Ahner | Blue - Verschollen in der Lagune | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Ahner Blue - Verschollen in der Lagune


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-22638-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-641-22638-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei Kinder, gestrandet auf einer einsamen Insel, und ein kleiner Held, der keine Gefahr scheut!

Als Juna wach wird, traut sie ihren Augen nicht: Sie ist auf einer Insel mitten im Nirgendwo. Um sie herum nur tiefblaues Meer und keine Spur von dem kleinen Flugzeug, mit dem sie unterwegs waren. Außer ihr ist nur Finn hier gestrandet, das Großmaul, ohne den das Ganze gar nicht erst passiert wäre. Als die Vorräte ausgehen und Juna schon fast aufgeben will, trifft sie auf Blue, einen kleinen Delfin. Blue gibt Juna die Kraft, die sie braucht, um über sich selbst hinauszuwachsen. Gemeinsam mit Finn baut sie ein Floß, doch ein gewaltiger Sturm nähert sich der Insel ...
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Das Meeresungeheuer

Finn winkte aufgeregt und rief etwas, das Juna kaum verstehen konnte. Sie ließ alles stehen und liegen und rannte ihm entgegen.

»Ich habe etwas gefunden«, schrie er. »Komm schnell.«

Sie kämpften sich durch das Unterholz zum Strand. Wieder riss sich Juna an den Ästen blutige Kratzer in die Haut. Sie spürte es nicht einmal.

Finn war schnell wie der Wind und deutete auf etwas, das die Wellen an den Strand gespült hatten. Ein Stück der Tragfläche. Juna konnte sich noch gut an die roten Streifen erinnern, die sich über die ganze Länge der kleinen Propellermaschine gezogen hatten. Sie waren deutlich zu erkennen.

Finn hatte sich immer wieder eingeredet, dass der Absturz glimpflich verlaufen war und alle Passagiere überlebt hatten. Das Wrackteil sprach eine andere Sprache. Er ging in die Knie und musste sich mit den Händen stützen, um nicht in den feuchten Sand zu fallen. Juna konnte ihn leise schluchzen hören. Er war plötzlich gar nicht mehr so stark und großmäulig. Sie wollte ihm tröstend die Hand auf die Schulter legen und traute sich nicht.

»Das hat nichts zu bedeuten«, sagte sie leise.

»Sie sind tot …«, gab er zurück.

»Dann müssten wir wohl auch tot sein, Finn. Schließlich waren wir auch in der Maschine. Mama und Sven leben noch. Ganz sicher sogar. Bestimmt suchen sie schon nach uns.«

Finn sah sie mit einem kalten Blick an, der Juna erschrecken ließ. »Wir hätten niemals mitkommen dürfen auf diese bescheuerte Reise! Aber deine Mutter wollte es ja unbedingt. Und mein Papa tut immer alles, was deine Mutter sagt.«

»Was soll denn das schon wieder heißen?«

»Gemeinsamer Urlaub, so ein Schwachsinn! Wären wir zu Hause geblieben, dann wäre das nie passiert.«

Jetzt wurde auch Juna wütend. »Nur damit du’s weißt, Finn: Ich hatte genauso wenig Lust auf diese Reise wie du. Urlaub mit deinem Vater und dir? Lieber geh ich zum Zahnarzt!«

Finn biss sich auf die Lippen, fegte sich die Tränen aus dem Gesicht und sprang auf. »Es wird langsam dunkel. Wir sollten zurück zum Lager.«

Er schnappte sich ein Bündel Holz, das er gesammelt hatte, und ging wortlos zur Lagune. Juna blickte hinaus aufs Meer. Die Sonne versank darin in leuchtenden Farben. Doch Juna war viel zu wütend, um der Schönheit etwas abzugewinnen. Sie folgte Finn in gehörigem Abstand. Seine Worte wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen. Tatsächlich hatte sich ihre Mutter den gemeinsamen Urlaub gewünscht. »Damit wir uns alle ein bisschen besser kennenlernen können«, hatte sie gesagt. »Und wer weiß, vielleicht wirst du Finn ja richtig mögen, wenn du etwas mehr Zeit mit ihm verbracht hast. Er ist ein netter Junge.«

Juna hatte energisch den Kopf geschüttelt: »Finn ist ein widerlicher Besserwisser und Dummschwätzer, genau wie sein Vater! Genau wie alle in seiner Familie.«

Wie recht sie damit gehabt hatte!

Und jetzt war sie dazu verdammt, mit diesem Dummschwätzer auf einer kleinen Insel zu leben, bis man sie fand, was vielleicht niemals geschehen würde. Der Gedanke legte sich bleischwer auf ihre Schultern.

In dieser Nacht fanden sie kein Essen mehr und es gelang ihnen auch nicht, Feuer zu machen. Juna lag auf einem Bett aus Blättern und konnte kein Auge zutun. Sie hatte schrecklichen Hunger und sie fror. Immerzu musste sie an ihre Mutter denken. Wenn Finn nun recht hatte und sie die Einzigen waren, die den Absturz überlebt hatten? Ihr Blick wanderte zum Himmel, der bedeckt war und keinerlei Hoffnung spendete.

Nach kurzem, unruhigem Schlaf wurde sie von einem leisen Hämmern geweckt. Sie streckte ihren Kopf aus der Höhle und sah das Licht der Morgensonne auf dem Meer glänzen. Unten am Ufer, dort wo sich die Lagune mit dem Meer vermählte, baute Finn eine seltsame Konstruktion ins flache Wasser. Er schlug Stöcke in den Sand und flocht Äste hinein. Er baute einen Käfig, der nur eine schmale Öffnung hatte, die zudem nach innen enger wurde. Fische konnten gut hineinschwimmen, kamen aber nur sehr schwer wieder raus.

Juna kletterte nach unten. »Wozu soll das gut sein?«, fragte sie.

»Eine Reuse«, sagte Finn. »Eine Falle für Fische und Krabben. Sie schwimmen hier rein, aber kommen nicht mehr raus. So fangen wir sie.«

»Und das soll funktionieren?«

»Klar, jedenfalls solange wir kein Netz oder eine Angel haben … aber wenn du eine bessere Idee hast, bitte sehr.«

Er war immer noch wütend auf sie. Juna war zu hungrig, um sich darüber zu ärgern.

»Was ist da oben? Kann man das vielleicht essen?« Sie deutete auf grüne Kugeln, die in den Wipfeln einer Palme hingen.

Finns Augen leuchteten. »Warte mal. Das könnten doch … na klar, ich glaube, das sind Kokosnüsse!«

Er schnappte sich einen langen Stock und kletterte am Stamm der Palme hoch.

»Vorsicht, Finn«, sagte Juna. »Du brichst dir noch den Hals.«

Er schnaubte. »So ein bisschen Kletterei ist doch kein Problem.«

Er schlug einige der grünen Kugeln herunter. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie vor Junas Füßen im Sand. Juna hob eine auf und betrachtete sie. Die Kokosnuss war so groß wie ihr Kopf und erstaunlich schwer. Wenn sie sie schüttelte, konnte sie ein Plätschern hören.

»Sie ist voll mit Kokosmilch. Jetzt müssen wir sie nur noch aufbekommen«, sagte sie.

Das war schwieriger als gedacht. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Kokosnüsse mit einem schweren Felsbrocken zu zertrümmern. Der Saft ging verloren, aber das weiche, faserige Kokosfleisch blieb. Gierig fielen sie darüber her.

»Sieh mal!«, rief Finn mit vollem Mund und deutete auf seine Reuse. Dort hatte sich tatsächlich ein kleiner Fisch verfangen. Er war zwischen Ästen hineingeschwommen und fand nun nicht mehr heraus. »Auch unser Abendessen ist gesichert!«

Das hob Junas Laune so sehr, dass sie ihren dummen Streit glatt vergaß. Finn schien es ähnlich zu ergehen. Sie liefen am Strand entlang, suchten weitere Kokosnüsse und schleppten sie zu ihrer Höhle. Als die Sonne am höchsten Punkt stand, verkündete Finn, dass nun der perfekte Zeitpunkt gekommen war, ein Feuer zu schüren und ihren ersten selbst gefangenen Fisch zu grillen. Er benutzte seine Brille wie ein Brennglas und lenkte den gebündelten Sonnenstrahl auf einen Ballen trockener Grashalme. Er qualmte und entflammte schließlich.

»Es funktioniert!«, rief Juna begeistert.

Finn fütterte die Flammen mit Holz und bald schon prasselte ein kleines Lagerfeuer auf dem Plateau vor ihrer Höhle. Juna musste sich eingestehen, dass Finn zwar ein Großmaul sein mochte, er aber tatsächlich etwas auf dem Kasten hatte.

Sie schichteten ein paar Steine neben dem Feuer auf und steckten Stöcke hinein.

»Ich könnte jetzt ein ordentliches Stück Fisch vertragen«, sagte Finn.

Juna musste grinsen. »Mit Gemüse und Salzkartoffeln?«

Er grinste zurück. »Kommt sofort!«

Er sprang auf, um den Fisch aus dem Wasser zu holen. Kurz darauf konnte Juna ihn vom Ufer der Lagune fluchen hören: »So ein verdammter Mist. Irgendjemand hat unsere Reuse zerstört!«

Rasch kletterte Juna zum Ufer und überzeugte sich selbst. Der Käfig aus Stöcken war regelrecht zerrissen worden. Juna blickte aufs Meer und konnte wieder das große Ding erkennen, das sie seit Tagen verfolgte. Es schoss durchs Wasser wie ein Pfeil und hielt dabei einen Fisch in seinem Maul. Ihren Fisch!

Finn sah es ebenfalls. »Das Mistvieh hat unseren Fisch geklaut. Na warte!«

Er schnappte sich seinen Stock, den er mithilfe eines scharfkantigen Steins in einen Speer verwandelte, und warf ihn mit aller Kraft ins Wasser. Er verfehlte das Wesen nur knapp.

»Finn, sei vorsichtig!«, rief Juna. »Das Ding ist klug. Es verfolgt mich, seit wir hier sind. Vielleicht ist es gefährlich. Bestimmt sogar.«

Finn lachte. »Machst du dir jetzt etwa Sorgen um mich, kleine Schwester?«

Juna wurde rot. »Hör endlich auf, mich so zu nennen! Ich bin nicht deine kleine Schwester, und ich werde es auch niemals sein, nur damit du’s weißt.«

Finn hörte nicht auf sie. Er sprang ins Wasser und holte sich seinen Speer zurück. Er wollte das seltsame Wesen unbedingt erlegen. Es kreiste bedrohlich unter der Wasseroberfläche.

Juna war wütend und ängstlich zugleich. Nicht auszudenken, wenn Finn etwas geschah!

»Hör auf mit dem Blödsinn. Du wirst dich noch umbringen. Dann bin ich hier ganz allein«, rief sie.

»Ich dachte, du kannst mich nicht leiden.«

»Kann ich auch nicht. Los, komm zurück.«

»Das Biest frisst uns sämtlichen Fisch weg. Ich werde es erledigen!«

»Finn – das ist kein gewöhnliches Tier.«

»Was ist es denn dann?«

»Ein Ungeheuer!«, platzte es aus ihr heraus.

Finn riss die Augen auf. Dann lachte er so laut und schallend, dass er fast keine Luft mehr bekam. Juna ärgerte sich über sich selbst. Sie wusste, wie lächerlich das klang.

»Ja, lach du nur!«, rief sie. »Du wirst schon sehen … Finn!«

Der Schatten rauschte von hinten an Finn heran und stupste ihn ins Meer. Finn tauchte unter und ruderte orientierungslos mit den Armen, bis sein Kopf keuchend und hustend wieder zum Vorschein kam. Er hatte ordentlich Wasser geschluckt. Sein Schreck wich rasch der Wut.

»Na warte, du Mistvieh, jetzt krieg ich dich«, grollte er.

Er packte seinen Speer und schleuderte ihn mit aller Kraft ins Meer. Die Spitze traf...


Ahner, Dirk
Dirk Ahner wurde 1973 in Horb am Neckar geboren. Bereits während seines Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität in München begann er zu schreiben. Heute lebt er als erfolgreicher Roman- und Drehbuchautor (Hui Buh – Das Schlossgespenst, Frau Ella, Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer) mit seiner Familie in München.



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