E-Book, Deutsch, 188 Seiten
Zahn Bewusstsein wecken statt Wissen ansammeln
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-53282-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Menschliche Erkenntnis und künstliche Intelligenz
E-Book, Deutsch, 188 Seiten
ISBN: 978-3-347-53282-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dipl.Psych. Hans-Albrecht Zahn studierte zunächst Lehramt mit den Schwerpunktfächern Mathematik und Geographie. Ein zweites Studium der Psychologie schloss sich an. Schon während des Studiums interessierte er sich besonders für philosophische und ethische Themen. Besonders die Frage wie man zu Erkenntnissen kommt, hatte es ihm angetan. So verbrachte er manche Stunde bei erkenntnistheoretischen Vorlesungen in der philosophischen Fakultät. Er arbeitete zunächst an einer Erziehungsberatungsstelle, dann als Psychologe in einem Heim für erziehungsschwierige Kinder. In seiner psychologischen Arbeit wandte er sich schwerpunktmäßig der humanistischen und transpersonalen Psychologie zu. Er absolvierte eine Ausbildung zum psychologischen Therapeuten in Psychosynthese am Psychosynthesehaus Allgäu Bodensee. Er bildete sich in Traumatherapie und der Therapie kindlicher Verhaltensstörungen fort. Er arbeitete zunächst an einer Erziehungsberatungsstelle als Psychologe. Dann unterichtete über einige Jahre als Klassenlehrer Kinder und Jugendliche. Als Lerntherapeuth behandelte er Kinder mit Legasthenie, Dyskalkulie und AD(H)S. In seiner psychologischen Praxis begleitete er als Psychotherapeut und spiritueller Begleiter auch Jugendliche und Erwachsene mit ihren Lebensproblemen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
ICHENTWICKLUNG
IRDISCHES UND KOSMISCHES ICH
(Selbsterkenntnis und Welterkenntnis)
II ICHENTWICKLUNG
Einstieg:
Um ein Bewusstsein von der Welt (Welterkenntnis) zu bekommen ist es nötig, auch das eigene Selbst (Selbsterkenntnis) in den Blick zu nehmen. Selbsterkenntnis wurzelt in Welterkenntnis und Welterkenntnis sprießt aus Selbsterkenntnis. Am Apollotempel von Delphi war die Inschrift „Erkenne Dich selbst!“ eingemeißelt.
Erkenne dich selbst
Selbsterkenntnis ist nötig, um richtige Welterkentnisse zu haben. Wie wichtig das ist, kann in der Psychologie am Beispiel der „Projektion“ erlebt werden. Da meint jemand Erkenntnisse über die Fehler seiner Mitmenschen zu haben und nimmt in Wirklichkeit nur die eigenen Unzulänglichkeiten beim Mitmenschen wahr. Jede Erkenntnis hängt von der eigenen, persönlichen Ichentwicklung ab.
In der Selbsterkenntnis wird der Erkenntnissuchende auf sein eigenes Seelenwesen verwiesen. Er wird auf viele Eigenschaften stoßen, die ihm möglicherweise gar nicht gefallen. Da gibt es Egoismus, Aggressionen, Gewalttätigkeit, Ängste, Überheblichkeit, Lieblosigkeit, usw., die man nur ungern bei sich selbst akzeptieren will. Viele Erkenntnisse über die Umwelt sind nur möglich, wenn der Betreffende bestimmte seelische Eigenschaften innerlich ausgebildet wurden. Ein „Egoist“ kann Mitgefühl oder Liebe in seiner Umwelt gar nicht erkennen, wenn er diese nicht wenigstens ansatzweise im eigenen Seelenleben entwickelt hat. Ansonsten wird er jede soziale Handlung seiner Mitmenschen als taktische Strategie anschauen, die der Betreffende nur ausführt, um seine eigenen, egoistischen Ziele zu erreichen. Ähnliches gilt für die Beobachtung fast aller Persönlichkeitseigenschaften. Auch Freiheit und Liebe kann bei den Mitmenschen nur wahrgenommen werden, wenn diese in der eigenen Seele wenigstens ansatzweise entwickelt wurden. Die eigenen inneren seelischen Eigenschaften bestimmen, was beim Mitmenschen und in der Umwelt wahrgenommen werden kann.
Selbsterkenntnisse werden auch über das Wahrnehmen und Denken gewonnen. Diese müssen genauso objektiv und sachlich behandelt werden wie naturwissenschaftliche und mathematische Erkenntnisse. Sie dürfen nicht „subjektiv“ von den eigenen Wünschen und Gefühlen abhängen. 2 + 2 muss 4 bleiben, auch wenn der Betreffende aus Geldnot lieber 5 als Ergebnis hätte. Für alle Qualitäten und Prozesse spielt der Begriff der Entwicklung eine entscheidende Rolle. Es geht weniger darum, eine Eigenschaft zu „haben“ als sie zu „entwickeln“.
2.1 GRUNDLAGEN
2.11 NATÜRLICHE ENTWICKLUNG
Übung: Entwicklung
Welche Assoziationen und Gedanken verbinden Sie mit dem Begriff “Entwicklung”? Welche Dinge und Abläufe fallen Ihnen ein im Zusammenhang mit dem Begriff Entwicklung. Wie würden Sie Entwicklung definieren?
Bei jeder Entwicklung gibt eine Ausgangslage, die in der Vergangenheit liegt. Es gibt eine Gegenwart, in der der eigentliche Entwicklungsprozess stattfindet und es gibt eine Zukunft, auf die die Entwicklung hinsteuert.
Viele Entwicklungsprozesse erleben wir als äußere Funktionsabläufe. Diese werden heute in erster Linie mit materiellen naturwissenschaftlichen Begriffen beschrieben. So wird zum Verständnis der Entwicklung des Kosmos von einem Zustand des „materiellen Nichts“ (schwarzes Loch) ausgegangen, in dem aber eine große Energiepotenz liegt. Mit dem Urknall tritt Materie in Erscheinung, die sich immer spezieller und komplexer ausdifferenziert und den Kosmos hervorbringt. Es wird angenommen, dass die Materie in ferner Zukunft wieder in einem „schwarzen Loch“ verschwindet und sich zu reiner Energie zurückverwandelt.
Kosmische Entwicklung
vom Urknall bis zum Weltall
Wir erleben uns dabei als „Beobachter“, die diese Entwicklung auf Grund bestimmter naturwissenschaftlicher Wahrnehmungen machen. Wir sind aber auch „Teilnehmer“ und damit „selbst Teil dieses Evolutionsprozesses.“
Bei der Entwicklung des Lebens wird von einfachen Lebensformen ausgegangen. Diese differenzieren sich immer mehr aus und bilden schließlich hochkomplexe Lebensformen. Der menschliche Organismus wird als ein vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung betrachtet.
Entwicklung der Organismen
Entwicklungsprozesse lassen sich in der Pflanzen und Tierwelt und auch beim Menschen in einer Abfolge verschiedener Stadien betrachten.
Pflanzenentwicklung
Da entwickelt sich aus einem Samen eine Pflanze oder aus einer Eizelle ein Tier oder ein menschlicher Organismus.
Bei der körperlichen Entwicklung eines Menschen lassen sich in verschiedenen Lebensphasen auch unterschiedliche Stadien beobachten.
Körperliche Entwicklung vom Kind bis zum Greis
Der Mensch verwandelt sich vom Kind über den Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen bis zum Greis. Es lassen sich äußere Veränderungen des Wachstums- und Alterungsprozesses beschreiben.
Bedeutungsvoller sind allerdings die geistig-seelischen Veränderungen, die wir im Lauf der verschiedenen Lebensphasen durchleben können. Da geht nicht um eine äußere, sondern um eine innere Bewusstseinsentwicklung.
2.12 BEWUSSTE ICHENTWICKLUNG
Bewusste Entwicklung läuft auf einer geistig-seelischen Ebene ab. Um sie zu erfassen, genügt eine äußere, materielle Beschreibung nicht. Dazu ist eine andere Sprache nötig. Auf der geistig–seelischen Ebene ist der Mensch immer „Beteiligter“. Er ist aufgefordert sich in das Weltgeschehen einzugliedern, Verantwortung zu übernehmen und Aufgaben aktiv zu ergreifen. Der Übergang von der natürlichen Entwicklung zur bewussten Ichentwicklung wird in vielen Schöpfungsmythen beschrieben.
Im jüdisch-christlichen Bereich wird von einem heilen, paradiesischen Zustand ausgegangen, in dem der Mensch geistig mit allen Wesen zusammenlebte. Dann kommt es mit der individuellen Bewusstwerdung zu einer Trennung von der geistigen Welt. In der Bibel wird dies bildhaft als das Essen vom Baum der Erkenntnis (Sündenfall) beschrieben. Es kommt zu einem Entfremdungs-, Niedergangs – und Todesprozess. Der Mensch verliert den geistigen Zusammenhang mit seiner Umwelt und ist ganz auf sich allein gestellt ist. Mit der Erscheinung des Christus tritt aber die Möglichkeit einer Wandlung ein. Wenn der Mensch sich mit dem Christus verbindet, kann der Sündenfall und Todesprozess überwunden werden. Das kann zu einer neuen Art von Gemeinschaft führen, die das „neue himmlischen Jerusalem“ genannt wird.
Entwicklung in der christlichen Religion
ERDE
Ähnliche Entwicklungsmotive werden auch in der bildhaften Sprache der Märchen beschrieben. Da wird der Held in ein Königreich geboren. Dieses geht verloren. Nun ist der Mensch auf sich allein gestellt und aufgefordert sich selbst ein neues Königreich zu erwerben.
Entwicklung im Märchen
In fast allen älteren Schöpfungsmythen der Völker wird von einem geistigen Ursprungszustand (einer Götterwelt) ausgegangen, der am Beginn der menschlichen Entwicklung stand. Er lebte noch „im Schoße“ der Götter. Diese Verbindung geht verloren. Der Mensch ist immer mehr auf sich alleine angewiesen. Er ist aber aufgefordert, seinen geistigen Ursprung im Bewusstsein zu suchen und zu pflegen.
Die Bewusstseinsentwicklung basiert auf einem Ich, das die Zusammenhänge bewusst erkennt und sich dadurch verantwortungsvoll in diese hineinstellen kann. Die natürliche Entwicklung und die geistige Entwicklung widersprechen sich nicht. Die eine beschreibt die äußere, unbewusste Entwicklung, die als Lebensvoraussetzung geben ist, die andere die ichhafte Bewussteinsentwicklung, die es selbst zu ergreifen gilt.
Übung: Versuchen Sie das naturwissenschaftliche Entwicklungszenario vom Urknall vorzustellen. Beobachten Sie dabei welche Empfindungen und Impulse das bei Ihnen hervorruft. Dann stellen Sie sich das biblische Entwicklungszenario vom Paradies zum neuen Jerusalem vor. Wie unterscheiden sich diese beiden Vorstellungen in ihrer seelischen Wirkung?
Das Ich ist die entscheidende Komponente bei der Bewusstseinsentwicklung. Es empfindet sich als einmalige unabhängige Individualität. Es erlebt sich als die Quelle des Handelns. Es hat Schöpfungsqualität.
Übung: Ich
Welche Assoziationen, Gedanken und Empfindungen verbinden Sie mit dem Wort “Ich”? Wie würden Sie vorgehen, wenn Sie einem anderen Menschen den Begriff “Ich” erklären sollen? Was ist das Besondere am Ich? Inwiefern kann man von Entwicklung im Zusammenhang mit...




