Der Zauber geht weiter, die Erben von Vindsvalur
E-Book, Deutsch, 696 Seiten
ISBN: 978-3-99048-126-4
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Norbert Vogel wurde 1966 in Nürnberg geboren. Nach der Bundeswehr zog es ihn nach Donauwörth zu Deutschlands größtem Hubschrauberhersteller. In dieser Zeit baute er ein Zweifamilienhaus, nahm seine Eltern mit zu sich und wurde Vater von drei gesunden Kindern. Nach seiner letzten Ausbildung zum Betriebswirt des Handwerkes zog es ihn mitsamt Familie das erste Mal nach Schweden - und da war es um ihn geschehen. Norbert Vogel verliebte sich in dieses Land, das ihn zum Schreiben animierte.
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2 Die lange Fahrt nach Miklagard Wir schreiben das Jahr 860 bis 862 n. Chr. Sie sind mit insgesamt siebzehn Schiffen in Richtung Südosten unterwegs und die ersten Tage waren die wohl unangenehmsten für Rune in seinem bisherigen Leben. Gewöhnlich segeln die Schiffe immer in Landesnähe, aber für diese Reise mussten sie das große Wasser im Osten durchqueren und einige Nächte haben sie auch auf dem Wasser verbringen müssen. In der Regel fahren sie am Küstenstreifen entlang, aber diese Reise geht auf dem Festland auf einem großen Fluss weiter, den sie Düna nennen. Vom ersten Moment an hatte er seine Sachen, welche seinen Stand anzeigen, zur Seite gelegt und sich Kleidung angezogen, wie sie auch die anderen tragen. Påske sitzt beim Rudern auf der linken Seite des Langschiffes. Von den siebzehn Schiffen sind insgesamt drei Langschiffe dabei, zwei vorne und eines zum Schluss mit der Mannschaft für das Kämpfen. Die weiteren vierzehn Schiffe sind Lastschiffe, welche Knorr genannt werden. Alle haben nur ein Segel. Wenn der Wind schön auffrischte, wurden die Segel gesetzt und gerudert. Sie kamen ohne Probleme zum Festland im Südosten und alle wussten, dass sie hier erst einmal für einen oder zwei Tage bleiben werden. In einer windgeschützten Bucht gingen alle Boote vor Anker und die Zelte für die Nacht wurden an Land gebracht. Einige Männer haben den Auftrag in den Wäldern Tiere zu erlegen und die Gegend nach anderen Menschen abzusuchen. Rune war damit beschäftigt die Zelte aufzubauen und das Lager für alle vorzubereiten. Und es sollte auch Abend werden, an dem er seine Mannschaft persönlich besser kennenlernen sollte. Es hat bald den ganzen Abend gedauert, bis alles für die Nacht der gesamten Mannschaft vorbereitet war. In bestimmten gut sichtbaren Abständen wurde Feuer errichtet, welches für die Wachen gedacht war, sodass bei Gefahr die Information von Feuer zu Feuer fließen kann. In der Mitte vom Lager, was in einer großen Bucht ist, wurde das Hauptzelt errichtet, wo der Großteil der Mannschaft das Essen zu sich nehmen kann und in der Mitte der große Spieß mit dem Rotwild hängt, das beharrlich im Feuer gedreht wird. Eine Truppe hatte die Aufgabe erhalten ins bekannte Dorf zu gehen und ihre Ankunft mitzuteilen, was nicht nötig war, da auch sie ihre Späher haben, aber es verlangt nunmal das unausgesprochene Gesetz der Waräger, wenn sie in friedlicher Absicht gekommen sind. Hätten sie ihre Drachenköpfe am Bug befestigt gehabt, wären sie auch dementsprechend empfangen worden. Die Geschichte um den Einlauf vom Meer in den Fluss Düna ist bekannt und wird von den Warägern gerne benutzt, obwohl weiter im Osten sich ein weiterer Weg ins Landesinnere befindet. Zum Abend kommen die Männer zurück und sind nicht alleine, aus dem Dorf sind einige Männer mit dabei, welche für Rune zunächst so aussehen wie sie aus dem Reich Norden. Der Älteste vom Dorf ist mit dabei und begibt sich zu Åsmund, dem Führer dieser Reise. Wie er sich bereits denkt, scheinen sich die beiden zu kennen. Von beiden Seiten aus werden Freundlichkeiten ausgetauscht und der Älteste übergibt Åsmund ein Geschenk. Er nimmt es an und gibt ihm die Garantie, dass alle Schiffe, welche unter seinen Namen hier auf der Düna unterwegs sind, keine Beutezüge in dieser Gegend unternehmen werden. Rune sieht so etwas zum ersten Mal und ist ein wenig verwundert. Die Menschen die hier zuhause sind spüren die Angst und den Untergang und gehen trotzdem mit Würde nach vorne. Zu später Nacht werden ihn die Männer vorgestellt, die Lindorm Torfinsson für ihn ausgewählt hat. Nur zwei Männer sind dabei aus der alten Garde von ihm: der Kapitän, der damals als junger Steuermann ihn nach Miklagard brachte und als jener zurückkehrte, wie er heute ist und ein alter Seebär, den sie nur den alten Haudegen nennen. Und sein Gefährte, der Mann aus Arabien, der wieder zu seiner Familie soll. Alle Männer sind gekommen und jeder von ihnen bekommt zu hören, wer er ist und dass sie alle unter dem besonderen Schutz von Lindorm Torfinsson stehen. Alle sind Söhne von den Männern, die nicht mehr hier sind, und so mancher unter ihnen hat noch eine bestimmte Rechnung offen mit einer Person in Miklagard oder auf der Reise dorthin. Es geht um Reichtum und um Ehre für sie. Für Rune geht es um die Neugier und er ist sich gar nicht so recht bewusst, dass jeder Tag, der kommt oder gerade vergeht, sein letzter sein könnte. Lindorm hatte ihn viel erzählt, aber scheinbar hatte er die Realität mit Träumen umhüllt. Hart und ehrlich sind sie alle, wie sie hier sind, ruhig die wenigsten, verbissen und laut die anderen. Doch nur ein Mann hat die Führung für die Männer zu Land und zu Wasser: Åsmund spricht Gesetz für alle und es werden Tage kommen, wo Rune so manches Handeln von ihm infrage stellen wird und später erkennen muss, dass er recht hatte. Auch wenn andere, die er bis dahin gut kannte, sterben werden und müssen. So vergeht die Nacht und der folgende Tag, am dritten Tag wurde alles genauestens besprochen und die drei Langschiffe haben sich ihre Drachenköpfe am Bug befestigt und die Männer waren auf der Fahrt immer angehalten sich die Uferlandschaft nach Verlassen der Einfahrt im Auge zu behalten. Das Volk, welches hier lebt, hat all die Winter Tribut an die Waräger bezahlt. Nun lehnten sich die Menschen hier auf und wollen das Land für sich haben und werfen die Waräger hier heraus. All das versuchte Åsmund ihnen zu erklären, wodurch er den Männern zu signalisieren versucht, dass sie, sollten sie an Land gehen, mit Angriffen und Tumulten zu rechnen haben. So weit wie es möglich ist bewegen sich die Schiffe in der Mitte des Flusses, um nur eine kleine Angriffsfläche zu bieten. So vergingen die Tage und die vollen Monde und immer, wenn sie an Land gehen mussten, um ihre Vorräte aufzufrischen, war die Angst vorhanden und das bei jedem, der auf dieser langen Fahrt dabei ist. Bisher ist zwar noch kein Mann getötet worden und das soll, wenn es nach dem Kapitän geht, auch so bleiben. Nach einer sehr langen Zeit haben sie endlich den Punkt der Reise erreicht, wo die Schiffe aus dem Wasser geholt und einen beträchtlichen Teil über das Land in einen anderen Fluss gebracht werden. Kurz bevor sie diesen Punkt erreichten haben, haben sie noch einmal eine Ansiedlung der Einheimischen passiert, sind jedoch dort aus Vorsicht vor Übergriffen nicht an Land gegangen. Die Vorräte hatte man schon davor wieder aufgefüllt, und jeder, der dabei war, spürte die Abneigung, welche ihnen seit der Ankunft im Land überall entgegengebracht wird. Sie verlassen die Düna und machen sich auf den Weg zur Dnjepr, es ist die Stelle, an der schon seit einigen Wintern immer wieder Boote herausgeholt werden. Weit und breit ist kein Baum mehr zu sehen und die Männer müssen sich weit vom Lager entfernen, um Bäume für den Transport zu schlagen. Es ist eine beunruhigende Situation für alle, die sich mit einer Gruppe auf den Weg machen müssen, um Bäume zu fällen und zu schälen. Alle Männer bekommen immer eine Truppe mit schwer bewaffneten Männern an die Seite gestellt, auch sie selbst tragen ihre Waffen immer bei sich. Am ersten Abend, alle Schiffe sind noch im Wasser, teilt der Kapitän seinen Männern mit, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Überführung ihrer Boote zur Dnjepr mit einem Angriff der Einheimischen zu rechnen haben. Die Anzahl der Waräger beträgt ungefähr zweihundertfünfzig Mann, eine große Menge an Männern mit Waffen ist der Gedanke von einem Großteil der Leute. Was sie jedoch im ersten Moment nicht sehen ist die Aufsplitterung der Menge. Siebzehn Boote müssen über das Land gebracht werden und am Anfang sind es zwei große Truppen mit jeweils siebzig Mann, die sich auf den Weg zum anderen Fluss machen. Sollten sie dort ankommen, bleiben weitere siebzig Männer bei den Schiffen und der Rest macht sich wieder auf den Weg zurück. Schon bekommen die Männer einen anderen Eindruck von der Lage, sie können erkennen, wie angreifbar sie werden. All die vielen Dinge, die sie dabeihaben, können in die Hände der Angreifer fallen und viele können bei solchen Überfällen zu Tode kommen. Nachdem an diesem Abend so viel wie möglich besprochen wurde, gibt Åsmund bekannt, wie die Aufteilung der Männer vonstattengehen soll. Ein großes Raunen geht durch die Menge, als er ihnen mitteilt, wer wo und wann was zu tun hat. Er gibt ihnen auch bekannt, dass er die ersten drei Schiffe begleitet und wieder zurückkommen wird. Mit ihm dabei sind Rune, Ismael, Påske, Hedin, Lasse, Eivind, Ulf, Arnold, Ulrik, Sjurd und weitere Männer, die er nur nach den Namen der Schiffe auswählt und weitere einhundert Mann. Zurück bleibt ein Getreuer seiner Seite, welche das dritte große Langschiff führt und ein erfahrener Mann zu Land und zu Wasser ist. Zuvor wird alles Holz aus dem Wald geschlagen, was für alle Schiffe benötigt wird. Er will verhindern, dass die Zurückgebliebenen noch einmal in den Wald müssen und somit die zurückgebliebene Truppe sich wieder ein wenig verkleinern muss. Es ist sehr früh am Morgen, als das erste Langschiff mit dem zweiten und die erste Knorr aus dem Wasser geholt werden. Am späten Nachmittag sehen sich der Kapitän und sein alter Getreuer noch einmal die geleistete Arbeit an, und man beschließt auch noch diese Nacht hierzubleiben und beim ersten Sonnenstrahl den Weg zur Dnjepr zu gehen. Ein Großteil folgt und hilft ihnen, bevor sie sich wieder auf den Weg zu den restlichen Schiffen machen. So verbleiben weit über siebzig Mann bei den übrigen vierzehn Schiffen und der Rest...