E-Book, Deutsch, Band 0014, 144 Seiten
Reihe: Julia
Anderson Schenk mir einen Traum
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-192-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0014, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86494-192-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Dieser Mann wird immer ein Playboy bleiben!' Was als Warnung gemeint ist, kommt der schönen Cheerleaderin Roxie gerade recht. Denn sie will keine feste Beziehung. Sie will nur eins: endlich Sex, und zwar richtig guten Sex. Und wenn der attraktive Arzt Gabe Hollingsworth angeblich so gut im Bett ist, scheint er genau der Richtige für sie zu sein! Doch kaum hat Roxie die heiß ersehnte Liebesnacht mit Gabe verbracht, spürt sie plötzlich eine ungeahnte Sehnsucht. Aber wenn sie zulässt, dass sie von mehr als einem kleinen erotischen Abenteuer träumt, ist sie verloren, oder?
Natalie Anderson nahm die endgültigen Korrekturen ihres ersten Buches ans Bett gefesselt im Krankenhaus vor. Direkt nach einem Notfall-Kaiserschnitt, bei dem gesunde Zwillinge das Licht der Welt erblickten, brachte ihr ihr Ehemann die E-Mail von ihrem Redakteur. Dem Verleger gefielen ihre früheren Korrekturen und da es gerade einen Mangel an guten Manuskripten gab, musste sie ihre Verbesserungen innerhalb von einer Woche anfertigen. Trotz dieses knappen Zeitfensters hatte ich längst angebissen. Unter starken Schmerzmitteln und ohne den ständigen Kontakt zu meinen frisch geborenen Zwillingen schaffte ich die Revisionen rechtzeitig, sagt sie. Auch ihr Ehemann dachte, dass es eine gute Idee sei, die Sache anzugehen. Darum brachte er ihr den Laptop seines Bruders und Natalie machte sich an die Arbeit. Sie verschickte die Revisionen am Freitag. Am Montag war sie bereits wieder Zuhause und bekam endlich den heiß ersehnten Anruf: Wir wollen ihr Buch kaufen. Ernsthaft schreibt Natalie nun schon seit einigen Jahren. Aber seit sie damit angefangen hat, schreibt sie jede Nacht, nachdem ihre zwei Kinder, und jetzt auch noch ihre Zwillinge, ins Bett gegangen sind. Für ihre Romane hofft sie in der Zukunft auf weitere gute Neuigkeiten und auf eine längere Abgabefrist.
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1. KAPITEL
Dr. Gabe Hollingsworth studierte finster den Aufkleber auf dem Wagen vor ihm. Die schnittigen silbernen Schemen erinnerten ihn daran, dass sich morgen die neuen Cheerleader vorstellten. Das halbe Team würde aufkreuzen, um die möglichen Neuzugänge zu begutachten. Doch während die Spieler die Tänzerinnen als willkommene Abwechslung betrachteten, fürchtete Gabe die hübschen Mädchen mit ihren glänzenden Augen, den aufreizenden Posen, der gnadenlosen Koketterie. Offiziell mochten sie das beste Rugby-Team des Landes anfeuern, doch sie hatten schon mehr als einen Mann Kopf und Kragen gekostet. Ihn eingeschlossen. Beim Vortanzen morgen würde er also Lichtjahre vom Stadion entfernt sein.
Er nahm die nächste Abzweigung links, und das Auto mit dem silbernen Aufkleber verschwand aus seinem Blickfeld. Erleichtert wandte er sich dem Grundstück am Rande des Parks zu. Seine Neugier war zur lieben Gewohnheit geworden. Deshalb bemerkte er sofort das „Zu vermieten“-Schild mit der handgeschriebenen Telefonnummer, das am Vormittag noch nicht dort gestanden hatte. Gabe hielt an und wollte schon in der Tasche nach seinem Handy greifen, doch dann ließ er die Hand sinken. Warum ging er nicht einfach hinein und erkundigte sich persönlich?
Dazu musste er allerdings erst einmal den Eingang finden.
Am Straßenrand stand eine baufällige Garage, der Garten war wild überwuchert. Er ging die zwei Meter hohe, undurchdringliche Dornenhecke entlang, spähte hinter das Schild, das an dem rostigen Briefkasten lehnte, und meinte, einen schmalen Pfad im Gebüsch zu erkennen. Als die knorrigen Äste seine nackten Arme zerkratzten, verzog er schmerzhaft das Gesicht. Wahrscheinlich versteckte sich eine morsche Villa hinter der Hecke, um dessen Schicksal Umweltaktivisten und Immobilienhaie rangen. Die einen wollten das Grundstück an den Park anschließen, die anderen Wohn- oder Büroblöcke aus dem Boden stampfen.
Doch die dornige grüne Festung reizte ihn, ebenso wie die Vorstellung eines solchen Verstecks mitten in der Stadt, vor allem, nachdem seine letzte Affäre sich als verhängnisvolle Affäre entpuppt hatte. Keine enttäuschte Geliebte würde ihm hier zu Leibe rücken. Eine eitle Frau wie Diana würde nie riskieren, sich ihre Haut oder ihre Nägel zu verschandeln. Er selbst schaffte es ja kaum durch dieses Gestrüpp, blieb ständig mit Haaren und Kleidung hängen. Der Widerstand machte ihn umso entschlossener. Er brach Äste entzwei und stolperte über den unebenen Boden, bis er plötzlich im Freien stand und in die Abendsonne blinzelte.
Er richtete sich auf, und was er sah, ließ ihn die unzähligen Kratzer auf seiner Haut vergessen. Es war alles andere als eine baufällige Ruine.
Roxie musste nur noch das Bad im Erdgeschoss putzen, dann war das Haus bereit für seine neuen Mieter. Sie nahm die Spraydose mit übel riechendem Desinfektionsmittel zur Hand, drehte das Heißwasser auf und stieg in die Duschkabine. Dass sie nass wurde, störte sie nicht, denn danach würde sie in ihre kleine Einzimmerwohnung hinaufgehen, duschen und nur noch ins Bett fallen.
Sie bückte sich, um die Ecken zu erreichen, zielte mit dem Wasserstrahl und schrubbte die Wände. Den ganzen Tag hatte sie geputzt und in den Pausen ihre Nummern geübt, um nicht darüber nachdenken zu müssen, wie verloren das Haus ohne Möbel aussah. Es würde nie wieder so sein wie früher, aber es würde immer ihr Zuhause bleiben. Es war alles, was ihr geblieben war.
Sie schnaubte verächtlich über die eigene Sentimentalität und sprühte wie verrückt, um die melancholischen Gedanken zu vertreiben. Die Dusche war eigentlich sauber, war seit Monaten nicht benutzt worden, doch für die zukünftigen Mieter sollte alles makellos sein, damit sie sich verpflichtet fühlten, das Haus in genau diesem Zustand zu erhalten. Denn so wenig ihr das gefiel, sie brauchte Mieter. Brauchte Geld, um endlich ihr Leben zu leben.
Ihre Augen brannten, während sie weiterschrubbte. Nicht von Tränen, die waren längst versiegt. Nein, es lag an den scharfen Dämpfen des Reinigungsmittels, die ihr die Sinne schwinden ließen. Obwohl sie mit angehaltenem Atem putzte, fühlte sie sich benebelt.
Sie schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben, versuchte den Schaum mit dem Wasserstrahl fortzuspülen. Doch die Dämpfe wurden immer überwältigender. Inmitten von Schaum und Dunst und Gestank konnte sie kaum noch sehen. Und hören konnte sie auch nicht mehr richtig, denn sie meinte durch das Rauschen des Wassers jemanden rufen zu hören. Dabei gab es niemanden mehr, der sie rief.
Noch immer mit angehaltenem Atem stolperte sie aus der Wanne, ohne das Wasser abzustellen, um ein Fenster zu öffnen.
„Alles okay?“
Roxie erschrak, atmete eine Wolke chemischer Dämpfe ein und schrie wie am Spieß. Die beste Methode, um eine drohende Ohnmacht abzuwenden. Adrenalin durchströmte ihren Körper und versetzte Gehirn und Muskeln in Alarmbereitschaft. Nur sehen konnte sie immer noch nichts. Sie bereute, dass sie das Putzmittel in der Dusche gelassen hatte. Es hätte ihr als eine Art Selbstverteidigungsspray dienen können. Stattdessen war sie selbst vorübergehend erblindet. Sie wusste nur, dass ein Mann, den sie kaum erkennen konnte, mit ihr im Raum war.
„Hey!“, übertönte er ihr Kreischen. „Beruhigen Sie sich. Ich tue Ihnen nichts.“
Sie verstummte. Auch das Wasserrauschen erstarb. Roxie versuchte, etwas zu erkennen, doch sie musste vor Schmerz die Augen zusammenkneifen. „Wer sind Sie?“, krächzte sie heiser.
„Haben Sie dieses Zeug ins Auge bekommen?“
Roxies Panik legte sich, als sie die ruhige, Respekt einflößende Stimme hörte. „Ich fürchte, das Spray hat sich mit dem Wasserdampf vermischt“, stieß sie hervor.
„Es ist ein Wunder, dass Sie nicht das Bewusstsein verloren haben. Kommen Sie.“ Er fasste sie am Oberarm und führte sie zwei Schritte weiter. „Setzen Sie sich.“ Er drückte sie auf den Badewannenrand.
Sie blinzelte verzweifelt. Dann hörte sie, wie der Wasserhahn aufgedreht wurde, spürte den Luftzug, als der Mann das Fenster geöffnet hatte. Doch so sehr sie auch blinzelte, das Brennen in ihren Augen ließ nicht nach. Durch den Schmerz sah sie verschwommen eine große Gestalt, viel zu nah. „Wer sind Sie?“
„Gabe Hollingsworth. Ich habe das Schild gesehen und bin einfach so hineingegangen“, erwiderte er mit derselben ruhigen Stimme, doch jetzt klang es, als ob er lächelte. „Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.“
Niemand ging „einfach so“ hinein. Dafür sorgte die Hecke. Die meisten Leute hielten das Grundstück für einen Teil des Parks, die Villa für das ehemalige, unbewohnte Haus des Gärtners oder so. Sie selbst kam durch die Garage herein, aber die war abgeschlossen. Deshalb war sie nicht sicher, ob sie ihm glauben sollte. War er über den Zaun geklettert, um etwas zu stehlen oder Schlimmeres? Doch wenn er ein Serienmörder oder Sexualstraftäter war, würde er ihr dann helfen?
„Ihre Augen sind ganz rot.“ Er schien aufrichtig besorgt. Und zugleich belustigt.
„Was Sie nicht sagen.“ Sie konnte die Augen nicht offen halten, so sehr schmerzten sie. Mit kalten Fingern umfasste sie den Badewannenrand und versuchte, sich zu beruhigen. Dieser Typ klang nicht wie ein Serienkiller.
„Wir müssen sie ausspülen.“
Wir mussten gar nichts. „Es geht mir gut. Ich bin gleich wieder fit.“
„Nein, wir müssen die Augen auswaschen. Keine Sorge, ich bin Arzt.“
Sie schnaubte spöttisch. Zwar mochte er kein Serienkiller sein, doch mit Sicherheit auch kein Augenarzt.
„Nein, ehrlich, ich bin Arzt.“ Er konnte Gedanken lesen. „Legen Sie sich das für einen Moment über die Augen.“
Er hielt ihr einen nassen, kalten Waschlappen vors Gesicht. Wieder hörte sie den Wasserhahn.
„Abnehmen.“ Als traute er ihr nicht zu, seinen Anweisungen zu folgen, legte er eine warme Hand an ihre Wange und nahm den Waschlappen ab. Dann neigte er ihr Gesicht zur Seite und dann zur anderen, während er vorsichtig kaltes, sauberes Wasser über jedes Auge goss.
„Versuchen Sie, die Augen offen zu halten“, murmelte er. „Das wird helfen.“
Seine Stimme war ganz nah an ihrem Ohr. Roxies Herz klopfte. Seit fast einem Jahr war sie niemandem mehr so nah gewesen, und das letzte Mal hatte sie den Arzt gespielt. Das hier war anders. Das hier …
„Besser?“, murmelte er, wieder viel zu nah.
Gänsehaut prickelte über ihren Körper, während sie ein Schaudern unterdrückte. Nicht, dass ihr kalt war. Tatsächlich hatte sie plötzlich das Gefühl zu verbrennen. Und plötzlich fiel ihr auch ein, dass sie nur alte Lycra-Shorts trug und ein ärmelloses Trikot. Keinen BH. Und Wasser lief ihr vom Gesicht auf die Brust. „Ich werde ganz nass.“ Sie wollte zurückweichen.
„Nicht nasser, als Sie schon waren“, widersprach es, diesmal etwas schroffer.
„Ich komme ab jetzt allein zurecht, vielen Dank.“ Sie befreite ihr Kinn aus seinem Griff.
Das Brennen hatte tatsächlich nachgelassen. Vorsichtig schlug sie die Augen auf, um sich den Mann anzusehen, der vor ihr kniete – und blinzelte noch heftiger als zuvor. Litt sie an Halluzinationen? Aber nein, sie spürte seine Berührung, sie hörte seine Stimme, sah, wie er sich zu voller Größe aufrichtete.
Mindestens ein Meter dreiundachtzig, dunkles Haar und noch dunklere Augen, mit denen er sie beunruhigend intensiv betrachtete. Nur am Rande nahm sie die blaue Jeans, das rote...