Akunin | Mord auf der Leviathan | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 280 Seiten

Reihe: Fandorin ermittelt

Akunin Mord auf der Leviathan

Roman
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8412-0156-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 280 Seiten

Reihe: Fandorin ermittelt

ISBN: 978-3-8412-0156-0
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als 'James Bond des 19. Jahrhunderts' hat Detektiv Fandorin Kultstatus erlangt. Sein neuester Fall führt ihn auf das Luxusschiff 'Leviathan', das 1878 auf Jungfernfahrt nach Kalkutta ist. Dort begegnet er dem französischen Kommissar Coche, der ein Jahrhundertverbrechen aufklären will: In Paris wurden Lord Littleby, ein Sammler orientalischer Kostbarkeiten, sieben seiner Bediensteten und zwei Kinder ermordet. Coche hat alle Tatverdächtigen an seinen Tisch geladen - auch den geheimnisvollen Russen Fandorin. Mit ungewöhnlichen Methoden schaltet dieser sich in die Ermittlungen ein ...

'Boris Akunin setzt auf Tempo und feine Ironie. Empfehlenswert.' Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

'Ein absolut kultverdächtiger Historienheld.' Brigitte.

'Akunin erzählt in bester russischer Tradition, grotesk wie Gogol, dunkel wie Dostojewski, unterhaltsam bis zuletzt.' Die Woche.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.

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Weitere Infos & Material


1;DIE SCHWARZE MAPPE DES KOMMISSARS COCHE;6
2;ERSTER TEIL PORT SAID–ADEN;14
2.1;KOMMISSAR COCHE;16
2.2;REGINALD MILFORD-STOKES;40
2.3;RENATE KLEBER;52
2.4;CLARISSA STOMP;72
2.5;GINTARO AONO;96
3;ZWEITER TEIL ADEN–BOMBAY;108
3.1;GINTARO AONO;110
3.2;CLARISSA STOMP;122
3.3;REGINALD MILFORD-STOKES;141
3.4;RENATE KLEBER;155
3.5;KOMMISSAR COCHE;171
4;DRITTER TEIL BOMBAY–PALKSTRASSE;202
4.1;GINTARO AONO;204
4.2;KOMMISSAR COCHE;214
4.3;RENATE KLEBER;226
4.4;CLARISSA STOMP;246
4.5;REGINALD MILFORD-STOKES;269


Die schwarze Mappe des Kommissars Coche


Aus dem Protokoll der Tatortuntersuchung, vorgenommen am Abend des 15. März 1878 in der Villa von Lord Littleby, Rue de Grenelle (7. Pariser Arrondissement):

Aus ungeklärten Gründen befand sich die gesamte Dienerschaft im Anrichteraum im Parterre der Villa, links vom Vestibül (Raum 3 in Schema 1). Die genaue Lage der Leichen ist aus Schema 4 zu ersehen, es sind dies:

Nr. 1 der Haushofmeister Etienne Delarue, 48

Nr. 2 die Haushälterin Laura Bernard, 54

Nr. 3 der Kammerdiener des Hausherrn Marcel Proux, 28

Nr. 4 der Sohn des Haushofmeisters, Luc Delarue, 11

Nr. 5 das Stubenmädchen Arlette Foch, 19

Nr. 6 die Enkelin der Haushälterin, Anne-Marie Bernard, 6

Nr. 7 der Wächter Jean Lesage, 42, der im Spital Saint-Lazare am 16. März verstarb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben

Nr. 8 der Wächter Patrick Trois-Bras, 29

Nr. 9 der Türsteher Jean Carpentier, 40

Die Leichen Nr. 1–6 befanden sich in sitzender Stellung rund um den großen Küchentisch: Nr. 1–3 mit dem Kopf auf den gekreuzten Armen, Nr. 4 mit der Wange auf den flachen Händen, Nr. 5 auf dem Stuhl zurückgelehnt und Nr. 6 auf dem Schoß von Nr. 2 sitzend. Nr. 1–6 hatten ruhige Gesichter ohne die geringsten Anzeichen von Angst oder Leiden. Die Leichen Nr. 7–9 lagen, wie aus dem Schema ersichtlich, in einiger Entfernung vom Tisch. Nr. 7 hielt eine Trillerpfeife in der Hand, doch keiner der Nachbarn hat an dem betreffenden Abend einen Pfiff gehört. In den Gesichtern von Nr. 8 und 9 ist Entsetzen oder zumindest äußerste Verwunderung zu erkennen (die photographischen Aufnahmen werden morgen früh vorgelegt). Es gibt keine Kampfspuren. Körperliche Verletzungen wurden bei einer ersten Untersuchnung nicht entdeckt. Die Todesursache zu ermitteln ist ohne Obduktion unmöglich. An Hand der Leichenstarre stellte der Gerichtsmediziner Maître Bernheim fest, daß der Tod zu verschiedenen Zeiten eingetreten ist, zwischen 22 Uhr (Nr. 6) und 6 Uhr, während Nr. 7, wie schon erwähnt, später im Spital verstarb. Ohne den Ergebnissen des medizinischen Gutachtens vorgreifen zu wollen, wage ich zu behaupten, daß alle Opfer unter der Einwirkung eines starken Giftes mit schnell einschläferndem Effekt standen, und der Zeitpunkt des Herzstillstands war abhängig entweder von der Giftdosis oder von der physischen Stabilität des jeweiligen Vergifteten.

Die Eingangstür der Villa war angelehnt. Ein Fenster der Orangerie (Punkt 8 in Schema 1) zeigte deutliche Einbruchspuren: Die Scheibe war zerschlagen, und auf der lockeren Erde unter dem Fenster fand sich der undeutliche Abdruck eines Männerschuhs mit einer 26 Zentimeter langen Sohle, vorn spitz und der Absatz mit Eisen beschlagen (die photographischen Aufnahmen werden nachgereicht). Wahrscheinlich ist der Täter vom Garten her ins Haus eingedrungen, und zwar nachdem die Dienerschaft vergiftet und eingeschläfert war, sonst hätte sie das Klirren des Glases gehört. Unbegreiflich ist, warum der Täter, als die Bediensteten schon unschädlich gemacht waren, durch den Garten das Haus betrat — er hätte ja seelenruhig die Tür des Anrichteraums benutzen können. Wie dem auch sei, der Täter stieg von der Orangerie hinauf in den ersten Stock, wo die persönlichen Gemächer von Lord Littleby liegen (Schema 2). Wie aus dem Schema ersichtlich, gibt es in der linken Hälfte des ersten Stocks nur zwei Räume: den Saal mit der Sammlung indischer Raritäten und das unmittelbar angrenzende Schlafzimmer des Hausherrn. Die Leiche Lord Littlebys ist in Schema 2 als Nr. 10 eingezeichnet (als Umriß). Der Lord trug eine Hausjacke und eine Tuchhose, der rechte Fuß war dick mit einer Binde umwickelt. Eine erste Untersuchung der Leiche ergab, daß der Tod durch einen ungewöhnlich heftigen Schlag mit einem länglichen schweren Gegenstand auf den Schädel eintrat. Der Schlag wurde von vorn geführt. Der Teppich ist auf mehrere Meter ringsum mit Blut und Gehirnmasse vollgespritzt. Spritzer sind auch auf der zerschlagenen Glasvitrine, in der sich, nach einem Schildchen zu urteilen, eine Statuette des indischen Gottes Schiwa (Schrift auf dem Schildchen: »Bangalore. 2. H. d. 17. Jh., Gold«) befand. Die verschwundene Skulptur hatte vor dem Hintergrund bunter indischer Tücher gestanden, von denen auch eines fehlt.

Aus dem Bericht Doktor Bernheims über die Ergebnisse der pathologisch-anatomischen Untersuchung der Leichen aus der Rue de Grenelle:

Wenn aber die Todesursache Lord Littlebys (Leiche Nr. 10) klar ist und nur die Gewalt des Schlags, der den Schädelknochen in sieben Trümmer spaltete, als ungewöhnlich anzusehen ist, so war das Bild bei den Leichen Nr. 1–9 weniger deutlich und erforderte nicht nur eine Obduktion, sondern auch eine chemische Laboruntersuchung. Die Aufgabe wurde ein wenig dadurch erleichtert, daß J. Lesage (Nr. 7) zunächst noch lebte. Nach einigen charakteristischen Merkmalen (Pupillen wie Stecknadelköpfe, flacher Atem, kalte klebrige Haut, gerötete Lippen und Ohrläppchen) könnte man auf Morphiumvergiftung tippen. Leider waren wir bei der ersten Untersuchung am Tatort von der scheinbar offenkundigen Version der oralen Gifteinnahme ausgegangen und hatten deshalb nur die Mundhöhle und den Rachen der Toten sorgfältig untersucht. Als wir dort nichts Pathologisches fanden, gerieten wir in eine Sackgasse. Erst bei der Untersuchung im Schauhaus wurde bei jeder der neun Leichen ein kaum sichtbarer Injektionseinstich in der linken Ellenbeuge entdeckt. Obwohl das meine Kompetenz übersteigt, erlaube ich mir, mit hinreichender Überzeugung anzunehmen, daß die Injektionen von einer Person gemacht wurden, die mit solchen Prozeduren große Erfahrung hat. Zu dieser Schlußfolgerung führten mich zwei Umstände: 1. Die Injektionen wurden höchst akkurat ausgeführt, und keine der Leichen wies ein Hämatom auf. 2. Die narkotische Bewußtlosigkeit tritt normalerweise nach drei Minuten ein, und das bedeutet, daß alle neun Injektionen innerhalb dieser Zeit erfolgten. Entweder waren mehrere Täter am Werk (wenig wahrscheinlich) oder nur einer mit wahrhaft erstaunlicher Fertigkeit, selbst wenn wir davon ausgehen, daß er zuvor für jeden eine aufgezogene Spritze bereitgelegt hatte. In der Tat ist schwer vorstellbar, daß jemand mit gesundem Menschenverstand den Arm für die Injektion hinhält, wenn vor seinen Augen schon ein anderer das Bewußtsein verloren hat. Mein Assistent Maître Joly ist allerdings der Meinung, alle diese Leute könnten in einem Zustand der hypnotischen Trance gewesen sein, aber in meiner langjährigen Arbeit ist mir noch nichts Derartiges vorgekommen. Ich möchte die Aufmerksamkeit des Herrn Kommissars auch darauf lenken, daß die Leichen Nr. 7–9 in einer Haltung dalagen, die auf Erschrecken hindeutete. Ich vermute, die drei bekamen die Injektionen als letzte (oder sie hatten größere Widerstandskraft) und begriffen, bevor sie das Bewußtsein verloren, daß mit den anderen Bediensteten etwas Verdächtiges geschah. Die Laboranalyse hat ergeben, daß bereits ein Drittel der verabfolgten Morphiumdosis zum Tode geführt hätte. Nach dem Zustand der Leiche des 6-jährigen Mädchens zu urteilen, das als erste sterben mußte, wurden die Injektionen am 15. März zwischen zwischen 21 und 22 Uhr gegeben.

ZEHN LEBEN FÜR EINE GOLDENE GOTTESFIGUR!

Ein entsetzliches Verbrechen in einem vornehmen Wohnviertel

Heute, am 16. März, spricht ganz Paris von dem Verbrechen, welches das Blut in den Adern gefrieren läßt und die wohlgesittete Stille in der aristokratischen Rue de Grenelle zerrissen hat. Der Korrespondent der »Revue Parisienne« eilte an den Ort der Tragödie und ist bereit, die berechtigte Neugier unserer Leser zu befriedigen.

Heute früh läutete der Postbote Jacques Le Chien wie gewöhnlich kurz nach sieben an der Tür der eleganten zweigeschossigen Villa, die dem bekannten britischen Kunstsammler Lord Littleby gehört. Als der Türsteher Carpentier, der die Post für Seine Erlaucht stets persönlich entgegennimmt, nicht öffnete, wunderte sich Herr Le Chien. Er bemerkte, daß die Eingangstür nur angelehnt war, und betrat die Diele. Gleich darauf rannte der 70 jährige Postveteran mit wildem Geheul zurück auf die Straße. Die alarmierte Polizei entdeckte im Hause ein wahres Totenreich – sieben Bedienstete und zwei Kinder (den 11jährigen Sohn des Haushofmeisters und die 6 jährige Enkelin der Haushälterin) im ewigen Schlaf. Die Polizisten stiegen zum ersten Stock hinauf und fanden den Hausherrn, Lord Littleby, in einer Blutlache. Er war in der Schatzkammer ermordet worden, in der er seine berühmte Sammlung fernöstlicher Raritäten aufbewahrte. Der 55jährige Engländer war in der vornehmen Gesellschaft unserer Hauptstadt kein Unbekannter. Er galt als Exzentriker und Eigenbrötler, doch Archäologen und Orientologen sahen in Lord Littleby einen seriösen Kenner der indischen Geschichte. Mehrmalige Versuche der Direktion des Louvre, dem Lord einzelne Exponate seiner vielfältigen Sammlung abzukaufen, stießen auf entrüstete Ablehnung. Der Verstorbene schätzte insbesondere die einzigartige goldene Statuette des Gottes Schiwa, die von Experten auf mindestens eine halbe Million Francs taxiert wird. Der Lord, der ein ängstlicher und argwöhnischer Mensch war, hatte große Furcht vor Dieben, und in der Schatzkammer standen Tag und Nacht zwei bewaffnete Wächter.

Wir wissen nicht, warum die Wächter ihren Posten verließen und ins Parterre hinuntergingen. Wir wissen nicht, über welche unbekannte Macht der Täter verfügte, um alle Bewohner des Hauses seinem Willen gefügig zu machen, ohne daß...



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