Zeh | Am Ende des Tages | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 154 Seiten

Zeh Am Ende des Tages


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-8802-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 154 Seiten

ISBN: 978-3-7693-8802-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit seinem zwanzigsten Buch widmet sich der Kult-Autor und Aktivist Klaus Zeh dem Schutz der Meere. »Am Ende des Tages« ist eine Brandschrift gegen die Verschmutzung unserer Erde, und zugleich eine Hommage an diesen wunderbaren Planeten. Nach den Erfolgen »Sophia« und »Solas« ist Klaus Zeh ein weiteres Meisterstück gelungen. »Ein leiser, unerhört spannender Öko-Thriller.«

Klaus Zeh, Jahrgang 1965, ist Schriftsteller, Musiker und Liedermacher. Er lebt in Reutlingen. Klaus Zeh wird »der Meister der literarischen Skizze« genannt. Bezeichnend ist ebenso seine außergewöhnliche Themenwahl. Seit 2015 setzt er sich künstlerisch und privat gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und sexuelle Gewalt an Kindern ein. Er ist Gründer der Initiative Kunst.GEGEN.Kinderhandel und Fördermitglied bei diversen Menschenrechts- und Umweltorganisationen. Schon zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit hat sich der Autor gegen die Veröffentlichung im herkömmlichen Verlagswesen entschieden. Ihm ist es ein großes Anliegen, seine künstlerische Unabhängigkeit sowie die Rechte an seinen Werken zu behalten. Auf Instagram und Facebook finden Sie Klaus Zeh unter: klauszeh.autor Alle Werke des Autors sind auf der letzten Buchseite verzeichnet.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Rebekka Es begann mit Bauchschmerzen. Solche, wie wir sie alle mal haben. Etwas Falsches gegessen. Zu viel gegessen ... Zur falschen Zeit ... Zu spät am Abend. Ihre Ärztin hatte sie bei der ersten Konsultation gleich wieder weggeschickt. Vermutlich irgendeine Irritation, hieß es. Doch die „Irritation" blieb. Über Wochen. Bei der zweiten Konsultation hieß es, sie habe einen Stressmagen. Kein Wunder, bei diesem Leben! Eine Ultraschall-Untersuchung wurde nicht durchgeführt. Dann ging sie zurück nach Griechenland. Rebekka arbeitete zu jener Zeit in einem der Flüchtlingslager. Vierzehn bis sechzehn Stunden täglich. Essen ausgeben, Gespräche führen, dolmetschen, Toiletten putzen, Kleidungsvergaben koordinieren, ärztliche Erstversorgungen organisieren, Hygieneberatungen durchführen, kochen, Seelsorge. Mädchen für alles eben. Bei einem Telefonat erzählte sie mir, dass immer wieder organisierte Verbrecherbanden in den Lagern auftauchten, oft mit Ausweisen von Hilfsorganisationen, und sich nach Kindern und jungen Mädchen umschauten, die sie kaufen, entführen oder verschleppen konnten. Manche Eltern verkauften tatsächlich ihre Kinder. Darüber musst du schreiben, forderte sie mich auf. Komm her und schreib über dieses Elend, es ist unfassbar. Niemand tut etwas dagegen. Komm her und schreib darüber! Es gibt hier alles, sagte sie, Prostitution, Zwangsprostitution, Betrug, Diebstahl, Gewalt, Verschleppungen, Entführungen, Vergewaltigungen, Menschenhandel, Missbrauch, Totschlag, Mord. Komm her und schreib darüber, jemand muss es der Welt erzählen. Aber ich kam nicht. Diese Dinge gingen mich nichts mehr an. Als sie sich mit den Menschenhändlern anlegte und bedroht wurde, forderte ich sie auf zurückzukommen. Aber sie kam nicht. Sie antwortete nur: Wenn ich es nicht tue, tut es niemand. Seitdem ich Jahre zuvor gefeuert worden war, verdiente ich kein Geld mehr. Wir lebten von Rebekkas Erbe. Nicht im Übermaß, aber so, dass es uns an nichts mangelte. Rebekka war manchmal monatelang unterwegs. Sie pumpte Geld in Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen. Und warf sich selbst ins Gefecht. Immer an vorderster Front Die Geschichte ihres Kampfes begann schon früh. Sie hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt, als sie versuchte, mit einem geliehenen Auto einen Castor-Transport zu verhindern. Sie ließ das Auto einfach auf den Bahngleisen stehen und haute ab. Das war ganz zu Beginn der Transporte, als der Widerstand noch in den Kinderschuhen steckte. Ohne es verunglimpfen zu wollen. Später hat sie sich mit anderen an Zuggleise gekettet. Joschka Fischer wurde von einem ihrer roten Beutel getroffen, als die Grünen zur Regierungspartei und er Außenminister wurde, und ihrer Meinung nach zum Kriegstreiber. Was man daran sehen konnte, worunter er seine politische Unterschrift setzte, meinte sie. Sie hatte es für das Schlimmste gehalten, was dieser Partei passieren konnte. In der Arktis hatte sie Robbenbabys mit Farbe besprüht, damit ihr Fell unbrauchbar wurde. Ein Robbenfänger hat ihr bei einer dieser Aktionen bei einem Handgemenge das Nasenbein gebrochen. In der norwegischen See hat sie, mit ein paar anderen Waghalsigen, in Schlauchbooten Walfangschiffe angegriffen und havariert In New York warf sie Farbbeutel auf UN-Delegierte. Die jedoch ihr Ziel verfehlten. In Kenia legte sie sich mit Großwildjägern an, indem sie eine Organisation gründete, die Großwildjägerei verbot. Allerdings ohne Erfolg. Am Ende demonstrierte sie ganz alleine vor der Reservats-Behörde und wurde von Passanten ausgelacht Sie forderte die UNO mit selbstproduzierten Videoclips auf, endlich etwas gegen die Verschmutzung der Weltmeere zu tun und nicht untätig zuzuschauen, wie Großkonzerne und Industriegiganten die Welt an den Abgrund treiben. Außerdem wollte sie wissen, wofür die UN-Sicherheitsräte schamlos mit immensen Summen belohnt würden, wo doch zwei Drittel der Weltbevölkerung in völliger Armut lebten. Und sie kämpfte in Brasilien für die Erhaltung des Regenwaldes, indem sie genau dort ihr Zelt aufschlug, wo abgeholzt wurde. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hatte, aber einmal tauchte ein Fernsehteam der BBC auf und drehte einen kurzen Bericht über ihr Engagement Das Filmchen geistert heute noch durchs Internet. Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Save the Rainforest und sprach kämpferisch in perfektem Englisch. Eines Nachts tauchten maskierte Männer bei ihr auf. Rebekka konnte rechtzeitig fliehen und rannte barfuß in den Regenwald, weil sie die Meute schon von weitem an ihrem Gegröle bemerkt hatte. Die Männer schossen auf sie. Eine Kugel traf Rebekka in die Schulter. Sie schleppte sich noch drei Kilometer weit Ein Zuckerrohrbauer, der illegal jagte, hat sie einen Tag später gefunden und in ein heruntergekommenes Krankenhaus nach Cruz das Almas gebracht. Gleich nachdem ich von der dortigen Polizei angerufen wurde, buchte ich den ersten Flieger nach Bahia, obwohl ich es hasse zu fliegen. Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens. Ich habe sie verflucht. Dabei hat Rebekka mich nicht einmal gebeten zu kommen. Doch sie wollte nicht nach Hause. Sie wollte bleiben. Jetzt erst recht Nach einer Woche wurde sie entlassen. Eine einzige Nacht nur währte mein Glück bei ihr zu sein. In einem etwas heruntergekommenen Hotelzimmer. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Ihr Duft lag auf meiner Haut. Und auf ihrem Kopfkissen ein Zettel mit ein paar handgeschriebenen Zeilen. Sie bat mich, wieder nach Hause zu fliegen. Sie müsse bleiben, diese Sache hier zu Ende bringen. Und sie könne mich dabei nicht gebrauchen, weil sie mich liebe. Es gäbe nur mich, ich solle mir keine Sorgen machen, und sie werde nach Hause kommen, sobald dies hier erledigt sei. Ich wusste, wenn ich sie suchen und finden sollte, würde sie mehr als nur wütend werden. Also ließ ich es bleiben und flog schweren Herzens wieder zurück. Erst drei Wochen später hörte ich wieder von ihr. Von ihrer Schussverletzung hat sie sich nie wieder richtig erholt Sie lebte damit, indem sie sie ignorierte. Rebekka war eine Aktivistin, wie sie im Buche stand. Sie war unermüdlich. Egal, wo sie sich befand. Egal, was sie tat. Ich hatte nicht viel von ihr, zugegeben. Doch sie war die faszinierendste Person, die ich in meinem Leben getroffen habe. Sie war inspirierend. Herausfordernd. Und sie war schön, wirklich schön. Aber warum erwähne ich das? Ihr letztes Projekt waren Menschen, die übers Meer nach Europa flüchteten. Sie wollte helfen. Am besten allen. Willst du sie etwa alle nach Europa holen, fragte ich sie, als wir eines Nachts telefonierten. Es muss so gegen zwei Uhr gewesen sein. Weißt du überhaupt, auf welche Katastrophe wir zusteuern? Das interessiert mich nicht, erwiderte sie. Die, die es schaffen, hier mit maroden Schlauchbooten anzukommen, brauchen unsere Hilfe, brauchen meine Hilfe. Ich frage nicht nach ihren Gründen, nach ihren Motiven. Sie haben dem Tod ins Auge gesehen. Sie haben alles riskiert Reicht das nicht? Das ist schlimm, Bekka, ich weiß ... Nichts weißt du, fiel sie mir ins Wort, du bist ein Ahnungsloser, und du bist ein Ignorant. Ein Mal, ein einziges Mal nur bin ich mit einem der Schiffe rausgefahren und habe sie gesehen ... Leichen, überall Leichen auf dem offenen Meer. Das waren Menschen, hörst du, MENSCHEN! Ich hörte Rebekka schluchzen. Da draußen kreuzen Schiffe herum, mit Männern, die vollbesetzte Schlauchboote traktieren und verzweifelte, Hilfe suchende Menschen wieder zurücktreiben wollen, fuhr sie fort, und ich weiß nicht, wie weit sie noch gehen werden, um sie daran zu hindern an Land zu kommen. Ich muss hier bleiben, ich muss etwas dagegen tun. Pass auf dich auf, Bekka, sagte ich nur und küsste sie durchs Telefon. Auf meine Mails, in denen ich sie bat zurückzukommen, antwortete sie nicht. Ein Mal nur schrieb sie: Ich kann nicht Verzeih mir! Warum du?, fragte ich, als sie mich einmal in den frühen Morgenstunden anrief. Sie klang müde und traurig. Weil ich diese Verantwortung spüre, sagte sie. Du etwa nicht? Nein, ich spüre sie nicht, antwortete ich. Warum nicht? Ich bin ihr die Antwort schuldig geblieben. Über ihren Tod hinaus. Im Sommer 2019 saß sie siebzehn Tage lang in einem griechischen Gefängnis. Nur eine beträchtliche Summe, die ich auf ein Konto in Athen transferiert hatte, konnte ihr die Freiheit bescheren. Und dies zu einer Zeit, als die griechische Regierung die Kriminalisierung von humanitärer Hilfe vorantrieb und Helferinnen und Helfer strafrechtlich verfolgte. Du musst jetzt zurückkommen!, habe ich daraufhin...



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