Zimmerling | Hirte, Meister, Freund | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Zimmerling Hirte, Meister, Freund

Überrascht von der Seelsorge Jesu

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-7655-7633-1
Verlag: Brunnen Verlag Gießen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer war Jesus? Sohn Gottes. Ganz Mensch und ganz Gott. Das ist dogmatisch korrekt, bleibt aber abstrakt und lebensfremd. Als 'der Mensch für andere', sah ihn Dietrich Bonhoeffer. Auf dieser Spur geht Peter Zimmerling weiter und stellt dem Leser Jesus als Seelsorger vor. Er lässt lebendig werden, wie Jesus mit Verwandten, Freunden und Gegnern, Kranken und Gesunden, Juden und Ausländern und vielen anderen Menschen umging. Jesus sorgte sich immer um das, was die Seele des Menschen brauchte, mit dem er gerade sprach. Er wollte jeder und jedem Einzelnen den Weg zum Vater zeigen. Dabei reagierte er oft überraschend und sprengte jede Methode des seelsorglichen Gesprächs. Trotzdem lassen sich Konturen erkennen, die zeigen, wie Jesus Menschen begegnete. Wer den Menschen Jesus kennen lernen will und wer Menschen seelsorglich begegnen will, sollte dieses Buch lesen!

Prof. Dr. Peter Zimmerling, geb. 1958, ist Professor für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Seelsorge an der Universität Leipzig. Er ist erster Universitätsprediger und Domherr zu Meißen und ist Autor zahlreicher Bücher.
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2.Bilder und Titel für Jesus als Seelsorger
In den Evangelien kommen eine Reihe von Bildern und Titeln vor, in denen sich die Seelsorge Jesu brennpunktartig verdichtet. Jesus vergleicht sich selber mit einem Guten Hirten, einer fürsorglichen Henne und einem liebenden Vater. Die Titel des Heilands, des Meisters und des Freundes erhält er entweder von seinen Zeitgenossen oder legt sie sich selbst bei. Herkunft und Bedeutung der genannten Bilder und Titel sind sehr unterschiedlich. Sie thematisieren die Seelsorge Jesu jeweils aus einem anderen Blickwinkel. Erst zusammen illustrieren sie sein seelsorgliches Handeln und verleihen ihm seine besondere Kontur. 2.1Das Bild des Guten Hirten
Das Bild des Guten Hirten besitzt in den Evangelien eine herausragende Bedeutung. Darüber hinaus wird es auch außerhalb der Evangelien im Neuen Testament verwendet, um die seelsorgliche Dimension des Handelns Jesu zum Ausdruck zu bringen: „Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen“ (1. Petrus 2,25). Im gleichen Brief nennt Petrus Jesus sogar den „Erzhirten“ (1. Petrus 5,4), den Hirten aller Hirten. Dabei reicht das Bild des Hirten einerseits bis in das Alte Testament zurück und steht andererseits in der Geschichte der Alten Kirche beherrschend an der Spitze der für Jesus gebrauchten Bilder. Im alten Israel wird – im Gegensatz zum übrigen Orient – der Titel „Hirte“ nie als Königstitel verwendet.8 Der Titel bleibt Gott bzw. dem Messias vorbehalten und stellt diese zugleich als machtwie als liebevolle Hirten ihres Volkes dar. Von herausragender Bedeutung für die Vorstellung von Gott als Gutem Hirten sind im Alten Testament Aussprüche der Exilspropheten, die das Hirtesein Gottes gegenüber seinem Volk als Ganzem thematisieren, und Psalm 23, der das Hirtesein Gottes gegenüber dem einzelnen Menschen zum Inhalt hat. Nach Hesekiel 34,11-16 wird Gottes Hirtesein gegenüber seinem Volk im Zurückbringen des Verirrten, im Suchen des Verlorenen, im Stärken des Schwachen und im Pflegen des Kranken konkret. Wie aus dem Gesamtzusammenhang des Kapitels hervorgeht, gehört zur Hirtentätigkeit Gottes gleichzeitig das Begrenzen und Unschädlichmachen des Bösen. Der Prophet hat dabei die schlechten Hirten des Volkes vor Augen, die ihre Regierungsaufgabe ins Gegenteil verkehren. Anstatt für die Schafe zu sorgen, die Schwachen zu stärken, die Kranken zu heilen, die Verwundeten zu verbinden, die Verwirrten zurückzubringen und die Verlorenen zu suchen, haben sie nur ihr eigenes Wohlergehen im Kopf. Sie weiden sich selbst, bereichern sich auf Kosten des Volkes und vernachlässigen ihre Regierungsaufgaben (V. 8). Voraussetzung dafür, dass Gott sich seines Volkes annehmen und seine Schafe weiden kann, ist, dass er sie aus der Gewalt der schlechten Hirten befreit: „So spricht Gott der Herr: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen“ (Hesekiel 34,10). Die ersten Christen gehörten allesamt zum jüdischen Volk. Das Alte Testament war die Bibel der jungen Christenheit. Es ist darum nicht verwunderlich, dass sie angesichts der römischen Besatzung Palästinas die prophetischen Verheißungen aus dem Alten Testament auf Jesus übertrugen. Sie glaubten, dass er der Gute Hirte war, der sie vom Joch der Römer und aller anderen selbstsüchtigen Hirten befreien würde (vgl. Johannes 10). Die frühe christliche Gemeinde fand vor allem in den Aussagen von Psalm 23 das Wirken Jesu als ihres guten Hirten wieder. Bis heute ist er im Christentum der beliebteste und bekannteste Psalm. Viele Menschen kennen ihn auswendig. Psalm 23 beschreibt in einprägsamer, anschaulicher Weise, warum Jesus, der Gute Hirte, vorbehaltloses Vertrauen verdient. Sicher hat zu seiner Beliebtheit beigetragen, dass in ihm das Hirtesein Jesu nicht auf die Gemeinde insgesamt, sondern auf den einzelnen Menschen bezogen wird. Der Gute Hirte sorgt für das leibliche Wohl: „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser“ (Psalm 23,2). Aber er ist auch am seelischen Wohlergehen des Gläubigen interessiert: „Er erquicket meine Seele“ (V. 3). Wörtlich übersetzt heißt es: „Gott lässt mich zur Ruhe kommen; er lässt mich zu mir selbst finden.“ Wer in Gott den Ankerpunkt seiner Seele gefunden hat, findet dadurch auch zu sich selbst! Der 23. Psalm war für die ersten Christen das Gebet kindlichen Vertrauens auf Jesus Christus. Dieses Vertrauen will der Psalm mit dem Bild vom Guten Hirten in jedem Menschen nähren. Ohne Vertrauen erstirbt das Leben. Pädagogen und Psychologen haben festgestellt: Je mehr Urvertrauen einem Kind vermittelt wird, desto unproblematischer wird es zum erwachsenen Menschen heranreifen.9 Aber auch Erwachsenen muss ständig neu Vertrauen zugesprochen werden, damit sie psychisch gesund bleiben. Gott will dieses Vertrauen in jedem Menschen stärken, indem er ihn immer wieder seine Güte im Alltag des Lebens erfahren lässt. Und aus welchem Grund handelt Jesus Christus wie ein guter Hirte an den Menschen? Der Psalm sagt schlicht: „Um seines Namens willen“. Das Wesen Gottes, wie es sich in Jesus Christus zeigt, ist durch und durch Liebe, die in seinem gütigen und barmherzigen Handeln zum Ausdruck kommt. Dabei zeichnet der 23. Psalm das menschliche Leben nicht als Idyll. Unmittelbar im Anschluss, in V. 4, fährt der Psalmbeter nämlich fort: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal“. Wörtlich übersetzt spricht er vom „Tal der Todesschatten“. Von den sonnigen Höhenwegen führt das Leben plötzlich ins dunkle Tal hinunter. Neben guten Zeiten gibt es böse Zeiten, die keinem Menschen in seinem Leben erspart bleiben. Der Psalmbeter ist ganz realistisch. Er beschönigt nichts und nennt auch diese Seite der Lebenswirklichkeit beim Namen. Böse Zeiten des Lebens sind meist auch böse Zeiten des Glaubens. Im Tal der Todesschatten fällt es schwer, gegen den Augenschein auf Gottes Liebe zu hoffen. Wie schnell wird die in guten Zeiten hell leuchtende Flamme des Glaubens zum glimmenden Docht. Was geschieht, wenn Hoffnungen zerbrechen, geliebte Menschen uns verlassen oder ersehnte Pläne sich nicht verwirklichen lassen? Glauben wir dann dennoch, dass Gott es gut mit uns meint und uns nicht verlassen hat? Der Psalmbeter vertraute auch in solchen Situationen auf Gottes Nähe und Fürsorge: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Immanuel Kant (1724–1804), der bedeutendste deutsche Philosoph, schrieb: „Ich habe in meinem Leben viel kluge und gute Bücher gelesen. Aber ich habe in ihnen allen nichts gefunden, was mein Herz so still und froh gemacht hätte, wie die vier Worte aus dem 23. Psalm: ‚Du bist bei mir!‘“ Wie Immanuel Kant haben bis zum heutigen Tag unzählige Menschen erfahren, dass Gott ihnen paradoxerweise dann ganz besonders nahe war, wenn sie das „Tal der Todesschatten“ durchschreiten mussten. Häufig ist es ja so: Erst wenn sich das übertriebene Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten als Illusion erwiesen hat, erkennen Menschen realistisch, wie begrenzt sie in ihrem Tun und Wollen sind. Meist sind sie erst dann bereit, Gott um Hilfe zu bitten. Viele Menschen bezeugen, dass sie erst in ausweglosen Situationen gelernt hätten, auf die Stimme Gottes zu hören und ihm zu vertrauen. In den Evangelien selbst kommt das Hirtesein Jesu an einer Reihe von Stellen direkt oder indirekt zum Ausdruck. Am eindrücklichsten ist das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lukas 15,3-7). Jesus lässt die 99 Schafe zurück, um sich um das verloren gegangene eine Schaf zu kümmern. Auf die Hirtensorge Jesu ist unter allen Umständen Verlass! Weniger bekannt ist die folgende Stelle: „Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an“ (Markus 6,34, Matthäus 9,36). Jesus jammern die Menschen – wörtlich: „Es drehten sich ihm die Eingeweide im Leib herum“ –, weil sie orientierungslos sind und sich von Führern, auch vermeintlichen Glaubensvorbildern, leiten lassen, die ihr Vertrauen missbrauchen oder die den Weg zum Leben selber nicht kennen. Er nennt solche Menschen „blinde Blindenleiter“ (Matthäus 15,14). Jesu Hirtesein zeigt sich darin, dass er zu den Menschen spricht, um ihrem Leben Sinn und Richtung, Hoffnung und Erfüllung zu geben. An Markus 6,34 schließt sich unmittelbar die Geschichte von der Speisung der Fünftausend an. Die Hirtensorge Jesu umfasst auch die leiblichen Bedürfnisse. Die theologisch bedeutendste Stelle über das Hirtenamt Jesu in den Evangelien ist Johannes 10, wo Jesus seine Seelsorge in einer großen Hirtenrede entfaltet. Er betont zunächst, dass er als der Gute Hirte kein Dieb oder...


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