Wenzel | Das neue grüne Zeitalter | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Wenzel Das neue grüne Zeitalter

Wie der Green New Deal unsere Art zu leben radikal verändern wird

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-96267-342-0
Verlag: REDLINE
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn Klimaschutz zum Alltag wird
Der Green New Deal und die ernsthafte ökologische Neuordnung unserer Gesellschaft haben in den vergangenen Monaten eine beachtliche politische Karriere hingelegt: Angesichts von Klimakatastrophen und Artensterben geht es schließlich auch um nichts weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlage. Vielen ist jedoch nicht bewusst, welch gravierende Änderungen in Folge einer klimakompatiblen
Neugestaltung unserer Welt auf uns zukommen werden.
Der Zukunftsforscher Eike Wenzel erläutert anhand der zehn wichtigsten Themenfelder wie etwa Mobilität, Landwirtschaft und Information, was der Green New Deal und seine Konzepte konkret für uns, unsere Gesellschaft und Wirtschaft bedeuten. Er zeigt, warum ein grundlegender ökologischer Wandel nicht nur eine Herausforderung, sondern zugleich eine historische Chance darstellt. Und nur, wenn wir diese auch ergreifen, werden wir im neuen grünen Zeitalter bestehen.

»Wenzel führt uns auf zehn Pfaden in eine sozial-ökologische Zukunft, in der Klimaschutz und Energiewende keine Last, sondern eine große Chance darstellen. Lesenswert!« – Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)
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EINLEITUNG
Unser Aufbruch in das neue grüne Zeitalter
2021 ist für Deutschland ein Superwahljahr, das direkt auf den pandemischen Super-GAU folgt. In den vergangenen Monaten, genauer gesagt seit dem Regierungsantritt Joe Bidens in den USA, ist der Green New Deal, bis vor Kurzem nur ein blumiges Versprechen, ins Epizentrum globaler Politikgestaltung gerückt. Die Bundestagswahl am 26. September wird zur »Klimawahl«. Zukunft wird – nach Jahren Trumpscher Dystopie – plötzlich wieder vorstellbar und planbar. Anfang Mai kippte in Deutschland das Bundesverfassungsgericht ein erst anderthalb Jahre altes Klimagesetz, weil es den Anforderungen des Pariser Klimaabkommens nicht in ausreichendem Maße Rechnung trägt. Die Politik ist angehalten, dafür zu sorgen, dass 2030 bereits 65 Prozent und nicht 55 Prozent des Wegs zur Klimaneutralität geschafft sind. Drei Tage später, so war der Süddeutschen Zeitung zu entnehmen, wurde der überarbeitete Gesetzesentwurf vom Umweltministerium auf den Weg gebracht.1 Das Klima genießt oberste Priorität. Wir haben die planetaren Grenzen längst überschritten und können nicht mehr weitermachen wie bisher. Es ist Zeit zu handeln. Nur noch 4 Prozent aller auf der Erde lebenden Säugetiere gehören nicht zu den Menschen oder werden für die Ernährung des Menschen produziert. 70 Prozent aller lebenden Vögel sind Geflügel, vor allem Hühner, die für uns zum Essen produziert werden. Willkommen im Anthropozän, der maßgeblich durch menschliches Handeln geprägten Welt des frühen 21. Jahrhunderts!2 Wir brauchen einen neuen Deal mit der Natur, mit unseren Freiheitsansprüchen und Konsumwünschen. Einen globalen Pakt, der Wirtschaft und Gesellschaft durch eine sozial-ökologische Transformation in ein neues Zeitalter führt. Die Zukunft beginnt jetzt: ein doppelter Green New Deal
Zu einem ähnlichen Schluss kam Thomas L. Friedman, als er sich 2008 mit den Folgen der globalen Weltwirtschafts- und Finanzkrise für die Märkte und gleichzeitig mit den Auswirkungen des exzessiven Lebensstils der US-amerikanischen Gesellschaft auf die Umwelt beschäftigte. Der Kolumnist der New York Times berief sich auf den durch Kurt Andersen geprägten Begriff der »Grasshopper Generation« (zu Deutsch: »Heuschrecken-Generation«), die sich auf der Suche nach immer mehr Errungenschaften und einem immer höheren Lebensstandard rücksichtslos durch ihre Umwelt bewegt und den Bezug zum Ökosystem, den planetaren Grenzen und unseren Ressourcen verloren hat. Letztlich war es Friedman, der – zumindest für die nationale Debatte in den USA – den Begriff des »Green New Deal« prägte, als er im Jahr 2007 in seiner The New York Times-Kolumne »A Warning from the Garden« für eine »grüne« Erweiterung des New Deals von Franklin D. Roosevelt aus den 1930er-Jahren und für mehr staatliche Eingriffe angesichts der Klimaerwärmung und ihrer bereits national erlebbaren, drastischen Auswirkungen auf Klima und Umwelt plädierte.3 Friedman lag bereits 2007 richtig: Der Klimawandel ist ein menschengemachter Klimawandel, für den es einen neuen Deal in Wirtschaft und Gesellschaft braucht. Wir brauchen einen Fahrplan, um eine lebenswerte Zukunft für das prekäre Zeitalter des Anthropozäns zu entwickeln. Geschichte wiederholt sich nicht. Doch aus mutigen Maßnahmen in der Vergangenheit lässt sich sehr wohl für die Zukunft lernen. Wir werden in diesem Buch dafür plädieren, dass der Green New Deal, wie er sich seit der Biden-Wahl als transatlantischer, respektive als »doppelter Green New Deal«4 darstellt, die historische Chance bietet, einen gesellschaftlichen Neuanfang zu wagen, der die planetaren Grenzen respektiert und dabei die Möglichkeiten zu einem besseren Leben und humaneren Arbeitsverhältnissen auf der Grundlage einer CO2-neutralen Wirtschaft eröffnet. Damit möchten wir einen Diskurs in Gang bringen, der konkret die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Anthropozän auslotet. Wovon sich dieser Diskurs bewusst abgrenzt, ist eine Sichtweise, die wir als »das Theorem der Individualisierung der Schuld« bezeichnen. Dahinter verbirgt sich ein Lösungsansatz für unsere ökologische Krisensituation, der davon ausgeht, dass jeder Einzelne durch die Optimierung seines CO2-Fußabdrucks die Welt retten kann. In letzter Konsequenz läuft das darauf hinaus, die Verantwortung für die Bewältigung der Klimakrise dem Verbraucher aufzubürden, was eine absurde Überforderung darstellt und komplett die Existenz von sozioökonomischen Megatrends wie Energiewende, Digitalisierung und soziale Ungleichheit ausblendet.5 In den Positionen von Wachstumskritikern wie Niko Paech und Harald Welzer wird immer wieder ein solcher Rückzug auf die persönliche Klimabilanz gefordert und als einzig taugliche Maßnahme gegen die Erderwärmung präferiert.6 Doch dieses merkwürdig puritanische »Fange bei dir selbst an« schließt sozioökonomische und politische Maßnahmen von vornherein aus; dem Blick auf technologische Entwicklungen verweigert es sich komplett.7 Wir werden in der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass die wirksamsten Hebel bei der Klimabekämpfung aufseiten der Politik und der Wirtschaft liegen. Es ist für jeden Menschen empfehlenswert, einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln. Wir würden indes einen schweren Fehler machen, eine solche kulturelle Entscheidung, die in beschränktem Maße einen Beitrag zur CO2-Reduzierung leistet, als Lösungsansatz für das Menschheitsproblem des Klimawandels in Stellung zu bringen. Der Green New Deal hat in den vergangenen Monaten eine beachtliche politische Karriere gemacht. Mit ihm verbinden viele Menschen die konkrete Hoffnung, dass es auf globaler Ebene einen konzertierten Ansatz gibt, die Folgen des Klimawandels einzugrenzen und für eine lebenswerte Zukunft zu sorgen. Viele Klimawissenschaftler, NGOs und Politiker sehen in einem Green New Deal (in der EU wird in der Regel von einem »Green Deal« gesprochen) mithin die letzte Chance, wirkungsvolle Schritte gegen einen Klimawandel einzuleiten, der – wird das 1,5- beziehungsweise 2-Grad-Ziel nicht erreicht – zu unkontrollierten und katastrophalen Kettenreaktionen in unseren Ökosystemen führen könnte. Die globale Vollbremsung durch die Pandemie hat bei vielen Menschen die Frage aufkommen lassen, wie wir nach der Pandemie leben wollen. Schon in den ersten Tagen des Lockdowns wurde debattiert, wie schnell wir wieder in die alte Normalität zurückfinden werden. Leergefegte Straßen, zugsperrte Flughäfen, digitale Konferenzen im Homeoffice machten schnell klar, dass das Virus uns in eine existenzielle Grenzsituation gebracht hatte. Das erzeugt Angst, schafft aber auch Raum für grundsätzliche Fragen. Eine davon lautete: Wollen wir wirklich in die alte Normalität zurück? Können wir noch einmal in die gewohnte Normalität zurück? Was bindet uns an den Status quo ante? Der forcierte Klimawandel duldet keinen Aufschub, Corona hin oder her. Seit dem Jahr 2008 äußern nicht nur Linksradikale, sondern auch der Chef des World Economic Forum WEF, Klaus Schwab (und mit ihm Spitzenpolitiker, Wirtschaftsführer bis hin zu Oberbürgermeistern der größten Städte der Welt) das Gefühl, dass wir am Ende einer Ära angekommen sind und den Wandel, der durch den Klimawandel mit massiver Wucht herandrängt, endlich gestalten müssen.8 Wieso sollten wir also die historische Zäsur der Pandemie nicht dafür nutzen, einen Neuanfang zu wagen? Konzepte eines Green New Deals hatten sich ohnehin bereits in viele Debatten über die Zukunft des Planeten eingeschlichen. Begreifen wir das, was seit gut fünf Jahren von engagierten Frauen und Männern als Green New Deal zwischen Vancouver und Sydney diskutiert wird, als eine große Chance zur Besinnung und Neuorientierung. Der Green New Deal – ein Tipping Point auf dem Weg in ein neues Zeitalter. Der Green New Deal lädt uns ein, als Weltgesellschaft eine Vision zu entwickeln, die uns einen Weg durch Veränderungsturbulenzen hindurchweist. Dafür benötigen wir nicht nur Geld und Technologien. Wir müssen uns über Werte verständigen, Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und Vorurteile ablegen, Alltagskultur und Medien, Konsum und Sehnsüchte hinterfragen. Um den Green New Deal aufs Gleis setzen zu können, müssen wir mit einem Wort eine Grundsatzdebatte darüber führen, wie wir in Zukunft leben wollen. Wir leben in politisch aufregenden Zeiten. Das sollten wir nutzen, um die Weichen für unsere Zukunft zu stellen. Bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 stimmen wir über unsere Zukunft ab. Wir stimmen darüber ab, ob wir mit einem Green New Deal unsere Zukunft in die Hand nehmen und konstruktiv gestalten können oder ob wir zu desillusionierten Zuschauern einer...


Dr. Eike Wenzel gilt als einer der renommiertesten Trend- und Zukunftsforscher Deutschlands. Er ist Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (GmbH) und Chefredakteur des Newsletters Megatrends. Wenzel ist Kolumnist der Wirtschaftswoche und lehrt an der Hochschule in Nürtingen-Geislingen.


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