E-Book, Deutsch, Band 0017, 447 Seiten
Reihe: Bianca Gold
E-Book, Deutsch, Band 0017, 447 Seiten
Reihe: Bianca Gold
ISBN: 978-3-95446-751-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Über 110 Romane wurden seit 1982 von Sherryl Woods veröffentlicht. Ihre ersten Liebesromane kamen unter den Pseudonymen Alexandra Kirk und Suzanne Sherrill auf den Markt, erst seit 1985 schreibt sie unter ihrem richtigen Namen Sherryl Woods. Neben Liebesromanen gibt es auch zwei Krimiserien über die fiktiven Personen Molly DeWitt sowie Amanda Roberts. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Liebesromans lasen ihre ehemaligen Kollegen, es waren Journalisten, vorwiegend die Liebessszenen. Einer ihrer Kollegen meinte daraufhin kopfschüttelnd zum Artdirector: 'Und du bist mit ihr zum Kegeln gewesen.' Sherryl Woods sieht aber die heißen Liebesszenen nicht als Mittelpunkt ihrer Liebesromane an. Für sie geht es in den Romanen um Familie, Seelenverwandtschaft, ein gemeinsames Leben sowie auch um ausgelassenen, befriedigenden Sex. An der Ohio State University studierte Sherryl Woods Journalismus. Danach arbeitete sie für diverse Zeitungsverlage und spezialisierte sich auf das Fernsehen. In Ohio sowie in Florida war sie als Fernsehredakteurin tätig. Damit sie hauptberuflich schreiben konnte, kündigte sie im Jahr 1980 ihren Job, allerdings war sie zwei Jahre später wieder in einer leitenden Position tätig. Erst 1986 wurde sie selbstständig und arbeitet seitdem als Autorin. Sherryl Woods selbst ist der Auffassung, dass sie durch ihren Beruf als Journalistin gelernt hat, packend zu schreiben und Menschen zu beobachten.
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1. KAPITEL Gereizt blickte Cedar Kennedy auf ihre Armbanduhr. Ihr neuer Patient, der um siebzehn Uhr hätte eintreffen sollen, war bereits zehn Minuten zu spät. Da ihre Sprechstundenhilfe Bethany heute früher gegangen war, nahm Cedar die bearbeiteten Vorgänge und brachte sie ins Vorzimmer, um sie ihr in den Posteingangskorb zu legen. Sie setzte sich an Bethanys Schreibtisch und studierte gerade den Terminkalender für den folgenden Tag, da wurde die Tür zu ihrer Praxis geöffnet, und ein Mann kam herein. Cedar betrachtete ihn von oben bis unten. Er war groß und so breitschultrig, dass sich sein verblasstes Hemd bedenklich spannte. Seine Jeans war mit Staub bedeckt, er trug schwere Arbeitsstiefel, und sein Gesicht … liebe Güte … es hätte nicht männlicher sein können. Er war unrasiert, und sein volles schwarzes Haar war ein deutliches Stück zu lang. Dann fielen ihr seine außergewöhnlich dunklen Augen auf, als er seinen Blick durch das Vorzimmer schweifen ließ und sich dem Schreibtisch näherte. Cedar fand den Mann wirklich ungeheuer attraktiv. Was aber nichts daran änderte, dass er zu spät war und dass sie ihm klarmachen musste, wie wichtig es war, zu einem vereinbarten Termin pünktlich zu erscheinen. „Mr Chandler?“, fragte sie und stand auf. „Ja, ich bin Mark Chandler.“ Eine tiefe Stimme, stellte Cedar fest. Eine Stimme, die zu einem Mann von dieser Statur perfekt passte. Mark Chandler sah zur Tür, die ins Sprechzimmer führte, und fragte mit gedämpfter Stimme: „Ich bin ein paar Minuten zu spät dran. Legt Ihre Chefin sehr großen Wert auf Pünktlichkeit?“ Sein Blick wanderte kurz zu dem Namensschild auf dem Schreibtisch. „Ich möchte sie nicht unbedingt auf dem falschen Fuß erwischen, Bethany … Sie verstehen, wie ich das meine? Wissen Sie, ich weiß selbst nicht mehr weiter, und ich brauche wirklich die Hilfe Ihrer Chefin.“ Er wischte über die Hosenbeine. „Ich hoffe, sie hat nichts gegen Baustellenstaub. Aber mir blieb einfach keine Zeit, um erst noch nach Hause zu fahren und mich umzuziehen.“ Cedar musste sich zwingen, nicht länger auf seine Beine zu starren, doch der Blick in seine dunklen Augen war auch nicht dazu angetan, sie auf andere Gedanken zu bringen. „Ich …“, begann sie, musste sich aber erst einmal räuspern, da ihre Stimme ihr den Dienst versagte. „Ich war noch nie in einem solchen Laden wie dem hier“, fuhr Mark fort, ohne ihre Antwort abzuwarten. „Wie ist Ihre Chefin denn so? Ist sie so spießig und förmlich, wie man das über diese Leute immer hört? Wissen Sie, ich fühle mich hier eigentlich völlig fehl am Platz, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was sollte ich am besten tun, damit Dr. Kennedy vergisst, dass ich zu spät gekommen bin?“ „Hmmm“, entgegnete Cedar und sah ihn einige Augenblicke lang nachdenklich an. „Also ich finde nicht, dass Dr. Kennedy spießig ist, Mr Chandler. Meiner Meinung nach sollten Sie sich einfach entschuldigen und ihr versprechen, bei zukünftigen Terminen nicht mehr zu spät zu kommen.“ „Das kriege ich bestimmt hin. Also gut, dann sagen Sie der Seelenklempnerin mal, dass ich da bin.“ „Seelenklempnerin?“, wiederholte Cedar ziemlich verblüfft. „Dr. Kennedy ist Psychologin, Mr Chandler.“ „Ja, ja“, meinte er beiläufig und seufzte. „Ich fühle mich wie erschlagen. Das war ein harter Tag, ich bin müde und hungrig, und ich könnte eine Dusche gebrauchen. Also bringen wir die Aktion hinter uns.“ „Aber selbstverständlich“, gab Cedar zurück und stand auf. „Wir wollen Sie doch ganz bestimmt nicht warten lassen, nachdem Sie jetzt so gnädig sind, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren. Pünktlichkeit ist eine Tugend, Mr Chandler. Es wäre gut, wenn Sie sich das merken würden.“ „Oh, hatten Sie auch einen harten Tag? Sie sind ja nicht gerade die Freundlichkeit in Person, Bethany. Ich muss sagen, Sie sind eine attraktive Frau, aber wenn Sie mal lächeln würden, sähen Sie ganz bestimmt noch viel schöner aus.“ „Wenn Sie mir dann folgen würden“, sagte sie nur und ging an Mark vorbei in ihr Büro. „Mit dem größten Vergnügen“, erwiderte Mark, zuckte aber leicht zusammen, als die Frau ihm über die Schulter einen eisigen Blick zuwarf. Wirklich nett, dachte Mark, als sie vor ihm her durch den Raum ging. Sie hatte lockiges rötlich braunes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Ihre Gesichtszüge waren fein geschnitten, und ihre Augen hatten einen ganz außergewöhnlichen Blauton. Die dunkelblaue Hose und der hellblaue Pullover betonten ihre Augenfarbe und ihre wohlgeformten Kurven. Ja, sie war tatsächlich ansprechend, wenn sie bloß nicht so mürrisch gewesen wäre. Sie führte ihn ins Sprechzimmer und deutete auf die beiden Sessel vor dem großen Mahagonischreibtisch. Kaum hatte Mark sich hingesetzt, ging sie um den Tisch herum und nahm ebenfalls Platz. „Mr Chandler“, sagte sie und legte die Hände gefaltet auf die Akte, die vor ihr lag. „Ich bin Dr. Cedar Kennedy. Erscheinen Sie bitte bei künftigen Terminen nicht zu spät. Wenn ich deswegen spießig auf Sie wirke, kann ich es auch nicht ändern.“ „Ooooh, verdammt“, stöhnte Mark und schloss kurz die Augen. „Sie sind gar nicht die Empfangsdame?“ „Nein.“ „Das hätten Sie mir auch sagen können, bevor ich mich vollkommen zum Affen gemacht habe.“ „Sie waren so gut darin, da wollte ich Sie nicht unterbrechen.“ „Ja, schon verstanden“, gab Mark zurück und hob beschwichtigend die Hände. „Können wir noch mal ganz von vorn anfangen? Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Das wird nicht wieder vorkommen. Und es tut mir auch leid, dass ich den Staub von der Baustelle in Ihr Sprechzimmer trage. Allerdings wird das wahrscheinlich wieder vorkommen. Hören Sie, Sie müssen mir helfen, und mein Hausarzt – Dr. Gibson – sagt, Sie seien für diese Art von Problemen die Beste. Werden Sie mir helfen? Bitte?“ Cedar ließ sich in ihrem Sessel nach hinten sinken und lächelte Mark Chandler an. „Ich werde es auf jeden Fall versuchen“, erwiderte sie. „Am besten erzählen Sie mir, weshalb Sie hergekommen sind. Reden Sie einfach drauflos, ich werde mir gleichzeitig Notizen machen. Auf diese Weise kann ich … Stimmt etwas nicht? Sie sehen mich so … so eindringlich an.“ „Wie? Oh, entschuldigen Sie. Das war mir nicht bewusst gewesen, aber … wie ich vorhin sagte, würden Sie noch hübscher aussehen, wenn Sie lächeln würden. Doch jetzt sehe ich, dass das stark untertrieben war. Seit Sie tatsächlich lächeln, hat sich Ihre Miene richtiggehend aufgehellt, und Ihre Augen funkeln. So ein Funkeln habe ich noch nie beobachtet. Tragen Sie Kontaktlinsen?“ „Nein.“ Cedar spürte, dass ihre Wangen rot wurden, während sie über Marks Komplimente nachdachte. Das kann nicht funktionieren, ermahnte sie sich. Dieser Mann mit seinem verdammt guten Aussehen brachte sie völlig aus dem Konzept, was überhaupt nicht zu ihr passte. Sie musste die Situation wieder in den Griff bekommen und die Oberhand gewinnen – und zwar auf der Stelle. Ihre Reaktion auf Mark spielte sich auf einer persönlichen, nicht auf einer beruflichen Ebene ab, und das war völlig unprofessionell. „Mr Chandler“, erklärte sie kühl. „Die Uhr läuft, und wir vergeuden wertvolle Minuten mit Dingen, die nichts mit dem Grund zu tun haben dürften, der Sie hergeführt hat. Können wir jetzt zum eigentlichen Thema kommen?“ „Sie sind sauer“, sagte er. „Gibt es irgendeine Vorschrift, die verbietet, einer Seelenklempnerin zu sagen, dass sie schön ist? Sie wissen ja, ich hatte noch nie mit einer Seelenkl… entschuldigen Sie … mit einer Psychologin zu tun. Könnten Sie da nicht etwas weniger streng mit mir sein?“ „Einverstanden“, gab Cedar zurück. „Dann erzählen Sie mir jetzt aber bitte, weshalb Sie hier sind.“ Nach einem niedergeschlagen klingenden Seufzer, der von Herzen zu kommen schien, begann er schließlich zu reden. „Ich bin wegen Joey hier. Er ist so schrecklich traurig, und ich kann nicht zu ihm durchdringen, ganz egal, was ich versuche. Er hat sich völlig zurückgezogen, aber es kann nicht so weitergehen.“ Cedar schlug die Unterlagen auf und notierte den Namen Joey, während sie sich fragte, wer wohl dieser Joey sein mochte. Nach Marks Tonfall zu urteilen, musste er ihm sehr viel bedeuten. Da Dr. Gibson ihn zu ihr geschickt hatte, gab es zwar eine naheliegende Erklärung, aber sie wollte nicht auf gut Glück raten. Sie räusperte sich. „Mr Chandler, ich bin Ihnen gegenüber ein wenig im Nachteil. Normalerweise lässt Bethany jeden neuen Patienten einen Fragebogen ausfüllen, aus dem hervorgehen würde, wer Joey ist. Sie musste aber früher gehen, und ich habe nicht an den Bogen gedacht. Ich werde ihn Ihnen nachher noch geben, allerdings müssen Sie bis dahin Ihre Situation etwas ausführlicher erklären. Sind Sie verheiratet? Ist Joey Ihr Sohn?“ „Nein, ich bin nicht verheiratet. War ich auch nie. Joey ist mein Neffe.“ Hurra, Mark Chandler ist ledig! Cedar musste schlucken, als ihr bewusst wurde, welcher Gedanke ihr da gerade eben gekommen war. Wie konnte ihr nur etwas so Unprofessionelles passieren? Ganz zu schweigen davon, dass es für sie völlig untypisch war, sich mit dem Aussehen und dem Familienstand eines Mannes zu befassen, den sie erst seit wenigen Minuten kannte. Das war total absurd. Sie war müde, weil sie einen langen und anstrengenden Tag hinter sich hatte. Das war die einzige...