E-Book, Deutsch, Band 4, 208 Seiten
Reihe: Paula und Lou
Allert Paula und Lou - Sternstraße, die Vierte (Paula und Lou 4)
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7607-9848-6
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 4, 208 Seiten
Reihe: Paula und Lou
ISBN: 978-3-7607-9848-6
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Judith Allert wurde 1982 geboren. Seit sie alle Buchstaben gelernt hat, versteckt sie sich sehr gerne und ausdauernd zwischen zwei Buchdeckeln. Während sie in Bayreuth Neuere Deutsche Literaturwissenschaft studierte, veröffentlichte sie ihre ersten Kinderbücher. Heute lebt Judith Allert mit ihrem Mann, Hunden, Katzen, Pferden und Wollschweinen auf einem alten Bauernhof in der oberfränkischen Pampa, wo sie sich beim Unkrautzupfen neue Geschichten ausdenken kann.
Weitere Infos & Material
1.Kapitel,
in dem das Sternchen schwarz-weiß ist, Schwimmbad ins Wasser fällt und eine Sternschnuppe dringend nötig ist
Zwei Stockwerke über dem , gegenüber dem mit seinem brombeerfarbenen Anstrich, war noch alles ruhig. Nur wer ganz genau lauschte, konnte ein leises Knarzen hören. Es kam aus dem Zimmer mit dem an der Tür. Und wer noch bessere Ohren hatte, hörte auch ein Rascheln. Das kam aus dem Zimmer mit dem an der Tür, und das Geraschel war Lous Bettdecke. Im Gegensatz zu Paula war sie schon eine ganze Weile wach (also Lou, nicht die Bettdecke). Durch die Ritzen der Jalousien bahnten sich Sonnenstrahlen ihren Weg in das Mädchenzimmer und malten den Sommer auf den Teppich. Lou kroch aus dem Bett.
»Paula?«, flüsterte sie.
Keine Antwort von oben.
Sie schob Paulas Decke beiseite und kitzelte sie an den Zehen.
»Grpf«, grunzte die und drehte sich zur Wand.
Da räusperte sich Lou und rief mit verstellter Stimme auf Ronja-Art: »Paula Wilde, sofort aufwachen. Du kommst zu spät zur Schule!« Paula schoss von der Waagerechten in die Senkrechte.
»Nicht schon wieder, die Weinbeer verdonnert mich zum Nachsitzen!«
»Reingefallen«, kicherte Lou. »Es sind doch Ferien!«
Sie zog die Jalousien hoch. Die Orangensonne ließ das Zimmer leuchten und Paula die Augen zusammenkneifen.
»Blöde Kuh«, knirschte sie und versteckte den Kopf unter ihrem Kissen.
Aber dann dachte sie noch mal genauer über Lous Worte nach.
Moment mal – Ferien?
Im Bad spritzte sich Paula etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Lou schrubbte sich ordentlich mit dem Waschlappen – auch am Hals und hinter den Ohren. Seit Lous Mutter Ronja und Paulas Vater Lukas sich verknallt hatten, waren die Mädchen so etwas wie Schwestern. Was nichts daran änderte, dass sie völlig verschieden waren. Paula hatte wuschelige braune Haare, Lou lange blonde. Paula war Morgenmuffel, Lou Frühaufsteherin. Paulas Lieblingsessen war Käse-Pizza mit extra Zwiebeln, das von Lou Apfelstrudel. Und Paula brauchte Minuten im Bad, Lou drei.
»Matschohin« (zu Deutsch: Nun mach schon hin), nuschelte Paula beim eiligen Zähneschrubben, während Lou dazu überging, verschiedene Frisuren auszuprobieren.
»Ach, aber erst kommst du nicht aus dem Bett«, patzte Lou und entschied sich für einen hohen Pferdeschwanz – für den sie sich viel Zeit ließ.
Paula spuckte den Schaum aus, spülte ihren Mund und verschwand mit einem tatenfrohen Türknallen. Es brachte das Kaspertheater zwischen Waschbecken und Klo zum Erzittern. (Das Kaspertheater diente in der Wilde-Kleine-Wohngemeinschaft als Raumteiler. Wie es dazu kam, ist eine andere Geschichte.)
Lou zupfte sich ein paar Strähnen zurecht und folgte ihrer Freundin-Querstrich-beinahe-Schwester.
Im Flur öffnete sich die Tür mit dem Sticker und Lukas’ Lockenkopf tauchte im Spalt auf.
»Könnt ihr bitte etwas leiser sein, ich muss denken!«, meckerte er.
» Es sind Ferien!«, protestierte Paula entrüstet.
»Nicht für mich, ich muss eine Reportage vorbereiten.« Mit den Worten schlug Lukas die Tür zu. Paulas Vater war Reporter beim Sonnensteiner Radiosender und meistens mächtig im Stress, weil er mal wieder einen Termin vergessen oder sein Notizbuch verlegt hatte.
Dann erklang wieder das Knarzen von vorhin. Das kam von Lukas’ nachdenklichem Auf-und-ab-Laufen. Vom Fenster zur Tür und wieder zurück.
»Komm, wir verziehen uns schnell ins Sternchen«, sagte Paula.
Ganz so schnell ging es aber doch nicht. Lou musste sich noch zwischen drei Sommerkleidern entscheiden. Paula hatte es da einfacher. Shorts und T-Shirt. Immer das, was ganz oben auf dem Klamottenstapel lag.
Das gehörte Lous Mutter Ronja. Sie hatte es vor einigen Monaten von ihrem Großonkel Hugo geerbt und vor ein paar Wochen hatte es eröffnet. Es war ein Familienhotel. lautete das Motto.
Aber an diesem ersten Ferienmorgen machte das seinem Leitspruch keine Ehre.
»Pssst«, empfing Ronja die Mädchen, den Zeigefinger an den Lippen.
In der Empfangshalle standen eine Reihe runder Bistrotische, an jedem lehnten zwei Männer – schweigend – und starrten vor sich auf die Tischplatte. Genauer gesagt, auf das Schachbrett, das auf der Tischplatte lag. Das einzige Geräusch war ein Klackern, wenn jemand eine Schachfigur über das Spielfeld rutschte. Ansonsten war es, als ob die Mädchen ein leises Knistern hörten – weil die Schachspielerköpfe wegen der anstrengenden Grübeleien schon vor sich hin kokelten.
Paula und Lou sahen sich an. Natürlich, der Schachclub! Der nahm für das Wochenende fast das ganze Hotel in Beschlag. Ausgerechnet am ersten Ferienwochenende!
»Könnt ihr bitte ins Schnack und das Frühstück holen? Johann hätte es längst bringen müssen.« Ronja drückte Lou die Liste mit den Bestellungen in die Hand.
»Null problemo«, sagte Lou und vergaß dabei zu flüstern. Die Schachspieler warfen ihr mahnende Blicke zu.
Normalerweise sah die Empfangshalle so aus: tobende und kichernde Kinder, Spielzeug, das auf dem Boden lag, und überall Krümel. Alles kunterbunt und voller guter Laune.
Heute aber war das schwarz-weiß.
Nichts als gähnende Langeweile.
Im Gegensatz zu Muhackl, dem Sternstraßenhund, und Stella, der schwarz getigerten Katze, konnten Paula und Lou das Schild am lesen: .
Sie rüttelten an der Glastür. Vergeblich. Und auch der Hintereingang im Treppenhaus war verschlossen.
Also drückte Paula auf die Klingel. .
Stille.
Paula drückte noch mal: .
Schlurfende Schritte erklangen. Dann öffnete sich langsam die Tür.
»Auweia«, murmelte Lou.
Johann sah zum Fürchten aus. Der Besitzer des war ein Gentleman. Immer trug er einen Anzug, war geschniegelt, gebügelt und hatte Manieren wie aus einer Benimmschule. Heute war er zerknautscht von den Fußspitzen bis zu den Haaren, die sonst immer aalglatt gekämmt waren.
Paula zog sich ihr T-Shirt über die Nase.
»Steck uns bloß nicht an! Wir haben Ferien!«
Lou gab Paula einen Knuff. Dass die immer so ruppig sein musste, dachte sie. »Geh schnell wieder ins Bett. Wir kümmern uns ums Sternchen-Frühstück. Wollen du und Emma auch was?«, fragte Lou freundlich.
Johann schlurfte zurück in Richtung Schlafzimmer.
»Tee«, krächzte er. »Mit viel Honig.«
Die ’sche Küche war eine richtige Hexenküche. Klein, etwas unordentlich, aber alles da, was man brauchte. Und gehext wurde hier normalerweise auch. Emmas Kekse und Kuchen hatten eine magische Wirkung. Sie zauberten jedem ein Lächeln ins Gesicht. Aber Emma lag flach und die Mädchen waren heute für den Frühstücks-Hokuspokus zuständig.
Lou überflog Ronjas Liste: »Kräutertee, Butterbrote und weich gekochte Eier. Ihr Frühstück ist genauso langweilig wie die Schachspieler selbst!«
»Wie wäre es mit ein paar Extras?«, schlug Paula vor. »Das !«
»Klasse!«
Erst durchwühlten sie alle Schränke und Schubladen, bis eine quadratische Servierplatte gefunden war. Auf die klecksten sie Nutella und Frischkäse – im Schachbrettmuster. Leider war der Frischkäse mit Kräutern, aber trotzdem war das Endergebnis spitze. Darüber waren sich Paula und Lou einig. Ronja sah die Sache anders. Die stürmte nämlich nach einer Weile ungeduldig in die Küche.
»Wo bleibt ihr denn? Meine Gäste verhungern!«
Ihr Blick fiel auf das , das eher wie ein aussah.
»Habt ihr nur Flausen im Kopf«, stöhnte sie.
Ronja schnappte sich Brot, Butter und die Teekanne. »Ihr bringt das Geschirr!« Und schon wirbelte sie über den Hof, zurück ins . Und das bei der Hitze!
»Bitte. Und danke«, knurrte Paula.
»Kinderarbeit«, murmelte Lou. »Das ist doch verboten.«
Als Nächstes band sich Paula ein Geschirrtuch um den Mund. »Nur kein unnötiges Risiko eingehen«, erklärte sie Lou und servierte Emma und Johann Tee mit Mundschutz.
Viren sind Ferien nämlich egal.
»Ist das heiß«, stöhnte Paula. »Warum gehen wir nicht ins Schwimmbad?«
»Vergiss es, Ronja lässt uns nicht alleine gehen.« Lou wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Sie saßen im Schatten des Kastanienbaums, aber auch dort war es wie in der Sauna.
»Dann fragen wir doch einfach zwei, ob sie mitkommen!«
Laura und Martin kamen gerade aus dem Wohnhaus. Genau wie Johann und Emma gehörten sie zu den »Sternen«, wie sich die Bewohner der Sternstraße 7 nannten. Außer ihnen gab es noch drei Studenten oben in der Dachgeschoss-WG, Julius, Kai und Anna...