Weizsäcker | Wer's glaubt ... | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Weizsäcker Wer's glaubt ...

Meine Seligpreisungen

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-451-83687-9
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Selig die Armen, die Hungernden, die Traurigen" – mit seinen acht Seligpreisungen stellte Jesus die Logik der Welt auf den Kopf. Doch was bedeutet das überhaupt, Selig-Sein? Was ist ein reines Herz? Kann nur selig sein, wer Frieden stiftet? Und wie kann das Himmelreich mein Eigentum sein? Beatrice von Weizsäcker geht der Sache auf den Grund und fragt Jesus ganz direkt, im Gasthaus, in einer Kirche, bei sich zu Hause oder im Konzertsaal: Was meinst du eigentlich damit? Und sie entdeckt: Die Seligpreisungen sind für sie wie Wegweiser, die Jesus an den Pilgerpfad ihres Herzens stellt. Und Jesus selbst geht als Wegweiser mit. Ein persönliche und überraschende Begegnung mit den Worten Jesu.
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Vorwort
Zwei Überlieferungen aus der Bibel dürften den meisten bekannt sein. Das Vaterunser und die Seligpreisungen. Beide stammen aus der Bergpredigt. Das Vaterunser können viele auswendig, die Seligpreisungen dagegen nicht. Rudimentär erinnert man sich an „arm“ und „barmherzig“, seltener an die Sanftmut, eher noch an das „reine Herz“. Doch an die Sätze selbst? Vermutlich nicht. Das ist wenig verwunderlich, denn das Vaterunser ist das Gebet der ganzen Christenheit. Wir beten es Sonntag für Sonntag und oft auch zwischendurch. Die Seligpreisungen kommen seltener vor. Der eigentliche Unterschied aber liegt im Gegenüber. Das Vaterunser nennt unsere Bitten und unseren Lobpreis. Nicht wir sind angesprochen, sondern Gott. Bei den Seligpreisungen ist es umgekehrt. Sie richten sich an uns. Es sind Heilsversprechen. Wem „Heilsversprechen“ zu fromm ist, der kann sie zum Maßstab für sein Reden und Handeln nehmen. Als Richtschnur für ein Leben, an dem Gott Wohlgefallen hat. Oder als Wegweiser. So wie es der Psalmist sagt: Selig die Menschen, die Kraft finden in dir, die Pilgerwege im Herzen haben. (Ps 84,6) Acht Seligpreisungen gibt es. Das ist kein Zufall, denn die Zahl ist heilig. Sie steht für Vollkommenheit. Die Welt wurde in sieben Tagen erschaffen, der achte Tag markierte den Beginn der neuen Woche. Acht Menschen wurden mithilfe der Arche Noachs gerettet. (Gen 7,13; 1 Petr 3,20) David, der achte Sohn des Isai, wurde zum König von Israel gesalbt, nachdem Samuel die sieben anderen Söhne verworfen hatte. Erst beim Anblick Davids sagte er: Auf, salbe ihn! Denn er ist es. (1 Sam 16,12) Das jüdische Lichterfest Chanukka, mit dem die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem gefeiert wird, dauert acht Tage. Das geht zurück auf eine schöne Erzählung aus dem Talmud. Danach wurde im zerstörten Tempel nur ein Kännchen Öl gefunden, das eigentlich bloß einen Tag hätte leuchten können. Auf wundersame Weise brannte es jedoch acht Tage und acht Nächte. Darum hat der Chanukka-Leuchter acht Kerzen. Wie alle jüdischen neugeborenen Söhne wurde Jesus am achten Tag beschnitten. Seine Auferstehung war am achten Tag, „… am frühen Morgen des ersten Wochentages“. (Mk 16,9) Damit begann eine neue Zeit. Darum versammeln sich die Christen seither am achten Tag, dem „ersten Tag der Woche“. (Apg 20,7) Im Islam spielt die Zahl Acht ebenfalls eine Rolle. Die Religion kennt neben sieben Höllen acht himmlische Paradiese. Der Felsendom in Jerusalem ist deshalb achteckig. Auch jenseits der Religionen ist die Zahl von Bedeutung. In China ist sie die Glückszahl schlechthin, weshalb die Olympischen Spiele am 8.8.2008 um 8 Uhr 8 eröffnet wurden. Selbst das beliebteste WLAN-Passwort in chinesischen Hotels besteht aus lauter Achten. Es ist die 88888888. Das Sonnensystem hat acht Planeten. In der Mathematik schließlich ist die (liegende) Acht das Zeichen für Unendlichkeit. Doch zurück zu den Seligpreisungen. Matthäus zählt sie auf (Mt 5,3–11): Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.   Manche Sätze leuchten mir sofort ein, wie etwa die zweite Seligpreisung über die Trauernden, die getröstet werden, wenngleich auch sie ihre Tücken hat. Andere erschließen sich nicht so leicht, wie die dritte über die Sanftmütigen, die „das Land erben“ werden. Alles in allem werfen die Seligpreisungen eine ganze Reihe von Fragen auf. Was bedeutet es, dass den Armen das Himmelreich gehört? Kann ich das Himmelreich besitzen? Was ist „arm vor Gott“? Und wer? Wie ist das mit der Kirche, die so reich ist und trotzdem oft armselig. Gehört auch ihr das Himmelreich? Welche Sättigung erwartet Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, manchmal unter Lebensgefahr? Was ist ein reines Herz? Was ist, wenn ich keines habe: Kann ich dann Gott nicht schauen? Kann nur selig sein, wer Frieden stiftet? Was ist mit den Kriegen, mit den Menschen, die kämpfen müssen? Sind sie etwa keine Kinder Gottes? Dürfen sie noch nicht einmal Kinder Gottes genannt werden? Was nützt den Verfolgten das Himmelreich, wenn sie nichts anderes wollen, als zu überleben, wenn ihnen Folter und Tod droht und sie über das Mittelmeer flüchten, wissend, dass sie womöglich ertrinken werden? Anders gefragt: Kann nur selig sein, wer eine der Voraussetzungen erfüllt, die Jesus nennt? Sind Barmherzigkeit, Sanftmut, Trauer, Verfolgung, ein reines Herz Bedingungen für das Selig-Sein? Und wenn mir nichts davon gelingt, bin ich dann verloren? Kann ich dann nicht selig sein? Schon Annette von Droste-Hülshoff trieb die Frage um. In ihrem traurig-schönen Gedicht „Am Allerheiligentage“ schrieb sie: „Muß ich selber mich zerreiben? Wird mich keiner selig nennen?“ Schließlich: Was bedeutet es überhaupt, dieses Selig-Sein? Fragen über Fragen. Natürlich kann man dazu Bücher lesen. Doch oft will ich mehr wissen als theologische Theorie. Ich will der Sache auf den Grund gehen, will zurück zu ihrem Ursprung und hinaufgehen auf den Berg, auf dem Jesus die Seligpreisungen verkündet hatte und wo ich selbst einmal war, um ihm nahe zu sein. Ich will ihn fragen, sei es dort oder woanders, im Gasthaus oder in einer Kirche, bei mir zu Hause oder im Konzertsaal, in Oberbayern oder Jerusalem: Was meinst du eigentlich damit? * Es ist neu für mich, mit Jesus zu sprechen. Ihn etwas zu fragen. Ihn um etwas zu bitten. Begonnen hatte es am 19. November 2019. Da hatte ich am frühen Morgen ein Foto eines kleinen Kreuzes gepostet, das ich erst zwei Wochen vorher in Rom gefunden hatte; ganz leicht ist dieses Kreuz und gar nichts wert, aber ich mochte es sofort. Jesus mit ausgebreiteten Armen und wie zum Segen nach oben zeigenden Händen; zwölf ihm zugewandte Tauben vor blauem Hintergrund. Gleich nach der Reise hatte ich das Kreuz an der Wand neben meinem Schreibtisch befestigt, mit einer blauen Reißzwecke. Ich postete das Bild, notierte etwas und versah es mit allerlei Hashtags. Anlasslos. Und ahnungslos. Am Abend wurde mein Bruder Fritz ermordet. In der Nacht fiel mir der Post wieder ein, ich löschte den Text, die Hashtags und schrieb: „Gib acht auf meinen Bruder.“ * Es war der erste Mal, dass ich Jesus um etwas bat. Sicher, Gebete gab es viele, Bitten, Klagen, Flehen. Doch nie war Jesus der Adressat gewesen, einmal abgesehen vom frühen Kindergebet „Komm Herr Jesus, sei unser Gast …“. Sonst richtete ich mich an Gott. Nur unterhalten habe ich mich nie mit ihm. Und nun diese Bitte an Jesus, wie der Beginn eines Gesprächs. Ich weiß nicht, woher der Satz kam. Ich kann mich kaum daran erinnern, ihn geschrieben zu haben. Er stand auf einmal einfach da. Offenbar wollte ich, dass Jesus etwas tat, dass er half. Meinem Bruder. Und mir. Seit jener Nacht ist Jesus für mich ein Freund, ein Weggefährte und Gesprächspartner. Ich frage ihn, ab und zu fragt er mich. Manchmal lachen wir. Manchmal weinen wir. Manchmal beten wir. Und manchmal schweigen wir. Wie das so ist mit einem guten Freund. Ich weiß nicht, ob seine Antworten mit kirchlichen Dogmen übereinstimmen, aber das spielt auch keine Rolle. Denn was Jesus sagt, nicht nur im Buch, das sagt er mir. Mag sein, dass es befremdlich ist, ihn für mich zu vereinnahmen. Als sei er bloß für mich da. Denn natürlich ist Jesus viel größer und viel mehr. Er kam ja nicht meinetwegen auf die Welt, sondern für uns. Er starb auch nicht für mich, sondern für alle. Schließlich ist er der Gottessohn. Doch hatte Johannes nicht gesagt, dass Jesus mich erwählt hat und nicht umgekehrt ich ihn? (vgl. Joh 15,16) So sehr mich das wundert: Daran halte ich mich. Darum beanspruche ich ihn für mich. Nicht nur, wenn ich das kleine Kreuz an meinem Schreibtisch betrachte. Mit ihm und den Tauben, die ihn umgeben. Und die mir Frieden bringen. Mein Seelengefährte und seine Botinnen. Wenn das anmaßend ist, dann ist es eben so. * „Und?“, fragte mich während des Schreibens mein Lieblingsmensch. „Hat Jesus dir geantwortet?“ „Ja“, erwiderte ich. „Was hat er gesagt?“ Nun, das steht in diesem Buch. ...


Weizsäcker, Beatrice von
Beatrice von Weizsäcker, geb. 1958, Dr. jur., ist Juristin und Publizistin. Seit 2003 lebt sie als freie Autorin in München. Sie spricht und schreibt regelmäßig für den Bayerischen Rundfunk und evangelisch.de. Weizsäcker, langjähriges Präsidiumsmitglied des evangelischen und des ökumenischen Kirchentags, trat Anfang 2020 zum katholischen Glauben über.

Beatrice von Weizsäcker, geb. 1958, Dr. jur., ist Juristin und Publizistin. Seit 2003 lebt sie als freie Autorin in München. Sie spricht und schreibt regelmäßig für den Bayerischen Rundfunk und evangelisch.de. Weizsäcker, langjähriges Präsidiumsmitglied des evangelischen und des ökumenischen Kirchentags, trat Anfang 2020 zum katholischen Glauben über.


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