Was ist Zeit? Was ist Wahrheit? Was ist das Selbst? Augustinus’ Schrift zur Musik ist nicht nur ein musikpraktisches Lehrbuch, sondern auch ein philosophisches Werk, welches sich intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzt und in einer beispiellosen begrifflichen Schärfe und Differenziertheit innovative Lösungsansätze liefert. Silke Wulfs Neuinterpretation von 'De Musica' beleuchtet die geistesgeschichtlichen Hintergründe und zeigt die erkenntnistheoretischen Implikationen auf, die etwa beim Hören eines Liedes zu berücksichtigen sind. So lässt sich in der Wahrnehmung von Musik ein Finden jener kreativen Instanz realisieren, welche zugleich die Möglichkeitsbedingung der Erfahrung von Zeit, höchstes Maß der Urteilskraft und letzter Grund des reflexiven Selbstbewusstseins des menschlichen Geistes ist. Dabei klingt das rational nicht Greifbare - das, was niemals in einer ›ästhetischen Theorie‹ gezeigt, was nicht als Objekt der Erkenntnis oder als Erkenntnisfunktion eines denkenden Subjekts separiert werden kann - im Jetzt und Hier in der ›ästhetischen Erfahrung‹ wider. Dieses genuin philosophische Verständnis von Musik, wie es von Augustinus erstmals formuliert worden ist, wird in seiner gewaltigen, erkenntnisaufschließenden Kraft spürbar, zugleich eröffnet es uns heute eine neue - vielleicht nur lange vergessene - Sichtweise auf die ältesten Fragen der Philosophie.
Wulf
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Silke Wulf studierte in Köln Philosophie und Musikwissenschaft, promovierte in Oldenburg mit vorliegender Arbeit zur Philosophie der Musik und ist zurzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen mit dem Aufbau einer Forschungsstelle zur Musikphilosophie beschäftigt.
Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen u. a. in der Erforschung jener Geistestradition in Erkenntnistheorie, Metaphysik und Ästhetik, welche bei Augustinus ihren Ausgang nahm.