E-Book, Deutsch, Band 5024, 200 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
Zwengel Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 24: Geheimwaffe Psychomat
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-584-5
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5024, 200 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
ISBN: 978-3-95719-584-5
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tim Axelrod verbringt seine Zeit in Gesellschaft ehemaliger Kollegen des Kosmodroms Plessezk, bevor er den Dienst in Kanada bei der HTO antreten will. Da erreicht ihn ein alarmierender Hilferuf. Die bunt gemischte Truppe startet zusammen mit dem HTO-Rescue-Team einen aussichtslos erscheinenden Kampf gegen Putschisten, Gardisten und eine gnadenlos ablaufende Frist. Die Printausgabe umfasst 152 Buchseiten.
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Kapitel 1
Unabhängige Republik Nordrussland (URNR), Stadt Mirny, nahe dem Kosmodrom Plessezk. Sonntag, 07. Januar 2091, gegen 19:00 Uhr
Es war früher Abend, und die Dunkelheit hatte bereits vor vier Stunden eingesetzt. Gnädig verbarg sie den Anblick des heruntergekommenen Gebäudes. Es machte den Eindruck, als habe der Wunsch nach einer eigenen Kneipe ein paar verzweifelte und wohl auch betrunkene Alkoholkonsumenten dazu veranlasst, aus allen greifbaren Materialien ein Gebäude zu errichten, das nicht länger als eine Nacht stehen bleiben sollte. Diese Nacht lag inzwischen fünfzehn Jahre zurück. ???????????? stand über dem Eingang, Schneeflöckchen. Ein harmloser Ausdruck für eine solche Spelunke, suggerierte er doch Reinheit und Unberührtheit. Auf die Außenfassade mochte das zutreffen, denn an sie hatte schon lange keiner mehr Hand angelegt, doch im Inneren würde man vergeblich nach etwas suchen, auf das diese Beschreibung zutraf. Weder die käuflichen Damen mittleren Alters noch die abgenutzten Gläser. Barbea Delany stand hinter dem Tresen ihres Ladens. Die gebürtige Amerikanerin stammte aus Detroit. Aus diesem Grund und wegen ihrer langen blonden Haare wurde sie von allen nur Barbie genannt. In ihrer Kindheit wanderten ihre Eltern aus den USA aus, um irgendwo auf der Welt ein besseres Leben zu finden, und so hatte es Barbie hierher verschlagen. Ihre Eltern hatten die aussichtslose Suche vor langer Zeit aufgegeben und sich am Toten Meer zur Ruhe gesetzt, während ihre Tochter weiter nach Norden gezogen war. Seit fünfzehn Jahren war Barbie nun die Besitzerin des Snegurotschka. Unter einer Bordellbesitzerin stellten sich die meisten Leute eine ältere Frau mit großer Oberweite vor, die mit harter, rauer Stimme für Ordnung sorgte. Einiges davon traf auch bei Barbie zu. Sie besaß tatsächlich eine beachtliche Oberweite und eine tiefdunkle Stimme, die Männern den Schweiß ausbrechen ließ. Allerdings war sie gerade mal Ende zwanzig und schlank. Eine weitere Übereinstimmung zwischen Vorstellung und Realität bestand in der Fähigkeit, im eigenen Laden für Ruhe zu sorgen. Barbie trug die meiste Zeit robustes Leder und hatte nicht das geringste Problem damit, sich von der Theke aus in eine wüste Kneipenschlägerei zwischen betrunkenen Russen zu stürzen. Allerdings verstand sie sich auch prächtig darauf, sich verbal zu verteidigen und sich in harten Fällen auch mit der Knarre in der Hand ihrer Haut zu erwehren. Die Behauptung, sie habe wegen einer enttäuschten Liebe diese Spelunke gekauft, und anders konnte man den Laden trotz aller Liebe nicht nennen, fegte Barbie einfach vom Tisch. Eine geschäftliche Chance, wie sie sich ihr geboten habe, werfe man doch nicht wegen so etwas Läppischem wie Gefühlen weg. Angesichts des Eindrucks, den das Snegurotschka machte, konnte keiner so genau sagen, ob sie dies als Scherz meinte. Momentan war noch nicht allzu viel los. Die meisten Kunden waren noch bei der Arbeit oder nahmen noch das Abendessen mit der Familie ein, bevor sie sich auf den Weg zu alkoholischen Getränken und außerehelichem Geschlechtsverkehr machten. An der Theke vor Barbie saßen nur zwei Gäste. Ein Stammgast, der dort von der Öffnung bis zur Schließung saß und schweigend trank, und ihr alter Freund Timothej Tim Axelrod. Der dreißigjährige Mechaniker war dunkelhaarig, glatt rasiert und sah sehr sportlich aus. Er war viel zu attraktiv für einen Bordellbesucher. Der Grund seines Aufenthaltes war auch nicht käuflicher Sex oder billiger Alkohol. Er war bis zum Jahreswechsel im zwanzig Kilometer entfernten Kosmodrom Plessezk für die Staatliche Raumfahrtbehörde tätig gewesen und hatte sich dort vom Azubi bis zum Chefmechaniker hochgearbeitet. In dieser Funktion stand ihm eine kleine Werkswohnung zu, doch durch die Schließung des Geländes Plessezk war er nun obdachlos geworden und musste nun einen Monat überbrücken, bis er am ersten Februar seine neue Stellung antreten konnte. Lange Rede kurzer Sinn: Timothej Axelrod wohnte in dieser Zeit zur Miete im Schneeflöckchen. Er erhielt einen Freundschaftspreis von Barbie und musste dafür nur eine gewisse Lärmtoleranz mitbringen. Die wurde allerdings oft genug auf eine harte Probe gestellt, wenn es von zwei Seiten gegen die Zimmerwände rumpelte. Aus diesem Grund hielt er sich meistens im Kneipenraum auf. Barbie wusste, dass die meisten seiner Freunde und Kollegen ihn einfach Tim nannten, aber sie mochte die russische Sprache zu sehr. Tims hatte es in ihrem Leben bisher genug gegeben, aber nur einen Timothej. Er trank seinen Kaffee leer und ließ sich nachgießen, während er bemerkte, wie Marina mit einem Kunden nach oben ging. Axelrod sah ihr nach und bemerkte zu spät, dass Barbie ihn prüfend ansah. Er räusperte sich und hob seine Tasse. „Was ist?“ „Vielleicht solltest du sie einfach mal ansprechen“, riet die Wirtin. Er schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck. „Ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt richtig kennenlernen möchte. Es ist sehr nett, sich mit Marina zu unterhalten, aber mehr ist da nicht.“ „Ach ja? Nun, das höre ich nicht oft über meine Mädchen.“ „Sie ist nicht wie die anderen Frauen hier. Bei ihr reicht es, wenn ich sie ansehe, um mich gut zu fühlen. Weißt du, wie man das nennt?“ „Ja, Voyeurismus.“ „Seelenverwandtschaft“, verbesserte Axelrod. „Ich dachte, ich würde dir puren Kaffee ausschenken, Timothej“, gab Barbie zurück. „Muss wohl die falsche Kanne erwischt haben.“ „Ich sehe schon, dass ich hier alle guten Worte verschwende. Ich habe dich immer für eine Romantikerin gehalten.“ Barbie lachte. „Genau, deshalb führe ich auch diesen rosaroten Ponyhof hier, mit lauter Honeymoon-Suiten.“ „Du wirst mir fehlen“, sagte Axelrod ehrlich. „Geht mir genauso“, antwortete Barbie. Sie beide waren befreundet, seit Barbie das Schneeflöckchen eröffnet hatte. „Gab es denn keinen anderen Job für dich? Einen, der etwas näher liegt als in Kanada?“ Axelrod schüttelte den Kopf. „Das ist eine einmalige Chance für mich, ich kann immer noch nicht glauben, dass ich angenommen wurde.“ „Was macht die HBO eigentlich?“, fragte Barbie. „HTO. Die HTO-Corporation ist die größte Raumschiffwerft auf Terra“, erklärte Axelrod so stolz, als wäre er bereits seit Jahren für seinen neuen Arbeitgeber tätig. Barbie lächelte. „Ich zieh dich nur auf.“ „Koalaboratöre“, nuschelte der Stammgast undeutlich dazwischen. Axelrod runzelte die Stirn. „Bitte was?“ „Die sind doch dabei, uns an die Moraner zu verkaufen. Glaubt ihr, diese Fremden überlassen uns ihre Hochtechnologie ohne Hintergedanken? Ihr Schlafschafe. Die HTO baut für die Moraner die Maschinen, die eine schnellere Ausbeutung unseres Planeten ermöglichen. Wir nehmen denen praktisch die Arbeit ab. Warum sollen wir wohl interstellare Reisen unternehmen können? Natürlich nur, um fremde Planeten zu erreichen und noch andere Völker zu uns einladen zu können. Sollen sie doch alle kommen und uns alles wegnehmen. Was haben wir denn bitte davon?“ „Das Transitionstriebwerk“, sagte Axelrod. „Revolutionäre Technologie“, überlegte Barbie. „Die Möglichkeit zur Besiedlung fremder Planeten“, zählte Axelrod auf. „Einen Entwicklungssprung in Wissenschaft und Technik“, ergänzte Barbie. „Neue Handelsmärkte.“ Der Mann sah sie mit großen Augen an. Das war wohl nicht die Antwort, die er gewöhnlich erhielt, wenn er seine markigen Sprüche machte. Er verzog das Gesicht. „Und lauter Fremde, die hier nicht hergehören.“ Axelrod sah seine Freundin an. „Hält der immer solche Reden?“ „Machst du Witze? Ich wusste nicht mal, dass er reden kann.“ Barbie beugte sich über die Theke. „Mach den Kopf zu, du Schnapsnase!“, herrschte sie ihn an. „Oder du kannst in Zukunft woanders trinken.“ Da es in der Nähe keine Alternative zum Snegurotschka gab, war dies eine durchaus ernst zu nehmende Drohung. Der Angesprochene salutierte gehorsam und bettete seinen Kopf wieder auf die Theke. Die Eingangstür öffnete sich mehrmals hintereinander. Es klang, als sollte sie keine Gelegenheit mehr bekommen, noch einmal ins Schloss zu fallen. Mit einem Mal war das Snegurotschka gerammelt voll. Was bei einem Laden wie diesem irgendwie zweideutig klang. An diesem Tag schien es endlich den ausstehenden Lohn für die letzten Wochen gegeben zu haben, denn es waren viele Gesichter dabei, die man nur einmal im Monat sah. Eben dann, wenn sie gerade Lohn bekommen hatten und noch einen kleinen Teil verjubeln wollten, bevor sie ihre Com mit dem Kontostand zuhause bei ihren Frauen vorzeigen mussten. Doch trotz der Griwnas auf ihren Konten, die sie nun verjubeln konnten, sah man keine fröhlichen Gesichter. Viele mochten noch eine kleine Abfindung erhalten haben, aber im Grunde hielten sie ihre letzte Lohnabrechnung in Händen. Barbie warf einen kurzen Blick auf die Gäste, suchte nach altbekannten Störenfrieden oder nach solchen, die nach Ärger aussahen, um sie von Anfang an im Auge zu behalten. Ein ehemaliger Vorarbeiter des Kosmodroms Plessezk namens Sascha schob sich an die Bar, grüßte Barbie und die anderen Säufer, warf einen kurzen Blick auf Timothej Axelrod und musterte das Angebot an Frauen. Barbie sah, wie es in seinem Kopf arbeitete, ob er sich nicht auch mal wieder eine Frau leisten sollte, aber dann zog seine innere Stimme die Notbremse und rechnete ihm vor, wie viel...