E-Book, Deutsch, 348 Seiten
Ameln-Haffke Emotionsbasierte Kunsttherapie
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8409-2396-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Methoden zur Förderung emotionaler Kompetenzen
E-Book, Deutsch, 348 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2396-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Probleme bei der Emotionswahrnehmung und bei der Emotionsregulation spielen bei zahlreichen Störungen eine Rolle. Eine gering ausgeprägte emotionale Kompetenz beeinflusst u.a. die Kommunikations-, Beziehungs-, Konflikt- und Empathiefähigkeit. Störungen der Emotionsregulation können die Stressverarbeitung, Selbstwirksamkeitserfahrungen und die seelische Gesundheit beeinträchtigen. Entsprechend wird die Arbeit mit Emotionen in zahlreichen Therapieansätzen in den Fokus gerückt.
Das Buch diskutiert zunächst die theoretischen und kunsttherapeutischen Grundlagen der Arbeit mit Emotionen. Ausführlich wird dann eine Vielzahl von kunsttherapeutischen Methoden zur emotionsbasierten Wahrnehmungsförderung, Ausdrucks- und Kreativitätsförderung sowie zur Förderung von Kommunikationskompetenzen beschrieben. Die Kunst ist der Stimulus für emotionales Erleben. Die Methoden sind nach verschiedenen Themenfeldern übersichtlich geordnet und werden nach einem einheitlichen Schema dargestellt, so dass Therapeuten schnell die geeignete Methode auswählen und in der klinischen Praxis problemlos umsetzen können. Im letzten Teil des Buches wird ein Trainingsprogramm zur Förderung emotionaler Kompetenzen durch Kunst (FeKK) vorgestellt. Die Durchführung der 12 Module wird anwenderorientiert beschrieben. Das dazu notwendige Material liegt auf der beiliegenden CD-ROM zum Ausdrucken bereit. Kunsttherapeuten finden in diesem Band zahlreiche Anregungen zur Förderung emotionaler Kompetenz mittels Kunst.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Emotionsbasierte Kunsttherapie;1
1.1;Geleitwort;7
1.2;Inhaltsverzeichnis;9
2;Einleitung;13
3;1Emotionen – Allgemeine theoretische Grundlagen;19
3.1;1.1Emotionen und Psychologie;19
3.2;1.2Emotionen und Psychotherapie;28
3.3;1.3Emotionen und Neuropsychotherapie;34
3.4;1.4Emotionen und Programme zur Förderung und zum Training emotionaler Kompetenzen;36
4;2Emotionen – Kunsttherapeutische theoretische Grundlagen;43
4.1;2.1Emotionen und Kunsttherapie;43
4.2;2.2Trainingsprogramm: Förderung emotionaler Kompetenzen durch Kunst;53
5;3Emotionsbasierte Wahrnehmungsförderung;64
6;4Emotionsbasierte Ausdrucks- und Kreativitätsförderung;78
6.1;4.1Methoden Bilder (zweidimensional): Flächiges Gestalten;85
6.2;4.2Methoden Plastiken/Skulpturen (dreidimensional): Räumliches Gestalten;125
6.3;4.3Methoden Szenisches Spiel;139
6.4;4.4Methoden weiterer künstlerisch-kreativer Ansätze;148
7;5Emotionsbasierte Förderung von Kommunikationskompetenz;173
7.1;5.1Methoden Themenfeld „Biografie“;177
7.2;5.2Methoden Themenfeld „Selbstbild“;188
7.3;5.3Methoden Themenfeld „Persönliche Entwicklung“;213
7.4;5.4Methoden Themenfeld „Beziehungsgestaltung“;220
7.5;5.5Methoden Themenfeld „Lebenssinn und Spiritualität“;226
7.6;5.6Methoden Themenfeld „Kreative Weltaneignung“;235
8;6Hinweise für die Durchführung emotionsbasierter Kunsttherapie;244
8.1;6.1Therapeutische Rahmengestaltung;244
8.2;6.2Therapeutische Beziehungsgestaltung;245
8.3;6.3Therapeutische Gesprächsgestaltung;247
9;7Vorbereitung des Trainingsprogrammes FeKK;253
9.1;7.1Rollenverständnis des Trainers;253
9.2;7.2Räumlichkeiten;254
9.3;7.3Vorbesprechung zur Einstimmung des/der Klienten;254
10;8Materialien des Trainingsprogrammes FeKK;255
10.1;8.1Material für die Hand des Trainers;255
10.2;8.2Material für die Hand des Klienten;257
11;9Die Phasen des Trainingsprogrammes FeKK;259
11.1;9.1Eröffnungsphase;259
11.2;9.2Entspannungsphase;259
11.3;9.3Kernphase;259
11.4;9.4Abschiedsphase und Hausaufgabenstellung;267
12;10Kurzüberblick über das Trainingsprogramm FeKK;268
13;11Die zwölf Module des Trainingsprogrammes FeKK;275
13.1;11.1Modul 1 – Thema „Baum“;276
13.2;11.2Modul 2 – Thema „Haus“;277
13.3;11.3Modul 3 – Thema „Weg“;278
13.4;11.4Modul 4 – Thema „Familie“;279
13.5;11.5Modul 5 – Thema „Tiere“ (Fische);280
13.6;11.6Modul 6 – Thema „In der Natur“ (Draußen);282
13.7;11.7Modul 7 – Thema „Bewegung“ (Körper);283
13.8;11.8Modul 8 – Thema „Fliegen“ (Überblick);284
13.9;11.9Modul 9 – Thema „Spiritualität“;285
13.10;11.10Modul 10 – Thema „Hausinneres“ (Zimmer);286
13.11;11.11Modul 11 – Thema „Muster“;287
13.12;11.12Modul 12 – Thema „Mandala“;288
14;12Erfassung von Veränderungen im Verlauf des Trainingsprogrammes FeKK;289
15;Literatur;295
16;Übersicht über die Materialien auf der CD-ROM;309
17;Verzeichnis der Methoden;311
18;Sachregister;320
19;Gemälde fu?r das FeKK-Trainingsprogramm;327
20;CD-ROM;351
1 Emotionen – Allgemeine theoretische Grundlagen (S. 17-18)
Das erste Kapitel beschäftigt sich zunächst mit den theoretischen Grundlagen in Bezug auf Emotionen. Eine Gegenstandsbeschreibung von Emotionen liefert z. B. die Emotionspsychologie, die Theorien erörtert, Systeme erklärt und Anwendungsfelder beschreibt. Die im weiteren Verlauf zu fokussierenden Methoden emotionsbasierter Kunsttherapie erfordern nicht nur die Betrachtung von Konzepten, Strategien, Zielen sowie Anwendungsbereichen der Psychotherapie von Emotionen, sondern andererseits auch die Analyse von Trainingsansätzen zur Emotionalen Kompetenz.
1.1 Emotionen und Psychologie
Emotionen zu erklären ist nicht leicht, es scheint einfacher, wenn verwandte Begriffe aus dem Umfeld gegeneinander abgegrenzt und erläutert werden (vgl. Otto, Euler & Mandl, 2000, S. 11). Affekt, Empfindung, Erlebnistönung, Gefühl, Gefühlszustand, Gefühlseinstellung, Gemütsbewegung, Stimmung sind in ihrer Bedeutung verwandt, jeder Begriff hat spezifische Ausdrucksformen.
In der zugrunde liegenden Literatur existiert keine exakte Definition, es wird mehr oder minder das Fehlen einer Arbeitsdefinition beklagt (vgl. Meyer, Schützwohl & Reisenzein, 1997, S. 22 f.; Otto, Euler & Mandl, 2000, S. 11 ff.; Ulich & Mayring, 1992). Die Umschreibungen sind vielfältig: Es geht u. a. um die „Vorkommnisse von Emotionen“, um „Merkmale“, „Qualität und Intensität“, „Objektgerichtetheit“, „Erlebensaspekt“, „Verhaltensaspekt“ (vgl. Meyer, Schützwohl & Reisenzein, 1997) und mehr. Nach Ulich und Mayring (1992) sind …
(…) Emotionen … leib-seelische Zuständlichkeiten einer Person, an denen sich (…) je nach Betrachtungsebene verschiedene Aspekte oder Komponenten unterscheiden lassen: eine subjektive Erlebniskomponente, eine neuro-physiologische Erregungskomponente, eine kognitive Bewertungskomponente und eine interpersonale Ausdrucks- und Mitteilungskomponente. (S. 35)
Angelehnt an ausgewählte Arbeitsdefinitionen von Emotion (vgl. Otto, Euler & Mandl, 2000) könnte man vereinfacht definieren, dass …
… innerhalb eines komplexen Interaktionsgefüges, in das subjektive und objektive Faktoren einfließen, in dem affektive Erfahrungen und kognitive Prozesse eine Rolle spielen und Anpassungen an erregungsauslösende Bedingungen geschehen, Emotionen in einem Individuum erwachsen, die zu Reaktionen und Handlungen führen. Dieses emotionale Geschehen findet innerhalb einer zeitlichen Begrenzung statt, ist mehr oder weniger bewusst und wird begleitet durch Handlungen und/oder körperliche Ereignisse. (S. 14 ff.)
1.1.1 Theoretische Ansätze
Ausgewählte theoretische Ansätze und einzelne Aspekte werden nachfolgend übersichtsartig behandelt (vgl. Otto, Euler & Mandl, 2000, S. 45–188):
–– Evolutionstheoretische Ansätze: Euler (2000, S. 45 ff.) führt innerhalb der Darstellung der evolutionstheoretischen Ansätze u. a. Paul Ekman an, der mit der neuro-kulturellen Theorie des mimischen Ausdrucks von Emotionen Basisemotionen (Freude, Ärger, Traurigkeit, Ekel, Furcht, Überraschung) kulturuniversal bestimmte. Bis heute ist dieser Ansatz vielbeachtet und durch viele Veröffentlichungen vertieft worden, trotz vieler methodischer Einwände.
–– Psychoanalytische und entwicklungspsychologische Ansätze: Sigmund Freuds dominierende Begriffe der Psychoanalyse sind der Trieb, das Unbewusste und der Konflikt. Emotionen spielen nur insofern eine Rolle, dass der psychotherapeutische Ansatz „das Sprechen über Gefühle als eine Methode sozialer Hilfe professionalisiert hat“ (Kruse, 2000, S. 64). Die Konzeptionen der „Traumatherapie“ oder „Kathartischen Theorie“ erörtern das Phänomen der Hysterie, an dessen Entstehung Emotionen wie Schreck, Ekel und Angst beteiligt sind (vgl. ebd., S. 65). Die „Traumdeutung“ (1900/1989) beschreibt dagegen neben Triebregungen Affekte. Angst ist eine jener Triebfedern, die auch eine biologische Notwendigkeit zum Überleben darstellt (vgl. Kruse, 2000, S. 66). Die empirische Säuglings- und Emotionsforschung knüpft an Freud an (ebd., S. 68 f., führt hier die Forscher Spitz und Stern an), belegt aber neben der phylogenetischen eine entwicklungsbedingte und auf Anregungsmustern, Prägungen und Lernerfahrungen beruhende Formierung von Emotionen. Die Bindungstheorie von Bowlby fügt eine weitere Objektbeziehungstheorie hinzu. Gefühle wie Kummer, Trauer, Furcht, Ärger und Freude bestimmen die Bindungsentwicklung mit (ebd., S. 69) und zielen auf die emotionale Beziehung zu einer Bindungsperson ab.
–– Kognitionstheoretische Ansätze: Kognitive Prozesse begleiten Wahrnehmung, Erinnerung, Imagination, Sprechen und Denken und gehen Emotionen voraus, verlaufen parallel oder treten in Folge von Emotionen auf. Sowohl Emotionen sind Ergebnis kognitiver Bewertung, als auch kognitive Bewertungen Folgen von Emotionen. Im Zusammenspiel von Kognition, Emotion und Motivation wird laut Mandl und Reiserer (2000, S. 100) menschliches Verhalten „realitätsnah“ erfahrbar.
–– Attributionstheoretische Ansätze: Viele Emotionen hängen von Bewertungen und Interpretationen ab. Die Einschätzungen werden zudem beeinflusst von der Gestimmtheit und z. B. dem physiologischen Erregungsmuster. Der Prozess der Entstehung einer Emotion entspricht einem sequenziellen kognitiven Interpretationsprozess, „in dem zunehmend komplexere Kognitionen (Einschätzungen) zunehmend komplexere Emotionen bestimmen“ (Meyer, Schützwohl & Reisenzein, 1997, S. 169 f. zitieren Weiner, 1986).
Zusammenfassend geht Weiner also davon aus, dass unser Fühlen von unserem Denken (speziell den Bewertungen und kausalen Zuschreibungen eines Ereignisses) abhängt. Und er nimmt weiterhin an, dass sich unsere Gefühle auf unser Handeln auswirken. Diese Sequenz von Denken – Fühlen – Handeln ist jedoch nicht einseitig gerichtet; vielmehr kann jede einzelne der drei Komponenten die jeweils anderen beeinflussen. (Weiner, S. 172; vgl. Abb. 1)
–– Neuropsychologischer Ansatz: Die Neuropsychologie der Emotionen ist ein relativer junger Ansatz, der innerhalb der bisherigen Theorien der Emotionspsychologie nicht in einem Atemzug mit genannt wird, ihm kommt eine Sonderberücksichtigung zu (vgl. Brandstätter & Otto, 2009. Die Herausgeber widmen ihm ein eigenes Kapitel neben der Neurochemie und der physiologischen Emotionsspezifität unter „Physiologie und neurochemische Grundlagen“).