einmal so.“ Auch wenn sie heute Morgen durch die Hölle ging, konnte er nicht widerstehen, sie zu necken.
Er meinte gesehen zu haben, dass sie ihre Mundwinkel leicht nach oben zog, bevor sie ihr Gesicht an seiner Brust verbarg. „Du riechst gut.“ Sie atmete so laut ein, dass er es hören konnte. „Ich wünschte, das würdest du nicht.“ Und dann schlief sie wieder ein.
Sie roch auch gut. Ein wenig nach dem Prosecco, der auf sie getropft war, aber vor allem nach Shampoo mit Lavendelduft.
Wieder sagte er sich, dass er sich nur von ihr angezogen fühlte, weil er ein langes, kaltes Jahr ohne weibliche Gesellschaft hinter sich hatte. Ohne Sex und ohne Rendezvous. Seit der schrecklichen Nacht von Chelseas Unfall.
Er wusste, dass seine Familie immer noch besorgt war um ihn, obwohl keiner von ihnen in den letzten Monaten etwas gesagt hatte. Sie brauchten ihre Sorgen gar nicht laut zu äußern, ihre Blicke sprachen bereits Bände.
Während er sein Haus betrat, überlegte er sich, dass Zara ihren Rausch sicherlich bequemer in einem Bett ausschlafen könnte. Allerdings sollte sie sich aber beim Aufwachen keine Gedanken machen müssen, ob zwischen ihnen irgendetwas vorgefallen war. Natürlich würde eher ein Blitz aus heiterem Himmel in sein Dach einschlagen, als dass sie jemals miteinander schlafen würden. Aber ihm war schon klar, dass sie Zweifel bekommen könnte, falls sie in seinem Bett aufwachte.
Also legte er sie auf die Ledercouch, stützte ihren Kopf mit zwei Kissen ab und deckte sie mit einer Decke zu, die er von der Textilkünstlerin in ihrem Coworking-Gebäude gekauft hatte. Die Hälfte seines Hausrats kam von Kunsthandwerkern aus Bar Harbor. Er war dankbar für die Unterstützung, die er hier am Ort von Anfang an erhalten hatte, und war froh, sich bei der Handwerkergemeinde revanchieren zu können, zumal sie alle äußerst talentiert waren.
Zara war eine der talentiertesten unter ihnen. Rory brauchte keine Brille, aber die Brillengestelle, die sie entwarf und herstellte, gefielen ihm so sehr, dass er sich manchmal wünschte, er hätte eine. Er hatte bereits mehrere für seine Cousins und Cousinen an der Westküste gekauft, und er hatte sich gefreut, als sie ihnen so gut gefielen, dass sie sie an ihre Freunde weiterempfahlen, die dann auf Zaras Online-Portal selbst welche bestellt hatten.
Rory wusste,...




