E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten
Reihe: Paula und Lou
Allert Paula und Lou - Tiger, Sterne und ein Kroko-Mann (Paula und Lou 2)
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7607-9846-2
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 208 Seiten
Reihe: Paula und Lou
ISBN: 978-3-7607-9846-2
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Judith Allert wurde 1982 geboren. Seit sie alle Buchstaben gelernt hat, versteckt sie sich sehr gerne und ausdauernd zwischen zwei Buchdeckeln. Während sie in Bayreuth Neuere Deutsche Literaturwissenschaft studierte, veröffentlichte sie ihre ersten Kinderbücher. Heute lebt Judith Allert mit ihrem Mann, Hunden, Katzen, Pferden und Wollschweinen auf einem alten Bauernhof in der oberfränkischen Pampa, wo sie sich beim Unkrautzupfen neue Geschichten ausdenken kann.
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2.Kapitel,
das ziemlich lang ist, weil viel passiert.
(Fast) alles dreht sich um schnurrende Wollknäuel, viel Kleingeld klappert und ein alter Bekannter taucht auf.
Selbst nach fast zwei Monaten Chaos-WG hatte Ronja nicht verstanden, dass guter Wille allein nicht zählte. Jedenfalls wenn es darum ging, dass Lukas ein nützliches Mitglied der WG werden wollte. Das sagte er nämlich, als er beim Frühstück mit Bleistift und Radiergummi im WG-Plan herumpfuschte. Der WG-Plan hing am Kühlschrank und war Ronjas Idee gewesen. Paula hatte erst alles versucht, damit Ronja ihn wieder abschaffte. Zum Beispiel mit Muhackl als Spülhilfe. Er hatte schon vor dem Spülen den größten Schmutz mit seiner Zunge beseitigt – was für Ronja in Sachen Sauberkeit natürlich ein Graus war. Mittlerweile hatte sich Paula aber an den Plan gewöhnt. So, wie man sich an lange Unterhosen gewöhnt. Nicht unbedingt angenehm, aber manchmal ganz praktisch.
Rund um den WG-Plan hingen unzählige Fotos. »WG-Tagebuch« nannte Paula das. Besondere Augenblicke wurden darauf festgehalten. Aber viele der großen und kleinen Vorkommnisse waren auch ohne Schnappschuss unvergesslich. (Zum Beispiel der eingedellte Osterhase: Den hatte Ronja, weil er schon fast ein Jahr alt gewesen war, weggeworfen. Paula hatte ihn wieder aus dem Müll gefischt und gegessen.)
»Ich könnte Wäsche waschen«, sagte Lukas.
»Das steht doch bei mir in der Spalte.« Ronja schaute ihm über die Schulter.
»Du hast schon genug mit dem Hotel zu tun. Das wäre eine Entlastung für dich«, erwiderte Lukas. Er radierte weg und schrieb seinen Namen hin. Dann drehte er sich zu Ronja um. Dabei stieß er ihr beinahe den Radiergummi ins Auge.
»Willst du mich auch in echt ausradieren?«, fragte sie und ging einen Schritt rückwärts. Lukas grinste entschuldigend.
»Sicher? Du und waschen?«, zweifelte Paula, die vor sich sah, wie Lukas alles Mögliche in die Waschmaschine stopfte. Schmutziges Geschirr, Topfpflanzen und aus Versehen Muhackl… (Bisher hatte sich meistens Emma ihrer Wäsche angenommen. Sie spielte gern Ersatz-Oma für ihre wilden Sternchen.)
Ein Wunder, dass sie alle die letzten Wochen Chaos-WG einigermaßen schadlos überstanden hatten. Lukas war ein fürchterlicher Tollpatsch. Chaos-Lukas.
»Ich zeig dir nach dem Essen, wie du die Wäsche richtig sortierst, in Ordnung?«, sagte Ronja.
»Vielen Dank, Madame.« Lukas machte eine Verbeugung und Ronja kicherte.
Paula und Lou, die im Schnelltempo ihr Frühstück verputzten, wunderten sich nicht weiter über das Getue. Es hatte bestimmt den gleichen Grund wie ihre Eile: gute Gründe. Mit kuscheligem Fell und samtweichen Pfoten.
Auch Ronja und Lukas statteten den jüngsten Sternen – oder besser Sternchen – im einen Besuch ab. Ebenso wie Tom und Ben. Und Laura und Martin. Nur die Studenten schliefen lieber aus. Stella ließ sich von dem Trubel nicht beeindrucken. Die Kätzchen auch nicht. Sie waren schon wieder eifrig beim Nuckeln. Und Muhackl saß stolz wie Oskar daneben.
»Ich hab mich schlaugemacht. Die Kleinen sind etwa sieben Tage lang blind. Dann öffnen sie die Augen und fangen an, ihre Welt zu erkunden«, verkündete Johann und deutete auf ein Buch, das er in einer der unzähligen Stöberkisten gefunden hatte.
»Und ab dann geht’s rund«, sagte Ronja und stupste eins der Kleinen sanft mit dem Zeigefinger an.
»Die brauchen unbedingt Namen«, sagte Lou.
»Dafür müssten wir wissen, welches ein Weibchen und welches ein Männchen ist«, meinte Paula.
»Kein Problem, da finde ich sicher was in meinem Buch«, sagte Johann und verschwand damit im Laden.
Für die anderen war es Zeit, zu gehen. Dabei hätte jeder von ihnen lieber den ganzen Vormittag nuckelnde oder schlafende oder krabbelnde oder gähnende Katzenbabys bestaunt.
»Pssst, Lou«, flüsterte Katja, die einen Tisch weiter saß. Frau Weinbeer, die Klassenlehrerin, schrieb gerade eine Rechenaufgabe an die Tafel. Also schnell den Zettel geschnappt, den Katja Lou hinhielt. Unter der Bank faltete sie ihn auseinander. Er war von Paula. Die saß eine Reihe weiter, ganz vorn, vor dem Lehrerpult. So hatte Frau Weinbeer sie immer im Blick. Lou saß ganz hinten. Sie las alles durch und kritzelte etwas darunter.
»Louisa? Weißt du die Lösung der Aufgabe?« Frau Weinbeer nickte ihr aufmunternd zu. Leider hatte sie die Frage nicht gehört.
»Tiger«, sagte Lou wie aus der Pistole geschossen, und die ganze Klasse begann zu kichern. Frau Weinbeer kam an ihren Tisch. Mit einer misstrauischen Falte zwischen den Augen.
»Darf ich mal sehen, was du da hast?« Sie erwartete keine Antwort, sondern nahm Lou den Zettel ab:
»Äh, also… «, stotterte Lou herum.
»Das sind Namen, für unsere Katzenbabys«, rief Paula.
»Kann mich gar nicht erinnern, dich aufgerufen zu haben«, sagte Frau Weinbeer. Aber sie hörte sich zum Glück nicht sauer an. Bis vor wenigen Wochen war sich Paula noch sicher gewesen, dass die Lehrerin sie nicht ausstehen konnte. Aber seit Frau Weinbeer im letzten Winter als Gespenst auf der Gruselfete aufgetaucht war und sich für einige Missverständnisse entschuldigt hatte, war der Frieden wiederhergestellt.
»Katzenbabys?«, fragte Katja. »Bei euch zu Hause?«
Paula und Lou nickten. Sie erzählten von der Katze, die in der Sternstraße aufgetaucht, Muhackls beste Freundin und immer dicker geworden war. Aber von wegen Winterspeck!
»Cool, können wir die Kleinen mal sehen?«, fragte Marion.
»Wenn sie etwas größer sind. Sie sind noch blind. So nach sieben Tagen machen sie die Augen auf und erkunden die Welt«, gab Paula Johanns Fachwissen weiter.
»Habt ihr’s gut. Ich krieg nicht mal einen Hamster«, sagte Katja.
»Eigentlich steht ja nichts von kleinen Katzen auf dem Lehrplan«, mischte sich Frau Weinbeer ein. »Aber da wir schon mal dabei sind, machen wir eben ein wenig Biologie. Kennt sich zufällig jemand von euch mit Katzenbabys aus?« Julia meldete sich.
»Wir hatten mal welche. Neben uns ist ein Bauernhof und die Katze hatte geworfen.«
»Jemand hat die Katzen geworfen?«, fragte Felix, der Klassenclown, und alle lachten.
»Quatsch, so heißt das, wenn Katzen Babys kriegen«, erklärte Julia. »Der Bauer wollte die Kleinen ertränken, da haben wir sie zu uns genommen und sie mit der Flasche aufgezogen.« Ein Raunen ging durch die Klasse.
»Das war früher gang und gäbe«, sagte Frau Weinbeer. »Aber zum Glück gibt es heute tierliebe Menschen.«
Die Klasse hörte gespannt zu, was Julia erzählte. »Die Babys hatten ständig Hunger und wir mussten sie mit einer Pipette füttern. Auch in der Nacht. Sie mussten jeden Tag gewogen werden. Und ganz viele Streicheleinheiten brauchten sie natürlich.«
»Kein Problem, die kriegen sie«, grinste Lou.
»Ihr habt eine große Verantwortung«, sagte die Lehrerin. »Ist euch das klar?«
Paula und Lou nickten. »Klar wie Babykatzen-Pipi«, kicherte Paula.
»Solche Mischlinge haben immer irgendwelche Krankheiten«, warf Larissa ein. »Meine Tante hat eine Perserkatze. Eine reinrassige. Die ist nur in der Wohnung, damit sie keiner klaut.« Sie konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand anders als sie selbst im Mittelpunkt stand. Und wenn Paula und Lou etwas toll fanden, hielt sie das aus Prinzip für bescheuert.
(Larissa war seit dem Kindergarten Paulas Erzfeindin. Als sie sich vor einer Weile als Lous Freundin ausgegeben hatte, nur um Paula eins auszuwischen, hatte Lou sich mit Paula gegen sie verschworen. Lou und Paula nannten Larissa und ihre Freundinnen Sabrina und die Zwillinge Jessy und Jenny nur »die Flamingos«. Weil sie Pink liebten und hochnäsig umherstolzierten.)
»Außerdem geht sie mit ihr auf Ausstellungen. Sie hat schon tausend Pokale gewonnen«, ergänzte Larissa.
»Die arme Katze«, murmelte Paula und Larissa streckte ihr die Zunge heraus.
»So, Schluss jetzt. Themawechsel«, sprach Frau Weinbeer ein Machtwort. »Wir müssen heute noch über die Projektwoche reden.« Jede Klasse sollte sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen und etwas auf die Beine stellen.
»Alles ist möglich«, sagte Frau Weinbeer. »Sport oder Kunst. Oder auch etwas mit Naturschutz, Ernährung, ganz egal. Wichtig ist, dass es euch Spaß macht, denn wir werden in den nächsten Wochen viel Zeit damit verbringen.«
»Fußball«, brüllte Felix.
»Puh, Fußball, lieber was mit Kunst!«, protestierte Annika. Jeder rief, was ihm gerade einfiel. Frau Weinbeer klatschte in die Hände.
»Ich schlage vor, ihr denkt zu Hause in Ruhe drüber nach. Jeder macht eine Liste und morgen sehen wir weiter. Und jetzt machen wir Mathe.«
Und da war sich die 3b sofort wieder einig: Ein genervtes Stöhnen ging reihum durch die Klasse.
Bei Ronja war alles ganz klar geregelt. Kein Fernsehen am Nachmittag, zu jeder Mahlzeit Salat oder Gemüse und Hausaufgaben erledigte man am Schreibtisch. Lou durfte dafür in der WG kurzzeitig an den Küchentisch umziehen – weil Paula sich in ihrem Zimmer immer extra breit machte und ständig plapperte.
...