Abt / Aebli / Alioth | Tintenblau wogende Stunden | Buch | 978-3-907296-25-7 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 11, 160 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: Caracol Prosa

Abt / Aebli / Alioth

Tintenblau wogende Stunden

Surreale Geschichten
Originalausgabe 2023
ISBN: 978-3-907296-25-7
Verlag: Caracol Verlag der Autorinnen & Autoren

Surreale Geschichten

Buch, Deutsch, Band 11, 160 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 205 mm, Gewicht: 190 g

Reihe: Caracol Prosa

ISBN: 978-3-907296-25-7
Verlag: Caracol Verlag der Autorinnen & Autoren


Dieser Sammelband bringt surreale Geschichten von 11 Autorinnen und Autoren, die alle schon zuvor im Caracol Verlag publiziert haben. Die Texte in diesem Band sind bisher unveröffentlicht. Die Vorgabe an die zur Teilnahme Eingeladenen lautete: Geschichten mit irgendwie surrealem Touch. Die Schreibenden hatten also viel Freiheit und konnten ihre Phantasie beliebig spielen lassen. Das Ergebnis ist eine Sammlung von Texten, die inhaltlich wie stilistisch auf ganz verschiedene, je eigene Weise faszinieren: ein buntes Feuerwerk des Surrealen.

«Tintenblau wogende Stunden» bietet eine Fülle von Geschichten und regt an zum Nachdenken über die fliessenden Ränder der Realität.

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Weitere Infos & Material


Oktopus-Variationen (Sabine Abt)
Im vergangenen Winter war der Oktopus-Club der letzte Schrei in der Stadt. Wer etwas auf sich hielt, verbrachte das Wochenende da. Am Eingang erhielt man einen mysteriösen Cocktail, eine VR-Brille und einen Ganzkörperanzug, der mit Elektroden versehen war. Damit tauchte man in eine virtuelle Meereswelt ein. Das Erstaunlichste am Ganzen war, dass man sich plötzlich als Oktopus empfand.

Saroyan und ich (Matthias Müller)
Also Hemingway. Wir lieben ihn beide. Meistens. Den alten Mann verstehen wir nicht. Wir ziehen dem Boot unsere Bar, das Spaces, vor.
«Von ihm stammt doch diese Kilimandscharo-Geschichte?»
«Ja, wurde verfilmt, mit Spencer Tracy und einer der Hepburns.»
«Ach? Nein, Sie irren, Schweizer.»
«Was, es sind doch immer Tracy und eine der Hepburns!»
Ich frage Eyrin und tatsächlich: Es waren Gregory Peck und Susan Hayward. Ich lag total falsch.
Saroyan hat den Riecher, wenn er wieder mal am Gewinnen ist.

Never change a winning team (Kurt Aebli)
Der Sieg, den unsere kleine Mannschaft, bestehend aus Notizbüchlein, Kugelschreiber und mir, anstrebt, wird nun mal im Kampf gegen den gesunden Menschenverstand errungen, der stets als haushoher Favorit die Arena betritt, am Ende aber sich eingestehen muss, dass er mit einem blauen Auge davongekommen ist, wenn er wenigstens einen Punkt mitnehmen kann.

Die Frau neben Anna (Ruth Erat)
Die Frau neben ihr schwieg noch immer und Anna blickte in die Ferne. Dann hörte sie Berta: Schau, Anna, Sonnenlicht flunkert auf dem Wasser. Doch die Wolke, die drüben aufzieht, türmt sich empor, während der Kalkstein da, so hell er ist, noch die Wärme des Tages bewahrt. Und dennoch weht mir der Vorbote der Nacht entgegen.
Es wird kühler, sagte Anna und sah die Frau neben ihr nicken.
Ja, wie wollte man widersprechen? Ein Mensch sieht das so, empfindet auf diese Weise, spricht mit seinen Bildern davon. Anna wusste, was die Frau neben ihr dazu sagte: Als Mensch bin ich gefangen in meinem Menschsein. Und das zum Schaden der Welt.

Das dritte Bein (Irène Bourquin)
Die große Knolle mit ihren zwei Armen und drei Beinen erschien ihm fast menschlich. Kleiner Kopf, Stummelarme, lange, leicht gekrümmte Beine. Eher Ginseng als Ingwer. Er brachte es nicht übers Herz, die Ingwer-Person mit dem Gemüsemesser anzugehen, sie scheibchenweise in die Teekanne zu schnetzeln, um wie gewohnt seinen Mandarin-Schwarztee zu würzen, sich einzuheizen.
Er glaubte gelesen zu haben, dass sich Ingwer leicht pflanzen und vermehren lasse. Schien die Knolle nicht schon auszutreiben? Im Keller fand er einen runden Keramik-Topf auf drei Beinen, mit Pflanzenrelief verziert, hellgrün glasiert. Asiatisch, vermutete er. Das schien ihm die passende Wohnstätte zu sein für seinen Ingwer.

Eingerichtet (Jolanda Piniel)
Es geschah wenige Tage vor dem Umzugstermin, morgens um halb elf: Die Wohnung, in die Lukas einziehen wollte, bezog ihn. Sein neues Schlafzimmer, das größer war als das alte, verkeilte sich samt Bett und Kleiderschrank in seinem Kopf, während die restlichen Zimmer mit ihrem ganzen Mobiliar in Richtung Kehle drängten. Am Gasherd wäre Lukas beinahe erstickt.

Mein gebildetes Kalb (Thomas Heckendorn)
Mein Kalb verdanke ich der Förderung für Hochbegabte. Wie es dazu kam, werde ich gleich berichten. Unter uns sprechen wir kaum darüber. Zumal das Kalb eigentlich eher wortkarg ist. Unser Gedankenaustausch erfolgt vorwiegend telepathisch. So etwa auf den entdeckungsfreudigen Spaziergängen, die wir unternehmen. Wir besuchen Sehenswürdigkeiten der Natur, aber auch Gedenkstätten der Vergangenheit. Bei unserem Ausflug zu einem eher unbekannten Pferdedenkmal wagten wir kürzlich einen Glockenzug am Tor des Landsitzes, auf welchem, vor 100 Jahren, Rilke sich auf die späteren Sonette an Orpheus einstimmte.

Das Brautkleid (Ruth Loosli)
Sie war ins Geschäft eingetreten und hatte sofort das Eine gesehen, eine Stoffwolke von betörender Eleganz. Ich begleite dich, hatte das Gewebe geflüstert. Geknistert und geseufzt. Ich nehme dieses hier, hatte sie zur Verkäuferin gesagt und das Kleid vorsichtig, beinahe wie eine Trophäe, zur Kasse getragen.

Der Dompteur (Oskar Pfenninger)
Der Name ist irreführend, denn dieser Dompteur bändigt keine wilden Tiere, sondern die Flüsse in seinem Hirn. Er ist ein Bändiger von Flüssen. Flüsse sind gefährlich, schwellen plötzlich an und werden gewalttätig. Der Dompteur kennt die Gefahr. Er darf keine Fehler machen, sonst ist es um ihn geschehen. Er will über die Flüsse herrschen, liebt sie, stürzt sich in die Flut, taucht auf den Grund, planscht wie ein Kind, das sich am Wasser freut.

Eines sanglosen Morgens (Markus Bundi)
Willkommen Amsel, Drossel, Fink und Star! Seht euch vor, nehmt euch vor dem Graureiher in Acht! Es seien ausdrücklich alle gewarnt: Die Graureiher, wie es sie einmal gab, sind vor einiger Zeit schon ausgestorben … ausgerottet worden, das trifft’s wohl eher. Was da stoisch auf den Feldern steht, unseren alten grauen Freunden zum Verwechseln ähnlich, das sind hochmoderne Überwachungs- und Kampfmaschinen. Wo ein falscher Grauer steht, sich in Gelassenheit und vermeintlich seinsgerechter Langsamkeit übt, fliegt bald kein Vogel mehr.

London 2 (Gabrielle Alioth)
Und da war diese Leichtigkeit, die auch anhielt, als das Aeroplan in den Nebel hineinglitt. – Natürlich sind mir vom Leben im Wasser alle Formen des Schwebens vertraut, wenn wir Menschen in unseren Blasen uns auch nicht so gewandt bewegen können wie Sie, die privilegierteren Mitglieder unserer Gemeinschaft, denen das Element gehört, in dem wir zu Gast sind.


Bundi, Markus
Markus Bundi ist 1969 in Wettingen geboren und in Nussbaumen bei Baden aufgewachsen. Heute lebt er in Neuenhof.
Er studierte Philosophie, Neue Deutsche Literatur und Linguistik an der Universität Zürich (lic. phil. I), arbeitete als Sport- und Kulturredaktor und unterrichtet derzeit an der Alten Kantonsschule Aarau.
Er veröffentlicht seit 2001 literarische Texte, ist Herausgeber der Werkausgabe Klaus Merz (Haymon Verlag) und von DIE REIHE (Wolfbach Verlag), die 2020 abgeschlossen wurde.

Bourquin, Irène
Irène Bourquin ist 1950 in Zürich geboren. Sie lebt in Elsau bei Winterthur und in Zürich. Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich. 1976 Promotion mit einer Dissertation zum Thema: «Vie ouvrière» und Sozialpolitik. Die Einführung der «Retraites ouvrières» in Frankreich um 1910. – Ab 1977 Arbeit als Kulturredakteurin und Journalistin; heute Autorin, Co-Verlagsleiterin und Lektorin.

Irène Bourquin schreibt Lyrik, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele, Chansontexte. Publikationen in diversen Verlagen seit 1986. Zudem Texte in vielen Anthologien (u.a. PEN) und in Literaturzeitschriften sowie im Literarischen Jahresheft Mauerläufer und auf der online-Plattform Fixpoetry.

Vier Theaterstücke wurden 1999 bis 2003 in Winterthur uraufgeführt. Das Hörspiel Der Wolfsziegel wurde 2005 von Deutschlandradio Kultur, Berlin, produziert. Ein Chansonprogramm kam 2009 auf die Bühne.

Alioth, Gabrielle
Gabrielle Alioth ist 1955 in Basel geboren. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und Kunstgeschichte an den Universitäten Basel und Salzburg. Ab 1979 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Prognos AG in Basel. Im Jahr 1984 erfolgte die Übersiedlung nach Irland, wo sie seither als Schriftstellerin lebt und auch als Übersetzerin und Journalistin für deutsche Zeitungen und Rundfunkstationen tätig ist. In den Jahren 2005 – 2021 war sie Dozentin an der Hochschule Luzern Design & Kunst. Seit 2010 gibt sie auch Schreibkurse am Literaturhaus Basel und an der Volkshochschule Basel.

Gabrielle Alioth war 2009 Mitglied der Jury des International IMPAC Dublin Literary Award. 2017 – 2020 war sie Mitglied der Programmkommission der Solothurner Literaturtage.

Gabrielle Alioth ist Mitglied des AdS (Autorinnen und Autoren der Schweiz) und seit Frühjahr 2022 Präsidentin des PEN Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.

1990 Publikation des ersten Romans Der Narr und Ausstrahlung des gleichnamigen Hörspiels durch Radio DRS. Der elfte Roman Die Überlebenden erschien im Oktober 2021. Lesereisen in Europa, Indien, Kanada, Südafrika, im Iran und den USA. Mitglied der irischen Delegation an der Frankfurter Buchmesse 1996 und Mitglied der Schweizer Delegation 1998.

Abt, Sabine
Sabine Abt, 1977 in Oetwil am See geboren und aufgewachsen, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Zürich und erwarb als Pianistin das Konzertdiplom an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie unterrichtet Deutsch und Englisch an einer Zürcher Kantonsschule, leitet da seit zehn Jahren das Schultheater und arbeitet als freischaffende Musikerin. Sie schreibt Lyrik und Kurzprosa, die sie in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht hat. Sie lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

Heckendorn, Thomas
Thomas Heckendorn ist 1952 in Basel geboren. Studium der Germanistik, Geschichte und lateinischen Philologie in Basel. 1989 Promotion mit einer Arbeit über Gottfried Keller. 1984 bis 2018 Kantonsschullehrer in Winterthur.

Erat, Ruth
Ruth Erat ist 1951 in Herisau geboren. Sie wuchs in Bern und Arbon auf. Heute lebt sie in Arbon. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Zürich. 1985 Promotion mit einer Arbeit zur Lyrik von Mechthild von Magdeburg.
Ruth Erat ist Verfasserin von Prosa, Lyrik und dramatischen Werken. Sie ist auch künstlerisch tätig: Zeichnungen, Malerei, Installationen.

Aebli, Kurt
Kurt Aebli ist 1955 in Rüti geboren. Er lebt heute in Nenzingen (Landkreis Konstanz). Längere Aufenthalte in Wien, Paris, Sofia, Berlin. Verfasser von Lyrik und Prosa. 1991 und 1996 Teilnahme an den Klagenfurter Tagen der deutschsprachigen Literatur. 1990 war er Gast beim Treffen der Gruppe 47 in Prag.

Müller, Matthias
Matthias Müller ist 1961 in Bern geboren und lebt heute in Winterthur. Journalist und Ressortleiter Kultur beim St.Galler Tagblatt, später Kommunikations- und Nachhaltigkeitsberater. Organisation von kulturellen Veranstaltungen, Chor-Präsident, Leiter von Schreibwerkstätten. Matthias Müller schreibt Prosa (Kurzprosa, Erzählungen, ein Roman), Kindergeschichten und Lyrik.

Piniel, Jolanda
Jolanda Piniel ist 1969 in Winterthur geboren und lebt heute in Zürich. Sie absolvierte ein Masterstudium in Ethnologie, Spanischer Literaturwissenschaft und Publizistik an der Universität Zürich und arbeitete unter anderem als Redaktorin bei Radio SRF, als Programmverantwortliche bei der Organisation Public Eye, als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem universitären Forschungsteam und als Filmemacherin. Wiederholte, mehrmonatige Aufenthalte in Mexiko, Südamerika (Brasilien, Bolivien, Peru), Indonesien und Rumänien. Heute leitet sie Schreibwerkstätten und gibt Kurse für Deutsch als Zweitsprache, Interkulturelle Kommunikation und Biografiearbeit.
Sie schreibt Prosa und Lyrik.

Loosli, Ruth
Ruth Loosli ist 1959 in Aarberg geboren und im Berner Seeland aufgewachsen. Sie ist ausgebildete Primarlehrerin und hat drei Kinder. Seit 2002 lebt und arbeitet Ruth Loosli in Winterthur, wo sie sich in verschiedenen literarischen Projekten engagiert. Neben dem Schreiben von Prosa und Lyrik gestaltet sie auch Schreibbilder.

Pfenninger, Oskar
Oskar Pfenninger, 1930 in Winterthur geboren, besuchte nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre die Schweizerische Theaterschule. 1955/1956 war er in Panmunjom Mitglied der neutralen Überwachungskommission für den Waffenstillstand in Korea (NNSC). 1956 – 1964 und 1967 – 1971 lebte er in Kyoto. Leiter des internationalen Studentenheims, Japan-Korrespondent für Radio DRS und Deutschlehrer. 1971 kehrte er mit seiner Frau Yoshimi Kurata und drei Kindern in die Schweiz zurück. Arbeit für Radio DRS, Journalist und Deutschlehrer. 2019 ist er in Zürich gestorben.
Oskar Pfenninger schrieb Romane, Erzählungen, Lyrik und Hörspiele.



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