Yawa | Merichaven: Getaway | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 440 Seiten

Reihe: Merichaven

Yawa Merichaven: Getaway


2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-4504-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 440 Seiten

Reihe: Merichaven

ISBN: 978-3-7519-4504-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, wie die Welt heute aussehen würde, hätte ich gelacht. Ich hätte gelacht, es als Scherz abgetan und wäre weitergegangen... Oder vielleicht hätte ich auch nur genickt? Wie soll ich das jetzt noch so genau wissen? Ich war damals ein anderer Mensch. Mit anderen Zielen. Mit anderen Hoffnungen. Mit anderen Träumen... Der Wille, meine Liebsten zu beschützen - die wenigen Personen, die mir etwas bedeutet haben, hat zu immer mehr Leuten geführt. Immer mehr, die ich nicht missen oder gar verletzt sehen wollte - konnte... So wie ihr. Wenn alles gut geht, wenn wir die Sache alle gemeinsam ausgestanden haben, können wir bestimmt eine Familie sein. Ein seltsam zusammengewürfelter Haufen, der einander beschützt. Der sich gemeinsam abwendet. Der ein neues Leben beginnt... Aber aller Anfang ist schwer und der Weg dorthin ist gepflastert - Nein. Er ist mit Schlaglöchern versehen. Es gibt so viele Tücken. Scharfe Kurven. Sackgassen... Und wahre Happy Endings gibt es leider nur in Märchen. Angeline

Medra Yawa ist eine kreative Tagträumerin, die es sich nicht nehmen lässt, aus allem eine gute Geschichte zu kreieren. Wegen ihres starken Interesses an Musik, Künsten, Sprachen, fremden Orten und diversen Kuriositäten sowie ihrem Charme und Hang zum Sarkasmus sollte kein Gespräch zu schnell in Langeweile enden!

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Kapitel 2: Über Zweifel
Drei Tage waren seit dem Gespräch mit Mona vergangen. Drei Tage, in denen Angeline in dem großen Haus ausharren musste. Drei Tage, in denen sie über alle Möglichkeiten grübelte. Drei Tage, die sich nur schleppend hinzogen, während schweigende Stille das Gebäude regierte. Mona hatte sie vorgewarnt. Gemeint, dass sie Zeit brauchen würde. Dass sie erst den Weg aus der Stadt absichern musste. Dass die Schwangere so lange in dem Versteck bleiben sollte. Dass sie hier sicher wäre. Nur konnte Angeline ihr nicht vollends vertrauen. Nicht, solange sie glaubte, alles aufgeben zu müssen, um ihr Kind zu beschützen. Nicht, solange es um das Wohl dieses kleinen Wesens ging. Und vor allem nicht, solange es noch nicht im Schutz seiner restlichen Familie war. Irgendwie war sie sich sicher, dass Mona sich in Raptioville um das Kind kümmern würde. Doch hier? Seufzend sah sie durch den Raum, in dem die Frau sie untergebracht hatte. Hohe Wände. Ein riesiges Bett. Ein gewaltiger Kronleuchter. Verzierte Fenster, die einen doch nicht hinaussehen ließen. Alles war so teuer eingerichtet und ähnelte dem Kinderzimmer ihrer Mutter. Es wirkte so... Falsch? Angeline streckte sich, zog Michaels alten Mantel enger um ihren Körper, wenngleich ihr dadurch viel zu warm wurde. Sie konnte nicht länger ihre Zeit hier verschwenden! Sie musste hier weg! Sie musste nach Raptioville! Sie musste mit Marie und ihrer Mom reden! Ehe es zu spät wäre... Ihr Magen brummte leise und peinlich berührt, umarmte sie sich selbst, ehe sie ihr Zimmer verließ. Sie musste auch bald wieder etwas essen. Aber seitdem sie hier war, erfüllte sie eine nie zuvor bekannte Paranoia. Mona bot ihr zwar Speis und Trank an – und davon nicht zu wenig – allerdings konnte sie nichts zu sich nehmen, was sie nicht vorher jemand anderen essen sah. In all ihren Lebensjahren hatte sie sich nie davor gefürchtet, vergiftet zu werden, doch hier? Jetzt wo sie schwanger war? Nun, da nicht mehr nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand? Sie blieb mitten auf der Treppe stehen, als die Schreie ihre Ohren erreichten. Sie starrte zurück. Hoch. Den Weg, den sie gekommen war, um zur Küche zu gelangen. Sie konnte nicht weitergehen. Fühlte sich wie erfroren. Unschlüssig kaute sie auf ihrer Unterlippe. Atmete ruhig durch. Ging wieder zurück. Sie folgte Leos Rufen. Ließ sich von ihrem Gehör leiten. Obwohl sie es nicht zugeben wollte, so war ihr der Junge die letzten Tage dennoch ans Herz gewachsen. Er war ein liebes Kind. Neugierig und so unbeholfen. Mit einem Leuchten in seinen Augen! So als wäre die gesamte Welt sein persönlicher Spielplatz. Als kenne er noch keine Gefahren. Keine Ängste. Vorsichtig schob sie die Tür auf, hinter der seine wütenden Rufe erklangen. Sie sah in den großen Raum, der viel zu erwachsen für den kleinen Keks eingerichtet war. Nur seine paar Spielzeuge brachten Farbe hinein. Leo saß mitten in dem Zimmer, eine Form in der Hand, die er immer wieder gegen ein rundes Loch vor ihm hämmerte. Er weinte frustriert, weil es nicht hineinpassen wollte. Trat mit seinen kleinen Füßen gegen die anderen Formen. Verteilte sie auf seiner Decke. »Ist schon gut«, entflohen ihr die Worte, ehe sie sie aufhalten konnte und erschrocken bemerkte Angeline, dass sie bereits neben ihm stand. Weit aufgerissene Augen blickten zu ihr hinauf. Sie konnte die Tränen darin ausmachen. Frusttränen? »Wollen wir es zusammen probieren?«, hörte sie ihre Stimme fragen und kniete sich vorsichtig neben Leo. Seine dunklen Pupillen betrachteten sie eindringlich. Verunsichert. Langsam wandte er sich ihr zu und hielt ihr die Form hin. Ein kleines Dreieck. »Na, ich kann es richtig wegpacken«, erklärte sie ihm ruhig, »Aber du willst es doch lernen, oder? Solltest du es dann nicht versuchen?« Sein Blick war überrascht. Er legte den Kopf schief, starrte auf den großen Kasten vor ihm mit den vielen Löchern für die Formen. Nachdenklich wanderten seine Augen darüber. Schienen die Ecken und Kanten zu untersuchen. Schienen nach einer Lösung für sein Problem zu suchen. »Es ist auch okay, wenn du erstmal alle Löcher probierst«, bemerkte sie und beobachtete, wie er ihren Rat befolgte. Als würde ihre Aufmerksamkeit ihn anspornen. Als hätte er verstanden. Als würde er sie nicht enttäuschen wollen. Langsam drehte er die Form in seinen winzigen Fingern. Schob sie über die Löcher und wieder zurück. Sie glaubte, sehen zu können, wie er nachdachte. Glaubte, seine Gedanken hören zu müssen, so klar, wie diese ihr erschienen. Erschrocken sog er Luft ein, als die Form durch das richtige Loch fiel. Lachend klatschte er in die Hände und Angeline spürte, wie sich ein Lächeln auf ihr Gesicht legte. »Er tut sich noch schwer mit den Ecken«, bemerkte jemand von der Tür und überrascht sah sie zu Jen hinüber, die gerade ihre Tasche beiseite warf, »Mona meint, das ist in dem Alter noch normal und dass er sich eh viel zu klug verhält... Und sie muss es ja immerhin wissen.« Angeline beobachtete, wie die Ältere zu ihrem Sohn ging, ihn hochhob und dieser sie mit brabbeligen »Mam-ma!« Ausrufen begrüßte. »Na? Warst du auch schön brav? Mom hat dich sicherlich viel zu sehr verwöhnt, oder?«, als Antwort versteckte der Junge sein Gesicht hinter seinen kleinen Händen, »Aha! Du wirst mir nochmal ein ganz frecher Bengel, nicht?«, lachend wog sie ihn in ihren Armen. »Er kann so... so ruhig... so geduldig sein. Ganz anders, als die meisten anderen Kinder«, bemerkte Angeline vorsichtig. Sie hatte es längst aufgegeben, ihren Blick abwenden zu wollen. Diese Augen würden sie eh immerzu einfangen. »Willst du dich wirklich mit mir über meinen Sohn unterhalten, wenn du doch bereit bist, dein Baby einfach so wegzugeben?«, giftig klangen die Worte in ihren Ohren wider und selbst Leo sah irritiert zu seiner Mama auf, »Dein ungeborenes Kind wegzugeben... Pf! Das kommt doch fast einer Abtreibung gleich!« Eine Gänsehaut bildete sich auf den Armen der Schwangeren. Sie krabbelte unter Michaels Mantel und ließ sie erschaudern. Sie wollte ihren Bauch umarmen, ihn vor den Worten beschützen, doch durfte sie nicht zu viel Zuneigung zeigen. »Ich kann kein Kind großziehen«, zwang sie heraus, was sie sich so oft nachts vorgesprochen hatte, »Erst recht nicht in einer Stadt wie-« »Wie was? Merichaven?«, Jen drückte ihren Sohn enger an sich und leise meckerte er rum, »Ich habe Neuigkeiten für dich, Liebes: Andere Mütter machen das auch! Es gibt viel zu viele Teenieschwangerschaften hier. Viel zu viele Bastarde, die Kinder, Mütter und Väter bedrohen. Und weißt du was? Die meisten Menschen sind nicht so feige wie du und setzen ihre Babys dann irgendwo am Arsch der Welt aus!« Als hätte Jen sie geschlagen, fuhr Angeline zurück. Sie starrte auf Leo. Glaubte, seine Zukunft sehen zu können. Wie er glücklich mit seiner Mutter aufwuchs... und wie sehr er in Monas Leben involviert wäre. Was er alles bereitwillig für die beiden Frauen tun würde. Wohin ihn das führen würde. Sie schluckte. »Wenn es feige ist, mein Kind in Sicherheit zu bringen, dann bin ich wohl der größte Feigling der Welt«, hauchte ihre Stimme schwach. Sie wartete nicht mehr darauf, ob ihr die andere irgendetwas an den Kopf werfen wollte. Sie interessierte sich nicht für diese Beleidigungen. Für Angeline zählten die Worte nicht. Und dennoch ging sie zurück auf ihr Zimmer – niedergedrückt von Gedanken, Zweifeln und Gewissensbissen. Ihre Wahl mochte die beste für das Kind sein... Aber das bedeutete nicht, dass sie diese mögen musste. Sue hatte ihren Partner vor einer Viertelstunde, pünktlich zum Feierabend, beim Kindergarten seiner Tochter abgesetzt, damit er diese zur Abwechslung mal früher abholen konnte. Zufrieden hatte er sich nach einem langweiligen Arbeitstag von ihr verabschiedet und war mit Freudentränen davongeeilt. Immerhin war sie seit diesem Jahr für ihren Dienstwagen zuständig. Nachdem ihr Privatauto kurz vor Merichaven gestohlen wurde. Kelp hatte ihr das Fahrzeug geradezu aufgezwungen und Sue wusste auch, warum. Die eingebauten GPS-Sender könnte man nicht so leicht abschütteln, wie einen Onkel zu Heiligabend. Sie trommelte mit ihren Fingern auf dem Lenkrad und beobachtete die Kinder und Jugendlichen, die vor dem Gebäude entlangliefen. Einige hatten ihre Jacken ausgezogen und badeten im Sonnenlicht. Andere trugen sogar Shorts und Sandalen. Sie schienen alle bereit, den Sommer zu begrüßen. Sprachen sicherlich über die Ferien im nächsten Monat... Sie wartete, bis sie die Geschwister sah und betätigte dann die Lichthupe. Mittlerweile hatte sie den Wochenplan der beiden Stroms fehlerfrei im Kopf. Sie kannte ihre Sportkurse, ihre Routinen, ihre...



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