Weil | Tausend und eine Nacht, Band 3 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 837 Seiten

Weil Tausend und eine Nacht, Band 3

E-Book, Deutsch, 837 Seiten

ISBN: 978-3-7584-6271-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



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Geschichte des Prinzen Bedr von Persien und der Prinzessin Giauhare von Samandal. Ein König von Persien, Seherman genannt, herrschte lange Jahre glücklich und ungestört. Nur in einem einzigen Punkte fühlte er sich unglücklich; er war nämlich schon sehr bejahrt, und von seinen hundert Frauen hatte ihm keine einen Prinzen und Nachfolger geboren. Eines Tages, als er in Trauer versunken darüber nachdachte, wie nun der größere Teil seines Lebens dahingeschwunden, ohne daß ihm ein Sohn gezeugt worden, der einst den Thron von ihm erben könnte, meldete ihm ein Verschnittener, es sei ein Kaufmann vor der Tür und bitte um die Erlaubnis, ihm eine Sklavin vorzustellen. »Man lasse ihn eintreten«, sagte der König. Der Kaufmann trat mit der Sklavin herein, die von schlankem Wuchs war, wie eine biegsame Lanze, und einen gestickten Schleier über ihrem Angesicht hatte. Als der Kaufmann den Schleier weghob, strahlte der ganze Saal von dem Glanz ihrer Schönheit. Ihr Haar hing in sieben Flechten wie ein Roßschweif bis zu den Knöcheln herunter, ihre Augen waren mit Kohel bemalt, schlank war ihre Taille und stark ihre Hüften. Ihr Anblick konnte jeden Kranken heilen und die Glut jedes Durstigen löschen. Sie war wie ein Dichter sagte: »Ich liebe sie, ihre Schönheit ist vollkommen, Ernst und Würde ziert sie. Sie ist weder zu groß noch zu klein, doch so vollkommen, daß ihr Übertuch sie nicht umspannen kann. Ihr Wuchs ist voll Ebenmaß, nichts ist zu lang oder zu kurz an ihr. Ihr schwarzes Haar reicht über die Knöchel herunter, doch leuchtet ihr Gesicht stets wie der Tag.« Der König bewunderte ihre Schönheit und ihre Anmut, ihren Wuchs und ihr Ebenmaß, und fragte den Kaufmann nach ihrem Preis. »Herr!« antwortete der Kaufmann, »ich habe sie um zweitausend Goldstücke gekauft, und meine Reisekosten betragen ebensoviel; denn ich bin schon drei Jahre unterwegs. Wenn sie dir gefällt, so bitte ich dich, sie als Geschenk von mir anzunehmen.« Der König schenkte ihm ein kostbares Ehrenkleid und ließ ihm zehntausend Dinare ausbezahlen. Der Kaufmann nahm das Geld mit Dank an und küßte dem König die Hände und entfernte sich. Der König übergab die Sklavin den Kammermädchen und sagte ihnen: »Sorget aufs beste für den Putz dieses Mädchens, machet ihr ein besonderes Zimmer zurecht und versehet sie mit allem Nötigen!« Die Hauptstadt des Reichs, in welcher der König residierte, lag an der Meeresküste und hieß: »Die weiße Stadt.« Die Fenster des Zimmers, in welches die Sklavin gebracht wurde, gingen auf das Meer. Als der König sie besuchte, stand sie nicht vor ihm auf und beachtete ihn gar nicht. Der König dachte: die muß wohl bei Leuten gewesen sein, die wenig Bildung haben. Indessen bewunderte er ihre Schönheit, ihre Anmut, ihren reizenden Wuchs und ihr Gesicht, das dem Vollmond oder der hell leuchtenden Sonne glich und pries den Schöpfer. Er näherte sich ihr dann, umarmte und küßte sie, ließ die köstlichsten Speisen auftragen und aß mit ihr, ohne daß sie ein Wort sprach. Selbst als der König sie nach ihrem Namen fragte, gab sie keine Antwort, sondern neigte stets ihr Haupt zur Erde und nur ihre außerordentliche Schönheit und Anmut schützte sie vor dem Zorn des Königs. Er dachte: Gepriesen sei Allah, der Schöpfer dieses Mädchens, wie lieblich ist sie, wie schade, daß sie nicht spricht, doch nur Gott ist vollkommen. Der König fragte dann die Dienerinnen und Kammermädchen, ob die Sklavin mit ihnen spreche, aber auch sie hatten noch kein Wort von ihr vernommen. Der König befahl dann einigen Sklavinnen, sie mit Gesang zu unterhalten und mit ihr zu spielen, um sie zum Sprechen zu bringen, aber so sehr sie sich auch bemühten, vor ihr zu musizieren und zu singen, verharrte sie in ihrem Schweigen. Der König war sehr betrübt darüber, doch fesselten ihn ihre Reize so sehr, daß er ihr seine ganze Liebe schenkte und sie allen anderen Frauen vorzog. Nachdem er so ein ganzes Jahr mit ihr gelebt hatte, ohne daß sie den Mund zum Sprechen geöffnet hätte, sagte er ihr: »O Herzenslust! meine Liebe zu dir ist so mächtig, daß ich um deinetwillen von allen meinen Frauen und Sklavinnen getrennt lebe und in dir allein mein Glück auf der Welt finde. Ich habe ein ganzes Jahr Geduld mit dir gehabt, nun möge aber Gott dein Herz erweichen, so daß du auch mit mir sprechest, oder solltest du etwa stumm sein, so gib mir durch ein Zeichen zu verstehen, damit ich nicht vergebens länger hoffe. Auch wünsche ich, daß mir Gott einen Sohn von dir schenke, der mein Reich erbe, denn ich bin schon alt und kinderlos. Ich beschwöre dich bei Gott, wenn du sprechen kannst, so laß mich nur ein Wort aus deinem Mund vernehmen.« Die Sklavin neigte ihr Haupt nachdenkend zur Erde, dann hob sie es auf, lächelte den König an, so daß er glaubte, ein Blitzstrahl erleuchte das Zimmer und sprach: »O großmütiger König, tapferer Löwe! Gott hat dein Gebet erhört, ich bin gesegneten Leibes und die Zeit meiner Entbindung ist nahe, darum breche ich auch mein Schweigen, doch weiß ich nicht, ob ich einen Sohn oder eine Tochter gebären werde.« Als der König dies hörte, strahlte sein Gesicht vor Freude, und im Übermaß seines Glücks küßte er ihr Haupt und ihre Hände und rief: »Gepriesen sei Gott, der meine Wünsche erfüllt hat, indem er dich sprechen und mir verkünden läßt, daß ich ein Kind von dir zu erwarten habe.« Er machte sich dann auf, bestieg seinen Thron und befahl seinem Vezier, aus Dankbarkeit gegen Gott den Armen, Bedürftigen und Witwen hunderttausend Dinare zu verteilen. Dann begab er sich wieder zu seiner Sklavin, umarmte sie und sagte ihr: »O meine Herrin und Gebieterin, warum hast du ein ganzes Jahr kein Wort mit mir gesprochen?« Sie antwortete: »Höre, o König der Zeit! wisse, ich bin fremd, mein Herz ist zerknirscht, denn ich bin von meiner Mutter, meiner Familie und meinem Bruder getrennt.« Der König, der wohl merkte, was sie sagen wollte, erwiderte: »Nenne dich nicht arm und fremd, denn was ich besitze, ist dein Eigentum und ich selbst bin dein Sklave; was die Trennung von den Deinigen angeht, so sage mir, wo sie sind, und ich will sie zu dir bringen lassen.« Die Sklavin versetzte: »Wisse, o glückseliger König, mein Name ist Gülnar vom Meer, mein Vater war einer der Könige des Meeres und hinterließ uns nach seinem Tode sein Reich, da kam aber ein anderer König, der unser Königreich uns wegnahm. Meine Mutter ist eine von den Frauen des Meeres, und mein Bruder, welcher Salih heißt, hatte einst Streit mit mir, da schwor ich, daß ich das Meer verlassen und mit einem Mann vom Land leben würde. Ich setzte mich bei Mondschein an das Ufer einer Insel, da kam ein Mann vorüber, der mich in seine Wohnung schleppte und umarmen wollte, ich schlug ihn aber auf den Kopf, daß er beinahe tot niedersank, darum verkaufte er mich dem Mann, von dem du mich gekauft hast, und der ein sehr frommer, würdiger und guter Mann war. Hättest du mich nicht so geliebt und allen anderen Frauen und Sklavinnen vorgezogen, so wäre ich keine Stunde bei dir geblieben, sondern hätte mich von diesem Fenster aus ins Meer gestürzt und wäre wieder zu den Meinigen zurückgekehrt. In meinem jetzigen Zustand kann ich es aber um so weniger, als sie Schlimmes von mir denken und mir nicht glauben würden, daß mich ein König für Geld gekauft und als sein Glück in dieser Welt betrachtet, selbst wenn ich meine Worte durch einen Eid besiegeln würde. Das ist meine Geschichte. Heil über dich!« Als der König dies vernahm, lobte er sie und küßte sie zwischen die Augen und sagte: »Bei Gott, o meine Herrin! Licht meiner Augen! ich kann keine Stunde getrennt von dir leben, wenn du mich verläßt, so sterbe ich alsbald, was soll nun geschehen?« Sie erwiderte: »O mein Herr! die Zeit meiner Niederkunft ist nahe, meine Familie muß hierher kommen, denn die Frauen vom Lande wissen so wenig den Frauen vom Meer bei ihrer Entbindung beizustehen, als die vom Meer denen vom Lande. Da fragte der König: »Aber wie können sie im Meer gehen, ohne naß zu werden?« Darauf antwortete sie: »Wir gehen im Meer, wie ihr auf trockenem Lande, durch den Segen der Namen, welche auf dem Siegel Salomos, des Sohnes Davids (Heil über beide!) stehen; ich will nun meine Leute herrufen und ihnen sagen, daß du mich für Geld gekauft und mir viel Gutes erwiesen hast, und daß du ein König, Sohn eines Königs bist, und dann werden sie meinen Worten glauben.« Als der König seine Einwilligung gab, fuhr sie fort: »Wisse, o König der Zeit, wir wandeln mit offenen Augen im Meer umher, ohne daß es uns schadet, und sehen alles, was darin ist, auch sehen wir die Sonne, den Mond, die Sterne und den Himmel, als wären wir auf der Oberfläche der Erde. Im Meer selbst leben viele Völkerschaften und Gattungen von verschiedener Gestalt wie auf dem Lande und noch viel mehr.« Hierauf zog sie zwischen ihren Schultern ein Stück Aloeholz hervor, zündete ein Weihrauchgefäß an, legte das Aloeholz auf das Feuer, pfiff laut hinein, murmelte einige unverständliche Worte, da erhob sich ein starker Rauch und sie sagte zum König, der ihr zusah: »Geh, mein Herr, verbirg dich in einem Kabinett, damit ich dir meine Mutter und meinen Bruder zeige, ohne daß sie dich bemerken, du sollst bald Wunder sehen, und Geschöpfe Gottes von verschiedenartiger Gestalt.« Der König ging ins Kabinett und Gülnar sagte einige Beschwörungsformeln über das Räucherwerk her, und siehe da, das Meer fing an zu toben und zu schäumen und es stieg ein schöner Jüngling, wie der hellscheinende Mond hervor, mit leuchtender Stirne, rosigen Wangen und Zähnen wie Perlen, der die größte Ähnlichkeit mit seiner Schwester hatte. Ihm folgte ein altes grauhaariges Weib und fünf junge Mädchen wie der Vollmond, die auch Ähnlichkeit mit Gülnar hatten. Der König konnte...


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