Aivanhov | Die Freiheit, Sieg des Geistes | Buch | 978-3-89515-046-3 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 211, 168 Seiten, PB, Format (B × H): 112 mm x 182 mm, Gewicht: 181 g

Reihe: Izvor

Aivanhov

Die Freiheit, Sieg des Geistes


Nachdruck 2005
ISBN: 978-3-89515-046-3
Verlag: Prosveta Verlag GmbH

Buch, Deutsch, Band 211, 168 Seiten, PB, Format (B × H): 112 mm x 182 mm, Gewicht: 181 g

Reihe: Izvor

ISBN: 978-3-89515-046-3
Verlag: Prosveta Verlag GmbH


Die Freiheit ist zu einem so bedeutenden politischen Schwerpunkt geworden, dass wir nach und nach ihren wahren Sinn in Bezug auf den Menschen aus den Augen verloren haben. Meister Omraam Mikhaël Aïvanhov will diesen Sinn d.h. die Beziehung zwischen Geist und Materie wieder richtig stellen, wenn er sagt: 'Alle Lebewesen sind auf gewisse Äussere Elemente angewiesen, nur Gott entgeht diesem Gesetz. Nur Er schöpft alles aus sich selbst. Da Er nun allen menschlichen Wesen einen Funken, einen Geist gegeben hat, der die gleiche Beschaffenheit hat, wie Er selbst, kann auch jeder Mensch kraft dieses Geistes erschaffen, was er Braucht. Die Lehre die ich euch vermittle, ist die Lehre des Geistes, des Schöpfers und nicht die Lehre der Materie, der Schöpfung. Deshalb rate ich euch, in den Bereich des schöpferischen formenden gestaltenden Geistes einzutreten; dann werdet ihr der Macht der Außenwelt mehr und mehr entkommen und frei sein.'

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Die psychische Struktur des Menschen
2. Die Beziehungen zwischen Geist und Körper
3. Schicksal und Freiheit
4. Der befreiende Tod
5. Die Freiheit des Menschen liegt in der Freiheit Gottes
6. Die wahre Freiheit
7. Sich begrenzen, um sich zu befreien
8. Anarchie und Freiheit
9. Über den Begriff der Hierarchie
10. Die innere Synarchie


Mein ganzes Leben hatte ich nur ein einziges Ziel: den Menschen nützlich zu sein. Das ist meine einzige Sorge, mein innigster Wunsch. Ich kenne ihre Lebensumstände, ich bin nicht so blind, ihre Schwierigkeiten nicht zu sehen. Um sich jedoch nicht völlig unterkriegen und zerstören zu lassen, sollten sie Methoden kennen, die ihnen Tag für Tag helfen, ihr inneres Leben zu stärken.
Die folgende Tabelle fasst alle Methoden unserer Lehre zusammen; ich glaube, dass ihr noch nie eine ähnliche Aufstellung gesehen habt. Im Augenblick seht ihr nur einzelne Wörter, die keine Beziehung miteinander haben. Aber wenn sie näher erklärt, verbunden und im Zusammenhang gesehen werden, erkennt ihr ihre Bedeutungen und Entsprechungen ganz klar.
Diese Tafel kann als synoptisch bezeichnet werden, denn sie bietet eine Übersicht über das gesamte Wesen des Menschen und die seinen verschiedenen Fähigkeiten entsprechenden Aktivitäten. Sie hat fünf senkrechte Spalten.
Die erste betrifft die Prinzipien, aus denen der Mensch besteht: physischer Körper, Wille, Herz, Verstand, Seele und Geist. Die zweite Spalte ist mit »Ideal« überschrieben, weil jedes Prinzip ein ihm eigenes Ideal anstrebt.
Damit nun ein Prinzip »sein« Ideal erreichen kann, muss dieses gefördert, unterstützt und genährt werden; deshalb heißt die dritte Spalte »Nahrung«.
Die beiden letzten Spalten schließlich betreffen die Bezahlung, d. h. den Preis für die Nahrung, sowie die Aktivität, d. h. die Arbeit, die man für diese Bezahlung verrichten muss. Zwischen den Begriffen besteht also eine völlig klare und logische Verbindung.
Um das Ganze verständlicher zu machen, wollen wir mit dem physischen Körper beginnen. Jeder weiß, was der physische Körper ist, jeder hat mit ihm zu tun, er ist sichtbar und greifbar: eine Realität, an der niemand zweifeln kann. Das Ideal des physischen Körpers ist die Gesundheit. Für ihn gibt es nichts Wichtigeres und Kostbareres als gesund, stark und kräftig zu sein. Diese Vitalität bezieht er aus allen möglichen festen, flüssigen und gasförmigen Nahrungsmitteln. Ohne Nahrung stirbt er.1 Wer überleben will, der muss essen, das wissen sogar die Kinder. Aber die Nahrung kostet Geld und um Geld zu besitzen, muss man arbeiten. Ihr kennt die Geschichte. Ein Steinhauer wird gefragt: »Antonio, warum klopfst du Steine?« – »Um Geld zu verdienen.« – »Und wozu brauchst du Geld?« – »Um Makkaroni zu kaufen.« – »Und wozu brauchst du Makkaroni?« – »Um etwas zum Essen zu haben.« – »Und wozu isst du?« »Um neue Kräfte zu schöpfen.« – »Und wozu brauchst du Kräfte?« – »Um Steine zu klopfen...« Ein endloser Kreislauf! Wenn man also essen will, braucht man Geld, und um Geld zu verdienen, muss man arbeiten. Das ist ein klarer Fall, das begreift ihr, nicht wahr?
Aber ihr habt noch nie daran gedacht, dass das, was euch auf physischer Ebene ganz klar erscheint, auch auf anderen Ebenen existiert. Wille, Herz, Verstand, Seele und Geist haben ebenfalls ein ihnen eigenes Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen sie Nahrung und um die Nahrung zu erwerben, ist Geld notwendig; das Geld wiederum verdient man, indem man eine bestimmte Arbeit verrichtet. Wenn ihr alle Einzelheiten dieser Aufstellung vollkommen begriffen habt, besitzt ihr den Schlüssel zur Psyche des Menschen.
Der physische Körper ist natürlich Träger aller anderen, feinstofflichen Prinzipien. Seele und Geist wohnen zum Beispiel nicht vollkommen im physischen Körper; sie manifestieren sich jedoch durch ihn, durch das Gehirn, den Solarplexus, die Augen. Wer äußert sich durch eure Augen, wenn ihr jemanden mit inniger Liebe, großer Reinheit und strahlendem Licht anseht? Die Augen sind Teil des physischen Körpers; aber wer manifestiert sich durch sie? Wer benutzt sie als Ausdrucksmittel? Vielleicht ist es die Seele, vielleicht der Geist, vielleicht Gott selbst... Wenn ihr jedoch jemandem einen bösen Blick zuwerft oder ihm böse Worte sagt, die ihn krank machen, dann äußern feindliche Kräfte sich durch euch und zerstören ihn. Unser physischer Körper ist also oft nur Übermittler und Werkzeug für gute oder böse Kräfte, die in ihm und außerhalb von ihm existieren.

Welches Ideal hat nun der Wille? Er verlangt Macht und Bewegung. Ihr werdet sagen: »Aber er kann auch Weisheit, Intelligenz oder Schönheit verlangen...« Nein, das sind nicht seine Gebiete, das fordern andere Prinzipien. Man kann den Willen zwar einsetzen, um seinen Verstand zu entwickeln oder ein Kunstwerk zu schaffen, aber was ihn selbst betrifft, so verlangt und fordert er nur Macht und Bewegung. Er will nicht untätig sein, er will sich beschäftigen, die Dinge berühren, bewegen, verändern.2
Aber der Wille braucht genau wie der Körper Nahrung, um sein Ideal zu verwirklichen, und diese Nahrung ist die Kraft. Durch sie wird er energisch, während er ohne sie verkümmert. Zahlungsmittel, d. h. also das dieser Ebene entsprechende »Geld«, ist die Bewegung. Ja, man sollte immer Stillstand und Trägheit aufgeben, um Energien anzuregen, auszulösen und zu handhaben. Wenn der Wille handelt und sich in Bewegung setzt, »kauft« er Kraft und wird mächtig. Die erste aller Bewegungen ist der Atem. Sobald ein Kind geboren wird, atmet es und setzt dadurch alles andere in Bewegung.
Wer Geld verdienen will, um Nahrung für seinen Willen zu »kaufen«, sollte sich an die Ausführung bestimmter Übungen unserer Lehre gewöhnen: Atem- und Gymnastikübungen3, Paneurhythmie4 usw. All diese Übungen stärken die Willenskraft. Ihr könnt natürlich noch viele andere Tätigkeiten des täglichen Lebens hinzufügen, die man nicht alle aufzuzählen braucht. Es gibt eine ganze Menge, die ihr kennt, aber ich spreche hier von Übungen, die hauptsächlich das spirituelle Leben betreffen.

Ihr habt vielleicht geglaubt, dass diese Übungen nicht so sehr den Willen entwickeln, sondern eher dem Körper Vitalität bzw. dem Herzen Freude geben. Auch das ist wahr, denn alles ist miteinander verbunden. Im Augenblick trenne ich jedoch die verschiedenen Ebenen und verbinde jede mit dem, was ihr entspricht, um besser verstanden zu werden. In Wirklichkeit aber sind die einzelnen Prinzipien nicht voneinander zu trennen. Von den Atem- oder Gymnastikübungen profitiert natürlich auch der Körper: Die Gesundheit wird besser, die Lebenskraft stärker, die Gedanken werden klarer und ihr fühlt euch freier und fröhlicher. Nichts ist vom Ganzen getrennt, alles ist verbunden.

Betrachten wir nun das Herz. Der Mensch besitzt eine Fähigkeit der Empfindung und Rührung, die man »Herz« nennt. Dieses Herz ist nicht das physische Herz der Anatomie und Physiologie; wir sprechen nicht vom Hauptorgan des Blutkreislaufs, das eine Art hydraulische Pumpe ist, sondern von dem wahren Organ der Empfindsamkeit und des Gefühls, das sich im Sonnengeflecht befindet. Ich habe schon oft davon gesprochen und werde sicher wieder darauf zurückkommen.5
Welches Ideal hat nun das Herz? Verlangt es nach Wissen, Kenntnissen oder Macht? Nein, es verlangt nach Glück, Freude und Wärme, denn Wärme belebt es, während Kälte es tötet. Das Herz nährt sich von allen möglichen Gefühlen, guten und schlechten. Da wir nicht auf alles eingehen können, wollen wir hier nur von den guten Gefühlen sprechen, die die Herzen der Söhne und Töchter Gottes nähren.
Die Münze, mit der man Glück und Freude bezahlt, ist die Liebe.6 Sobald ihr liebt, wird euer Herz ernährt. Wie oft habe ich schon gesagt, dass weder Reichtum noch Macht oder gar Schönheit euch glücklich machen, sondern nur die Liebe. Liebe macht glücklich! Ihr könnt dem Herzen alles mögliche andere geben, es wird unzufrieden bleiben und sagen: »Gib mir Liebe!« Mit Liebe kann es sich alles kaufen, was es braucht. Wenn ihr jemanden liebt, ist eure Liebe das Geld, mit dem ihr alle möglichen Empfindungen, Gemütsregungen und Gefühle »kaufen« könnt. Durch eure Liebe entstehen täglich Tausende von Gefühlen. Sobald ihr jedoch nicht mehr liebt, habt ihr kein Geld mehr und könnt euch keine Gefühle oder Gemütsregungen mehr kaufen. Ihr empfindet nichts mehr! Wenn ihr eure Frau nicht mehr liebt, könnt ihr sie so oft küssen wie ihr wollt, ihr empfindet trotzdem weder Freude noch Glück dabei. Aber wenn ihr sie liebt, habt ihr auch ohne Küsse unbeschreibliche Gefühle und Empfindungen ganz einfach durch eure Liebe.
Das Ideal des Verstandes ist das Wissen.7 Die Nahrung zur Erreichung dieses Ziels ist das Denken. Wenn ich vom Denken spreche, kann man darunter natürlich genau wie beim Herzen ein schlechtes oder ein gutes Denken verstehen, denn es gibt alle möglichen Gedanken. Aber auch hier wollen wir uns nur mit den besten und lichtvollsten Gedanken beschäftigen. Das Denken nährt den Verstand. Wenn ihr nicht nachdenkt, werdet ihr nichts erkennen. Manche Leute sagen: »Warum sich den Kopf zerbrechen? Zu viel denken ist gefährlich, man wird verrückt davon.« Ja, das stimmt, wenn man schlechte Gedanken hat! Aber gute, klare Gedanken sind die beste Nahrung für den Verstand. Wenn ihr euren Verstand nicht ernährt, wird er dunkel und schwach: Ihr habt ihn sozusagen verhungern lassen.
Wenn man sich die besten Gedanken »kaufen« will, braucht man Geld, und dieses Geld ist die Weisheit. Nur mit Weisheit könnt ihr die guten Gedanken kaufen, mit denen euer Verstand das ersehnte Licht erwirbt. Die Weisheit ist das Geld... oder besser das Gold, das von der Sonne kommt. Ja, diese Weisheit, das spirituelle Gold, kommt von der Sonne. Mit diesem Gold könnt ihr in den himmlischen Läden genauso einkaufen wie in den irdischen Läden mit dem materiellen Gold. Wenn ihr den himmlischen Wesenheiten gegenüber eure Wünsche äußert, prüfen sie zuerst, ob ihr Gold habt. Wenn ja, füllen sie eure Einkaufstaschen, andernfalls geben sie euch nichts.
Um dieses Geld zu verdienen, muss man arbeiten: lesen, lernen, nachdenken, meditieren. Nun, und wenn in der letzten Spalte der Tabelle nicht erwähnt wird, dass auch die Betrachtung des Sonnenaufganges zum Erhalt dieses Goldes führt, könnt ihr dies ruhig hinzufügen. Denn im Frühjahr und Sommer sollte man beim Sonnenaufgang das Sonnengold aufnehmen.

Und das Ideal der Seele?8 Vielleicht werdet ihr erstaunt sein, dass die Seele weder Wissen noch Licht oder Glück verlangt. Ihr Ideal ist der Raum, die unendliche Weite. Sie will nur eins: sich ausdehnen, zerfließen, sich ins Endlose ausweiten. Ihr Ideal ist die Unendlichkeit. Wenn man sie einengt, ist sie unglücklich. Die menschliche Seele ist Teil der Universalseele und fühlt sich in unserem Körper so begrenzt und eingeengt, dass sie erstickt und nur den Wunsch hat, sich im Raum zu verlieren. Man glaubt im Allgemeinen, die Seele wohne ganz und gar im Menschen. In Wirklichkeit weilt nur ein winziger Teil in ihm, der größte Teil führt außerhalb von ihm ein unabhängiges Leben im kosmischen Ozean. Da die Universalseele jedoch Pläne mit uns hat, da sie uns Leben und Schönheit geben möchte, versucht sie in uns einzudringen, um uns mehr und mehr zu prägen. Unsere Seele ist also nicht auf unseren Körper begrenzt, sie ist etwas viel Größeres, das stets nach Unendlichkeit und endloser Weite strebt.
Um dieses Ideal zu erreichen, braucht die Seele Kraft und auch für sie gibt es eine ihr entsprechende Nahrung, nämlich die guten Eigenschaften des höheren Bewusstseins: Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, Opfergeist, kurz all das, was den Menschen dazu treibt, über seine eigenen Grenzen hinauszugehen und seinen Egoismus zu besiegen. Alle eigennützigen und egoistischen Einstellungen bauen Grenzen und Abtrennungen auf. Sobald man sagt: »Das gehört mir!« führt man die Abtrennung ein, während eine selbstlose Einstellung alle Schranken durchbricht.
Auch die Nahrung für die Seele kostet »Geld«. Dieses Geld, d. h. das einzige Mittel, durch das die Seele im Unendlichen aufgehen kann, ist die Ausdehnung, die Verschmelzung, die Ekstase.9 Diesen göttlichen Zustand kann man durch Gebet, Anbetung und Kontemplation erreichen. Das Gebet ist die Suche nach der göttlichen Herrlichkeit, und wenn der Mensch diese Herrlichkeit erreicht, empfindet er solch eine Erweiterung, dass er sich von seinem Körper losgelöst glaubt. Das ist die Ekstase. Alle, die eine Ekstase erlebt haben, äußern sich in diesem Punkt ähnlich: Sie waren nicht mehr auf der Erde in ihrem begrenzten physischen Körper, sondern hatten das Gefühl, in die Universalseele einzutauchen und völlig mit ihr zu verschmelzen.
Die Seele ist das weibliche Prinzip par excellence, sie ist ein großartiger göttlicher Ausdruck des weiblichen Prinzips. Der Geist ist der göttliche Ausdruck des männlichen Prinzips. Auch Verstand und Herz stellen das männliche und das weibliche Prinzip dar, aber auf einer niedrigeren Ebene. Die beiden Prinzipien sind in allen Bereichen des Universums unter verschiedenen Aspekten gegenwärtig: positiv und negativ, ausstrahlend und empfangend. Überall finden wir das weibliche und das männliche Prinzip.
Wonach verlangt der Geist? Er strebt weder nach Raum noch nach Wissen, Glück, Macht oder Gesundheit. All das braucht er nicht, denn er ist nie krank, schwach, unglücklich, betrübt oder kalt. Der Geist verlangt nur eins: die Ewigkeit.10 Da er seinem Wesen nach unsterblich ist, will er sich nicht durch die Zeit begrenzen lassen, er will die Ewigkeit. Ebenso wie der Raum das Reich der Seele ist, ist die Zeit das Reich des Geistes. Deshalb kann ich den Physikern und Philosophen sagen, dass sie das Wesen von Zeit und Raum nie begreifen werden, solange sie das Wesen von Seele und Geist nicht kennen. Denn Raum und Zeit sind Begriffe einer vierten Dimension, die die Seele und den Geist betreffen. Die Wissenschaftler werden die Geheimnisse von Zeit und Raum nicht durchdringen können, solange sie nicht bewusst in ihrer Seele und ihrem Geist die Begriffe von »Unendlichkeit« und »Ewigkeit« vertieft haben.
Um die Ewigkeit zu erreichen bzw. in das menschliche Bewusstsein hinabzuholen – denn der Geist selbst ist seinem Wesen nach ewig – braucht auch er Nahrung. Ihr wundert euch, dass der Geist Nahrung braucht? Ich sagte euch bereits, dass sogar der Herr sich ernährt. Die Nahrung des Geistes ist die Freiheit! Die Seele will sich ausdehnen und der Geist seinerseits will alle Bindungen durchbrechen, die ihn an die Zeit fesseln.
Aber die Freiheit muss erkauft werden. Der Geist braucht also Geld, und dieses Geld ist die Wahrheit. Weder Weisheit noch Liebe können den Geist befreien, sondern nur die Wahrheit. Jede Wahrheit, die ihr einmal über ein bestimmtes Thema erkannt habt, löst gewisse Fesseln. Jesus sagte: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« (Jh 8,32).11 Ja, die Wahrheit macht frei. »Und die Liebe?«, werdet ihr sagen. Ah, die Liebe! Sie bindet und fesselt euch eher. Ihr wollt euch an etwas oder jemanden binden? Ruft die Liebe zu Hilfe, denn nichts bindet euch so stark wie sie. Ihr wollt euch befreien? Dann wendet euch an die Wahrheit. Seht einmal, was mit den alten Leuten passiert. Sie erkennen langsam die Wahrheit und da die Wahrheit befreit, lösen sie sich von dieser Welt und gehen ins Jenseits. Wenn man dagegen verliebt ist, will man sich nicht befreien, dann möchte man lieber ewig auf dieser Erde bleiben, bei dem anderen sein und ihn küssen. Denkt einmal darüber nach, ihr könnt nicht umhin, damit einverstanden zu sein!
Um die Wahrheit zu besitzen, muss man etwas tun, eine Arbeit verrichten. Und diese Arbeit ist die Identifikation mit dem Schöpfer. Durch sie nähert man sich dem Herrn, wird eins mit Ihm und erkennt die Wahrheit. Als Jesus sagte: »Ich und der Vater sind eins« (Jh 10,30), sprach er von dem Prozess der Identifikation. Durch diese Arbeit könnt ihr das Gold verdienen, das man Wahrheit nennt.12 Und diese Wahrheit lautet: Der Mensch ist Geist, ein von Gott kommender Funke, der eines Tages wieder zu Ihm zurückkehrt. Seht ihr, das ist die Wahrheit. Sobald der Mensch dies verstanden, erkannt und gefühlt hat, ist er frei: frei von Leidenschaften, frei von irdischen Zielen, frei von Schmerz und Angst. Dann tritt er in die Ewigkeit ein.
Einige von euch werden erstaunt sein, die Freiheit mit Zeit und nicht mit dem Raum verbunden zu sehen. Sie werden sagen: »Frei sein heißt doch, sich bewegen und von allen Beschränkungen lösen zu können. Die Freiheit müsste also zu dem Bereich der Seele gehören.« Nein, man sollte die Freiheit nicht mit dem Raum verwechseln. Die wahre Freiheit besteht nicht darin, sich ohne Einschränkungen fortzubewegen. Stellt euch einen Mann vor, der von seiner Schwiegermutter so geplagt wird, dass er eines Tages seine Koffer packt und in die Berge zieht. Aber sogar dort oben ist er nicht frei. Warum nicht? Weil er die gleichen Vorwürfe und Diskussionen mit sich herumträgt. Körperlich ist er zwar weit von ihr entfernt, aber geistig hat er sie nicht verlassen, denn er denkt ja ständig an sie. Und was für wunderbare Gedanken er ihr schickt! Der Begriff der Freiheit ist nicht an den Raum gebunden, denn der Raum gibt keine wahre Freiheit. Er gibt zwar eine gewisse Bewegungsmöglichkeit, aber die wahre Freiheit ist etwas ganz anderes! Die wahre Freiheit ist das Bewusstsein der Ewigkeit.
»Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen« (Jh 17,3), hat Jesus gesagt. Um welche Erkenntnis handelt es sich hier? Sicher nicht um das intellektuelle Wissen, das Wissen von Leuten, die einige Bücher gelesen haben und behaupten: »Ich weiß Bescheid!« Das wahre Wissen ist etwas anderes: »Dich erkennen, Dich, den einzigen wahren Gott«; dies bedeutet, mit Ihm eins zu sein, sich mit Ihm zu identifizieren. Die Identifikation, die Verschmelzung kann der Mensch nur durch seinen Geist verwirklichen, und erst dann ist er frei.
Spürt ihr jetzt, wie wahr meine Worte sind? Wenn ihr mir natürlich mit einer rein intellektuellen und sachlichen Einstellung zuhört, spürt ihr vielleicht überhaupt nichts und denkt vielleicht sogar, dass meine Worte nicht mit euren Ansichten übereinstimmen. Aber es ist nicht meine Schuld, wenn die ganze gegenwärtige Kultur euch Ideen in den Kopf gesetzt hat, die euch am Verständnis der Dinge hindern! Ihr solltet euch beeilen, meine Sichtweise anzunehmen, dann werdet ihr begeistert sein. Ihr werdet sagen: »Ich habe erkannt, wie wichtig diese Tabelle ist. Ich will sie überall mitnehmen und sie studieren, egal ob ich im Zug, in der U-Bahn, beim Zahnarzt oder bei der Kosmetikerin bin.« Ja, diese Tabelle kann euch eine große Hilfe sein, vermindert ihren Wert niemals.

Anmerkungen
1. Siehe Band 204 der Reihe Izvor »Yoga der Ernährung«.
2. Siehe Band 18 der Reihe Gesamtwerke »Erkenne Dich selbst – Jnani-Yoga«, Kapitel 9: »Der Wille«.
3. Siehe Band 13 der Reihe Gesamtwerke »Die neue Erde. Anleitungen, Übungen, Sprüche, Gebete«.
4. Siehe die Instrumental Audio-CD »Paneurythmie« und das Buch »Die Paneurhythmie – Von Peter Danov nach der Lehre von Omraam Mikhaël Aïvanhov« von Muriel Urech.
5. Siehe Band 219 der Reihe Izvor »Geheimnis Mensch – Seine feinstoffl. Körper und Zentren«, Kapitel 3: »Das Sonnengeflecht«.
6. Siehe Band 18 der Reihe Gesamtwerke »Erkenne Dich selbst – Jnani-Yoga«, Kapitel 8: »Die Liebe«.
7. Siehe Band 18 der Reihe Gesamtwerke »Erkenne Dich selbst – Jnani-Yoga«, Kapitel 3: »Die Macht des Denkens«.
8. Siehe Band 8 der Reihe Gesamtwerke »Sprache der Symbole – Sprache der Natur«, Kapitel 1: »Die Seele« und Kapitel 2: »Der Mensch und seine verschiedenen Seelen«.
9. Siehe Band 17 der Reihe Gesamtwerke »Erkenne Dich selbst – Jnani-Yoga«, Kapitel 6: »Die Nahrung der Seele und des Geistes«.
10. Siehe Band 8 der Reihe Gesamtwerke »Sprache der Symbole – Sprache der Natur«, Kapitel 4: »Zeit und Ewigkeit«.
11. Siehe Band 234 der Reihe Izvor »Die Wahrheit, Frucht der Weisheit und der Liebe«, Kapitel 18: »Die Wahrheit wird euch frei machen«.
12. Siehe Band 215 der Reihe Izvor »Die wahre Lehre Christi«, Kapitel 2: »Ich und der Vater sind eins« und Band 238 der Reihe Izvor »Der Glaube versetzt Berge«, Kapitel 10: »Die Identifikation mit Gott«.


Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer Philosoph, geistiger Meister und Eingeweihter. Als warmherziger, einfühlsamer und humorvoller Lehrer war er ein lebendiges Vorbild, das durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.
Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um die Gesundheit, die Ethik, die Liebe, die Sexualität oder um tiefgründige, philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.



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