Zimmermann | Apokalypse-Gesamtausgabe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

Zimmermann Apokalypse-Gesamtausgabe

Bewusstseinsevolution statt Selbstzerstörung
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7431-5462-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Bewusstseinsevolution statt Selbstzerstörung

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

ISBN: 978-3-7431-5462-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Roman passt genau in den Zeitgeist, da er versucht, existenzielle Fragen in einem Europa des Umbruchs zu stellen. Acht suizidgefährdete Menschen begegnen einander und fragen sich, ob ihre Lebensüberdrüssigkeit 'nur' das Symptom einer kranken Gesellschaft ist. Es geht um die Erkenntnis von Wertschätzung, Respekt und Vergebung. Letztlich stellt sich die Frage: Was haben Angst, Einsamkeit, Verzweiflung, Wut, Enttäuschung, Begehren und suizidale Gedankenmuster der handelnden Figuren mit einer äußeren Realität, mit Krieg, mit Hunger, mit Ungerechtigkeit zu tun? Hat die Apokalypse bereits begonnen? Ist die Menschheit noch zu retten? Wenn ja- wie? Mehr unter www.literatur-und-therapie.at

Peter Zimmermann, MAS Dipl. Kunst- und Gestaltungstherapeut, Dipl. Master of Advanced Studies, Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung www.pausetaste.at
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Autoren/Hrsg.


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Diogenes’ Therapiepraxis


Yvonne kommt, regelmäßig wie ein Uhrwerk, um fünfzehn Minuten zu spät zur Therapiesitzung, in die Praxis von Diogenes.

Schön, dass sie es geschafft haben, Yvonne, setzen sie…

Sorry, Doktor, ich bin schon wieder zu spät dran - gut, dann fange ich…ja, dann fange ich gleich an. Wissen Sie, Doktor, manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob es ein Traum war oder Wirklichkeit.

Yvonne, erzählen Sie einfach. .

Doktor? Sind Sie noch da? Wissen Sie, Doktor, diese Frau, sie befand sich – wie soll ich sagen – in einer alten Wohnung, ich kannte diese muffigen Räume. Da war diese Kommode mit den chirurgischen Instrumenten, sie lagen fein säuberlich auf einem weißen gehäkelten Tuch, so eines wie Mutter sie zu Hunderten anfertigte, alles zeigte sich so vertraut. Wissen Sie, Doktor, was ich denke? Sie hatte alles für eine Operation vorbereitet, ja, eine Operation, und ich weiß auch schon, was sie mit dem Skalpell alles anstellen wird, sagt Yvonne mit einem verführerisch süffisanten Lächeln.

Über dem Bett, ich erinnere mich noch genau, da hing dieses Bild mit der Madonna und dem hilflosen Jesuskind, wie bei uns zu Hause, Sie verstehen, Doktor? Natürlich verstehen Sie, auf jeden Fall lag da auf dem Bett dieser fette nackte betäubte Mann, ich kannte ihn, oder besser gesagt, er war einem Menschen meiner Familie sehr ähnlich – mehr möchte ich dazu jetzt noch nicht sagen, Sie wissen doch, wen ich meine, diese alte Geschichte. Als Chirurgin, im Traum war sie Chirurgin – Sie verstehen doch, Doktor –, wusste sie natürlich, wie man sauber und fachgerecht einen Penis samt Hoden entfernt – Sie haben es erraten, habe ich Recht? Ihr fehlte nur noch ein wenig die Praxis, so etwas macht man ja nicht alle Tage – oder? Das Schlafmittel im Champagnerglas hatte offensichtlich gewirkt, der geile Sack schlief schon fest. Bevor sie mit dieser Sauerei anfing, schickte ich sie ins Badezimmer. Das Ganze musste doch steril ablaufen, wir sind hier ja nicht im Schlachthof. Obwohl: Schlachthof finde ich doch irgendwie passend – was meinen Sie, Doktor?

Wenn sie es sagen, warum nicht?

Sie haben jetzt sicher ganz anders gedacht, ich weiß, ach, lassen Sie nur, Doktor, später – heben Sie sich Ihre Analysen für später auf, nach dem ersten Akt – was für ein Wortspiel, ha, ha. Oh, der Traum, wo war ich stehen geblieben? Badezimmer, das Badezimmer war es doch. Schlachthof. Hygiene. Ja, das war es. Ich befahl ihr, Schutzbekleidung anzulegen, wie vor einer Operation, Sie verstehen doch, Doktor, dann auch noch Handschuhe, Mundschutz, Haube und Überzieher für die Schuhe. Diese „Kostümierung“ hat sie sichtlich verändert, ich erkannte sie gar nicht mehr, sie wurde mir fremd. Obwohl, sie war doch ein Teil von mir, das Objekt im Traum, sie sehen, Doktor, ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Na ja, wie auch immer. Sie tänzelte zurück in das Schlafzimmer, machte im Spiegel einen kurzen Check, alles sitzt perfekt. Ich befahl ihr, noch eine Dosis Barbiturat in die Venen dieses Fettsackes zu spritzen, dann noch eine Dosis zur Entspannung der Muskeln. Ich wollte nicht, dass er zu zucken begann, während sie sein bestes Stück mit dem Skalpell entfernte. Spüren Sie auch so ein Kribbeln, Doktor?

„Drei Jahre bedingt“, sagte der Richter, das ist doch skandalös, finden Sie nicht auch, Doktor? Schließlich hat er ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt, dieses Schwein, dass macht er garantiert nicht noch mal…ach, Doktor, wissen Sie, was das Spannende bei dieser ganzen Operation war? Na? Raten Sie mal.

Yvonne, ich habe keinen blassen Schimmer, erzählen Sie weiter. Klick, klack, klick, klack!

Sie wissen es, geben Sie es doch zu, Sie Schummler.

Na gut, Doktor, hallo, sind Sie noch da, Sie machen so einen abwesenden Eindruck, ich langweile Sie doch nicht, Doktorchen? Ich mache es spannender und sage Ihnen noch eine Merkwürdigkeit: Ich sah mir bei der Operation zu! Ja, da staunen Sie, ich stand in der Ecke des Zimmers und beobachtete mich im Traum, da war ein zweites ICH, Sie wissen schon, wie ein Klon – ja, ganz real, stellen Sie sich das einmal vor, es war so aufregend, diese Spannung – ich habe mich aufgespalten, oder wie sagt man dazu? – ist jetzt auch nicht so wichtig, Doktorchen – oder?

Doktor, es war so eigenartig, wie soll ich es erklären, es war so, als würde ich meinem zweiten ICH jeden Handgriff zuflüstern. Ja, genau so, sie wurde meine...



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