Buch, Deutsch, Band 4, 208 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 235 g
Reihe: Caracol Prosa
Roman
Buch, Deutsch, Band 4, 208 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 235 g
Reihe: Caracol Prosa
ISBN: 978-3-907296-06-6
Verlag: Caracol Verlag der Autorinnen & Autoren
In ihrem zweiten Roman bringt Silke Amberg drei Personen zusammen, die abwechselnd, aus verschiedenen Perspektiven, durch die Geschichte führen: Fabienne, Mario und Hanna.
Fabienne, Redaktorin bei einem Lehrmittelverlag in Cambridge, erwartet ihr erstes Kind. Ihr Partner Mario, als Filmemacher freier Mitarbeiter beim WDR in Köln, soll rechtzeitig vor der Geburt zu ihr nach England ziehen. Im Moment, da die beiden zur Familie werden, kippt das Gleichgewicht ihrer Fernbeziehung, denn Mario sieht sich gezwungen, seine Heimat, seinen Job und seine Freunde zu verlassen. Fabienne ist schockiert, als ihr eine Freundin am Telefon berichtet, sie habe Mario mit einer jungen Frau gesehen. Hat er eine Geliebte? Fabienne kann das kaum glauben, aber die Eifersucht peinigt sie. Auch Hanna, die dritte Stimme in diesem raffiniert konstruierten Roman, hat private Probleme und kämpft mit Zweifeln.
In einer emotionalen, oft beinahe atemlos wirkenden Sprache zeigt Silke Amberg das aufgewühlte Seelenleben ihrer Figuren. Drei Menschen, die einander suchen, zusammen- und voneinander abprallen wie Billardkugeln.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Fabienne, 12. Mai, Dienstagabend
Fabienne saß immer noch auf dem Mäuerchen ihres Vorgartens. Lange war ein Bild nach dem anderen durch ihren Kopf gerast. Mario mit einer anderen Frau, die natürlich an Schönheit, Intelligenz und Jugend von niemandem übertroffen werden konnte.
Dann wieder Mario mit ihr. Erinnerungen an Streitigkeiten der letzten Monate. An all die Probleme einer Fernbeziehung. All das hatte in ihr getobt.
Dann hatte das wilde Wüten plötzlich geendet, alle Bewegung in ihr war erstarrt. Und es blieb nichts weiter als Leere, in der ein stummer Schrei verhallte. Dieses Nichts war weitaus erschreckender als die Fülle an Fantasien, die sie zuvor fast erschlagen hatte.
Lange saß sie in sich zusammengesunken auf dem Mäuerchen. Doch dann setzte sie sich gerade hin, schaute entschlossen auf die Haustür. […]
Hanna, 7. Mai, Donnerstag
Den ganzen Nachmittag rotierte Hanna. Endlich kam die Mutter. Hanna platzte sofort mit ihrer Frage heraus. «Hast du Briefe abgefangen? Von Mario?»
Die Mutter wurde weiß und schwankte. Schaute auf den Teppich. Es gab eine lange Pause. Dann sagte sie: «Ja. Aber du solltest mir dankbar sein dafür.»
«Dankbar?»
Hannas Stimme überschlug sich. Sie hob Marios Brief hoch, ihren kostbaren Schatz. Dann drehte sie sich einfach weg, ging in ihr Zimmer. Mit der Hand an der Klinke wendete sie sich kurz um.
«Du wirst uns nicht weiter im Weg stehen.»
Sie ging in ihr Zimmer. Schloss ab.
In diesem Moment trennte sich Hanna von ihrer Mutter.
Sie ignorierte ihr Klopfen. Ihr Rufen. Und Reden. Sie ignorierte es einfach. Nein, einfach war es nicht. Aber sie ignorierte es.
Sie würde Mario treffen. Noch diese Woche.