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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 576 Seiten

Reihe: Welsh, Irvine

Welsh Porno

Der Roman zum Film Trainspotting 2

E-Book, Deutsch, Band 3, 576 Seiten

Reihe: Welsh, Irvine

ISBN: 978-3-641-18060-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es gibt sie noch, die Jungs aus der Trainspotting-Crew! Zehn Jahre älter, aber kein bisschen weiser, haben sie nichts anderes im Kopf als die ultimative Abzocke, alte Rechnungen und den internationalen Durchbruch in der Pornoindustrie. Eine außergewöhnliche Geschichte über Lebenspläne, Freundschaft und Geschäftemachen - witzig, charmant und voller Seitenhiebe auf Scheinheilige und moralische Saubermänner.

Irvine Welsh, geboren 1957 in Leith bei Edinburgh, schreibt Romane und Kurzgeschichten und gilt als einer der wichtigsten Autoren der Underground-Literatur. Sein Debütroman Trainspotting und die gleichnamige Verfilmung mit Ewan McGregor machten ihn international bekannt. Viele weitere Romane folgten.
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1 Linkerei Nr. 18732 Croxy, der ausnahmsweise mal vor Anstrengung schwitzt, und nicht, weil er Drogen genommen hat, schleppt sich mit der letzten Plattenkiste die Treppe rauf, während ich mich aufs Bett fallen lasse und von dumpfer Depression umfangen auf die cremefarbene Raufasertapete stiere. Das ist also meine neue Bleibe. Ein einziges schäbiges Zimmer, vierzehn mal zwölf Fuß, mit angrenzendem Flur, Küche und Bad. Im Zimmer stehen ein Einbauschrank ohne Tür, mein Bett, und es ist gerade noch genug Platz für zwei Stühle und einen Tisch. Hier rumhocken könnte ich nicht: Sogar Knast wär besser. Ich würde glatt zurück nach Edinburgh fahren und mit Frank Begbie die Zelle gegen dieses arschkalte Loch tauschen. In dieser Enge verschlägt einem der Gestank nach kaltem Rauch, den Croxy verbreitet, den Atem. Ich hab drei Wochen lang selbst keine Zigarette angerührt, aber über dreißig am Tag passiv geraucht, bloß weil er in der Nähe war. – Macht durstig, die Arbeit, hm, Simon? Gehn wir im Pepys n Bier trinken? fragt er, und sein Enthusiasmus wirkt hämisch, wie mutwilliger Spott angesichts der beengten Verhältnisse eines gewissen Simon David Williamson. So gesehen wäre es glatter Irrsinn, runter ins Pepys auf der Mare Street zu gehen, damit sie alle was zu lachen haben, ›Na, Simon, wieder in Hackney?‹, aber was soll’s, jetzt ist Gesellschaft gefragt. Ohren wollen abgekaut werden. Dampf will abgelassen sein. Außerdem muss Croxy mal gelüftet werden. In seiner Gegenwart das Rauchen aufgeben zu wollen, ist ungefähr so, als wollte man in ner Junkie-Wohngemeinschaft auf Entzug gehen. – Du hast Schwein, dass du die Bude gekriegt hast, sagt Croxy, während er mir hilft, die Kisten abzustellen. Schwein, mein Arsch. Ich liege auf dem Bett, und die ganze Bude wackelt, als der Schnellzug Richtung Liverpool Street durch die Station Hackney Downs brettert, die sich einen knappen Meter neben meinem Küchenfenster befindet. Zu bleiben, wo ich bin, kommt in meiner Gemütsverfassung noch weniger in Frage als auszugehen, also steigen wir vorsichtig die ausgetretene Treppe runter; der abgeschabte Teppich macht sie tückisch wie eine Gletscherwand. Draußen herrscht Schneeregen, und über allem liegt diese triste, feiertagstypische Katerstimmung, als wir Richtung Mare Street und Rathaus gehen. Croxy erzählt mir ohne den kleinsten Anflug von Ironie, dass ›Hackney ne bessere Adresse ist als Islington, egal welche Straßen. Islington ist doch seit Jahren fürn Arsch‹. Man kann auch zu lange als Autonomer leben. Er müsste eigentlich in Clerkenwell oder Soho Websites designen, statt in Hackney Unterkünfte und illegale Partys zu organisieren. Ich kläre die Fotze über den Lauf der Welt auf, nicht zu seinem eigenen Wohl, sondern um zu unterbinden, dass solcher Schwachsinn ungehindert in die Kultur einsickert. – Nein, es ist ein Rückschritt, sage ich und hauche mir in die Hände. Meine Finger sind blassrosa wie rohe Schweinswürstchen. – Für nen fünfundzwanzigjährigen Crustie mag Hackney ja in Ordnung sein. Für einen sechsunddreißigjährigen Unternehmer mit gesellschaftlichen Ambitionen, ich deute auf mich, – muss es schon Izzy sein. Wie kann man einem gehobenen Stück Fickfleisch in einer Bar in Soho ne E8-Adresse geben? Was sagt man, wenn sie wissen will, wo die nächste U-Bahn-Station ist? – Die Hochbahn ist doch okay, sagt er und zeigt auf die Eisenbahnbrücke vor dem bleiernen Himmel. Ein 38er Bus schuckelt vorbei und speit sein toxisches Kohlenmonoxid. Diese Fotzen von London Transport, in ihren Hochglanzbroschüren jammern sie über die Umweltschäden durch Autoabgase, während sie nach Lust und Laune unsere Atemwege verpesten. – Nein, sie ist scheißnochmal nicht okay, schnauze ich ihn an, – sie ist scheiße. Dieses Viertel wird die letzte Ecke im ganzen Londoner Norden sein, die ans U-Bahn-Netz angebunden wird. Sogar bis nach Scheiß-Bermondsey fährt jetzt die U-Bahn, verdammte Scheiße. Raus zu deren Scheiß-Zirkuszelt, wo sowieso keine Sau hin will, können sie eine bauen, aber nicht hierher, das ist doch zum Kotzen. Croxys schmales Gesicht verzieht sich zuckend zu einer Art Lächeln, und er sieht mich aus diesen großen, tief in den Höhlen liegenden Augen an. – Du machst heute wohl einen auf depressiv, was? sagt er zu mir. Und da hat er Recht. Also mach ich, was ich immer mache, meinen Kummer in Alkohol ertränken und allen im Pub – Bernie, Mona, Billy, Candy, Stevie und Dee – erzählen, dass Hackney nur ein Intermezzo darstellt, rechnet nicht damit, mich auf Dauer wieder hier in der Gegend zu sehen. Nichts da, Freunde. Weitreichendere Pläne, Alter. Und, ja, ich suche häufig die Toilette auf, aber ausschließlich, um einzuführen, nicht um auszuscheiden. Schon während ich es in meinen Zinken schaufele, ist mir die traurige Wahrheit bewusst. Koks ödet mich an, es ödet uns alle an. Wir sind abgestumpfte Typen in einer Szene, die wir hassen, einer Stadt, die wir hassen, und tun dabei so, als wären wir der Nabel der Welt, müllen uns mit Drogen zu, um das Gefühl zurückzudrängen, dass sich das wahre Leben irgendwo anders abspielt, und wissen dabei genau, dass wir nichts anderes tun, als dieser Paranoia und Ernüchterung neue Nahrung zu geben. Doch irgendwie sind wir zu apathisch, um damit aufzuhören, denn traurigerweise gibt es nichts Interessantes, für das es sich lohnen würde, aufzuhören. Dabei fällt mir ein, es verdichten sich Gerüchte, dass Breeny haufenweise Ching hat, und es sieht so aus, als wär ein beträchtlicher Teil davon bereits im Umlauf. Plötzlich ist Morgen, und wir sitzen in einer Wohnung Gott weiß wo und hängen an der Pfeife, und Stevie lässt sich darüber aus, was ihn die Ladung gekostet hat, die er grade zusammengebacken hat, und widerwillig werden zerknüllte Geldscheine rausgerückt, während sich der Gestank von Ammoniak ausbreitet. Jedes Mal, wenn diese grässliche Pfeife mir die Lippen verbrennt, fühle ich mich elend und fertig, bis der nächste Zug mich in eine andere Ecke des Zimmers katapultiert: kalt, eingefroren, zufrieden, sehr von mir eingenommen, großkotzig und insgeheim auf die Weltherrschaft aus. Dann bin ich draußen auf der Straße. Ich wusste nicht, dass ich bei meinen ziellosen Wanderungen wieder in Islington gelandet war, bis ich am Park das Mädchen sah, das mühsam versuchte, mit Fäustlingen an den Händen einen Stadtplan aufzuschlagen, und instinktiv mit einem schleimigen ›Verlaufen, Baby?‹ reagierte. Aber der weinerliche Klang meiner Stimme, die vor Emotionen, banger Erwartung, ja sogar Verlorenheit triefte, erschütterte mich. Der Schock darüber ließ mich genauso zurücktaumeln wie der Schluck aus der lila Dose in meiner Hand. Scheiße, was war das? Wer hatte ihm das in die Hand gedrückt? Wie zum Teufel bin ich hierher gekommen? Wo sind die alle? Ein paar hatten sich ächzend verabschiedet, und ich war in den kalten Regen rausgegangen, und jetzt … Das Mädchen wurde so steif wie die fleischige Zuckerstange in meiner Hose und sagte schnippisch: – Verpiss dich … ich bin nicht dein Baby … – Sorry, Mäuschen, entschuldige ich mich nassforsch. – Und ein Mäuschen bin ich auch nicht, unterrichtet sie mich. – Das kommt auf den Standpunkt an, Süße. Versuch es mal mit meinen Augen zu sehen, höre ich mich sagen, als wäre es ein anderer, und ich sehe mich mit ihren Augen: ein stinkender, dreckiger, versoffener Penner. Aber auf mich warten Arbeit, Mädchen, um die ich mich kümmern muss, sogar ein bisschen Geld auf der Bank, bessere Klamotten als dieses verfleckte, stinkende Fleece-Zeug, der alte wollige Hut und die Handschuhe, also, was zum Teufel geht hier vor, Simon? – Verpiss dich, du Scheißtyp! sagt sie und dreht sich weg. – Ich schätze, wir hatten einfach einen schlechten Start. Na, was soll’s, dann kann’s ja nur besser werden, hm? – Verpiss dich, brüllt sie mich noch mal über die Schulter an. Weiber. Die können manchmal so negativ sein. Ich verfluche meine mangelnde Frauenkenntnis. Ich hab zwar so einige kennen gelernt, aber mir war immer mein Schwanz im Weg, der zwischen mir, ihnen und irgendwas Tiefschürfenderem stand. Ich beginne mich zu erinnern, versuche mein zugekokstes und überhitztes Bewusstsein zu rekolonialisieren, indem ich es ausbreite und in perspektivische Einheiten zerlege. Es fiel mir ein, dass ich tatsächlich zu Hause gewesen war, ich war am Morgen deprimiert in diese neue Bude zurückgekommen, nachdem ich den letzten Rest von dem Koks weggezogen hatte, dann hatte ich angefangen zu schwitzen und mir einen runterzuholen, auf ein Foto von Hillary Clinton im Powersuit, die für das Amt des Senators von New York kandidiert. Ich erzählte ihr den üblichen Schmus, sie sollte bloß nicht auf die Juden hören, sie wär immer noch eine schöne Frau, Monica könnte ihr nicht das Wasser reichen. Tztz, Bill sollte sich mal den Kopf untersuchen lassen. Anschließend liebten wir uns. Als Hillary danach zufrieden schlief, ging ich eine Tür weiter, wo Monica auf mich wartete. Leith traf sich mit Beverly Hills zu einem geschmackvollen Wiedergutmachungsfick. Dann ließ ich es Hillary und Monica zusammen angehen, während ich zusah. Zuerst hatten sie sich geziert, aber ich hatte sie natürlich belabern können. Ich machte es mir in dem durchgesessenen Stuhl bequem, den mir Croxy überlassen hat, und genoss die Show bei einer guten Havanna, na ja, einer schlanken Panatella. Ein Streifenwagen macht auf der Upper Street jaulend Jagd auf einen dummen Zivilbürger, den sie zum Krüppel schlagen können, als ich zurück in die...


Welsh, Irvine
Irvine Welsh, geboren 1957 in Leith bei Edinburgh, schreibt Romane und Kurzgeschichten und gilt als einer der wichtigsten Autoren der Underground-Literatur. Sein Debütroman Trainspotting und die gleichnamige Verfilmung mit Ewan McGregor machten ihn international bekannt. Viele weitere Romane folgten.


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