von Schlippe / Schweitzer Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I
3., unveränderte Auflage 2016
ISBN: 978-3-647-99527-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Grundlagenwissen. Neuausgabe
E-Book, Deutsch, 494 Seiten
ISBN: 978-3-647-99527-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Soziale Arbeit/Sozialpädagogik
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Systemische Beratung & Therapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Familientherapie, Paartherapie, Gruppentherapie
Weitere Infos & Material
Dieses Buch möchte seinen Lesern fundiert und anschaulich die Theorie und Praxis systemischer Therapie und Beratung nahebringen.
Seine erste Auflage erschien 1996. Der Erfolg des Buches, vor allem der langfristige, hat uns in seinem Umfang überrascht. 2006 konnten wir einen Band II mit dem Untertitel »Das störungsspezifische Wissen« vorlegen, 2009 einen UTB-Band mit dem Titel »Systemische Interventionen«, der einen ersten Einblick in die Methodik erlaubt. Nun erscheint 2012 eine vollständige Neubearbeitung des 1996 erschienen Grundlagenbands. Wir hoffen, dass diese ähnlichen Zuspruch finden wird.
Es ist ein weitgehend und grundlegend neues Buch geworden. Die Veränderungen spiegeln die Weiterentwicklungen des Themas wie die der Autoren wider. Die systemische Therapie und Beratung hat in den letzten 16 Jahren keine grundlegenden »Paradigmenwechsel« erlebt, dafür aber zahlreiche Innovationen in der Methodik und in den Settings. Sie hat sich in neuen Arbeitsfelder erprobt, neue Vorgehensweisen für neue Probleme entwickelt, sich mit Diskursen aus Grundlagenforschung und anderen Therapie- und Beratungsansätzen beschäftigt und schließlich die schulenbedingten Profilierungskämpfe weiter hinter sich gelassen, die noch Anfang der 1990er Jahre prägend waren (siehe z.B. Grawe, 2005). Mancherorts sind ihre Ideen und Praktiken eher leise aus einer Außenseiter- in eine Mainstreamposition übergegangen. Aber immer noch wirkt sie vielerorts als »überraschend andere« Irritation gewohnten Denkens und Handelns.
Für uns Autoren sind biografische Entwicklungen zwischen 1996 und 2012 als Ressourcen in die Neubearbeitung eingeflossen. Gemeinsam haben wir zehn Jahre lang in der Zeitschrift »Psychotherapie im Dialog« den Austausch mit Vertretern anderer Psychotherapieverfahren gepflegt. Als Fachleute wie als Vorsitzende zweier Fachgesellschaften für systemische Therapie waren wir phasenweise auch »therapiepolitisch« tätig. Wir haben stärker als zuvor in den Feldern Coaching, Team- und Organisationsberatung gearbeitet, vor allem mit Familienunternehmen, Krankenhäusern und Sozialen Diensten. Und wir waren stärker als zuvor auch international tätig.
Für die Neubearbeitung haben wir uns daher einige über die Erstauflage hinausweisende Ziele gesetzt. Wir wollen eine inzwischen deutlich breiter angelegte und »integriertere« systemische Therapie und Beratung darstellen. Dazu wollen wir im historischen Teil auch ihre Beiträge aus der Zeit vor 1980, der sogenannten »Kybernetik erster Ordnung«, einfließen lassen – das blieb damals dem von Arist von Schlippe verfassten, 1984 erstmals erschienenen Buch »Familientherapie im Überblick« vorbehalten.
Wir wollen dieses Buch so schreiben, dass es für »psychosoziale« Studierende und Praktiker in Gesundheitswesen, Sozialarbeit, Pädagogik und Seelsorge sowie für Studierende und Praktiker in Management und Unternehmensberatung gleichermaßen lesenswert ist. Dazu skizzieren wir die Geschichte des systemischen Ansatzes in den jeweiligen Arbeitsfeldern und vergleichen Familie, Organisation, Kooperation und Netzwerk als unterschiedliche soziale Systeme. Wir beschreiben systemische Settings von der (Psycho-)Therapie mit Einzelnen und Paaren sowie die Arbeit mit größeren Systemen bis hin zu Coaching, Team- und Organisationsberatung. Und wir illustrieren dies mit Fallbeispielen.
Wir wollen mit diesem Buch interessante Ideen und Praktiken aus anderen Sprachkreisen bekannt machen, auch wo diese nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Das vermögen wir nur für den englischen Sprachraum selbst zu tun. Wir haben jedoch befreundete Kolleginnen und Kollegen gebeten, mit ihren »internationalen Vorworten« kleine Einblicke in die Entwicklungen in Großbritannien, Spanien und China zu gewähren.
Einige blinde Flecken der Erstauflage wollen wir ebenfalls in den Blick nehmen. Dazu gehört die Frage, was genau (welche Prozesse) in sozialen Systemen sich eigentlich überhaupt beeinflussen lässt (und wie). Dazu gehört, angeregt durch unsere Aus- und Weiterbildungserfahrungen, auch die Frage, wie man sich all die Kompetenzen, von denen unser Lehrbuch berichtet, über die Zeit hinweg aneignen kann. Dazu gehört schließlich der Umgang mit Gefühlen und inneren Prozessen in der systemischen Therapie.
Vieles aus der Erstauflage haben wir nur geringfügig verändert, weil es uns weiterhin gefällt. Dazu gehören Teile der Theorie, der Haltungen und der Methodenkapitel. Unserem an Albert Einstein angelehnten literarischen Grundsatz haben wir treu zu bleiben versucht: Komplexes so einfach und anschaulich wie möglich darzustellen – aber nicht noch einfacher. Mit zahlreichen kurzen Fallvignetten wollen wir Anschaulichkeit, mit einer Reihe von Leitfäden und Übersichten Überschaubarkeit fördern – im Bewusstsein, dass niemand unseren Leitfäden immer folgen und unseren Übersichten vollständig trauen sollte. Neue Cartoons von Björn von Schlippe (dem Bruder von Arist, unter dem gemeinsamen Signet »Kartist«) sind hinzugekommen – wir hoffen, dass sie unsere Neigung zu wertschätzender Ironie gut transportieren können (von Schlippe u. von Schlippe, 2012).
Worüber schreiben wir nicht? Was lassen wir bewusst aus, weil es die Grenzen entweder des Buchumfanges oder unserer Kompetenzen gesprengt hätte? Zumindest zwei Auslassungen sind uns bewusst und von uns gewollt. Zum einen begrenzen wir uns auf das Arbeiten mit sozialen und psychischen Systemen. Neurobiologische Aspekte von Psychotherapie bleiben ebenso außen vor wie systemtherapeutisch begründbare biologische Interventionen von der Tiefenhirnstimulation bis hin zur Körpertherapie. Interessenten hieran seien auf Schwing (2009) und ausführlicher auf Schiepek (2011) hingewiesen (vgl. auch Teil VI unseres Buches). Wissenschaftlich begrenzen wir uns auf alles, was wir für Praktiker für unmittelbar relevant halten. Wer sich für spezielle Forschungsergebnisse und Forschungsmethoden interessiert, findet erstere in »Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie« (von Sydow et al., 2007), letztere in den »Research methods in family therapy« (Sprenkle u. Piercy, 2005) und im »Handbuch Forschung für Systemiker« (Ochs u. Schweitzer, 2012).
Sprachlich spielen wir auch in diesem Band mit Wechseln der weiblichen und männlichen Form. Das erscheint uns passend – die Mehrzahl der im Feld systemische Therapie und Beratung Tätigen sind Frauen. Wir wollen die Lesbarkeit nicht durch zu viel »political correctness« beeinträchtigen, aber auch einer sinnvollen »Gendersensitivität« Respekt erweisen. Unsere Leserinnen, und natürlich auch unsere Leser, sind eingeladen, diesen beständigen Perspektivwechsel zwischen weiblichen und männlichen Akteuren mitzuvollziehen.
Wie schon 1996 möchten wir unseren Lesern empfehlen, diesem »Lehr-Buch« zwar grundsätzlich Vertrauen zu schenken, aber nicht zu viel. Alles »Gelehrte« trägt das Risiko in sich, dass unter bestimmten Kontextbedingungen auch sein Gegenteil gleichermaßen »wahr« oder sogar noch »wahrer« und insbesondere »viabler« (wegeweisender, zielführender) sein kann.
Danksagungen
Zu diesem neuen Buch mit seiner mehrjährigen Entstehungsgeschichte haben viele beigetragen, nicht alle wissen davon. Unsere Frauen, Rita von Schlippe und Margret Rothers, haben bei wiederholten »Schreibasylen« in unseren Wohnungen den jeweils anderen von uns liebevoll aufgenommen und gut bekocht. Unsere Kinder Janina von Schlippe, Simon Rothers, Max von Schlippe und Adrian Rothers haben »bezogene Individuation« praktiziert und sich in verschiedenen Stadien der Entwicklung mehr oder weniger intensiv für unser Buch interessiert. Janina von Schlippe und Adrian Rothers unterzogen zudem als Testleser das gesamte Manuskript einem wichtigen Check-up und erstellten Sach- und Personenregister. Julika Zwack, Mirko Zwack, Matthias Ochs und Henrike Kordy lasen Teile des Manuskripts. Ihnen allen verdanken wir wertvolle Kritik und Anregungen. Günter Presting von Vandenhoeck & Ruprecht hat uns über mehrere Jahre ermutigt und unterstützt, dieses Buch neu zu entwerfen und zu Ende zu bringen. Sandra Englisch hat ihm den letzten Feinschliff verliehen.
Viele unserer Fallvignetten illustrieren unseren eigenen therapeutisch-beraterischen Stil, der von den Rollenmodellen unserer Lehrjahre beeinflusst wurde. Dazu zählen wir Tom Andersen, Gianfranco Cecchin, Ruth Cohn, Margarete Hecker, Salvador Minuchin, Virginia Satir, Gunthard Weber und viele weitere. Anderen Kollegen hatten wir als Chefs und freundschaftlichen Förderern gute Erfahrungen und Arbeitsbedingungen zu verdanken, die das Schreiben dieses Buches ermöglichten. Dazu gehören Helm Stierlin, Jürgen Kriz und Rolf Verres. Auch Haim Omer gehört als guter und wichtiger Freund in diese Reihe.
In der systemischen Weiterbildung am Institut für Familientherapie Weinheim (heute: Institut für Systemische Ausbildung und Entwicklung Weinheim) und am Helm Stierlin Institut Heidelberg konnten wir mit unseren dortigen Kolleginnen und Kollegen an der Vermittelbarkeit systemischer Ideen und Praktiken arbeiten. An unseren Universitäten haben uns Kolleginnen und Kollegen am Wittener Institut für Familienunternehmen und im Heidelberger Institut für Medizinische Psychologie als Forscher wie als Praktiker in vielfältiger Weise unterstützt und produktiv herausgefordert.
Zur Erweiterung unseres Blicks auf die deutschsprachige »systemische Szene« haben unter anderem unsere Vorstandskollegen und die anderen Aktiven in den systemischen Verbänden SG (Systemische Gesellschaft) und DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) beigetragen. Im Team der Gründungsherausgeber der Zeitschrift...