Die schönsten Wein- und Festgeschichten der Bibel
E-Book, Deutsch, 84 Seiten
ISBN: 978-3-438-07048-7
Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
- Neuauflage von „Wein- und Festgeschichten der Bibel“ (ersch. 2005)
- Bibeltexte aus der „Gute Nachricht Bibel“
- Auch für Bibellese-Anfänger geeignet
Zielgruppe
Menschen, die die Bibel einmal anders lesen möchten; Bibelkreise; eBook-Leser
Autoren/Hrsg.
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Winzer und Weintrinker im Alten Testament
Ab und an ein Glas Wein zu trinken – oder auch zwei – ist der Gesundheit des Menschen bekanntlich durchaus zuträglich. In Gemeinschaft genossen, kann der Rebensaft außerdem die Geselligkeit fördern. Wer dem Wein allerdings zu sehr zuspricht, riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern verliert auch rasch die Kontrolle über sich selbst. Die Bibel kennt eine Fülle von Geschichten, in denen Weintrinker besser etwas früher mit dem Trinken aufgehört hätten, da sie dann ihren Mitmenschen nicht willenlos ausgeliefert gewesen wären. Doch nicht nur die Konsumenten des Weins geraten zuweilen in Schwierigkeiten. Mitunter trifft es auch die Anbieter – wie im Fall eines Mundschenks und eines Weinbergbesitzers. Der erste Betrunkene der Menschheit
Noach entdeckt den Weinbau
Vom ersten Rausch, den je ein Mensch hatte, erzählt die Bibel bereits in ihren ersten Kapiteln. Und es ist sogar ein besonders frommer Mensch, der von seinem Wein (aus eigenem Anbau!) mehr trinkt, als ihm gut tut. Noach, der auserwählte Gerechte, der mit seiner Familie als Einziger die vernichtende Sintflut überlebt hatte, spricht dem leckeren Rebensaft so sehr zu, dass er von tiefem Schlaf übermannt wird. Die Bibel erzählt davon wie von einem ganz normalen Vorgang und erhebt nicht den moralischen Zeigefinger. Eigentlich geht es auch gar nicht um diesen Rausch an sich, sondern um das Verhalten der drei Söhne ihrem betrunkenen Vater gegenüber. Noach war nämlich nackt eingeschlafen und Nacktheit galt damals als Schande. Während nun der Sohn Ham nichts gegen die peinliche Situation seines Vaters unternimmt, zeigen seine zwei Brüder Sem und Jafet, was in diesem Fall Sohnespflicht ist: Sie decken den Vater zu. Für die Bibel ist diese Geschichte wichtig, weil sie in dem Verhalten und Schicksal der drei Söhne das Geschick ganzer Völker sinnbildlich dargestellt sieht. So steht Sem für das Volk Israel, während hinter Ham die kanaanäischen Völker erkennbar sind, die Israel Platz machen müssen, als es das von Gott versprochene Land erobert. So gesehen, hat der Wein hier sogar ein Stück Weltgeschichte geschrieben! (1Mose/Genesis 9,18-28) Zusammen mit Noach waren seine Söhne Sem, Ham und Jafet aus der Arche gegangen. Ham war übrigens der Vater Kanaans. Die Nachkommen der drei Söhne Noachs haben sich dann über die ganze Erde ausgebreitet. Noach trieb Ackerbau. Er war der Erste, der einen Weinberg anlegte. Als er von dem Wein trank, wurde er betrunken, und in seinem Rausch lag er unbedeckt in seinem Zelt. Ham, der Vater Kanaans, sah es und ließ seinen Vater nackt daliegen, er ging sogar zu seinen Brüdern und erzählte es ihnen. Da nahmen Sem und Jafet eine Decke, legten sie über ihre Schultern, gingen rückwärts ins Zelt und deckten ihren Vater damit zu. Sie hielten dabei das Gesicht von ihm abgewandt, um ihn nicht nackt zu sehen. Als Noach aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was sein Sohn Ham ihm angetan hatte, sagte er: »Fluch über Kanaan! Er wird seinen Brüdern dienen als der letzte ihrer Knechte. Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems! Er mache Kanaan zu Sems Knecht! Gott schaffe Jafets Leuten weiten Wohnraum, bis mitten unter die Leute Sems. Er mache Kanaan zu Jafets Knecht!« Nach der großen Flut lebte Noach noch 350 Jahre. Rausch mit Berechnung
Lot und seine Töchter
In Krimis – man denke etwa an Hitchcocks »Der unsichtbare Dritte« – kommt es mitunter vor, dass Menschen gezielt betrunken gemacht werden, um sie außer Gefecht zu setzen. Auch das Alte Testament weiß von zwei Frauen zu erzählen, die zu diesem Mittel greifen. Die betreffende Geschichte ist für den Geschmack moderner Leser(innen) allerdings ziemlich anstößig. Um sie richtig zu verstehen, muss man wissen, dass es für Frauen im Altertum von größter Bedeutung war, Kinder zu haben. Nur so konnten sie zu gesellschaftlicher Anerkennung finden. Bei den beiden Frauen – ihre Namen erfahren wir nicht – handelt es sich um die Töchter Lots, der wiederum ein Neffe Abrahams war, des Stammvaters der Israeliten. Lot und seine Töchter hatten als Einzige Gottes Strafgericht über die Stadt Sodom überlebt und führten danach ein abgeschiedenes Leben, das es den Töchtern unmöglich machte, sich mit Männern zu vermählen und in geregelter Ehe Kinder zu bekommen. In ihrer Not halten sie nun sogar Inzest für das kleinere Übel gegenüber dauernder Kinderlosigkeit. Und so kommen sie mit Hilfe des moralisch fragwürdigen, in Hinblick auf das gewünschte Ergebnis aber erfolgreichen Einsatzes von Wein schließlich doch noch zu Kindern. (1Mose/Genesis 19,30-38) Lot hatte Angst, in Zoar zu bleiben. Deshalb ging er mit seinen beiden Töchtern ins Bergland hinauf und lebte dort mit ihnen in einer Höhle. Eines Tages sagte die ältere Tochter zur jüngeren: »Unser Vater wird alt, und weit und breit gibt es keinen Mann, der uns heiraten könnte. Komm, wir geben unserem Vater Wein zu trinken und legen uns zu ihm, damit wir von ihm Kinder bekommen!« Noch am selben Abend machten sie ihren Vater betrunken. Die Ältere ging in sein Zelt und legte sich zu ihm, und er merkte nichts, weder wie sie zu ihm kam noch wie sie von ihm aufstand. Am anderen Tag sagte sie zu ihrer Schwester: »Ich habe heute Nacht mit unserem Vater geschlafen. Wir wollen ihm auch diesen Abend Wein zu trinken geben; dann legst du dich zu ihm, damit wir alle beide von ihm Kinder bekommen.« Am Abend machten sie ihren Vater wieder betrunken. Die Jüngere ging in sein Zelt und legte sich zu ihm, und er merkte nichts, weder wie sie zu ihm kam noch wie sie von ihm aufstand. So wurden die beiden Töchter Lots von ihrem eigenen Vater schwanger. Die Ältere gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Moab. Er wurde der Stammvater der Moabiter. Auch die Jüngere bekam einen Sohn und nannte ihn Ben-Ammi. Er wurde der Stammvater der Ammoniter. Ein Weinfachmann in Nöten
Der Traum des Mundschenks
Wer heute durch eine gut sortierte Weinhandlung geht, findet Tropfen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Kalifornien, Australien usw. Wein wird auf der ganzen Welt angebaut. Auch zur Zeit des Alten Testaments hatten nicht nur die Israeliten, sondern beispielsweise auch die Ägypter diese Kunst entdeckt. Nach Ägypten hatte es Josef, einen Urenkel Abrahams, verschlagen. Der Flüchtling stieg dort binnen kurzer Zeit zu hohen Ehren auf, fand sich dann aber aufgrund einer Intrige im Gefängnis wieder. Hier macht er die Bekanntschaft zweier hoher Beamter vom Hofe des Pharaos. Neben dem obersten Bäcker des Hofes ist auch der oberste Mundschenk inhaftiert – gewissermaßen der Aufseher über die Staatsweingüter Ägyptens. Warum ihr Herr auf sie zornig ist, erfahren wir nicht. Haben sie ihm versehentlich verdorbene Speisen und korkenden Wein serviert? Wie auch immer – lesen Sie selbst, wie es mit den drei Häftlingen weitergeht. (1Mose/Genesis 39,20b–40,23) Josef war nun also im Gefängnis. Aber der HERR in seiner Treue stand ihm bei. Er verschaffte ihm die Gunst des Gefängnisverwalters. Der Verwalter übertrug Josef die Aufsicht über alle anderen Gefangenen, und alle Arbeiten im Gefängnis geschahen unter Josefs Leitung. Der Verwalter vertraute ihm völlig und gab ihm freie Hand; denn er sah, dass der HERR ihm beistand und alles gelingen ließ, was er tat. Bald danach ließen sich zwei höhere Beamte des Pharaos etwas gegen den Pharao zuschulden kommen, der oberste Mundschenk und der oberste Bäcker. Ihr Herr, der Pharao, wurde zornig auf sie und ließ sie im Haus des Befehlshabers seiner Leibwache in Haft halten, in dem Gefängnis, in dem auch Josef war. Der Befehlshaber der Leibwache teilte ihnen Josef als Diener zu. Nach einiger Zeit hatte jeder der beiden in der Nacht einen Traum, der für ihn von Bedeutung war. Als Josef am Morgen bei ihnen eintrat, sah er gleich, dass sie in schlechter Stimmung waren. »Warum lasst ihr heute den Kopf hängen?«, fragte er sie. »Wir haben geträumt«, antworteten sie, »und hier im Gefängnis haben wir keinen Traumdeuter, der uns sagen kann, was es bedeutet.« Josef sagte: »Träume zu deuten ist Gottes Sache. Erzählt mir doch einmal, was ihr geträumt habt!« Zuerst erzählte der oberste Mundschenk seinen Traum: »Ich sah vor mir einen Weinstock, und an dem Weinstock waren drei Ranken. Der Saft stieg in die Knospen, sie blühten auf, und schon reiften die Trauben. Ich hatte den Becher des Pharaos in der Hand. Ich nahm die Trauben, presste sie über dem Becher aus und reichte den Becher dem Pharao.« Josef sagte: »Hier ist die Deutung: Die drei Ranken sind drei Tage. Heute in drei Tagen wird der Pharao dich erhöhen und dich wieder in dein Amt einsetzen. Dann wirst du wieder wie früher sein Mundschenk sein und ihm den Becher reichen. Aber vergiss mich nicht, wenn es dir gut geht! Tu mir den Gefallen und empfiehl mich dem Pharao! Bring mich aus diesem Kerker heraus! Man hat mich aus dem Land der Hebräer entführt, und auch hier in Ägypten habe ich nichts Unrechtes getan. Ich bin ohne jede Schuld in diesem Loch.« Als der oberste Bäcker sah, dass Josef dem Traum eine günstige Deutung gegeben hatte, sagte er: »Auch ich hatte einen Traum, in dem ich selber vorkam! Auf dem Kopf trug ich drei Körbe mit Gebäck, einen über dem andern. Im obersten lagen Backwaren für die Tafel des Pharaos. Da kamen Vögel und fraßen den Korb leer.« Josef sagte: »Hier ist die Deutung: Die drei Körbe sind drei Tage. Heute in drei Tagen wird der Pharao dich erhöhen und an...