Wicke-Schuldt | Systemisch leiten im Seniorenheim | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Wicke-Schuldt Systemisch leiten im Seniorenheim

Mit dem Herzen sehen - zur Vernetzung führen

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-347-82819-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein gutes Betriebsklima schaffen durch die Gestaltung guter Beziehungen, Transparenz und Mitbestimmung organisieren und eine offene Kommuniktation pflegen. In diesem Buch werden Erkenntnisse aus der neurobiologischen Hirnforschung und systemische Fragestellungen in Theorie und Praxis dargestellt. Die Autorin ist Diplompädagogin, systemische Therapeutin und langjährige Leiterin einer Senioreneinrichtung. Sie beleuchtet Mitarbeiterführung unter drei Aspekten: Der erste Teil 'Herzlichkeit' bezieht sich auf die positive innere Haltung der Leitungsperson. Sie lebt die Werte, die in der Einrichtung gelten und motiviert die Mitarbeiter durch die Pflege vertrauensvoller Beziehungen. Dazu werden Erkenntnissen aus der Hirnforschung angeführt. Im zweiten Teil 'Führungsfäden' werden praxiserprobte Instrumente für Führung und Organisationsentwicklung vorgestellt. Ziele und Werte, Anerkennung und Wissensvermittlung geben Mitarbeitern Orientierung für selbstbestimmtes Handeln. Im dritten Teil 'Vernetzung' wird anhand von Herausforderungen in der Praxis gezeigt, wie systemisch leiten funktioniert. Eingestreute Geschichten und Erfahrungen regen zum Nachdenken an und inspirieren zu neuen Ideen. Die Aufgaben einer Führungskraft werden allgemein beschrieben. Sie gelten überall, wo ein guter Umgang mit Mitarbeitern als Grundlage für den Erfolg des Unternehmens gesehen wird. Methoden und Fragestellungen aus der systemischen Therapie und Beratung sind dabei nützliche Tools. Das Buch enthält 30 Geschichten und Beispiele und 16 Abbildungen auf 216 Seiten.

Nach ihrer aufregenden Jugend in den Siebziger Jahren (Ihr Buch: "Berlin-Kabul-Kathmandu") wurde Borghild Wicke-Schuldt Diplompädagogin und Familientherapeutin. Als langjährige Leiterin einer Einrichtung für Senioren hat sie ihre Kenntnisse als systemische Familientherapeutin für die Führung ihrer Mitarbeiter und die Entwicklung der Organisation weiter entwickelt. Heute ist sie freiberuflich tätig als Autorin, Coach und Dozentin für angehende Leitungskräfte in der Pflege. mehr unter: www.besserleiten.de
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Autoren/Hrsg.


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3 Umgang mit Bewohnern 3.1 Bewohner als Spiegel So wie Vorgesetzte mit ihren Mitarbeitern umgehen, so gehen in der Regel die Mitarbeiter mit den Bewohnern um. Eine gute Pflege der Mitarbeiter durch ihre Vorgesetzte ist die Grundlage für eine gute Pflege der Bewohner durch die Mitarbeiter. Diese Erfahrung ist allgemein: „Wie der Herr, so das Gscherr“ oder auch: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“ Heimbewohner spiegeln das Klima unter den Mitarbeitern wieder. Sind die Mitarbeiter hektisch und ist die Arbeitsatmosphäre angespannt, fordern sie mehr Zuwendung und mehr Arbeit von den Mitarbeitern ein. Bewohner einer Pflegestation finden viele Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken: Schreien, oder ständig klingeln, ständiges Toilettengehen, Streiten mit anderen, Sonderwünsche einfordern usw. Ist die Arbeitsatmosphäre entspannt und ruhig, so fühlen sich auch die Bewohner sicher und geborgen und fordern keine zusätzliche Aufmerksamkeit. Das Phänomen der Spiegelung ist in der Neurobiologie des Gehirns begründet (Bauer 2006). Unser Gehirn stellt die Verbindung mit der Umwelt und mit den Menschen her. Intuitiv nehmen wir dank unserer Spiegelneuronen die Stimmungen zwischen Menschen auf und klinken uns dazu ein. Das gilt für alle Situationen, wo Menschen mit anderen Menschen in Kontakt treten. Verständlich wird dieser Spiegeleffekt, wenn wir uns vorstellen, dass plötzlich einige Menschen in eine Richtung schauen. Unwillkürlich blicken wir auch dort hin. Die Reaktion erfolgt automatisch, sie ist nicht vom Verstand gesteuert, sondern sie läuft im neuronalen System unseres Hirns ab. Das Netzwerk der Nervenverbindungen, die unser Bild von uns Selbst entstehen lassen sind nach Forschungsergebnissen dieselben, die das Verhalten und die Emotionen der anderen Menschen in uns spiegeln und unsere Reaktionen hervorrufen. (siehe Kap.16.2) Wie Menschen emotional miteinander harmonieren, wie ihre Beziehungen gestaltet sind, überträgt sich nach außen und wird zurückgespiegelt. Kommt man beispielsweise als Patient in eine Praxis, in der eine gereizte Stimmung herrscht und die Arzthelferinnen schlecht gelaunt die Patienten abfertigen, wird das Warten zu einer Qual und man empfindet die Zeit als unangenehm und lang. Ärgerlich schimpfen Mitpatienten und beschweren sich. Herrscht hingegen eine entspannte und nette Stimmung unter den Helferinnen und dem Arzt, dann empfindet man die Wartezeit als kurzweilig und nimmt mit Interesse an dem netten Austausch der in der Praxis Tätigen Anteil. 3.2 Kontakte mit Bewohnern Für das Informations- und Aufnahmegespräch nehme ich mit Zeit. Ich lasse mich auf die Person ein, nehme Anteil an ihrer Lebensgeschichte und ihren gesundheitlichen oder familiären Problemen, ich frage nach ihren Interessen und Hobbies und stelle ihr ein anregendes und sicheres Leben in der Gemeinschaft in Aussicht. Es ist mir wichtig, dass Bewohner und Angehörige der Leitung des Hauses vertrauen können. Wenn die neue Bewohnerin eingezogen ist, stelle ich sie beim gemeinsamen Mittagessen im Speisesaal vor und zeige ihr den Platz. Nach einigen Tagen oder Wochen melde ich mich für einen Besuch in ihrem Zimmer an. Über mein Interesse freuen sich alle Bewohner. Dort frage ich, wie sie sich eingelebt hat und unterhalte mich ein wenig. Dabei erzähle ich auch etwas Persönliches von mir. In erster Linie ist es die Aufgabe der Mitarbeiter die Senioren zu betreuen. Ich verlasse meinen Schreibtisch täglich einige Male, um punktuell die Arbeit der Mitarbeitenden zu begleiten. Wenn aber mit Bewohnern Probleme auftauchen, mit denen die Mitarbeiter selbst nicht zurechtkommen, bitten sie mich, mit der betreffenden Person ein Gespräch zu führen. Wenn Bewohner Wünsche oder Beschwerden haben, fordern die Mitarbeiter sie auf, diese bei der Heimleiterin persönlich vorzutragen. Meine Tür ist meistens offen für Bewohner und Mitarbeiter. Wann immer es mir möglich ist, also mehrmals in der Woche, gehe ich mittags in den Speisesaal, um dort die Bewohner zu begrüßen und, ein paar freundliche Worte auszutauschen. Bei kulturellen Aktivitäten und, bei Festen im Seniorenheim und bei Busausflügen genieße ich die Gespräche mit den Bewohnern. Wenn jemand Geburtstag hat, nehme ich mir Zeit für einen Besuch. Bei Bedarf mache ich Krankenbesuche. Wenn jemand im Sterben liegt, mache ich einen letzten Besuch und nehme Abschied. Meine Einstellung Ehrlich zu sein ist für mich eine innere Verpflichtung. Ich halte meine Versprechen. Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Dadurch genieße ich das Vertrauen von Bewohnern, Mitarbeitern, Angehörigen. Ich mag die alten Menschen und öffne ihnen mein Herz. Meine liebevolle Eistellung hilft mir dabei, alle Bewohner auf ihre Weise verstehen und akzeptieren zu können. Diese ehrliche Herzlichkeit vermittle ich ihnen im täglichen Umgang, genauso, wie auch den Mitarbeitern. Ich stifte Beziehungen, ich schlichte Streit, ich kläre Fragen, Missverständnisse und Probleme. Immer geht es darum, gute Lösungen zu finden, um ein zufriedenes Leben in der Gemeinschaft führen zu können. Meine herzliche Haltung zu den Bewohnern und ihren Angehörigen ist zugleich das Modell, an dem die Mitarbeiter ihr eigenes Verhalten zu den Bewohnern ausrichten können. So gebe ich Beispiel und verhelfe ich den Menschen zu einer positiven Sicht auf die anderen Menschen. Selbstkritik üben Selbsterkenntnis bedeutet auch Reflektion über die eigenen Handlungen und die Fähigkeit zur Selbstkritik. Fehler geschehen auch im Umgang mit Mitarbeitern und im Umgang mit Bewohnern. Sie verhindern oder zerstören eine gute Beziehung, wenn sie nicht durch eine Entschuldigung aus dem Weg geräumt werden. Ein Gefühl der Niederlage Frau Grimm war zunehmend vergesslich geworden, und sie konnte sehr schlecht sehen. Ihr körperlicher Zustand war ungepflegt, ebenso ihr Appartement. Sie wollte von den hauseigenen Pflegekräften keine Hilfe annehmen. Deshalb baten die Mitarbeiterinnen mich, ein Gespräch mit der Bewohnerin zu führen und sie dazu zu bewegen, dass sie sich bei ihrer Körperpflege helfen lässt. Ich stattete ihr einen Besuch ab und konfrontierte sie mit den Beobachtungen ihrer „Unzulänglichkeiten“. Ich forderte sie auf, die Unterstützung durch unsere Pflegekräfte anzunehmen. Doch Frau Grimm ließ sich nicht dazu bewegen. Schließlich verlor ich meine Fassung und schrie sie an. Mit dem Gefühl einer Niederlage hatte ich Frau Grimm verlassen. Ich ärgerte mich über ihre Sturheit. Noch mehr ärgerte ich mich aber über mich selbst. Denn ich hatte die Geduld verloren und die Kontrolle über meine Gefühle, und das darf einer Heimleiterin nicht passieren. Ich musste die Beziehung mit Frau Grimm wiederherstellen und mich entschuldigen. Gleichzeitig wollte ich ihr erklären, warum ich meine Fassung verloren hatte, ohne sie zu beschuldigen oder ihr einen Vorwurf zu machen. Ich überlegte, dass Menschen mit beginnender Demenz ihre Souveränität vehement verteidigen. Sie wollen zunächst keine Hilfe annehmen, und das ist ein gesunder Anteil ihrer Persönlichkeit. Am nächsten Tag klopfte ich erneut an ihre Tür. Frau Grimm freute sich, mich zu sehen und hieß mich einzutreten. Ich sprach sie freundlich an: „Wissen Sie, dass Sie es gestern geschafft haben, mich aus der Fassung zu bringen? Das hat vor Ihnen noch niemand hier geschafft, dass ich eine Bewohnerin anschreie!“ [Anmerkung: Danach ist mir das nie mehr passiert.] Die erstaunte Bewohnerin fühlte sich geehrt. Ich entschuldigte mich in aller Form. Ob die Frau diesen Vorfall nun vergessen hatte, oder nicht, war für mich nicht entscheidend. Wichtig war mir, dass ich der alten Dame Respekt erwies. Das ist mir mit der neuen Sichtweise möglich gewesen. Zu meiner Überraschung nahm Frau Grimm schon am übernächsten Tag die Hilfeleistungen durch das Pflegepersonal an. Später erzählte ich meinen Pflegekräften, dass mir der Geduldsfaden gerissen war und dass ich mich für meine unbeherrschte Reaktion bei der Bewohnerin entschuldigt hatte. Ich verriet auch meinen „Trick“: Ihre Sturheit, die mich wütend gemacht hatte, habe ich als ihre besondere Fähigkeit anerkannt und diesem Verhalten eine neue Bedeutung gegeben. Dabei gab ich ihnen ein Beispiel, wie man mit Fehlern umgehen sollte: Umgang mit Fehlern: • Es ist keine Schande, einen Fehler zu machen. • Auch die Vorgesetzte macht Fehler • Es ist wichtig, sich für seinen Fehler zu entschuldigen. • Aus Fehlern muss man lernen. Zu seinen Fehlern zu stehen, sich zu entschuldigen ist ein Zeichen von Souveränität und Reife. Das schadet der Autorität einer Leitungskraft nicht, sondern bewirkt den Respekt der Mitarbeiter. 3.3 Entscheidungen zur...


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