Wirth | Gesamtkunstwerk Strasse | Buch | 978-3-943866-82-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 280 Seiten, Format (B × H): 235 mm x 297 mm, Gewicht: 1700 g

Wirth

Gesamtkunstwerk Strasse

Die Geschichte des Autobahnpioniers Hans Lorenz

Buch, Deutsch, 280 Seiten, Format (B × H): 235 mm x 297 mm, Gewicht: 1700 g

ISBN: 978-3-943866-82-7
Verlag: Schiermeier, Franz


Das Buch ist Hans Wilhelm Lorenz (1900?–1975) gewidmet, dem „Altmeister des deutschen Straßen­entwurfs“, wie er postum genannt wird. Er prägt vor und nach 1945 maßgebend die Gestaltung und die Sicherheit der Autobahnen und Landstraßen.
Eines seiner Lieblingsthemen ist die Wechselwirkung zwischen Funktionalität und Formschönheit der Straße, ein anderes ihre behutsame Einbindung indie Landschaft. Es überrascht, dass der ästhetische Straßenbau kein Syndrom des Automobilzeitalters ist, seine Wurzeln sind uralt. Andererseits weisen viele Aussagen von Lorenz in die Zukunft, manche
sind von geradezu atemberaubender Aktualität.

Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
„Der Straßenbauer soll bei jeder Maßnahme, die er für einen bestimmten Zweck plant, daran denken, wie sie sich auch unter den anderen Gesichtspunkten auswirkt.“

Oder: „Ein Volk und seine Wirtschaft brauchen Land für Verkehrswege, für Siedlungen, für Industrie, zur Erholung und Ernährung. Wo, wann und wofür Land gebraucht wird, hängt von der gesamten Entwicklung ab. Das ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten, es ist das Leben selbst und von diesem Leben ist die Straße ein Stückchen.“

Schließlich fragt Hans Lorenz ausgehend von der Fehleinschätzung, dass die schöne Umgebung nur für den Feierabend und die Urlaubszeit relevant sei: „Arbeiten wir nicht gerne in einem schön eingerichteten Büro und lieben den Blick durchs Fenster auf einen schönen Platz oder auf eine Grünfläche statt in einen grauen Hinterhof? Wohnen wir nicht gerne in einer schönen Stadt? Wollen wir nicht alle die Kultur auch im Alltag? Sogar im D-Zug-Wagen, sogar an und in unserem Auto?“ Nach neueren wissenschaftlichen Studien bewirken ästhetische Sinneseindrücke beim Homo sapiens die Ausschüttung von Glückshormonen. Vielleicht besinnt man sich auf diesen über Jahrtausende kulturtragenden Zusammenhang – auch im Straßenbau; denn die Autobahnästhetik ist weitgehend auf der Strecke geblieben. Wenn man eingedenk einstigen Panoramagenusses in den umfeldbedingten „Lärmschutzkanälen“ heutiger Autobahnen dahinfährt, möchte man frei nach Theodor Fontane ausrufen:
„Wo immer die Welt am schönsten war, da ist sie öd‘ und leer.“ Da sind auch die kunterbunten Brücken Marke Pippi Langstrumpf, die den Autobahnnutzer neuerdings beglücken, immer nur Balsam für den Moment.
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„Die große Schrift in der Landschaft“ hat der an sprachlichen Bildern reiche Hans Lorenz die Straße einmal genannt. Diese Metapher ist genial; denn sie drückt aus, dass die Straße von der Hand ihres Schöpfers genauso in eine quasi unberührte ­Kulturlandschaft „hineingeschrieben“ wird wie die Kalligraphie auf ein jungfräuliches Blatt Papier. Sie bedeutet ferner, dass man in beiden Fällen gleichermaßen umsichtig und planmäßig vorgehen muss – wegen der fehlenden Korrekturmöglichkeit des fertigen Produkts. Zudem ist die Straße für Hans Lorenz, wie wir sehen werden, so etwas wie die „Partitur“ für die Auto­fahrt, die darauf stattfindet.

Der äußerliche Beweggrund, sich mit dem Leben und fachlichen Wirken von Hans Lorenz zu befassen, ist die landläufige Assoziation seines Namens mit der legendären Klotoidentafel, auf deren Titelblatt er als dritter Autor neben Kasper und Schürba – ohne Punkt und Komma – steht. Diese Gleichsetzung wird aber nur einem Teil seiner fachlichen Bedeutung gerecht, ein mindestens genauso wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Landschaftseinbindung der Straße. Es wird der Frage nach­gegangen, welchen Anteil Lorenz an der Herausgabe des Tafelwerks hat. Außerdem sind da noch andere bisher unbeantwortete Fragen, z.B.: Was muss dem frisch gebackenen Regierungsbaumeister im pfälzischen Staatsdienst widerfahren sein, dass er seine kritische Denkschrift „Landesplanung tut not!“ verfasste? Wie war das genau mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Klothoide als Übergangsbogen in der Straßentrassierung, jene mathematische Kurve, die dann weltweit Einzug in die Entwurfsvorschriften für sichere Autostraßen hält? Oder sein Büchlein „Straßen für Deutschlands Zukunft“ von 1943, das in keiner Bibliothek zu finden ist. Was hat es mit seiner ­leidenschaftlichen Verteidigungsschrift zur Spessartautobahn auf sich, in der er seine vom Bundesverkehrsministerium bereits abgesegnete, aber dann im letzten Moment von der Straßenverwaltung verworfene Tunneltrasse rechtfertigt? Wie konnte Lorenz überhaupt zu der ganzheitlichen Straßensicht und den daraus abgeleiteten Entwurfsregeln gelangen, die er – auch ­didaktisch – so perfekt in dem 1971 erschienenen Hauptwerk „Trassierung und Gestaltung von Straßen und Autobahnen“, ­seinem fachlichen Vermächtnis, vorgestellt hat?

Was den Aufbau der vorliegenden Biographie von Hans Lorenz betrifft, so wird im Kapitel 1 ein Überblick über seinen Lebenslauf und beruflichen Werdegang gegeben. Nach einem Streifzug durch die Straßenbaugeschichte im Kapitel 2, soweit er zum Verständnis der weiteren Ausführungen dienlich ist, folgt im ­Kapitel 3 eine ausführliche Darstellung seiner Aktivitäten in den einzelnen Dienststellen und Lebensabschnitten. Das umfang­reiche schriftliche Werk, das Hans Lorenz hinterlassen hat, wird dreigeteilt behandelt: jene Arbeiten, die seine Rolle in der Trassierungsgeschichte dokumentieren, im Kapitel 4, seine Schriften zum Thema Straße und Landschaft, insbesondere sein ­„ingenieurbiologisches“ Anliegen im Kapitel 5, schließlich das „Trassierung und Gestaltung von Straßen und Autobahnen“ ­betitelte Alterswerk, in dem er sein fachliches Œuvre noch einmal zusammenfasst, im Kapitel 6. Das „Buchstäbliches – eine typographische Nachlese“ überschriebene Kapitel 7 erläutert dem Leser die Hintergründe der schwankenden Schreibweisen sowie anderer ortho- und typographischer Auffälligkeiten, die ihm in den vorangegangenen Kapiteln, insbesondere in den Zitaten, immer wieder begegnen. Er findet dort z.B. die Erklärung für das irritierende Nebeneinander von „Klothoide“ und „Klotoide“. Außerdem geht es um einige überraschende Wechsel­wirkungen zwischen der „großen Schrift in der Landschaft“ und der „kleinen Schrift auf dem Papier“.

Wer tiefer in die Materie eindringen will oder sich für den Kontext einzelner in den Kapiteln 2 bis 5 zitierter Passagen interessiert, findet im Anhang die Abschriften ausgewählter Dokumente. Die Schriften von Hans Lorenz sind in einem eigenen Verzeichnis mit allen bekannten veröffentlichten und unveröffentlichten Werken zusammengestellt; in das allgemeine Literaturverzeichnis sind sie nicht aufgenommen. Bei den in diesem Buch zitierten Abbildungen aus besprochenen Originalquellen hat es sich bisweilen empfohlen, auch die gesamte Bildunterschrift wörtlich zu übernehmen, sie ist dann in Anführungs­zeichen gesetzt.

Infolge der jüngsten Ereignisse im deutschen Fernstraßenwesen und des sich abzeichnenden Umbruchs in der Kraftfahrzeugtechnologie wird das „Gesamtkunstwerk Straße“ zu einer Art nostalgischer Abschiedsvorstellung in dreifacher Hinsicht: zunächst einmal ganz konkret als Dokumentation der von Hans Lorenz land- und leidenschaftlich eingepassten „alten“ Spessartautobahn, von der der sechsstreifige Ausbau der A 3 in den Jahren 2013 bis 2020 nicht viel übrig lässt, zweitens als Methodengeschichte des herkömmlichen Straßenentwurfs, den das autonome Fahren vielleicht eines Tages überflüssig macht, ­jedenfalls in seiner sicherheitsrelevanten Bedeutung erheblich relativieren wird. Schließlich wird die vorliegende Lorenz-Biographie ganz nebenbei auch zu einer Gedenkadresse an die Auftragsverwaltung der deutschen Bundesfernstraßen, die nach über 70 Jahren mit der Arbeitsaufnahme der „Autobahn GmbH des Bundes“ 2020 zu Ende geht.


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