E-Book, Deutsch, 184 Seiten
Allweyer BPMN 2.0 - Business Process Model and Notation
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-3901-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Einführung in den Standard für die Geschäftsprozessmodellierung
E-Book, Deutsch, 184 Seiten
ISBN: 978-3-7504-3901-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
BPMN (Business Process Model and Notation) ist der etablierte Standard für die Geschäftsprozessmodellierung, der in nur wenigen Jahren eine weite Verbreitung in der Praxis gefunden hat. Alle wichtigen Modellierungswerkzeuge bieten die BPMN zur grafischen Darstellung betrieblicher Abläufe an. Es lassen sich sowohl fachliche Modelle als auch technisch ausgerichtete Diagramme erstellen, die als Grundlage für die Ausführung in einem Workflow- oder Business Process Management-System (BPMS) dienen. Dieses Buch führt anhand zahlreicher praxisorientierter Beispiele schrittweise in die BPMN ein. Ausgehend von den grundlegenden Elementen zur übersichtlichen Ablaufmodellierung werden nach und nach alle Diagramme der BPMN 2.0 detailliert vorgestellt. Sie lernen die komplette Notation kennen und verstehen. Sie erfahren, wie sie die verschiedenen Sprachkonstrukte korrekt einsetzen. Eine Sammlung bewährter Muster hilft Ihnen bei der Lösung typischer Fragestellungen aus der Praxis der Prozessmodellierung.
Thomas Allweyer ist Professor für Unternehmensmodellierung an der Hochschule Kaiserslautern. Daneben ist er beratend tätig. Außerdem hält er regelmäßig Seminare und Schulungen für namhafte Firmen, u. a. zu den Themen Geschäftsprozessmanagement und IT sowie Prozessmodellierung mit BPMN. In seinem Weblog "Kurze Prozesse" schreibt er regelmäßig über aktuelle Entwicklungen zum Thema Geschäftsprozessmanagement (www.kurze-prozesse.de).
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2 BPMN am Beispiel
2.1 Ein erstes BPMN-Modell
Zur Einführung wird ein einfaches BPMN-Prozessdiagramm betrachtet. Das in Abbildung 1 dargestellte Modell einer Stellenausschreibung ist für die meisten Menschen unmittelbar verständlich, die sich bereits mit irgendeiner Art der Ablaufmodellierung beschäftigt haben. Die Darstellung ähnelt bekannten Flussdiagrammen und Programmablaufplänen. Abbildung 1: Ein einfaches BPMN-Modell An dem Prozess „Stelle ausschreiben“ sind eine Fachabteilung und die Personalabteilung beteiligt. Er beginnt, wenn ein Mitarbeiter benötigt wird. Die Fachabteilung meldet diesen aufgetretenen Mitarbeiterbedarf. Daraufhin verfasst die Personalabteilung eine Stellenausschreibung. Die Fachabteilung prüft diese Stellenausschreibung. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Stellenausschreibung ist okay, oder sie ist nicht okay. Ist sie nicht okay, wird sie von der Personalabteilung überarbeitet. Hierauf folgt erneut die Prüfung durch die Fachabteilung, wobei das Ergebnis wiederum okay oder nicht okay sein kann. Es kann also vorkommen, dass die Stellenausschreibung mehrfach überarbeitet werden muss. Ist die Stellenausschreibung okay, so wird sie von der Personalabteilung veröffentlicht. Damit ist die Stelle ausgeschrieben, womit das Ende des Prozesses erreicht ist. In der Praxis kann der Ablauf zur Erstellung und Veröffentlichung einer Stellenanzeige wesentlich komplexer und umfangreicher sein. Das dargestellte Modell stellt – wie alle Beispiele in diesem Buch – eine starke Vereinfachung dar, um übersichtliche Modelle zu erhalten, an denen sich die verschiedenen Elemente der BPMN gut erläutern lassen. 2.2 Verwendete Konstrukte der BPMN
Im Folgenden werden die einzelnen Elemente des Modells aus Abbildung 1 näher betrachtet. Der gesamte Ablauf befindet sich in einem sogenannten „Pool“. Hierbei handelt es sich ganz allgemein um eine Art „Behälter“ für einen kompletten, abgeschlossenen Prozess. Im Beispiel ist der Pool mit dem Namen des enthaltenen Prozesses bezeichnet. Ein Prozess befindet sich prinzipiell innerhalb eines Pools. Ist dieser jedoch für das Verständnis des Prozesses nicht von Bedeutung, kann man darauf verzichten, ihn in der Grafik darzustellen. Ist in einem Prozessdiagramm also kein Pool eingezeichnet, befindet sich der gesamte Prozess in einem unsichtbaren, „impliziten“ Pool. Interessant werden Pools vor allem dann, wenn mehrere Pools verwendet werden, um eine „Kollaboration“ zu modellieren, also das Zusammenspiel von Prozessen mehrerer Partner. Dann werden die Prozesse der verschiedenen Partner in unterschiedlichen Pools dargestellt. Dies wird in Kapitel 5 beschrieben. Der Pool aus Abbildung 1 ist in zwei Bahnen unterteilt. Eine Bahn (engl. „Lane“) kann beispielsweise verwendet werden, um – wie hier – die Zuordnung zu einzelnen Organisationseinheiten vorzunehmen, oder innerhalb eines technischen Systems die Aufgaben einzelner Komponenten darzustellen. Im betrachteten Beispiel wird mit Hilfe der Bahnen dargestellt, welche Aktivitäten des Prozesses von der Fachabteilung und welche von der Personalabteilung durchgeführt werden. Pools und Bahnen werden auch „Swimlanes“ („Schwimmbahnen“) genannt. Dies erinnert an die Unterteilung von Schwimmbecken in einzelne Bahnen, wobei sich jeder Wettkampfteilnehmer nur innerhalb seiner Bahn bewegt. Der Ablauf selbst beginnt mit dem Startereignis (engl. „Start Event“) „Mitarbeiter benötigt“. Prozesse beginnen im Normalfall mit einem solchen Startereignis. Dieses wird durch einen einfachen Kreis dargestellt. Meist ist es auch sinnvoll, genau ein Startereignis zu verwenden, und nicht mehrere. Ein Rechteck mit abgerundeten Ecken stellt eine Aktivität (engl. „Activity“) dar. In einer Aktivität wird etwas getan. Dies kommt in den Bezeichnungen zum Ausdruck, z. B. „Mitarbeiterbedarf melden“ oder „Stellenausschreibung prüfen“. Die Verbindungspfeile oder Kanten werden zur Modellierung des Sequenzflusses (engl. „Sequence Flow“) verwendet. Sie stellen dar, in welcher Reihenfolge oder Sequenz die verschiedenen Ereignisse, Aktivitäten und weiteren Elemente durchlaufen werden. Häufig wird dies als Kontrollfluss bezeichnet, doch gibt es in der BPMN auch noch Nachrichtenflüsse (engl. „Message Flow“), die z. T. ebenfalls den Ablauf beeinflussen und somit ebenfalls zum Kontrollfluss gezählt werden können. Daher wurde der neue Begriff „Sequenzfluss“ geschaffen. Zur Unterscheidung von anderen Flüssen und Kanten ist es auch wichtig, Sequenzflüsse mit durchgehenden Linien und ausgefüllten Pfeilspitzen zu zeichnen. In dem Prozess „Stelle ausschreiben“ gibt es eine Verzweigung: Auf die Aktivität „Stellenausschreibung prüfen“ folgt ein „Gateway“. Eine leere Raute bezeichnet dabei einen exklusiven Gateway (engl. „Exclusive Gateway“). Dies bedeutet, dass von mehreren ausgehenden Sequenzflüssen immer genau einer gewählt werden muss. Jedes Mal, wenn im Rahmen der Stellenausschreibung der in der Abbildung rechts dargestellte Gateway erreicht wird, muss also entschieden werden, ob dem Sequenzfluss nach rechts zur Aktivität „Stellenausschreibung veröffentlichen“ oder dem nach links zur Aktivität „Stellenausschreibung überarbeiten“ gefolgt wird. Beides gleichzeitig ist nicht möglich. Die Logik einer solchen Entscheidung wird auch als „exklusives Oder“ bezeichnet, abgekürzt „XOR“. Welchem der ausgehenden Pfade gefolgt wird, wird mit Hilfe von Bedingungen (engl. „Condition“) an den ausgehenden Sequenzflüssen bestimmt. Wenn man ein Modellierungstool verwendet und der Prozess von einer Software simuliert oder ausgeführt werden soll, dann können Bedingungen zumeist ganz exakt mit Hilfe einer formalen Beschreibung oder einer Programmiersprache in spezielle Attribute der Sequenzflüsse geschrieben werden. Dient das Modell hingegen nur dazu, den Prozess anderen Menschen verständlich zu machen, empfiehlt es sich, die Bedingungen im Klartext an die Sequenzflüsse zu schreiben. „Okay“ und „Nicht okay“ im Anschluss an die Aktivität „Stellenausschreibung prüfen“ ist für Menschen unmittelbar verständlich – eine Software könnte damit wenig anfangen. Auch zur Zusammenführung alternativer Pfade werden Gateways verwendet. Im Beispielprozess führt der links von der Aktivität „Stellenausschreibung prüfen“ gezeigte Gateway die beiden eingehenden Sequenzflüsse zusammen. Es handelt sich wiederum um einen exklusiven Gateway. Dieser erwartet, dass im Prozess vorher entweder die Aktivität „Stellenausschreibung verfassen“ oder „Stellenausschreibung überarbeiten“ durchgeführt wird – nicht jedoch beide zugleich. Es sollte darauf geachtet werden, dass man einen Gateway immer nur entweder als Verzweigung oder als Zusammenführung verwendet, nicht jedoch als Kombination aus beiden. Das letzte Element des betrachteten Prozesses ist das Endereignis (engl. „End Event“). Es wird wie das Startereignis als Kreis dargestellt – allerdings mit einem dicken Rand. 2.3 Logik des Sequenzflusses
Die Ablauflogik des obigen Stellenausschreibungsprozesses ist recht leicht verständlich. Bei komplizierteren Prozessmodellen tauchen aber gelegentlich Unklarheiten auf, wie eine bestimmte modellierte Struktur genau zu verstehen ist. Es ist daher hilfreich, wenn die Bedeutung der im Sequenzfluss verwendeten Elemente möglichst eindeutig definiert ist. Die Logik des Sequenzflusses in einem Prozessdiagramm lässt sich mit Hilfe von „Marken“ (engl. „Token“) erklären. Wie bei einem Gesellschaftsspiel Spielmarken entsprechend den Spielregeln über den Spielplan geschoben werden, kann man gedanklich Marken nach den Regeln der BPMN durch ein Prozessmodell schieben. Jedes Mal wenn der Prozess gestartet wird, erzeugt das Startereignis eine Marke (vgl. Abbildung 2). Da der Stellenausschreibungsprozess öfter durchgeführt wird, können im Laufe der Zeit ganz viele Marken erzeugt werden. Dabei kann es vorkommen, dass der Prozess für die eine Stellenausschreibung noch gar nicht beendet ist, wenn der Prozess für die Ausschreibung einer anderen Stelle startet. Jede Marke durchläuft den Prozess völlig unabhängig von den anderen Marken. Abbildung 2: Ein Startereignis erzeugt eine Marke. Die vom Startereignis erzeugte Marke wandert über den Sequenzfluss zur ersten Aktivität. Diese nimmt die über den eingehenden Sequenzfluss ankommende Marke entgegen, führt ihre Aufgabe aus (in diesem Fall „Mitarbeiterbedarf melden“) und gibt anschließend über den ausgehenden Sequenzfluss...