Weinfurter | Das heilige römische Reich deutscher Nation Canossa - die Entzauberung der Welt Kaiser Friedrich Barbarossa Der Staufer Friedrich II. | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 126 Seiten

Weinfurter Das heilige römische Reich deutscher Nation Canossa - die Entzauberung der Welt Kaiser Friedrich Barbarossa Der Staufer Friedrich II.

Geschichte / Mittelalter

E-Book, Deutsch, 126 Seiten

ISBN: 978-3-8312-5609-9
Verlag: Komplett-Media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



In einem Zeitraum von 1.000 Jahren bildete sich das Reich heraus, das am Ende des Mittelalters den Namen "Heiliges Römisches Reich deutscher Nation" trug. Eine dramatische Epoche mit tief greifenden Veränderungen und dem Machtkampf zwischen Fürsten, Königen, Kaisern und Päpsten.

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DEUTSCHER NATION
Was waren die entscheidenden Wendepunkte dieser Entwicklung? Weshalb wurde dieses Reich "römisch" und dann auch noch "heilig" genannt, bevor es ganz am Ende auch noch "deutsch" wurde?

CANOSSA - DIE ENTZAUBERUNG DER WELT
Der Canossagang Heinrichs IV. im Winter 1076/77 gehört zu den geschichtlichen Ereignissen des Mittelalters, die im kollektiven Gedächtnis verankert sind.

KAISER FRIEDRICH BARBAROSSA UND DAS HEILIGE REICH
Dass in seiner Zeit die Bezeichnung "Heiliges Reich" entstanden ist, gibt uns einen ersten überraschenden Hinweis: Es war ein "Kampfbegriff" gegen die "heilige Kirche".

DER STAUFERKAISER FRIEDRICH II. UND SEINE ZEIT
Die Vorlesung bietet ein Panorama der vielfältigen religiösen, kulturellen und politischen Komponenten, von denen Europa in neuartiger Weise befruchtet wurde.
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CANOSSA - DIE ENTZAUBERUNG DER „WELT“   Der Canossagang Heinrichs IV. im Winter 1076/77 gehört zu den geschichtlichen Ereignissen des Mittelalters, die im kollektiven Gedächtnis fest verankert sind. Das große Interesse an diesem Thema entspricht durchaus der historischen Bedeutung der Vorgänge um „Canossa“, mit denen die Grundlagen für die Trennung von „Kirche“ (sacerdotium) und „Reich“ (regnum) geschaffen wurden. Der frühere Einheitskosmos von weltlicher und kirchlicher Sphäre, in den die Gesellschaft bis dahin eingebettet war, begann sich aufzulösen. „Moralische Eliten“ setzten mit gewaltiger Energie neue Wertemaßstäbe durch, von denen Recht und Wissenschaft, Theologie und Kirche, Gesellschaft und Politik der Zukunft geprägt wurden. Vor diesem Hintergrund erscheint „Canossa“ manchen Historikern als tiefer greifende Wende in unserer Geschichte als die Französische Revolution. II. Canossa. Die Entzauberung der „Welt“
„Canossa“ hat in unserem kollektiven Gedächtnis nichts von seiner sprichwörtlichen Signalwirkung verloren. So wollte man bei dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsident Dr. Stoiber beobachtet haben, dass er sich nach „Canossa“ begab, um sich mit seinen Parteifreunden wieder zu versöhnen. Auch der frühere Außenminister Fischer kannte die Bedeutung von „Canossa“ und hat das Wort mehrmals in seine Reden einge?ochten, ganz in der Tradition des eisernen Kanzlers Bismarck, der am 14. Mai 1872 in seiner Rede vor dem Reichstag die berühmten Worte sprach: „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.“ Nach „Canossa“, so scheint es, wollen wir alle nicht. Dennoch sind wir bei genauerem Hinsehen alle damit verbunden. Unsere ganze Gesellschaftsordnung hat mit „Canossa“ zu tun. Schon die Zeitgenossen haben die tiefgreifenden Wirkungen von „Canossa“ und der darum sich abspielenden Vorgänge empfunden. Berühmt ist der 1085 niedergeschriebene Satz des Bischofs Bonizo von Sutri: „Als die Kunde von der Bannung des Königs an die Ohren des Volkes drang, erzitterte unser ganzer römischer Erdkreis!“ Gemeint ist der Bann, den Papst Gregor VII. am 22. Februar 1076 gegen den römisch-deutschen König Heinrich IV. ausgesprochen hatte – ein nach damaliger Auffassung einzigartiges, geradezu umstürzendes Ereignis. Gregor VII. verkündete damals die Verdammung des Königs, und dieser Bannspruch war in ein Gebet an den Apostelfürsten Petrus gekleidet. „Heiliger Petrus“, so lauteten die Worte, „Fürst der Apostel, neige, so bitten wir, gnädig dein Ohr und erhöre mich, deinen Knecht (…). Ich glaube fest daran, dass es dir in deiner Gnade (…) gefällt, dass das christliche Volk, das dir ganz besonders anvertraut ist, mir gehorcht (…). Ich glaube auch fest daran, dass mir um deinetwillen von Gott die Gewalt gegeben ist, zu binden und zu lösen, im Himmel wie auf Erden. In dieser festen Zuversicht (…) spreche ich dem König Heinrich (…), der sich gegen deine Kirche mit unerhörtem Hochmut erhoben hat, die Herrschaft über Deutschland und Italien ab und löse alle Christen vom Eid, den sie ihm geleistet haben oder noch leisten werden, und untersage, dass man ihm künftig als König diene. (…) Weil er es verschmäht hat, wie ein Christ zu gehorchen, (…) binde ich ihn mit der Fessel des Fluchs (…).“ Diese Sätze kommentierte etwa 70 Jahre später der berühmte Chronist Otto von Freising mit den Worten: „Ich lese wieder und wieder die Geschichte der römischen Könige und Kaiser. Doch ?nde ich vor Heinrich keinen einzigen unter ihnen, der vom römischen Papst exkommuniziert worden wäre.“ Worin liegt das Epochale von „Canossa“? Unter diesem Begriff verstehen wir nicht nur den Canossagang an sich, sondern „Canossa“ steht gleichsam als Chiffre für den komplexen Vorgang einer Neuordnung der Autoritäten in der Christenheit. In diesen Prozess waren auch der Bann und die Absetzung des Königs und die daraus entstandenen Folgen für die Ordnung in der Welt einbezogen. Dass diese Ereignisse einen gewaltigen Umbruch markieren, zeigt sich schon daran, dass manche Historiker heute sogar dazu neigen, in „Canossa“ und den dahinter stehenden Reformen einen tieferen Wandel zu sehen als in der französischen Revolution. Ein erster Gesichtspunkt für die Einordnung der Vorgänge von „Canossa“ betrifft die neue Dimension der Gehorsamsforderung. Ich möchte diese Überlegungen unter die Überschrift stellen: 1. Die Hierarchie des Gehorsams
„Canossa“ ist untrennbar verbunden mit dem Namen Papst Gregors VII., der von 1073 bis 1085 auf dem apostolischen Stuhl saß. Zu allen Zeiten gingen die Meinungen über ihn weit auseinander. Auf der einen Seite stand das strahlende Bild des Verteidigers der kirchlich-göttlichen Gesetze, auf der anderen verdammte man ihn als den Zerstörer der Welt. Er war gewiss kein sanfter Charakter. Selbst seine engste Umgebung äußerte sich in diesem Sinne. „Zuchtrute Gottes“ (virga Assur) nannte man ihn da, oder man verglich ihn mit einem Tiger, einem Löwen oder einem Wolf. Gregor VII. hat sein Reformprogramm in seinem berühmten Dictatus Papae von Anfang März 1075 niedergelegt. Es umfasst 27 Leitsätze, die es in sich hatten. Vieles, was Gregor hier notierte, entnahm er den kirchenrechtlichen Traditionen und den berühmten Fälschungen, dem „Constitutum Constantini“ – der angeblichen Schenkung von Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert – undden „Pseudoisidorischen Fälschungen“ aus dem 9. Jahrhundert. Der erste Satz lautet: „Dass die römische Kirche vom Herrn allein gegründet worden ist.“ Da wollte niemand widersprechen. Ebenfalls alten römischen Anschauungen entsprach der Satz drei: „Dass der Papst allein Bischöfe absetzen und wieder einsetzen kann“. Damit waren die Bischöfe selbst allerdings gar nicht einverstanden, denn sie empfanden sich als ein Kollegium gleichrangiger Amtsträger und wollten sich daher auch nur dem Urteil einer Synode unterwerfen. Hoch umstritten war sodann die Forderung des Satzes vier im Dictatus Papae: „Dass der päpstliche Legat den Vorrang auf einem Konzil vor allen Bischöfen einnimmt, auch wenn er einen niedrigeren Weihegrad hat, und dass er gegen sie ein Absetzungsurteil fällen kann.“ Das war eine problematische Sache. Die Legaten des Papstes, die nicht selten gar keine Bischofsweihe vorweisen konnten, stießen immer wieder auf erbitterten Widerstand bei den Bischöfen, bei denen sie als Stellvertreter des Papstes Urteile fällen und durchsetzen sollten. In Satz neun heißt es: „Dass alle Fürsten allein des Papstes Füße küssen.“ Diese Geste ist in der Papstgeschichte bereits für das 6. und 8. Jahrhundert überliefert: Schon byzantinische Kaiser, so heißt es, hätten den Päpsten die Füße geküsst. Auch in der Papstmesse lässt sich der Fußkuss seit dem 7. Jahrhundert nachweisen: Der Diakon, der das Evangelium verlesen soll, küsst zuvor dem Papst die Füße. Die Sätze zehn und elf des Dictatus Papae sind zusammen zu sehen: „Dass allein sein [des Papstes] Name in den Kirchen genannt wird“, und „Dass dieser Name einzigartig ist auf der Welt“. Dies gehörte zum Repertoire der Petrustradition. Dasselbe gilt für den Satz 19: „Dass er von niemandem gerichtet werden darf.“ Aber manches war ohne Vorbild – und zeugt von atemberaubender Kühnheit. Niemand hatte vorher behauptet, dass der Papst bei kanonisch gültiger Weihe „unzweifelhaft heilig“ sei – so der Satz 23. Vielmehr hatte man bis dahin eine Heiligkeit schon zu Lebzeiten als absurd angesehen. Niemand auch hatte so eindeutig formuliert, dass der Papst „Abwesende absetzen“ dürfe, wie es nun in Satz 5 des Dictatus Papae formuliert wurde. Dieser Anspruch wiederholt sich nochmals in Satz 25: „Dass der Papst ohne Synode Bischöfe absetzen und wieder einsetzen kann.“ Diese Behauptung widersprach eigentlich dem geltenden römischen und kirchlichen Recht und auch den „Pseudoisidorischen Dekretalen“, an denen sich Gregor VII. sonst gerne orientierte. Ebenso hatte niemand in der Westkirche bisher den Satz für sich verwendet, „dass nur der römische Bischof zu Recht ‚universal’ genannt werden darf“, wie es in Satz 2 des Dictatus Papae heißt. Einen derartigen Anspruch hatte einst Papst Gregor I. um 600 als töricht und anmaßend abgetan, als sein Amtskollege in Konstantinopel sich damit schmückte. Nicht weniger erstaunlich war der siebte Satz: „Dass es dem Papst allein erlaubt ist, im Falle der Notwendigkeit neue Gesetze zu erlassen (novas leges condere), neue Pfarreien zu bilden, ein Kanonikerstift zur Abtei zu machen und umgekehrt, ein reiches Bistum zu teilen und arme zu vereinen“. Das klang unerhört. Bisher hatte man sich immer darum bemüht zu betonen, man wolle gar nichts Neues beschließen, sondern das alte Recht zur Gültigkeit bringen. Geradezu ungeheuerlich musste es schließlich anmuten, wenn der Papst in Satz 12 behauptete, „dass es ihm erlaubt sei, Kaiser abzusetzen.“ Dazu gehörte auch noch Satz 27: „Dass er Untergebene vom Treueid gegenüber Sündern lösen kann“ (Quod a ?delitate iniquorum subiectos potest absolvere). So etwas hatte noch niemand formuliert. Diese Sätze atmen einen wahrlich apodiktischen Geist. Noch Jahrhunderte später hat man sich über diese Anmaßungen erregt. Die österreichische Kaiserin Maria Theresia forderte noch im 18. Jahrhundert, man müsse Gregors Namen aus dem römischen Brevier streichen, so unerträglich sei für sie der Satz, der Papst dürfe Kaiser absetzen. Aber Gregor VII. ging mit ganzem Einsatz...


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