E-Book, Deutsch, 388 Seiten
Weber Das Apollonheiligtum von Didyma
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-534-40367-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dargestellt an seiner Forschungsgeschichte von der Renaissance bis zur Gegenwart
E-Book, Deutsch, 388 Seiten
ISBN: 978-3-534-40367-7
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Erforschung des Apollonheiligtums von Didyma begann in der Renaissance. Seitdem kamen viele Reisende, um die Ruine des weltgrößten Apollontempels zu besichtigen und zu untersuchen. Und auch heute noch werden neue Gebäude zutage gefördert.
Ulf Weber, als jahrelanger Erforscher des Apollonheiligtums, stellt hier Didymas Forschungsgeschichte dar und präsentiert die wichtigsten Gelehrten sowie Bauten, Geschichte und Religion des Apollonheiligtums. Daneben beschreibt er den aktuellen Forschungsstand der deutschen Ausgrabungen, die das Theater und den Artemistempel beinhalten. Zahlreiche unveröffentlichte Zeichnungen und Fotos sowie viele, oft sehr unterhaltsame Episoden aus dem Erleben der beteiligten Wissenschaftler lassen dieses bedeutende Stück Kultur- und Forschungsgeschichte lebendig werden.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
George Wheler und Jacob Spon – 1673 (Jeremy Salter und Dr. Pickering)
Reise von Wheler und Spon über Prusa nach Smyrna – Besichtigung der sieben Gemeinden der Johannes-Apokalypse – Ionischer Bund – Reise von Pickering und Salter nach Didyma – Älteste bekannte Zeichnung des Apollontempels – Belagerung Didymas durch die Goten 262 n. Chr. – Ausbau des Apollontempels zur Festung – Steinmetzinschriften am Apollontempel Am 20. Juni des Jahres 1675 stachen der Engländer George Wheler und der Franzose Jacob Spon von Venedig aus in See, um nach Konstantinopel zu reisen. Nachdem sie die Stadt eingehend besichtigt hatten, wollten sie eigentlich nach Athen weiterreisen. Aber dies gestaltete sich als schwierig. Zufällig trafen Wheler und Spon beim Botschafter auf eine Gruppe englischer Kaufleute, die zurück nach Smyrna (heute Izmir) wollten. Das war für die beiden eine günstige Gelegenheit, um die kleinasiatische Westküste kennenzulernen. Somit schlossen sie sich am 6. Oktober 1675 den Händlern an. Ihr Weg führte sie zunächst etwas ins Landesinnere nach Prusa (heute Bursa), in eine der alten Hauptstädte der Osmanen, bevor sie 1453 Konstantinopel erobert hatten (Karte 1). Prusa liegt unterhalb des Bithynischen Olymp (2542 m ü. NN), der heute Uludag genannt wird und den die Händler auch erklommen. Vom Gipfel aus hatten sie eine herrliche Aussicht über die Propontis (heute Marmarameer) bis nach Konstantinopel. Interessant sind außerdem die Angaben zur Zusammensetzung der damaligen Bevölkerung Prusas: „40.000 Türken, 12000 Juden und nicht so viele Griechen und Armenier“. Am 13. Oktober verließen die Engländer die Gegend und trafen wenig später auf ein halbes Dutzend Reiter, die ihnen später als Räuberbande vorgestellt wurde. Sie kamen jedoch ungeschoren davon, weil sie selbst bewaffnet waren und noch Janitscharen (Angehörige der Leibwache des Sultans) dabeihatten. Über weitere Stationen trafen die englischen Kaufleute mit Wheler und Spon am 21. Oktober in Smyrna ein. Antike Ruinen gab es dort reichlich, doch war ihre Deutung nicht einfach. Das Stadion und das Theater konnten sie aber leicht identifizieren; letzteres wurde gerade abgetragen, um eine neue Karawanserei zu bauen. Auch gab es zahlreiche Kirchen, für Griechen und Armenier sowieso, aber ebenso eine römisch-katholische. Daneben berichten die Engländer von dreizehn Moscheen und mehreren Synagogen. „Eine sehr lebendige Stadt, allerdings ohne Stärke und Schönheit“, wie sie schreiben. Von Smyrna aus machten Wheler und Spon u.a. einen Ausflug nach Ephesos, welches sie ausführlich besichtigten. Dabei suchten sie die berühmte Johannesbasilika auf, die ihrer Ansicht nach in eine Moschee umgewandelt worden war. Diese Kirche, im 6. Jh. n. Chr. von Kaiser Justinian errichtet, galt als eine der größten und prächtigsten im Byzantinischen Reich. Doch Wheler und Spon irrten sich, denn die Moschee, die sie aufsuchten, war von Anfang an eine Moschee gewesen: die Isabey-Moschee aus dem Jahr 1375 (Abb. 3). Und dafür hatten sie einen halben Dollar Eintritt bezahlen müssen an den „skrupellosen Wächter“. Zusätzlich waren sie enttäuscht von der Johannesbasilika, da sie „kein außergewöhnliches Gebäude“ sei. Abb. 3: Ephesos. Blick auf die Isabey-Moschee vom Ayasoluk-Hügel aus. Die wirkliche Johannesbasilika lag damals schon in Trümmern, als Wheler und Spon nach Ayasoluk (heute Selçuk) kamen; denn nachdem diese Kirche in eine Moschee umgewandelt worden war, hatten sie die Mongolen 1402 zerstört. Von Ephesos kehrten Wheler und Spon nach Smyrna zurück. Von dort aus wollten sie noch weitere der sieben Gemeinden besichtigen, die in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament beschrieben werden (Off 2,1–3,22). Vor ihrem Aufenthalt in Smyrna hatten sie bereits Thyatira aufgesucht und jetzt ritten sie nach Pergamon und Sardis. Anschließend wandten sie sich Laodicea und zuletzt Philadelphia (heute Alasehir) zu. Dort waren sie erfreut, auf vier Kirchen zu treffen und mehr als 200 Häuser mit christlichen Bewohnern. Nachdem Wheler und Spon alle sieben Gemeinden der Johannes-Apokalypse aufgesucht hatten, wendeten sie sich den Städten des Ionischen Bundes zu. Dazu gehörten dreizehn Poleis, die in der Antike einen gemeinsamen Bund unterhielten: Phokaia, Smyrna, Klazomenai, Erythrai, Teos, Lebedos, Kolophon, Chios, Samos, Ephesos, Priene, Myus und Milet (Karte 1). Die Plätze dieser antiken Städte alle selbst aufzusuchen, gelang Wheler und Spon nicht. Deshalb nahm Wheler in seine Publikation einen Bericht von Dr. Pickering und Jeremy Salter auf, die sich in Smyrna aufhielten und bereits zwei Jahre zuvor den Süden bereist hatten. Pickering und Salter waren zusammen mit anderen englischen Kaufleuten am 23. Juni 1673 von Smyrna Richtung Süden aufgebrochen. Nach zwei Tagen zu Pferd gelangten sie nach Scala Nuova (heute Kusadasi), nachdem sie am ersten Tag neun Stunden und am zweiten Tag zwölf Stunden im Sattel gesessen hatten. Meist übernachteten die Reisenden in Zelten mangels geeigneter Unterkünfte. Am dritten Tag erreichten die englischen Händler den heutigen Küstenort Güzelçamli (damals Tschangly), in dessen Nähe sich das berühmte Panionion befand. Das Panionion war in der Antike der Versammlungsort des schon erwähnten Ionischen Bundes. Pickering und Salter schreiben, dass sie den Ort anhand einer Inschrift identifizieren konnten, die in der dortigen Marien-Kirche verbaut war. Für den folgenden Tag hatte sich die Gruppe vorgenommen, die südlich gelegene Mykale (heute Samsun Dagi) zu überqueren. Dieses bis zu 1265 m ü. NN hohe Mittelgebirge bot durch seine dichten Wälder viel Schatten und einige Quellen, aber der Aufund Abstieg war durch seine steilen Hänge sehr beschwerlich. Am Südfuß der Mykale trafen sie auf das gleichnamige Dorf Sanson (heute Güllübahçe), bei dem sich einige antike Ruinen befanden. Pickering und Salter vermuteten richtig, dass es sich dabei um das antike Priene handelte, eine der dreizehn Städte des Ionischen Bundes. Die Reisenden ritten weiter nach Süden über die Schwemmebene des Flusses Mäander (heute Büyük Menderes). Über diesen 16 Faden (rund 30 m) breiten Fluss konnten sie mithilfe einer Fähre übersetzen. Zwei Stunden später erreichten sie das Dorf Palatia (heute Balat), wo sie an einem Flussarm des Mäander ihre Zelte aufschlugen. Am nächsten Tag, dem 27. Juni 1673, besichtigten die Kaufleute die reichlich vorhandenen antiken Ruinen. Darunter beeindruckten sie besonders die Reste des riesigen Theaters, von dem schon Cyriacus von Ancona geschwärmt hatte (siehe das Kapitel zu ihm). Außerdem sahen die Männer eine Thermenanlage und eine große Moschee. Bei der Therme und dem Theater stießen sie jeweils auf große Gewölbe, die sie glauben ließen, die ganze Stadt sei über Gewölben errichtet wegen des nassen und weichen Baugrundes. Das war natürlich ein Trugschluss, da Baustrukturen mit Gewölben für antike Theater und Thermenanlagen überhaupt typisch sind. Schließlich fanden sie eine Inschrift, die bei einer griechischen Kirche verbaut war. Da in ihr die Polis Milet mehrere Male erwähnt wurde, erwogen sie, dass sie sich auf dem Gebiet der antiken Metropole Milet befanden (auch Mitglied im Ionischen Städtebund). Dennoch blieben Zweifel: Denn wie es sich für Antikenbegeisterte gehört, hatten die Reisenden die Landeskunde des Strabon (etwa 63 v.–23 n. Chr.) dabei; das Buch mit dem auch Cyriacus von Ancona über 200 Jahre vorher unterwegs gewesen war. Doch seit der Antike hatte sich die Beschaffenheit der Gegend gründlich geändert: Die einstige Küstenstadt Milet lag jetzt nicht mehr am offenen Meer, sondern nur noch am Südarm des Flusses Mäander; seinen Nordarm hatten die Kaufleute per Fähre überquert. Als man den hellenistischen Apollontempel in Didyma zu bauen begann, mündete der Mäander noch rund 10 Kilometer nordöstlich von Milet ins Meer (Karte 3). Seitdem aber hatte der Fluss seine Mündung an Milet vorbei ins Meer hinaus verlagert. Dabei war auch der Latmische Golf abgeschnitten worden, den Strabon noch beschrieben hatte. Aus der einstigen Bucht war ein See entstanden (heute Bafa Gölü; siehe das Kapitel zu Cyriacus von Ancona), den die Kaufleute um Pickering und Salter allerdings noch nicht erreicht hatten. Somit fanden sie zwar viele eindrucksvolle Ruinen, waren sich am Ende aber nicht sicher, in Milet oder in dem benachbarten Pyrrha gewesen zu sein (welches bis heute nicht gefunden werden konnte). Am späten Nachmittag desselben Tages brach die Gruppe auf zu einem weiteren Zweistundenritt, der sie in ein unbekanntes griechisches Dorf führte. Dort blieben sie bis zum nächsten Morgen, um nach zwei Stunden zu einer Meeresbucht zu gelangen, bei der es sich ihrer Meinung nach um den Latmischen Golf gehandelt haben könnte. Da sie wenig später jedoch Didyma erreichten, wird es wohl die Kowella-Bucht gewesen sein. Dort befand sich der antike Hafen von Didyma, der Panormos hieß (heute Mavisehir; Karte 2). Die riesigen Ruinen, vor denen sie nun standen, wurden...