Zick | Psychologie der Akkulturation | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 653 Seiten, eBook

Zick Psychologie der Akkulturation

Neufassung eines Forschungsbereiches

E-Book, Deutsch, 653 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-92183-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Wie eignen sich Menschen kulturelle Umwelten an? Welche psychologischen und sozialen Prozessen laufen ab, wenn Menschen Kulturen wechseln? Wann führt Migration zu Konflikten, wie kann Integration gelingen? Zu diesen Fragen der Akkulturations- und Migrationsforschung bietet der Band eine aktuelle internationale Forschungsübersicht. Der Band bietet den derzeit umfassendsten Überblick zur Akkulturationsforschung und ist zugleich eine Einführung in ein neues Forschungsfeld, das weit über die Grenzen der Psychologie reicht.

Dr. Andreas Zick ist Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld.
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1;Inhalt;4
2;Tabellenverzeichnis;11
3;Boxenverzeichnis;13
4;Vorwort;15
5;1. Es beginnt mit Wanderung - Einleitung, erste Perspektiven undArgumentationslinie;16
5.1;1.1. Grundfragen und -ziele der Akkulturationsforschung;21
5.2;1.2. Gliederung;25
6;2. Die Grundkonzepte Akkulturation, Adaptation, Assimilation undKultur;28
6.1;2.1. Akkulturation;30
6.2;2.2. Assimilation, Integration und Akkulturation;52
6.3;2.3. Anpassung und Adaptation;61
6.4;2.4. Kultur;72
6.5;2.5. Zusammenfassende sozialpsychologische Konzeptualisierung von Akkulturation;85
7;3. Theorien und Modelle der Akkulturation - eine ersteSystematisierung;91
7.1;3.~ Ausgangsperspektive: emisch, umfassend, interdisziplinär;91
7.2;3.2. Mega-Modelle zur Systematisierung;94
7.3;3.3. (Einfache) Systematisierungsversuche von Forschungsansätzen;101
7.4;3.4. Systematisierung der Forschung anband von Übersichtsliteratur;109
7.5;3.5. Kurzes Resümee zu den bestehenden SystematisierungsvorschIägen;110
7.6;3.6. Eine neue Systematik der Akkulturationsforschung;112
8;4. Psychologie des Akkulturationsprozesses;130
8.1;4.1 Akkulturation als Entfremdung;133
8.2;4.2 Akkulturation als Identitätsprozess;140
8.3;4.3 Prozesse einer komplexen stufen- und phasenweisen Umweltaneignung;172
8.4;4.4 Kultur-Schock und Akkulturation;183
8.5;4.5 Akkulturation als Prozess der Stressverarbeitung und -bewältigung;193
8.6;4.6 Akkulturation als Lernprozess;251
8.7;4.7 Akkulturation als kommunikativer Aushandlungsprozess;257
8.8;4.8 Akkulturation als Prozess der Herstellung von sozialen Netzen;286
8.9;4.9 Akkulturation als Gruppenprozess;292
8.10;4.10 Der Prozess der Re-Akkulturation;301
8.11;4.11 Resümee zur psychologischen Prozessforschung;313
9;5. Sozialwissenschaftliche Theorien des Akkulturationsprozesses;328
9.1;5.1 Einleitung und Grundperspektiven;328
9.2;5.2 Fremdheit, Marginalität und Akkulturation - die frühen Ansätze;330
9.3;5.3 Akkulturation als stufenweiser Prozess der Assimilation an die dominanteMehrheitskultur;334
9.4;5.4 Identität;374
9.5;5.5 Etablierte, Außenseiter, Akkulturation und Raum - der interaktionistischeAnsatz von Elias und Scotson;376
9.6;5.6 Akkulturation, Sozialisation und Netzwerke;379
9.7;5.7 Akkulturation als biographisches Konstruktionsphänomen;381
9.8;5.8 Akkulturation als Prozess der Integration und Desintegration;384
9.9;5.9 Resümee zu den sozialwissenschaftlichen ProzessmodelIen;395
9.10;5.10 Von den Prozess- zu den Strukturtheorien;402
10;6. Strukturtheorien der psychologischen Akkulturationsforschung;404
10.1;6.1 Die akkulturierende Persönlichkeit;405
10.2;6.2 Identität als struktureller Faktor und Akkulturation;413
10.3;6.3 Modelle der Akkulturationsorientierung;438
10.4;6.4 Traditionalismus versus Modernismus und Adaptation;496
10.5;6.5 Kontakt und Akkulturation;500
10.6;6.6 Akkulturation und Raum - Regionale Identität;508
10.7;6.7 Resümee zu den psychologischen Strukturtheorien;513
11;7. Sozialwissenschaftliehe Strukturtheorien;516
11.1;7.1 Ausgewählte Sozialwissenschaftliche Strukturtheorien;517
11.2;7.2 Resümee zu den Sozialwissenschaftlichen Strukturtheorien;524
12;8. Eine Theorie akkulturativer Verortung;526
12.1;8.1 Standort der Akkulturationsforschung;526
12.2;8.2 Vorraussetzungen und Annahmen der Theorie akkulturativer Verortung;528
12.3;8.3 Akkulturation als Prozess der Veränderung;530
12.4;8.4 Akkulturation als Prozess interkultureller Beziehungen;550
12.5;8.5 Akkulturation als Verhandlung von Dominanz;559
12.6;8.6 Balance und ihre Indikatoren;566
12.7;8.7 Akkulturation als soziales Phänomen;574
12.8;8.8 Forschungsperspektiven und methodologische Notwendigkeiten;576
12.9;8.9 Akkulturationsforschung in der Anwendung;581
13;Literatur;587

Es beginnt mit Wanderung – Einleitung, erste Perspektiven und Argumentationslinie.- Die Grundkonzepte Akkulturation, Adaptation, Assimilation und Kultur.- Theorien und Modelle der Akkulturation - eine erste Systematisierung.- Psychologie des Akkulturationsprozesses.- Sozialwissenschaftliche Theorien des Akkulturationsprozesses.- Strukturtheorien der psychologischen Akkulturationsforschung.- Sozialwissenschaftliche Strukturtheorien.- Eine Theorie akkulturativer Verortung.


5. Sozialwissenschaftliche Theorien des Akkulturationsprozesses (S. 333-334)

Die Prozesstheorien der soziaIwissenschaftlichen Akkulturationsforschung werden erläutert und vor dem Hintergrund des in Kapitel 2 zugrunde gelegten Akkulturationskonzeptes diskutiert. Zentraler Fokus der Theorien ist wie in der psychologischen Prozessforschung, die Analyse von Bedingungen, Phänomenen und Konsequenzen einer für die sozialpsychologische Sicht relevanten Konzeption der Akkulturation. Es wird deutlich, dass die sozialwissenschaftlichen Ansätze mehrheitlich eine Analyse von Assimilationsprozessen vornehmen. Assimilation wird in den frühen Ansätzen als Stufenfolge betrachtet.

Die modemen Theorien rücken dagegen vielmehr den Einfluss gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, sozialer Ungleichheiten und Gemeinschaftsbildungen in den Vordergrund. Dabei sind sie von der Studie ethnisch-kultureller Migrationsphänomene geprägt. Das heißt das Kapitel bietet auch eine Diskussion von Migrationstheorien mit Blick auf die Entwicklung einer sozialpsychologischer Perspektive auf die Prozesse der Aneignung neuer kultureller Umwelten.

5.1 Einleitung und Grundperspektiven

Auch in den Sozialwissenschaften sind die Theorien nicht explizit als Prozesstheorien benannt, was ihre Identifikation erschwert. Darüber hinaus werden sie auch nicht explizit als Akkulturationstheorien bezeichnet. In der Systematik der Ansätze findet man unter den sozialwissenschaftlichen Prozesstheorien vor allem solche der Migrations- oder Wanderungsforschung. Die Wanderungs- oder Migrationsforschung ist wiederum durch die Migrationssoziologie geprägt, das heißt ihr primäres Explanandurn ist der Prozess der Migration. Esser (1990, S. 33) skizziert die Forschungsfragen der Migrationsforschung wie folgt:

"Bei Wanderungen und deren Folgeprozessen haben aus soziologischer Sicht immer drei Gesichtspunkte und Problembereiche besonders interessiert: Was sind eigentlich die ,Ursachen für ganz bestimmte Wanderungsströme? Hiermit beschäftigt sich die Soziologie der Migration im engeren Sinne. Zweitens: Wie gestalten sich die Beziehungen zwischen den neu in Kontakt tretenden Gruppen, und welche ,Faktoren sind für unterschiedliche Resultate von Zwischengruppenbeziehungen verantwortlich? Dies ist der Gegenstand der sog. Integrationsforschung. Und schließlich kann man - aus einer eher mikrosoziologischen Sichtweise heraus - fragen, welche Folgen die mit Wanderungen oft einhergehenden ethnischen Differenzierungen gerade für ,moderne, d.h. funktional differenzierte, eigentlich auf der Grundlage von .formaler Gleichheit organisierte Sozialsysterne haben."

Obgleich in den Sozialwissenschaften immer deutlicher die Überzeugung Konsens wird, dass Wanderung und Flucht zur Geschichte und zur Struktur von Gesellschaften gehören, hat die Migrationsforschung bislang wenig Aufmerksamkeit in der Akkulturationsforschung erhalten. Noch arn stärksten ist sie durch die frühen Stufen- und Phasenrnodelle geprägt, die bereits vorgestellt wurden (vgl. Kapitel 4.3). Zum Teil mag das daran liegen, dass ein wesentliches Problem der Migrationsforschung63 darin besteht, dass aufgrund der konzeptuellen Vielfalt uneindeutige Termini verwendet werden (Hoffmann-Nowotny, 1990). Das erschwert den Zugang für andere Disziplinen. Begriffe wie Eingliederung, Integration, Assimilation, Absorption, Dispersion, Segregation, Anpassung, Akkulturation etc . stehen bei der Analyse des Migrationsprozesses oft unvermittelt nebeneinander.

Die Begriffe werden politisch und wissenschaftlich uneindeutig und oft missverständlich verwendet. Ernüchternd für diesen Forschungszweig erscheint Hoffmann-Nowotnys Einschätzung zu Beginn der 1990er Jahre, die zumindest auf die deutschsprachige Forschung zutreffend ist: "Die (...) theoretische und konzeptuelle Auseinandersetzung scheint angesichts der zunehmend drängenderen Probleme, mit denen wir es im Bereich der Einwanderung zu tun haben, eher von akademischem Belang zu sein. Sie ist es jedoch nicht.

Die Geschichte der Forschung zwn .Fremdarbeiterproblem der letzten 20 Jahre zeigt meines Erachtens vielmehr unwiderlegbar, wieviel Mittel und Anstrengungen letztlich (zu häufig) - gerade wegen konzeptueller Unschärfen und des Verzichts auf Theorie - nur Banalitäten und Trivialitäten gezeitigt haben ...." (HoffmannNowotny, 1990, S. 22) Wird Essers (1990) Fragenkatalog der Migrationsforschung aber noch einmal beachtet, wäre damit nur eine von drei wesentlichen Fragestellungen kritisiert: die Forschung zu Fragen der Aufnahme von Migranten.

Ein Blick in die so genannte Ausländerforschung (wie z.B. dargestellt bei Treibei, 1990,2003) zeigt jedoch, dass die Frage nach den Determinanten des Aufnahme- bzw. Imrnigrationsprozesses die Migrationsforschung dominieren, die außerordentlich interessante Beiträge für eine Sozialpsychologie der Akkulturation liefern kann. Genau dem soll im Folgenden nachgegangen werden. Es wird dabei aber keine lückendichte Darstellung aller Migrationstheorien erfolgen! Auch hier gilt der sozialpsychologische Blick auf den Prozess der Akkulturation, so wie er der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegt wurde.


Dr. Andreas Zick ist Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld.


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