Adolfsson | Doggerland. Fehltritt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Adolfsson Doggerland. Fehltritt

Kriminalroman
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8437-1833-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1833-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Doggerland-Trilogie - die neueste Krimientdeckung aus Skandinavien Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Das Opfer ist ausgerechnet die Ex-Frau des Mannes, mit dem Hornby gerade die Nacht verbracht hat. Ihr Chef kann den Fall nicht übernehmen, da er zu den potentiellen Verdächtigen gehört. Hornby wittert eine große Chance - sie soll den Fall übernehmen und kann endlich zeigen, dass sie mehr drauf hat. Zuvor muss sie jedoch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden. Hornby beginnt zu suchen. Das Mordopfer kam in einem Kollektiv zur Welt. Nahm dort das Unheil seinen Anfang? An der rauen Küste Doggerlands deckt Karen Eiken Hornby eine alte Lüge auf, die das ganze Land erschüttern wird.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Viele Jahre hat sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen gearbeitet. DOGGERLAND ist ihre Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby, die auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland spielt.
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Die Autobahn zwischen Dunker und Langevik erstreckt sich sechs Kilometer entlang Heimös südöstlicher Küste, dann überquert sie die lange Halbinsel Skagersnäs und setzt sich in nordöstlicher Richtung noch einmal eineinhalb Kilometer fort. Karen spürt, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunterläuft, während sie die Kälte der Klimaanlage gleichzeitig zum Zittern bringt. Karen klammert sich noch fester ans Lenkrad und schielt immer wieder auf den Tachometer. Sie hat zwar ihre Zweifel, ob die Verkehrspolizisten an solch einem Morgen Geschwindigkeitskontrollen vornehmen, aber allein der Gedanke daran, wieder von einem bekannten Gesicht angehalten zu werden und vielleicht auch noch pusten zu müssen, ist etwa ebenso verlockend wie die Vorstellung, noch eine Nacht mit Jounas Smeed zu verbringen. Und meiner Karriere würde es vermutlich ähnlich stark schaden, denkt sie. Denn trotz der relativ großzügigen gesetzlichen Regelung – ein Ergebnis sehr pragmatischer Politiker, die bei einer Änderung mehr zu verlieren als zu gewinnen hätten – würde der Promillegehalt in ihrem Blut heute sicherlich jede Grenze sprengen. Diese Erkenntnis dreht ihr schlagartig den Magen um, und sie drosselt die Geschwindigkeit weiter. Das jetzt bloß nicht. .

Es ist wenig Verkehr, Autos überholen sie nur mit mehreren Minuten Abstand. Karen lockert ihren Griff ums Steuer und entspannt ihre Schultern. Später am Tag, wenn sie ein paar Stunden Schlaf hatte, wird sie den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren lassen, sich alles, was geschehen ist, vor Augen führen, sich selbst Rechenschaft ablegen und zu Reue und Askese verurteilen. Dann gibt es ein paar Wochen keinen Tropfen Alkohol, Zigaretten überhaupt nicht mehr, jeden Tag wird gejoggt, Krafttraining gemacht und gesund gegessen. Erst die Ermittlungen, dann die Verurteilung, so ist das bei ihr. Die Gene der Verwandtschaft von Noorö sitzen tief. Nicht so tief, dass sie sie von der Sünde abhalten könnten, aber immerhin bewirken sie, dass sie die schlimmsten Fehltritte mit Reue erfüllen. Nicht aus Furcht vor der Rache Gottes oder der Angst, nicht in den Himmel zu kommen; eher weil sie den Preis im irdischen Leben fürchtet. Diesmal wird der Chef der Kriminalpolizei von Doggerland ihr die Hölle heißmachen. Sticheleien, Grinsen, Andeutungen. Aber ebenso wenig wie sie einfach weiterarbeiten kann, als wäre nichts passiert, hat sie eine Lösung im Visier. Ein paar Wochen Urlaub werden das Problem kaum beseitigen, denn was kommt danach? Auf volles Risiko gehen und die Kündigung einreichen? Die Branche wechseln, und das in ihrem Alter? Nichts davon scheint eine Alternative zu sein, deshalb verdrängt sie den Gedanken an ihre Zukunft, doch sie kann nicht verhindern, dass immer mehr Erinnerungen vom vergangenen Abend auftauchen und sich puzzleartig zusammenfügen.

Der letzte Samstag im September. Sie hatte Marike, Kore und Eirik im »The Rover« auf ein Bier getroffen, bevor das traditionelle Austern-essen begann. Marike war schlecht drauf gewesen, weil ihr eine Glasur beim Brennen misslungen war, und diese Panne zwei Wochen Arbeit zunichtegemacht hatte. In die Rezeptur hatte sie große Hoffnungen gesetzt. Zudem verabscheute Marike Estrup Austern, was sie auch mit einem ungewöhnlich deutlichen dänischen Akzent zum Ausdruck brachte. Mit der Zeit hatten sich die Freunde an Marikes halsbrecherische Mischung aus Dänisch und Doggerisch gewöhnt und festgestellt, dass man an dem Grad, wie sehr ihr Akzent durchschlug, erkennen konnte, in welcher Stimmung sie sich befand; gestern hatte diese Art Geigerzähler riesige Ausschläge verzeichnet, und es war beinahe unmöglich gewesen, ihrem nordjütländischen Schimpfen zu folgen.

Kore und Eirik hingegen waren bester Stimmung gewesen. Zwei Tage zuvor hatten sie den Zuschlag für ein Haus in Thingwalla erhalten und dann den Freitagabend damit verbracht, sich Sorgen über die Tilgung des Kredits zu machen und über die Einrichtung zu streiten, um sich am Ende im Bett wieder zu versöhnen. Dort hatten sie den ganzen Samstag verbracht und sich wieder in einen Kokon aus schillernden Zukunftsplänen eingesponnen. In dem Zustand hatten sie der Reihe nach den Umzug geplant, das darauf folgende Einweihungsfest sowie ihren weiteren Lebensweg bis ins hohe Alter.

Karen selbst hatte einen sehr produktiven Samstag verbracht. Zuerst war sie in den Baumarkt nach Rakne gefahren. Nachdem sie sieben Fenster abgedichtet, das Scharnier in der Tür vom Schuppen ausgewechselt und außerdem eine halbe Stunde mit ihrer Mutter telefoniert hatte, ohne die Stimme zu heben, hatte sie äußerst zufrieden mit sich selbst ihre noch immer sonnengebräunten Freunde im schummrigen Licht der Kneipe betrachtet. Ihr eigener blasser Teint hingegen ließ sie müde wirken, fast schon krank, was Kore auch noch gnadenlos zur Sprache brachte.

»Ja, aber jetzt bin ich auch mal dran«, war ihre Antwort gewesen. »Vermutlich fahre ich am Montag, spätestens am Dienstag los.«

Nur ein paar freie Tage hatte sie Anfang Juni gehabt, den Rest des Sommers hatte sie durchgearbeitet. Sie hatte Ermittlungen allein zu Ende geführt, während die Kollegen im Urlaub waren, sie hatte die abschließenden Berichte geschrieben, alles aufgeräumt und mithilfe von ein paar vorübergehend abgestellten Kollegen aus den umliegenden Bezirken die Stellung gehalten. Auf die vorsichtige Frage, ob sie ihren Urlaub möglicherweise bis zum Ende des Sommers aufschieben könne, oder besser noch gleich in den Herbst, hatte sie sich nicht anmerken lassen, dass ihr das im Grunde hervorragend passte. Karen Eiken Hornby hatte dann den ganzen Sommer lang gearbeitet und sich ausreichend mit Bonuspunkten versorgt, wenn das Geschacher um Weihnachts- und Silvesterurlaub losging.

Sie hatte sich in einem der Sessel im »The Rover« zufrieden zurückgelehnt und ihren Freunden erklärt, dass nun drei Wochen vor ihr lagen, die sie größtenteils im Nordosten Frankreichs zu verbringen gedachte, während sich Dunkelheit und Kälte über die Doggerschen Inseln legten. Dort, auf dem Hof im Elsass, wo ihr ein paar lächerliche Quadratmeter Erde mit ein paar Weinstöcken gehörten, würde sie mit Philipp, Agnés und den anderen hocken und über die Ernte und die Qualität der letzten Jahrgänge fachsimpeln.

Aber erst wollten sie Oistra feiern.

Wie immer wurde das jährliche Fest unten im Hafen eröffnet, wo sich die Einwohner von Dunker und die Touristen an den Tischen drängten. Die Austern waren zwar noch gar nicht richtig groß, aber der erste Samstag nach dem Herbstanfang war der Auftakt zu einer langen Saison – und das wurde ordentlich gefeiert. Berge von verschiedenen Austernsorten schrumpften und wurden ständig nachgefüllt, während Geld den Besitzer wechselte und schweißgebadete Mitarbeiter der Brauerei mit viel Getöse immer wieder neue Tonnen mit Dunkelbier und Gagelbier heranrollten. Dazu wurden üblicherweise nur Schwarzbrot und Butter serviert, aber das gab es gratis, damit die Leute nicht vor Hunger und Alkohol umkippten. Dafür war jedes freie Plätzchen mit Sponsorenreklame beklebt.

Es war ganz einfach so gewesen, wie es sein sollte.

Doch wie ausgelassen und herzlich die Stimmung auch immer ist, Oistra fordert jedes Jahr einen bescheidenen Teil an Opfern, sei es wegen Völlerei, Schlägereien oder der ein oder anderen Lebensmittelvergiftung. Was jedoch nicht zur Tradition gehört, sind Street Food und der billige Wein, der heutzutage in Pappbechern angeboten wird, und genau das wird jedes Jahr von empörten Bürgern angeprangert, die sich unter Überschriften wie »Schützt unser doggersches Kulturerbe« oder »Enttäuschter Senior« zu Wort melden. Was das Unterhaltungsprogramm angeht, vertreten einige den Standpunkt, dass es sich positiv entwickelt hat, andere sind vom Gegenteil überzeugt. Den Kapellen, die noch bis vor zwanzig Jahren allein für die Musik zuständig waren, wird nun von Rockbands Konkurrenz gemacht, die nicht mehr aus der Gegend kommen, sie werden von überallher gebucht. Unerträgliche Talentwettbewerbe, der Lärm von Fahrgeschäften, die extra für das Fest aufgebaut werden, und schrilles Kindergeschrei übertönen zudem ihre volkstümliche Musik.

Gestern Abend hatten Kore und Eirik schon gut und gerne ein Dutzend Austern verdrückt und Karen mindestens die Hälfte, bevor sie den Hafen verließen. Marike hatte angeekelt zugesehen, wie sie die Köpfe in den Nacken legten und gierig den Mund öffneten.

»Mollusken gehören nicht zur Ernährung von Menschen, man kann davon schrecklich krank werden«, erklärte sie mit ihrem dänischen Einschlag, den Mund voller Pulled Pork, was ihre Aussprache noch undeutlicher machte.

»Nein, dieses Zeug hier macht krank, nicht die Austern«, hatte Kore fröhlich geantwortet, sich dann den letzten Schluck Gagelbier in den Hals gekippt und den Plastikbecher in den nächsten Mülleimer geschmissen, während er erfolglos versuchte, ein Rülpsen zu unterdrücken.

»Puh, widerliches Zeug«, sagte er dann und verzog das Gesicht. »Jetzt werde ich mir was Richtiges zum Trinken holen.«

Und dann folgte die übliche Kneipentour, bei der sich zu unzähligen Gläsern Weißwein immer mehr Austern...


Adolfsson, Maria
Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Viele Jahre hat sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen gearbeitet. DOGGERLAND ist ihre Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby, die auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland spielt.

Werner, Stefanie
Stefanie Werner studierte in Göttingen und Visingsö in Schweden. Seit mehr als 25 Jahren überträgt sie schwerpunktmäßig Belletristik aus dem Schwedischen, darunter die Werke von Fredrik Backman, Åsa Hellberg, Kajsa Ingemarsson und Gabriella Ullberg Westin.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen. DOGGERLAND. FEHLTRITT ist ihr erster Krimi um Kommissarin Karen Eiken Hornby.



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