E-Book, Deutsch, Band 2, 198 Seiten
Reihe: Die Phönix-Saga
Zieschang Eisphönix (Die Phönix-Saga 2)
1. Auflage, Digital Original 2016
ISBN: 978-3-646-60250-0
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 198 Seiten
Reihe: Die Phönix-Saga
ISBN: 978-3-646-60250-0
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
**Die Magie der Phönixe wird dich in ihren Bann ziehen…**
Caro ist dem Geheimnis um ihre Herkunft einen Schritt näher gekommen und steht nun zwischen zwei Welten. Doch gerade jetzt hat Vincent sich von ihr abgewandt. Sie fühlt sich verraten und ihr gebrochenes Herz macht es Caro schwer, ihre neuen Kräfte der Phönixmagie zu kontrollieren. Schon bald gerät sie in die Fänge der Eisphönixe, die sie vor eine frostige Entscheidung stellen. Während der Krieg zwischen den Phönixen sich zuspitzt, ahnt Vincent nicht, dass er Caro vollends zu verlieren droht. Kann ihre Liebe das Eis zum Schmelzen bringen?
//Textauszug:
Körperliche Schmerzen waren beschreibbar, nachfühlbar, aber an den Schmerzen in der Seele litt jeder für sich allein. Still und unbemerkt und unverstanden. Ich schlang die Arme fest um meinen Brustkorb, als würde das irgendetwas nützen. Es würde wohl kaum die Schwärze aufhalten, dennoch hatte die Geste etwas Tröstliches, etwas Schützendes, Vertrautes. Und an Vertrautem mangelte es mir im Augenblick sehr. Ich war umgeben von fremden Phönixen, in einer mir unbekannten Umgebung. Ich gehörte nicht hierher, aber ich gehörte auch nicht zu Vincent. Nicht mehr.//
//Alle Bände der Fantasy-Bestseller-Reihe:
-- Feuerphönix (Die Phönix-Saga 1)
-- Eisphönix (Die Phönix-Saga 2)
-- Sturmphönix (Die Phönix-Saga 3)
-- Die Phönix-Saga: Alle Bände in einer E-Box//
Die Phönix-Saga ist abgeschlossen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2. Kapitel
Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, denn draußen begann eben erst die blaue Stunde. Ich tastete nach meinem Handy, um zu erfahren, wie spät es genau war, doch dann fiel mir ein, dass Vic es gestern eingesteckt hatte. Und meine Zimmertür hatte sie auch von außen abgeschlossen, was nicht weniger merkwürdig war. Unter anderen Umständen hätte es mich sehr beunruhigt und ich hätte mich sicher dagegen gewehrt, aber all das kam mir so unwichtig vor, wo es doch eigentlich nur eines – einen – gab, an den ich denken konnte. Denken musste. Eine erneute Welle des Schmerzes überrollte mich. Wieder schlang ich unwillkürlich die Arme fest um meinen Brustkorb, um mich zu halten, mir selbst zu helfen, nicht komplett durchzudrehen. Ich starrte gedankenverloren auf den Strauß Vergissmeinnicht, der achtlos neben der Vase lag. Die Blüten ließen langsam die Köpfe hängen, was irgendwie traurig aussah. Als ich das nächste Mal meinen Blick hob und aus dem Fenster sah, strahlte die Sonne an einem wolkenlosen Himmel. Es klopfte an der Tür. Ein Schlüssel kratzte im Schloss, dann wurde die Klinke heruntergedrückt und Vics blonder Schopf lugte herein. »Guten Morgen. Na, hast du gut geschlafen?«, fragte sie mit einer Fröhlichkeit, von der mir schon wieder ganz schlecht wurde. Ich drehte mich nicht zu ihr um, sondern starrte weiterhin in den hellblauen Himmel. Ich hörte, wie Vic um das Bett herumkam, und mit einer gewissen Genugtuung registrierte ich, wie sie sich auf die Lippe biss, um ihr geschocktes Gesicht zu verbergen, als sie mich sah. Unsicher blieb sie stehen. Dann kam sie langsam näher und setzte sich zögernd seitlich auf die Bettkante. Vics Hand zuckte unbeholfen in meine Richtung, dann ließ sie sie jedoch sinken und verschränkte sie fest in ihrem Schoß. »Hey, Caroline, was hast du?« Ihr Tonfall war sanft, beinahe mütterlich. Sorge schwang darin mit. Als Reaktion darauf verkrampfte sich mein Magen. »Ist es wegen ihm?« Es war nett von ihr, seinen Namen nicht laut auszusprechen. Aber vielleicht tat sie das gar nicht aus Rücksicht zu mir, sondern weil sie es verabscheute, die Feuerphönixe bei ihrem richtigen Namen zu nennen. Unsicher streckte sie ihre Hand erneut nach mir aus. Diesmal zog sie sie nicht zurück, sondern streichelte sachte meinen Oberarm. »Er hat dir das Herz gebrochen, nicht wahr?« Ich wich ihrem mitleidigen Blick aus. Was sollte ich darauf antworten? Nein, er hat mir das Herz nicht gebrochen. Er hat es mir aus der Brust herausgerissen und nun ist da nichts mehr, außer einem schwarzen Loch. Und musste ihre Stimme dabei so mitfühlend klingen? Ich wollte kein Mitleid von ihr. Sie sollte einfach nur wieder verschwinden! Aber ich wusste, dass sie das nicht tun würde, denn sonst gäbe es keinen Grund für mich, hier länger herumzuliegen. Dann könnte ich genauso gut zu Mara und Doro heimkehren. Nein, ich war hier, weil es galt, meine neuen Kräfte unter Kontrolle zu bringen. »Also, was steht heute an? Lerne ich endlich, wie ich Dinge gefrieren lassen kann?«, brachte ich schließlich wenig begeistert hervor. Ich stützte mich auf dem Ellenbogen auf und setzte eine, wie ich hoffte, etwas fröhlichere Miene auf, um die Sorge aus ihrem Blick zu wischen. Ich wollte nicht mit Vic über meine Gefühle sprechen. Schon wenn Mara mich bemutterte, bekam ich schlechte Laune, da fehlte es mir gerade noch, nun auch noch von Vic umsorgt zu werden. »Genau. Das wird ein Spaß, du wirst schon sehen. Markus und Pat haben sich beide um den Job gerissen, einen Vormittag mit dir verbringen zu dürfen.« Sie schmunzelte. »Jetzt hast du gleich zwei Tutoren.« »Sehr schön«, brummte ich, ehe mir wieder einfiel, dass ich ein fröhliches Gesicht machen wollte. Ich verzog meine Lippen zu einem schmalen Lächeln und kam mir dabei vor wie eine dieser Mogelpackungen, auf denen sie einem vorgaukelten, die Milch stamme von glücklichen Weidenkühen, obwohl jeder wusste, dass dem nicht so war. Vic musste meine aufgesetzte Fröhlichkeit durchschauen, ließ sich aber nichts anmerken. »Aber erst einmal gibt es Frühstück. Du hast doch sicherlich großen Hunger?« Hunger? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, hungrig zu sein. Tatsächlich fühlte sich mein Magen leer an, aber ob das Hunger war, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. »Ich glaub schon.« »Na dann los.« Sie griff nach meinen Händen und zog mich schwungvoll auf die Beine. Ihre gute Laune war nicht auszuhalten. Missmutig trottete ich hinter ihr her in die Küche. Dort standen auf einem Tisch Käse, Wurst, diverse Marmeladen, ein Korb voll frischer Semmeln, eine Kaffeekanne, Milch und Joghurt. Wie bei einem Buffet. »Nimm dir, was du willst und dann setzen wir uns ins Esszimmer zu den anderen.« Vic reichte mir einen Teller. Ratlos stand ich vor dem Essen. Ich hatte auf nichts Appetit. »Was hat sie hier zu suchen?« Ich zuckte zusammen, als ich Vals schrille Stimme vernahm. »Val, das hatten wir doch besprochen. Sie ist unsere Schwester und so behandeln wir sie auch.« Vic seufzte. »Nein, das ist sie nicht! Wir sind überhaupt nicht mit ihr verwandt und ich weigere mich, an einem Tisch mit ihr zu sitzen.« Langsam drehte ich mich zu ihr um. Der Teller in meinen Händen bebte leicht. Meine Fingerknöchel stachen weiß hervor. »Was ist dein Problem?« Ihre eisblauen, zornig blitzenden Augen fixierten mich. Mit ihrer schneeweißen Haut und den hellen, fast farblosen Haaren sah sie aus wie die Eiskönigin persönlich. »Du bist mein Problem! Du wirst uns nichts als Ärger bringen. Ihr Feuerblute könnt nämlich gar nicht anders, als Ärger zu bringen.« Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hinauf, als würde jemand mit einem Eiswürfel über meine Wirbelsäule streichen. Ich spürte die gleiche Kälte in meinem Herzen, die ich schon gestern in Arthurs Büro gespürt hatte. »Val! Das reicht jetzt! Wir haben das mit Friedrich besprochen und dabei bleibt es.« »Mutter sieht das im Übrigen genauso wie ich! Aber wenn sie uns Ärger macht, dann sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.« Damit rauschte sie aus der Küche und ich merkte erst, wie sehr ich zitterte, als mir Vic vorsichtig den Teller aus den Händen nahm. Er war mit einer dünnen Schicht Reif überzogen. »Hör nicht auf sie«, sie verdrehte die Augen, »Valentina ist eine Drama Queen, das hat sie von unserer Mutter. Wir anderen denken nicht so über dich.« Val hatte einen wunden Punkt bei mir getroffen und ich fühlte mich wieder in meine Kindheit im Waisenhaus zurückversetzt. Schon damals hatte ich mich, wenn ich bei Freundinnen übernachtet hatte, wie ein Eindringling in ihren Familien gefühlt. Ein Außenseiter, der gerne dazugehören wollte, es aber nie tun würde. Stattdessen hatte ich meine Freundinnen heimlich beobachtet, wie sie mit ihren Eltern umgingen, wie die Mütter ihnen einen Gutenachtkuss gaben und die Väter mit ihnen herumalberten, und mir gewünscht, ich wäre tatsächlich ihre Schwester. »Schon gut. Ich will eh nicht lange bleiben. Bringen wir das Training hinter uns und dann sehe ich zu, dass ich wieder nach Hause komme und ihr seid mich los.« »Da hast du etwas falsch verstanden. Du kannst nicht gleich wieder gehen. Bis du deine Kräfte vollständig unter Kontrolle hast, können Wochen vergehen und solange wirst du hierbleiben müssen.« »Nein, nein, ich kann unmöglich mehrere Wochen hierbleiben. Ich habe überhaupt keine Kleidung dabei. Und was ist mit meinem Studium? Und mit Mara und Doro?« »Lass die Klamotten mein Problem sein. Ich werde dir welche besorgen und deinen Mitbewohnerinnen darfst du gerne weiterhin SMS schreiben. Was dein Studium anbelangt, da müssen wir einfach mal schauen, wie gut du dich entwickelst. Vielleicht darfst du dann ab Ende nächster Woche für ein paar Stunden unter Aufsicht an die Uni.« Vic mochte zwar nett sein, aber mit diesen Worten hatte sie mein Misstrauen geweckt. War es möglich, dass ich nicht so freiwillig hier war, wie ich dachte? War ich hier gefangen? »Könnte ich mein Handy wiederhaben?« »Natürlich. Ich habe es in meinem Zimmer für dich verwahrt. Nach dem Frühstück bringe ich es dir.« Sie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und begann, ihren Teller mit Essen zu beladen. Ich nahm mir eine Breze aus dem Korb und wartete, bis Vic fertig war. Sie warf einen missbilligenden Blick auf meinen Teller, sagte jedoch nichts. Ich folgte ihr hinaus ins Esszimmer, wo Veronika, Patrick und Markus um einen großen Tisch herum saßen. Die beiden Männer schienen erfreut über mein Erscheinen, Veronika presste die Lippen zusammen und wandte sich übertrieben aufmerksam ihrem Joghurt zu. »Hast du gut geschlafen?«, fragte mich Markus. »Sehe ich so aus?« Er lachte über meine gereizte Stimmung. »Nicht wirklich.« Ich zerbrach die Breze in kleine Stücke, ohne etwas zu essen. »Val war vorhin in der Küche«, bemerkte Vic, als würde das alles erklären und vielleicht tat es das auch. Schließlich konnten sie nicht wissen, woher meine schlechte Laune tatsächlich rührte, oder doch? Zumindest Vic ahnte es. »Echt jetzt? Das ist so typisch! Egal, was sie zu dir gesagt hat, Caroline, du darfst es nicht persönlich nehmen. Sie ist eigentlich zu jedem, den sie nicht näher kennt, unfreundlich.« Pat fuhr sich mit einer Hand durch sein blondes, kurzes Haar und lächelte mich ermutigend an. Und tatsächlich fühlte ich mich für den Bruchteil einer Sekunde...