von Vogel | (Un)Endlich verliebt! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 368 Seiten

von Vogel (Un)Endlich verliebt!

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-522-65326-8
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sommer, Sonne, Strand und der Traumurlaub an der Côte d’Azur: Eigentlich könnte alles so schön sein für Julia. Sie sieht ihren Freund und Herzensbrecher René wieder, den sie beim Frankreichaustausch kennen- und lieben gelernt hat. Doch Julias Mutter hat Neuigkeiten, die bei ihr so gar nicht auf Gegenliebe stoßen, ihre verflixte Eifersucht kommt ihr mal wieder in die Quere und auch sonst läuft einiges schief …
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Das fängt ja gut an ... Die anderen Passagiere drängeln sich alle auf dem engen Gang zwischen den beiden Sitzreihen und suchen ihr Handgepäck zusammen. »Mann, Julia, steh doch endlich auf«, quengelt Nina. »Mama und Jacques warten bestimmt schon auf uns.« »Immer mit der Ruhe«, sage ich. »Ich hab keine Lust, mich in dieses Gewühl zu stürzen.« Nina hüpft ungeduldig auf ihrem Sitz auf und ab, bis es etwas leerer geworden ist und ich aufstehe. Ich schnappe mir meine Jeansjacke und den Rucksack und folge Nina, die es ziemlich eilig hat und in einem Affenzahn aus dem Flugzeug flitzt. »Schnell, jetzt müssen wir noch unser Gepäck holen«, ruft sie mir über die Schulter zu, während wir durch eine ans Flugzeug angedockte Röhre ins Flughafengebäude gelangen. Ich versuche, durch ruckartige Kopfbewegungen auch mein linkes Ohr wieder freizubekommen, aber es klappt nicht. Wir latschen eine halbe Ewigkeit durch irgendwelche Gänge und ich werde mit jedem Schritt nervöser. In diesem Moment befindet sich irgendwo hier im Gebäude meine Mutter und wartet auf mich. Gleich werden wir uns gegenüberstehen. Ein komisches Gefühl. Es ist toll, aber auch irgendwie beängstigend. Auf jeden Fall ziemlich aufregend. Ob Barbara genauso aufgeregt ist wie ich? Und ob sie sich genauso sehr auf unser Wiedersehen freut? Eigentlich könnte ich jetzt endlich mit diesem Barbara-Quatsch aufhören. Schließlich habe ich damit nur angefangen, um Mama zu ärgern. Sie mag es nämlich nicht, wenn ich sie Barbara nenne. Ich werde jetzt einfach wieder Mama zu ihr sagen, so wie früher. Als wir noch eine richtige Familie waren. »Da drüben ist unsere Gepäckausgabe«, ruft Nina. Wir stellen uns neben das Laufband, auf dem schon die ersten Koffer an uns vorüberziehen. Ich bin viel zu aufgeregt, um auf meinen Koffer zu achten. Wer interessiert sich schon für Gepäck, wenn gleich ein dramatisches Wiedersehen mit der eigenen Mutter ansteht, die man seit Jahren nicht gesehen hat? »Da hinten ist meine Tasche!«, schreit Nina, rast zum anderen Ende des Laufbands und zerrt ihre – sicherlich von Ninas unzähligen Flügen – ziemlich ramponierte Reisetasche herunter. Ich warte und warte, aber mein Koffer kommt nicht in Sicht. Habe ich ihn vielleicht übersehen? Wäre ja kein Wunder bei meiner momentanen geistigen Verfassung. Ich stehe in der Tat ein bisschen neben mir. Ich versuche, mich auf das an mir vorbeiziehende Gepäck zu konzentrieren. Da sind Rucksäcke in allen Farben, Formen und Größen, Reisetaschen, große Koffer, kleine Koffer – bloß meinen Koffer kann ich nicht entdecken. Langsam werde ich nervös. »Mann, wo ist denn dein blöder Koffer?«, nörgelt Nina. »Mama wundert sich bestimmt schon, wo wir bleiben.« Inzwischen sind wir die Letzten. Alle anderen Passagiere sind glücklich mit ihrem Gepäck abgezogen. Vor uns auf dem Laufband dreht nur noch eine einsame Reisetasche ihre Runden – vielleicht sollte ich die einfach statt meines Koffers mitnehmen. »Das war’s, da kommt nichts mehr«, stellt Nina schließlich fest. »Was soll das heißen, da kommt nichts mehr? Und was ist mit meinem Koffer?«, frage ich panisch. »Vielleicht ist er ja ganz hinten im Flugzeug gelandet und deswegen dauert es etwas länger, bis sie ihn herausgeholt haben.« »Quatsch«, sagt Nina. »Ich glaube, die haben deinen Koffer vergessen.« »Wie – vergessen?«, rufe ich. »Das gibt’s doch gar nicht!« »Doch«, sagt Nina. »So was kommt vor. Entweder steht dein Koffer noch in Deutschland am Flughafen oder er ist in einer anderen Maschine gelandet. Wer weiß, vielleicht ist er gerade auf dem Weg nach New York oder Hongkong …« Na toll! Ich will aber nicht, dass mein Koffer mutterseelenallein auf Weltreise geht. Ich will, dass er jetzt sofort auf diesem blöden Laufband auftaucht. Tut er aber nicht. »Mist!«, schimpfe ich. »Im Koffer sind doch all meine Klamotten! Was soll ich denn jetzt machen?« Nina zuckt mit den Schultern. »Weiß ich auch nicht. Mann, bin ich froh, dass die meine Tasche nicht vergessen haben!« Ich schaue Nina böse an. »Vielen Dank für dein Mitgefühl!« Das ist mal wieder typisch. Den ganzen Tag nervt mich Nina mit ihren oberschlauen Sprüchen, aber wenn’s drauf ankommt, hat sie natürlich keinen blassen Schimmer, was zu tun ist. Jetzt kann ich zehn Tage lang in derselben Jeans und demselben T-Shirt herumlaufen, das hat mir gerade noch gefehlt. So ein absoluter Obermist! »Komm, wir gehen erst mal zu Mama und Jacques«, schlägt Nina vor. »Die wissen bestimmt, was wir machen sollen.« Ich nicke resigniert und folge Nina zum Ausgang. Die Ferien fangen ja gut an! Ob das ein schlechtes Omen ist? Der verschwundene Koffer hat mich kurze Zeit von meiner Nervosität abgelenkt, aber jetzt schlägt sie wieder voll zu. Ich habe eiskalte Hände und bin ganz zittrig. Gleich ist es so weit! Wir müssen nur noch durch die Tür da vorne in die Ankunftshalle gehen, dann werde ich Barbara wiedersehen. Ich meine natürlich, Mama. Nina geht immer schneller, während meine Schritte immer langsamer werden. Ich fühle mich, als hätte ich plötzlich Bleigewichte an den Füßen. Einerseits will ich so schnell wie möglich zu Mama, andererseits will ich es auch wieder nicht. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und betrete die Ankunftshalle. Es ist eine Menge los und mein Blick gleitet im Eiltempo über die Menschen. Wo ist sie? »Hallo, Mama!«, kreischt Nina in diesem Moment, rennt auf ein elegantes Paar zu und schmeißt sich der Frau in die Arme. Ich muss zweimal hinschauen, bevor ich meine Mutter erkenne. Vor Staunen bleibt mir der Mund offen stehen. Wahnsinn. Mama hat sich ganz schön verändert. Sie trägt einen eleganten schneeweißen Hosenanzug, der ihre sonnengebräunte Haut gut zur Geltung bringt. Früher ist sie immer in ganz normalen Klamotten herumgelaufen, meistens in Jeans und Turnschuhen. Aber ich muss zugeben, dass ihr der Hosenanzug sehr gut steht. Außerdem sind ihre Haare irgendwie anders. Kürzer und dunkler. Eigentlich hat Mama dieselbe Haarfarbe wie ich (oder umgekehrt): straßenköterblond. Dieser kastanienbraune Farbton kann also gar nicht echt sein, obwohl er absolut natürlich aussieht und prima zu ihrem gebräunten Teint passt. Auf ihrem Kopf thront eine dunkle Sonnenbrille, die auch nicht verrutscht, als Nina in Mamas Arme springt und sie dabei fast umschmeißt. Ich stehe wie festgewachsen auf einem Fleck und kann sie nur anstarren. Mama sieht so anders aus. Sie kommt mir ganz fremd vor. So elegant, perfekt und unnahbar. Sie drückt Nina an sich und vergräbt dabei die Nase in Ninas Haaren. Dann schaut sie auf und sieht mich. Der Blick dauert nur eine Sekunde, trotzdem kommt er mir so lang vor wie eine Ewigkeit. Erst ist er unsicher, dann ungläubig. Schließlich fängt Mama an zu lächeln und da erkenne ich sie erst wirklich wieder. Ja, das ist eindeutig Mamas Lächeln. Fröhlich, ein bisschen verschmitzt und sehr lieb. Endlich kann ich meine Beine wieder bewegen. Sie laufen wie von selbst auf Mama und Nina zu. Ich komme mir vor wie ein Eisennagel, der von einem starken Magneten angezogen wird. Dafür lässt mich jetzt meine Stimme im Stich. Ich will etwas sagen, kriege aber keinen Ton heraus. Zum Glück übernimmt Mama erst mal das Reden. »Julia, mein Schatz, es ist so schön, dass du endlich gekommen bist!« Sie hält mich an den Schultern fest und betrachtet mich mit einem erstaunten Kopfschütteln. »Und wie groß du geworden bist! Meine Kleine ist plötzlich erwachsen geworden …« Ihr Blick wird auf einmal traurig und in ihren Augen schimmern Tränen. Meine Mutter hatte schon immer einen Hang zum Melodramatischen, in der Beziehung hat sie sich offenbar nicht geändert. Aus alter Gewohnheit bin ich drauf und dran zu antworten, dass ich keineswegs plötzlich erwachsen geworden bin, sondern dass dieser Vorgang vier lange Jahre gedauert hat, die sie leider nicht an meiner Seite, sondern 800 Kilometer entfernt an der Seite eines lebendigen Schleimbolzens verbracht hat. Aber diese fiesen und völlig unreifen Gedanken verbanne ich schnell wieder aus meinem Kopf. Die Hassphase habe ich schließlich hinter mir. Das ist Schnee von gestern. Ich habe meiner Mutter verziehen. Jetzt nimmt sie mich in die Arme. Ganz behutsam und vorsichtig, so als wüsste sie nicht genau, ob sie mich umarmen darf. Als hätte sie Angst, dass ich sie wegstoße, wenn sie mir zu nahe kommt. Aber ich stoße sie nicht weg, sondern drücke sie ganz fest an mich und lege mein Gesicht an ihren Hals, so wie ich es als Kind immer getan habe. Dann atme ich tief ein. Sie benutzt jetzt ein anderes Parfum. Eins, das sehr edel und sehr teuer riecht. Wahrscheinlich Chanel Nr. 5 oder so was. Aber irgendwo darunter ist immer noch ihr eigener, vertrauter Geruch. Erinnerungen blitzen in meinem Kopf auf: Gutenachtküsse, Märchenstunden auf dem Sofa und Kuscheln im Bett. Ich schließe die Augen und murmele: »Hallo, Mama.« Plötzlich habe ich das Gefühl, nach Hause zu kommen. »Mama, Julia hat ihren Koffer verloren!«, ruft Nina in diesem Moment und zerstört wie üblich die Idylle. Mama lässt mich los und schaut Nina an. »Was? Verloren? Wo denn?« »Verloren ist nicht ganz der richtige Ausdruck«, sage ich schnell, bevor Nina wieder irgendwelchen Quatsch erzählt. »Der Koffer ist offensichtlich vergessen worden.« »Wir haben ewig lange...


von Vogel, Maja
Maja von Vogel wurde 1973 geboren und wuchs im Emsland auf. Sie studierte Deutsch und Französisch in Münster und Göttingen, lebte ein Jahr in Paris und arbeitete als Lektorin in einem Kinderbuchverlag, bevor sie sich 2002 als Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Heute lebt Maja von Vogel mit ihrer Familie in Nordwestdeutschland.


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