E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Alexander SÜSSER VERRAT
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95446-785-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-95446-785-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Selbstverständlich hat die bezaubernde Georgina ihrem Bruder und dessen Freund Richard Thorpe zur Flucht verholfen - die beiden jungen Männer wurden des Betrugs verdächtigt - aber jetzt muss sie ihren Aufenthaltsort preisgeben: Vor ihr steht ein hochgewachsener, sehr zorniger Gentleman, der sich als Edward Thorpe, Viscount Lyndhurst, vorstellt. Der Viscount verlangt zu wissen, wo sich sein Bruder aufhält, und Georgina hat keine Wahl. Aber eine Bedingung stellt sie: Sie möchte Edward begleiten. Und so befinden sie sich schon wenig später auf dem Weg nach Calais. Die Überfahrt ist stürmisch, und Georgina ist über Edwards aufmerksame Nähe sehr glücklich. Jetzt, da sein Zorn verflogen ist, hat sie die Gelegenheit, ihn von einer äußerst charmanten Seite her kennenzulernen...
Ihr Roman 'Süße Versuchung' ist bei CORA in der Reihe Historical Lords & Ladies erschienen. Doch Meg Alexander fing schon früh an zu schreiben: bereits in ihrer Kindheit begeisterte sie mit kleinen Bühnenstücken, die ihre Brüder, Schwestern und Cousins zur Familienunterhaltung an Weihnachten aufführten. Mit 19 Jahren heiratete sie und bekam einen Sohn. Während er noch klein war, arbeitete sie nebenbei als freie Journalistin und schrieb über unterschiedlichste Themen wie Psychologie, Gärtnerei, Reise und Kochen. Mit 38 Jahren musste sie aufgrund der Scheidung von ihrem Mann ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Die kommenden 20 Jahre waren geprägt von verschiedenen Jobs, die mit dem Schreiben nicht viel zu tun hatten. Als Meg schließlich in Rente ging, war auch der Zeitpunkt gekommen, um wieder zu schreiben. Sie begann, historische Romane zu schreiben - ermuntert durch den Gewinn des ersten Platzes in einem Schreibwettbewerb. Eine Jurorin war von Harlequin Mills & Boon Ltd und bat Meg, ob ein komplettes Buch einreichen könne. Doch trotz mehrere Anläufe klappte es weder mit dem ersten Entwurf noch mit dem Zweiten... erst beim dritten Anlauf war sie erfolgreich. Ihr erster Roman, The Last Enchantment, ein Regency Roman, wurde 1995 erstmals auf Englisch veröffentlicht.
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2. KAPITEL
Der Tag war bereits weit fortgeschritten, als Georgia munter wurde. Einige Augenblicke überlegte sie, wo sie sich befand. Ein Geräusch veranlasste sie, den Kopf zu heben. Ihr Blick fiel auf ein etwa gleichaltriges Mädchen, das sie neugierig anschaute. „Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“, fragte sie und stützte sich auf einen Ellbogen.
„Ich bitte um Entschuldigung, Madam. Seine Lordschaft bat mich, Ihre Sachen in Ordnung zu bringen. Ich habe Ihre Kleider aufgebügelt.“
„Sie arbeiten hier?“
„Nein, Madam. Mein Onkel ist Lord Lyndhursts Kammerdiener. Wir sind mit der Kutsche aus London hergekommen.“
Der Viscount hatte keine Zeit verschwendet. Aus der ersten Posthalterei musste er seinen Dienstboten eine Nachricht geschickt haben. Hatte er noch etwas getan, von dem Georgia nichts wusste? Hoffentlich hatte er sich nicht mit den Behörden in Verbindung gesetzt. Dann entsann sie sich, dass ihr Bruder und Richard Thorpe längst außer Reichweite der Konstabler waren. Sie warf die Bettdecke zurück, stand auf und war froh, dass das Mädchen ihr frische Kleidung zurechtgelegt hatte. „Wie heißen Sie?“, erkundigte sie sich.
„Betsy, Madam.“
Georgia lächelte. Betsy war schmal und zierlich und hatte ein hübsches Gesicht. Sie war sichtlich bemüht, ihr eine Hilfe zu sein. „Reisen Sie mit uns nach Frankreich?“
„Ja, Madam. Ich fürchte mich vor dem Meer, doch mein Onkel meint, das sei unnötig.“
„Gewiss wird uns nichts passieren. Sie waren noch nie in Frankreich?“
Betsy kicherte. „Bisher war ich noch nie mehr denn drei Meilen von zu Haus fort. Ich soll jedoch die Aufgaben einer Zofe lernen. Das hat Seine Lordschaft mir versprochen.“
„Das ist keine schwierige Aufgabe“, murmelte Georgia. „Bitte, holen Sie mir meine Stiefeletten.“
„Ich sollte Lord Lyndhurst benachrichtigen, wenn Sie wach sind“, brachte Betsy zögernd vor.
„Gut, aber erst gehen Sie mir beim Ankleiden zur Hand.“
Betsy war ungeschickt und nervös und half ihr, so gut sie es vermochte. Georgia vermutete, dass Lord Lyndhursts Wort für seine Bediensteten Gesetz war und Betsy, indem sie nicht gleich zu ihm ging, seinem ausdrücklichen Befehl zuwiderhandelte. „So, nun können Sie gehen. Das Haar richte ich mir selbst.“
Dankbar sah Betsy Miss Westleigh an und verließ rasch das Zimmer. Sie kehrte jedoch sogleich zurück. „Ich soll Ihnen beim Frisieren helfen.“
Ihre Stimme hatte stolz geklungen. Georgia unterdrückte ein Lächeln. „Lange wird es nicht dauern, mir die Frisur zu richten“, sagte sie bemüht ernst. „Wie Sie sehen, habe ich kurzes Haar.“ Geduldig blieb sie sitzen, während Betsy es ihr bürstete.
„Sie haben widerspenstige Locken, Madam, doch wundervolles Haar.“ Staunend schaute sie auf die rötlich braune Fülle. „Sie haben Glück, dass Sie dunkle Augenbrauen haben. Bei den meisten Leuten mit rötlichem Haar sind sie gleichfarbig.“
Georgia schickte das Mädchen fort, begab sich dann in den Salon und fand ihn leer vor. Im Hof war die Betriebsamkeit nicht geringer geworden. Georgia blickte über die Dächer der Stadt und erkannte die Mastspitzen der im Hafen ankernden Schiffe. Welcher dieser Segler würde sie nach Frankreich bringen? Und was harrte ihrer dort, sobald sie in dem fremden Land eingetroffen war?
Die Tür wurde geöffnet, und Georgia drehte sich um. Lord Lyndhurst hatte den Raum betreten. Sein Verhalten war so kühl wie sonst auch, doch zu ihrer Überraschung ergriff er ihre Hand und hob sie zum Kuss an die Lippen. Die Berührung verwirrte sie etwas, aber sie widerstand der Versuchung, ihr Unbehagen zu zeigen, indem sie dem Viscount die Hand entzog. Schließlich gehörte diese Art der Begrüßung zum guten Ton.
Beherrscht schaute Georgia Lord Lyndhurst an und lächelte. Sie hatte sich vorgenommen, ihn nicht noch mehr gegen sich einzunehmen, denn sonst musste der Plan fehlschlagen, ihn dazu zu bringen, ihr zu vertrauen. Wider Willen gestand sie sich ein, dass der Viscount sehr gut aussah. Sein dunkelbraunes Haar schimmerte im durch die Fenster fallenden Sonnenlicht. Der Schnitt des Gehrocks und der Gamaschenhosen zeugte von der Meisterschaft eines exzellenten Schneiders, und das Krawattentuch war tadellos geschlungen. Lord Lyndhurst war kein Dandy, seine Garderobe jedoch von klassischer Eleganz. Im Stillen seufzte Georgia. Unter anderen Umständen hätte sie seinen Anblick erfreulich gefunden. Sie verdrängte die abschweifenden Gedanken und wandte sich ab.
„Sind Sie ausgeruht?“
„Ja, Sir.“
„Dann sind Sie bereit, die Anstrengungen der Überfahrt auf sich zu nehmen?“
„Gewiss, Sir.“ Jäh entsann sie sich des Mädchens. „Ich muss Ihnen noch danken, dass Sie mir eine Zofe besorgt haben.“
Edward schmunzelte. „Es wird eine Weile dauern, bis man Betsy so nennen kann. Ist sie aufgeweckt?“
Georgia lächelte.
„Was finden Sie so erheiternd?“
„Betsy ist froh, dass ich dunkle Brauen und Wimpern habe“, antwortete Georgia belustigt.
„Solche Äußerungen stehen ihr nicht zu. Ich werde mit Scroggins reden, damit er sie zurechtweist.“
„Nein, bitte nicht. Ich hätte Ihnen das nicht erzählt, wäre die Äußerung meiner Meinung nach ungehörig gewesen.“
„Sie scheinen leicht zufriedenzustellen zu sein, Miss Westleigh. Bitte, setzen Sie sich. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.“
Sie war überzeugt, dass sie die Neuigkeit nicht hören wollte, nahm indes in einem Sessel Platz.
Edward ging auf und ab und sagte nach einer Weile: „Ich appelliere zum letzten Mal an Ihre Vernunft, Madam. Ihre Absicht, mich zu begleiten, ist töricht. Überlegen Sie sich die Sache noch einmal. Mein Kammerdiener und seine Nichte können Sie zu Ihren Eltern bringen.“
„Das ist ausgeschlossen.“ Georgia verkrampfte sich und presste die Lippen zusammen.
„Warum? Schwesterliche Zuneigung ist entschuldbar. Ihr Vater wird Ihnen verzeihen, dass Sie für Ihren Bruder eingetreten sind.“
„Nein.“
„Ich finde Ihre Einstellung äußerst unvernünftig.“ Edward wurde ungeduldig. „Ihre Entscheidung, bei Ihrem Bruder zu wohnen, hätte von vornherein nicht gebilligt werden dürfen. Ihr Vater hätte Gehorsam von Ihnen verlangen sollen.“
Georgia spürte die Zornesröte in die Wangen steigen. Sie war nicht gewillt, Lord Lyndhurst eine Erklärung abzugeben, hatte indes keine andere Wahl. Mein Vater wusste nicht, wohin ich mich begeben hatte. Ich ließ jeden in dem Glauben, ich sei mit einem Mann durchgebrannt.”
„Wie bitte?“ Ungläubig hob Edward die Brauen. „Bitte, sprechen Sie weiter.“
„Haben Sie Verständnis“, fuhr sie eindringlich fort. „Das war meine einzige Möglichkeit. Hätte mein Vater gewusst, wo ich bin, wäre ich von ihm genötigt worden, das Haus meines Bruders zu verlassen. Da er jedoch dachte, ich sei verheiratet, konnte er sich nicht einmischen.“
„Sie haben eine merkwürdige Vorstellung davon, was eine Tochter dem Vater schuldig ist.“
Die Verachtung, die aus Lord Lyndhursts Stimme geklungen hatte, ließ Georgia unwillkürlich zusammenzucken.
„Haben Sie nicht daran gedacht, welchen Kummer Sie ihm bereitet haben?“
„Natürlich“, antwortete sie erbost. „Ich habe meiner Mutter geschrieben, damit sie beruhigt ist. Indes konnte ich ihr nicht die Wahrheit eingestehen.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Edward frostig. „Jedenfalls ist es Ihnen gelungen, die Meinung zu bestätigen, die ich von Ihnen habe. Einmal eine Schwindlerin …“
„Wie können Sie es wagen, so zu mir zu reden?“, entrüstete sich Georgia. „Wieder fällen Sie über mich ein Urteil, ohne die ganze Geschichte zu kennen.“
„Dann erzählen Sie sie mir“, sagte er abfällig. „Ihr geliebter Bruder scheint der Grund für die Trennung von Ihren Eltern zu sein. Ich glaube, Sie erwähnten, er sei enterbt worden. Was hatte er getan, das Ihren Vater zu diesem Schritt veranlasst hat?“
Schweigend und erzürnt schaute Georgia den Viscount an. Sie war nicht gewillt, familiäre Belange mit ihm zu besprechen.
„Ich kann den Grund herausfinden. Vergessen Sie nicht, dass Sie in meinen Augen den Ruf Ihres Bruders nicht noch schlimmer machen können. Das wäre unmöglich.“
„Wirklich?“ Wütend sah sie Lord Lyndhurst an. „Gut, dann sollen Sie die Geschichte hören, Sir. Erst dann können Sie urteilen.“ Georgia zögerte. Sie war unschlüssig, wie sie beginnen solle. Schließlich sagte sie: „Henry war in Cambridge. Er wurde von der Universität verwiesen.“
„Warum?“
„Er benahm sich ziemlich wild, und außerdem hatte er Spielschulden. Er war noch ein Jüngling“, verteidigte Georgia ihn. „Was immer er getan hatte, verdiente er nicht, dass …“ Ihr versagte die Stimme. Der Wutanfall des Vaters hatte sich ihr für immer ins Gedächtnis geprägt. Bis zum heutigen Tage hatte sie mit niemandem darüber gesprochen.
„Das Verhalten Ihres Bruders war der Anlass für den Unwillen Ihres Vaters?“
„Unwillen? Das ist stark untertrieben ausgedrückt. Er ist gewalttätig, Sir, und hat Henry mit der Reitpeitsche geschlagen, vor unseren Freunden und den Dienstboten.“
„Ein Vater hat das Recht, seine Kinder zu züchtigen.“
„So heftig, dass er ihnen die Knochen bricht? Henry hatte schützend den Arm vor das Gesicht gehoben, doch mein Vater ließ nicht von ihm ab. Wir hörten, wie der Arm meines Bruders brach. Mutter weinte und versuchte, Vater von Henry abzuhalten,...




