Wegener / Sorge / Loewe | Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 296 Seiten

Wegener / Sorge / Loewe Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt

Die Erlebnisse der deutschen Grönland-Expedition 1930/31

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

ISBN: 978-3-7448-1131-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1930 traf der Geophysiker und Meteorologe Prof. Alfred Wegener, begleitet von zahlreichen anderen Wissenschaftlern, an Grönlands Westküste ein. Unter großen Schwierigkeiten gelangte die Expedition zu aufsehenerregenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und lieferte einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Arktis. Alfred Wegener opferte für das Gelingen des Unternehmens sein Leben. Das vorliegende Buch, von der Witwe des Forschers aus Tagebuchaufzeichnungen und Berichten seiner Gefährten zusammengestellt, erzählt eindringlich die Geschichte dieser letzten großen deutschen Arktisexpedition und vermittelt ein Bild von den dramatischen Begebenheiten, die sich in den Jahren 1930/31 auf dem fernen Grönland abgespielt haben. Packend sind die Schilderungen der entbehrungsreichen Hundeschlittenreisen ins Innere Grönlands, wo 400 km von beiden Küsten entfernt die Station »Eismitte« eingerichtet wurde. Zum ersten Mal in der Polargeschichte überwintern Menschen im Inneren Grönlands, was bislang für unmöglich gehalten wurde. »Alfred Wegeners letzte Grönlandreise« zählt zu den besten und ergreifendsten Darstellungen der Polarliteratur.

Alfred Wegener wurde 1880 als Sohn eines märkischen Geistlichen in Berlin geboren. Er studierte Astronomie, Physik und Meteorologie in Heidelberg, Berlin und Innsbruck. Schon als Student trieb es ihn, seine Wissenschaft praktisch im Freien zu erproben. Mit Ballonfahrten fing es an; 1906-08 nahm er als Meteorologe an der dänischen Grönlandexpedition von Mylius-Erichsen teil; 1912-13 durchquerte er Grönland zusammen mit Hauptmann Koch. Daneben veröffentlichte er schon Anfang 1912 den ersten Entwurf seiner Verschiebungstheorie der Kontinente. Im Herbst 1913 heiratete er Else Koppen, die Tochter des Meteorologen der Deutschen Seewarte in Hamburg, und ließ sich als Privatdozent in Marburg nieder. 1914 wurde er Soldat und war ab 1916 Leiter mehrerer militärischer Wetterwarten. 1919 wurde er Nachfolger seines Schwiegervaters in Hamburg, 1924 Professor für Meteorologie in Graz. 1930 zog er als Leiter einer großen deutschen Expedition noch einmal nach Grönland, wo er den unerhörten Anstrengungen einer Schlittenreise von Station Eismitte, 400 km vom Rande des Inlandeises entfernt, zur Weststation erlag. Im ewigen Eis hat ihm sein Inuit-Begleiter das Grab gegraben.
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Einleitung
Plan und Ziele der Deutschen Grönland-Expedition Alfred Wegener Im Sommer 1928 faßte Alfred Wegener, damals Professor der Geophysik und Meteorologie an der Universität Graz, den Plan zu einer neuen Grönland-Expedition. Sein Programm umspannte den ganzen Aufgabenkreis, der sich ihm auf seinen beiden früheren Grönland-Expeditionen und bei der wissenschaftlichen Bearbeitung ihrer Ergebnisse erschloß. Vor allem aber wollte er Eisdickenmessungen durchführen. Auf der Danmark-Expedition 1906 bis 1908 betrat er zum erstenmal das grönländische Inlandeis, 1912/13 durchquerte er die Insel von Ost nach West unter der Leitung des dänischen Grönlandforschers J. P. Koch, wobei er sich sehr eingehend mit gletscherkundlichen Studien des Inlandeises beschäftigte, die ihn auf wichtige und höchst bedeutsame Fragen führten. Der Beantwortung dieser Fragen sollte die neue Expedition dienen und dadurch gewissermaßen den Abschluß seiner Grönlandforschungen bilden. Es war ein einheitlich und groß angelegter Plan zur systematischen Erforschung des Inlandeises und seines Klimas, den Alfred Wegener entwarf. Durch Eisdickenmessungen an verschiedenen Punkten im Innern Grönlands sollte die Mächtigkeit des Inlandeises, dieses einzigartigen Überbleibsels der Eiszeit, bestimmt werden. Es wurde vorgesehen, die barometrischen Höhenmessungen durch trigonometrische Vermessungen zu kontrollieren; gleichzeitig sollten Schweremessungen die Frage entscheiden, ob die grönländische Scholle sich im Auftauchen befindet. Wichtig war ferner, in tiefen Schächten am Rande und im Innern die Temperaturen des Eises in verschiedenen Tiefen zu messen, die Zusammensetzung und das Gefüge von Eis und Firn zu untersuchen sowie eine Reihe gletscherkundlicher Einzelbeobachtungen durchzuführen. Hand in Hand mit diesen geophysikalischen Arbeiten war die Erforschung des Klimas über dem Inlandeis geplant. Meteorologische und aerologische Beobachtungen an drei Stationen während eines vollen Jahres sollten einen aerologischen Querschnitt durch das Gebiet hohen Luftdruckes geben, das bis jetzt jede Expedition über dem Inlandeis beobachtet hatte. Das Klima des Inneren Grönlands war bisher nur auf Sommerreisen erforscht worden, denn die Winterstation der Koch-Wegenerschen Expedition lag ja noch im Randgebiet des Inlandeises. Eine der Beobachtungsstationen mußte also mindestens 250 Kilometer landeinwärts im Kerngebiet der kalten Luftmassen liegen. Für die Durchführung dieses Arbeitsplanes faßte Wegener die Gegend um den 71. Breitenkreis, die noch nicht bereist worden war, ins Auge. Sie lag nördlich des Weges, auf dem der Schweizer de Quervain 1912 die Insel durchquert hatte, und südlich von dem Weg Kochs und Wegeners im Jahre 1913. Man beabsichtigte, in dieser Breite drei Stationen zu errichten, eine am Westrande, eine in der Mitte Grönlands und die dritte an der Ostküste. Voraussetzung dafür war die Möglichkeit, in dieser Gegend das Inlandeis zu ersteigen und das sehr umfangreiche Gepäck der Expedition dorthin zu bringen. Aus diesem Programm ergibt sich die gesamte Anlage der Expedition beinahe zwangsläufig. Die Hauptschwierigkeit des Unternehmens bildete die mühsame und zeitraubende Beförderung der wissenschaftlichen Instrumente, der Winterhäuser, des Heizmaterials und der Verpflegung für Mensch und Tier auf das Inlandeis. Es mußte möglichst früh im Jahr damit begonnen werden. Da die Westküste Grönlands wesentlich früher schneefrei wird als die Ostküste, war es von vornherein gegeben, die Hauptstation auf dem Westrande des Inlandeises zu errichten und von Westen aus die Zentralstation nach Eismitte vorzutreiben, während die Oststation unabhängig davon bezogen werden sollte. Es war daher notwendig, auf einer eigenen Vorexpedition festzustellen, ob in der geplanten Gegend, dem Umanak-Distrikt, die Beschaffenheit des Inlandeises einen Transport des Expeditionsgepäcks zuließ. Mit der Erkundung einer passenden Aufstiegstelle auf das Inlandeis wollte man noch wissenschaftliche Untersuchungen sowie die Erprobung von Instrumenten verbinden. Ende März 1929 reiste Wegener mit drei Begleitern, Dr. Johannes Georgi, Dr. Fritz Loewe und Dr. Ernst Sorge, nach Westgrönland. In Holstensborg brachten sie das Motorboot der Expedition, die »Krabbe«, zu Wasser, das ihnen von da ab, ausgenommen die Zeit der Schlittenreisen, als Wohnung diente. Von Holstensborg fuhren sie zunächst nach Jakobshavn. Dort nahmen sie den Grönländer Tobias Gabrielsen, der schon auf der Danmark-Expedition Wegeners Kamerad gewesen war, als zweiten Maschinisten und Bootswache für die Zeit der Schlittenreisen an Bord. Er machte auch die Hauptexpedition zum großen Teil mit. Die erste Aufgabe war die Erkundung einer Reserveaufstiegstelle auf das Inlandeis von Quervainshavn aus, über die der Anstieg der Hauptexpedition führen sollte, falls im Umanak-Distrikt kein geeigneter Zugang vorhanden wäre. Mit Handschlitten fuhren sie dann auf dem Inlandeis 150 Kilometer weit nach Nordosten bis zu einer Seehöhe von 2000 Metern, um die persönliche Leistungsfähigkeit der Teilnehmer, Proviant, Kochapparat, Handschlitten, Wegmarkierung u. ä. zu erproben. Dabei wurden auch Pegel ausgesteckt, an denen im nächsten Jahre die Abschmelzung des Eises in den unteren Höhenlagen während der Dauer eines Jahres abgelesen werden sollte. Nach der Rückkehr zur Küste fuhr die kleine Expeditionsgesellschaft mit dem Motorboot zur Nordostbucht, um die zweite Hauptaufgabe, die Erkundung eines geeigneten Aufstiegpunktes über einen Gletscher im Umanak-Distrikt, in Angriff zu nehmen. Der Gletscher durfte keine zu große Geschwindigkeit besitzen, weil sonst zu befürchten war, daß durch ein plötzliches Loslösen großer Eismassen vom Gletscher (Kalbung) die Transporte auf das höchste gefährdet würden. Alfred Wegener hatte ja selbst bei seinem Aufstieg auf das Inlandeis im Jahre 1912 eine solche Kalbung miterlebt und war damals mit seinen Gefährten nur wie durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen. Anderseits durfte, die Gletscherzunge aber auch nicht zu weit im Landinnern liegen, weil dadurch der Transport über die steinige und im Sommer schneefreie Landstrecke außerordentlich schwierig werden würde. Schließlich durfte der Gletscher nicht zu steil und zu zerklüftet sein. In mühevollen Wanderungen untersuchten nun die Forscher der Reihe nach fast alle großen Eisströme, die in der Umanak-Bucht vom Inlandeis herabfließen; aber nur der Kamarujuk-Gletscher erwies sich als geeignet, der großen Expedition als Anstiegweg zu dienen. Trotz der auch hier vorhandenen bedeutenden Schwierigkeiten entschied sich Wegener endgültig dafür, an dieser Stelle das Gepäck der Hauptexpedition hinaufschaffen zu lassen. Der Kamarujuk-Gletscher fließt zwischen steilen Felswänden in einem engen, ein bis zwei Kilometer breiten, von Nordost nach Südwest streichenden Tal vom Inlandeis (1000 Meter Seehöhe) über eine Steilstufe des Untergrundes zur Küste herab. Er endet in etwa 400 Meter Entfernung vom Meere in einer flachen Schotterebene und ist nur etwa vier Kilometer lang. Die Hauptschwierigkeit für die Beförderung des Gepäcks bildete der »Bruch«, die sehr zerklüftete Steilstufe. Zu ihrer Überwindung benötigte man für die großen Lasten der Hauptexpedition Tragtiere, und dafür wählte Wegener isländische Pferde, deren Leistungsfähigkeit er auf der Kochschen Expedition kennengelernt hatte. Oberhalb des Kamarujuk-Gletschers ragt eine Felskuppe aus dem Inlandeis hervor, der Nunatak Scheideck, der den Kamarujuk-Gletscher vom Kangerdluarsuk-Gletscher scheidet. In seiner Nähe sollte die westliche Randstation der Hauptexpedition liegen. Sorge und Loewe führten hier an verschiedenen Punkten Eisdickenmessungen aus, die zu sehr aufschlußreichen Ergebnissen führten. Dann unternahmen sie einen Vorstoß mit Hundeschlitten 75 Kilometer weit nach Norden. Inzwischen fuhren Wegener, Georgi und der Grönländer Johann Davidson mit Hundeschlitten 200 Kilometer weit nach Osten ins Innere. Sie litten sehr unter den Unbilden des Wetters, stellten aber fest, daß sich in diesem Teil des Inlandeises der Beförderung des Gepäcks für die zentrale Firnstation keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstellen würden. Auf dieser Strecke wollte man auf der Hauptexpedition Hundeschlitten verwenden. Die dazu notwendigen Grönländer konnten im Bezirk Umanak angeworben werden, ebenso konnte man dort Hunde kaufen oder leihen. Außerdem war vorgesehen, zwei Propellerschlitten mitzunehmen. Gelang es, diese durch den Bruch zu bringen und oben in Gang zu setzen, so waren sie den Hundeschlitten an Schnelligkeit überlegen und verlangten in der Zeit ihrer Nichtverwendung während der wissenschaftlichen Arbeiten keine Wartung. Sie waren jedoch die einzige unsichere Größe im Expeditionsplan, noch auf keiner Polarexpedition erprobt. Den Beweis ihrer Leistungsfähigkeit mußten sie noch erbringen. Nachdem die »Krabbe« in Godhavn ins Winterquartier gebracht war, schifften sich die...


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