E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
Alexander Agenten lieben besser
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4305-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4305-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Etwas ist faul auf dieser Ranch mit ihren seltsamen Bewohnern. Jeder hier scheint Molly verdächtig! Bis auf einen: Raleigh Tate. Der sexy Rancher bringt ihr Herz ganz schön auf Trab. So heiß kann nur ein echter Cowboy küssen, glaubt Molly - und irrt sich ganz gewaltig.
Von Anfang an stand fest, dass Carrie Alexander einen kreativen Beruf ausüben würde. Bereits als Kind hatte sie eine überaus lebhafte Fantasie, dachte sich Geschichten aus und malte viel. Schließlich wurde sie Bibliothekarin. Sie versuchte sich in ihrer Freizeit an Horrorgeschichten und malte in Öl. Damals entdeckte sie ihre erste Romance. Sie las sie mit Begeisterung und dachte: 'Hey, das kann ich auch!' Seit dieser Entdeckung verfasst sie Liebesromane, die ihr verschiedene Auszeichnungen eingebracht haben. Ihre schönste Belohnung sind jedoch nicht Preise, sondern die Kontakte mit den Leserinnen, die sie durch ihre Bücher geknüpft hat. Carrie Alexander lebt im Norden von Michigan, wo sie sich in den harten Wintern mit lesen die Zeit vertreibt. Wenn sie nicht liest oder schreibt - was selten vorkommt - arbeitet sie an ihrem eigenen Haus, hilft Freunden bei der Inneneinrichtung, schaut im Fernsehen Footballspiele oder schippt, wenn nötig, Schnee.
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1. KAPITEL
„Ach, du heiliger Cowboy …“ Molly Broome richtete sich gerade auf, und ihre Kopfhaut prickelte, als hätte sie soeben einen Geist gesehen.
Keinen Geist. Einen Cowboy.
Und was für einen!
Sie beugte sich vor, um Pferd und Reiter besser in Augenschein nehmen zu können. Genau wie im Film, dachte sie und zog eine Grimasse. Selbst nach einer Woche in Wyoming hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt. Die majestätischen Rockies, die sanften Täler, die Bilderbuch-Ranchen mit den weißköpfigen Rindern und den Stacheldrahtzäunen, all das war genau wie im Film. Nur die Cowboys waren enttäuschend … bis jetzt.
Dicke Regentropfen trommelten auf die Windschutzscheibe, Vorboten eines heftigen Schauers. Molly tastete suchend nach dem Schalter für die Scheibenwischer. Die Schotterstraße war mit Schlaglöchern durchsetzt, und der Regen, der in der eiskalten Bergluft zu Graupel wurde, machte die Straße noch tückischer.
Sie drosselte die Geschwindigkeit und richtete den Blick wieder auf den Cowboy. Sein Pferd, ein prächtiger schwarz-weiß gescheckter Appaloosa, galoppierte auf gleicher Höhe mit Shanes Pick-up durch die kahle Winterlandschaft.
Dagegen wirkte der Reiter weitaus unscheinbarer. Er trug einen braunen Hut, den er sich tief in die Stirn gezogen hatte, dicke Lederhandschuhe und einen schweren Staubmantel aus Ölzeug, dessen Schöße im Wind flatterten und den Blick freigaben auf braune Lederchaps. Von seinem Gesicht war nicht viel zu erkennen, lediglich ein scharfes Profil und ein unrasiertes Kinn.
Aber egal. Als eingeschworenem Western-Fan genügte Molly ein Blick, um Geschichte und Charakter eines Cowboys richtig einzuschätzen. Der hier gehörte definitiv zum Typ „einsamer Wolf“. Eine einsame Seele, die es in irgendein Kaff an der Grenze verschlagen hatte, ausgestattet mit einem Gewehr, einem Pferd und eisernem Willen. Wie er gekommen war, so würde er auch wieder verschwinden: ohne Vorwarnung, nachdem er als Sieger aus einer Schießerei mit einer Horde Banditen hervorgegangen war und er eine junge Witwe mit einer heruntergekommenen Ranch vor den üblen Machenschaften des hiesigen Viehbarons gerettet hatte.
Fünfzehn Jahre Mitgliedschaft im „Cowgirl-Club“ hatten Mollys Sinn für Romantik geschärft: Die Rolle der einsamen Witwe übernahm in ihrer Fantasie natürlich sie selbst. Ihre wohlgerundete Figur passte zwar besser in hübsche Baumwollkleider mit Spitzenkragen, doch sie sah sich zu gern als skandalumwitterte Witwe in Reithosen, die besser ritt als jeder Cowboy.
Nur der einsame Wolf konnte sie zähmen. Seine leidenschaftlichen Küsse erinnerten sie daran, wie gut es sich anfühlte, ganz Frau zu sein … bis zum diskreten Schnitt, der so typisch war für die alten Western. Glücklicherweise verfügte Molly über eine lebhafte Fantasie, sie spann den Faden weiter.
Erneut riskierte Molly einen neugierigen Blick auf den unbekannten Reiter, der plötzlich die Hand hob und sich grüßend an den Hut tippte.
Erwischt! Heiße Röte schoss ihr ins Gesicht, doch das konnte der Mann zu Mollys Erleichterung nicht sehen. Unvermittelt gab er dem Pferd die Sporen, riss die Zügel herum und verschwand über einen Hügel.
Molly guckte sich die Augen aus nach dem stolzen Reiter, der entgegen allen Regeln der Kunst nicht in einen flammend roten Sonnenuntergang galoppiert war, sondern in wabernde Nebelschwaden, die über der trostlosen Novemberlandschaft hingen.
Sogleich wurde ihre Unachtsamkeit bestraft, und der Pick-up kam nach links von der Straße ab. Einer der Reifen prallte auf einen unter Wasser liegenden Fels. Sofort war Molly hellwach. Sie verstärkte den Griff ums Lenkrad und lenkte den schweren Wagen wieder auf die Piste zurück. Die Räder schlitterten über den glitschigen Boden, drehten einen Moment lang durch, bevor sie endlich wieder Bodenkontakt fanden. Mit einem Ruck schoss der Pick-up eine Steigung hinauf. Aus dem Augenwinkel sah Molly etwas Weißes in dem Graben aufblitzen, den sie soeben haarscharf umschifft hatte. Etwas Weißes, das sich bewegte.
Sie trat auf die Bremse und spähte in den Rückspiegel. Ein plötzlicher Platzregen prasselte auf die verlassene Straße nieder. Sie dachte an ihren neuen Mantel und die Tatsache, dass sie auf die Triple Eight Dude Ranch unterwegs war, um sich um einen Job zu bewerben. Es wäre idiotisch, sich im strömenden Regen durch den Matsch zu quälen, nur weil sie meinte, irgendetwas – etwas Lebendiges – gesehen zu haben.
Seufzend öffnete Molly die Tür und stieg aus. Der Eisregen traktierte ihr Gesicht wie feine Nadelstiche. Erschaudernd klappte sie den Mantelkragen hoch und stapfte zügig den Weg zurück, den sie gekommen war. Wandte sich dem Straßengraben zu, wobei sie sich bemühte, die schlimmsten Dreckpfützen zu vermeiden. Zunächst erspähte sie nichts weiter als schlammige Rinnsale und Klumpen abgestorbenen Laubs. Doch da – eine winzige Bewegung! Aus den Tiefen des Grabens drang ein erbarmungswürdiges Jaulen zu ihr empor.
Kaninchen? Kätzchen? In New York pflegte man keine halb ertrunkenen Kätzchen zu retten, es sei denn, man hieß Audrey Hepburn und sah auch in durchweichten Kleidern und mit nassem, angeklatschtem Haar noch umwerfend aus. Aber jetzt war Molly in Wyoming, und ein neues, noch konturloses Leben lag vor ihr. Sie verwarf den Gedanken an ihren neuen beigefarbenen Rock und das bevorstehende Bewerbungsgespräch und kletterte die glitschige Böschung in den Graben hinab. Kaum hatte sie zwei Schritte getan, da schlitterte sie auch schon auf dem unbefestigten, nassen Schotter aus und landete mit einem schmatzenden Geräusch, das eine horrende Reinigungsrechnung in Aussicht stellte, auf dem Po.
Mühsam hievte sie sich wieder hoch, wobei sie sich die Handflächen ordentlich mit Matsch beschmierte. Sie strich sich den feuchten Pony aus der Stirn und blinzelte in den eisigen Regen. Himmel, selbst unter den günstigsten Umständen war sie keine Audrey Hepburn! Auch noch den letzten Rest Würde in den Wind schreibend, stapfte sie weiter durch den Graben, bis sie die ausgesetzten Kätzchen gefunden hatte. Mit einem erschrockenen Aufschrei bückte sie sich und hob die kleinen, völlig durchnässten Wesen hoch und drückte sie an ihre Brust. Drei Kätzchen, bis auf die Knochen abgemagert, das weiße Fell schmutzverkrustet. „Okay, Babys“, säuselte sie, „ihr seid in Sicherheit.“
Molly kletterte mühsam die Böschung hinauf und trottete durch den strömenden Eisregen zurück zu ihrem Wagen, wobei sie die Kätzchen beschützend unter ihren Mantel schob. Sie hatte den Motor angelassen, sodass es im Inneren des Wagens schön warm war. Mit einer stummen Entschuldigung an Shane McHenry, den Besitzer des Pick-ups und Verlobten ihrer besten Freundin Grace Farrow, schlüpfte Molly aus ihrem schlammbespritzten Mantel und bereitete den Kätzchen auf dem Beifahrersitz damit ein kuscheliges Lager. Sie kuschelten sich dicht aneinander, zitternde, schmutzige kleine Fellknäuel.
„Ach, egal … Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Molly streifte sich den blauen Kaschmirpullover über den Kopf, dankbar, in der Zwiebeltechnik gekleidet zu sein. Vorsichtig rieb sie die Katzenbabys mit dem Pullover ab. Ihre winzigen pinkfarbenen Mäulchen öffneten sich zu einem herzzerreißenden Maunzen.
Molly warf einen verzweifelten Blick in den Spiegel. Nasse braune Strähnen umrahmten ihr rundes, matschverschmiertes Gesicht. Dunkle Augen, in denen sich Besorgnis und Unsicherheit spiegelten. Vielleicht sogar ein Anflug von Panik. Normalerweise war sie eine energische, solide, gepflegte, gelassene und verlässliche Person, die tief greifende Veränderungen in ihrem Leben strikt ablehnte.
Sie rümpfte die Nase über diese Beschreibung. Doch sie hatte keine andere Wahl, als der Realität ins Gesicht zu blicken. Molly Broome und die raue, gespenstische Landschaft in Wyoming passten nicht zusammen.
Sie nahm eines der maunzenden Kätzchen hoch und drückte das flaumige Bündel sanft gegen ihre Wange. „Wie sind wir bloß in diesen Schlamassel geraten, Kleines?“
Nun, für das Kätzchen konnte sie natürlich nicht sprechen, aber was sie selbst betraf, so hatte sie ihren gut bezahlten Job in New York aufgrund einer Firmenpleite verloren und sah sich mit einem rasch schrumpfenden Bankkonto konfrontiert. Grace, die sich gerade häuslich auf der Goldstream-Ranch eingerichtet hatte, hatte Molly überredet, auf ein verlängertes Thanksgiving-Wochenende nach Wyoming zu kommen. Ihrer Meinung nach gab es keinen besseren Ort als die Rockies, um sich über neue Lebensperspektiven klar zu werden. Molly, die zum ersten Mal in ihrem Leben völlig aus der Bahn geworfen war, hatte die Einladung dankbar angenommen.
Sie besaß ein unschlagbares Talent im Organisieren von Partys, und ihr liebstes Hobby war Kochen. So hatte sie die Gelegenheit ergriffen, sich nützlich zu machen, indem sie das McHenry’sche Thanksgiving-Dinner für zehn Personen in die Hand nahm. Das Essen war ein derartiger Erfolg gewesen, dass Lilah Evers, die Frau von Shanes Vorarbeiter, ihr vorgeschlagen hatte, sich um einen Job auf der Triple Eight Dude Ranch zu bewerben. Die Gerüchteküche besagte nämlich, dass Mrs. Peet, die Managerin der Ferienlodge, sich einen komplizierten dreifachen Beinbruch zugezogen hatte und voraussichtlich für die nächsten drei Monate ans Bett gefesselt sein würde. Das wäre zumindest besser als nichts, fand Molly, die sonst keine konkreten Berufsaussichten hatte.
Nicht in ihren schlimmsten Träumen allerdings hätte sie sich vorstellen können, in...