Ein etwas anderes Reisetagebuch
E-Book, Deutsch, 484 Seiten
ISBN: 978-3-7568-7566-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Über den Autor Der Autor, Jahrgang 1950, studierte von 1971 bis 1977 an der TH Darmstadt Bauingenieurwesen. Seit dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit widmet er sich der Musikkomposition, der Malerei und dem Schreiben - aus Liebhaberei. Er ist verheiratet und lebt im Saarland.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
VORWORT
Mein Name ist Thomas Keller Von Beruf bin ich Ingenieur, genauer gesagt, Bauingenieur. Das vorliegende Buch ist ein Reisetagebuch. Es handelt jedoch nicht von Urlaubsreisen, sondern von Reisen, die ich im Auftrag meines Arbeitgebers, einer international bekannten Stahlbauunternehmung aus Südwestdeutschland, über fast 25 Jahre unternahm. Zunächst als Statiker, nach ein paar Jahren als Spezialist für computergestütztes Konstruieren (CAD), dann als Baustellenkoordinator, später als Projektleiter, Consultant und Leiter der Angebotsabteilung im Stahlhochbau. Es handelt sich aber nicht um ein Tagebuch, in das ich etwa täglich Eintragungen vorgenommen hätte, sondern eher um eine Reisebiographie, in der ich meine Erlebnisse an den wichtigsten und interessantesten Stationen meines Berufslebens, außerhalb meines Büroalltags, beschreibe. Es ist in Kapitel gegliedert und an den verschiedenen Stationen kann der Leser innehalten und versuchen, sich alles bildlich einzuprägen und somit nachträglich daran teilhaben. Und meine ehemaligen Kollegen erfahren endlich, was die dienstreisenden Kollegen im Ausland "so alles getrieben haben…" Neben den Erfahrungen, die ich auf meinen Reisen in weit über 50 Ländern sammeln konnte, lasse ich gelegentlich auch ein bisschen Fachwissen durchsickern, und die Leserin, bzw. der Leser erfährt so auch etwas über mein Metier, den Stahl- und Anlagenbau, aber nur so viel, wie man eben Laien zumuten kann. Aber auch der Aspekt des Reisens per Flugzeug kommt nicht zu kurz. Vor allem der Rückblick auf die "Good old times", die beiden letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts, als das Fliegen noch weitestgehend ohne Einschränkungen war, war es wert, dieses Buch zu schreiben. Doch das erste Kapitel enthält weit mehr als das. Von Flugangst bis Herrengedeck, von Start und Landung, von Unterhaltung und Leben an Bord, das Fliegen interkontinental, alles wird in diesem Kapitel behandelt, was mir wichtig und erzählenswert erschien und für mich den Reiz des Fliegens ausmachte und heute immer noch ausmacht. Und im zweiten großen Kapitel beleuchte und beschreibe ich das Leben und Arbeiten im Ausland, in all seinen Facetten, so wie es sich mir darstellte, wie ich es beobachtete und erlebte, während meiner abwechslungsreichen Ingenieurstätigkeit. Liebeswürdiges und mitunter Skurriles kommt dabei zu Tage wie auch einiges Wissenswertes, darunter vieles, was man so nicht vermuten würde. Die Projekte, um die es in den darauffolgenden einzelnen Kapiteln geht und deren Anlass die Reisen waren, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Unmenge von Projekten, die in all den Jahren über meinen Schreibtisch gingen, oft mit ganz kurzen Bearbeitungszeiten. Andere wiederum zogen sich über Jahre hin, bis es endlich zum 'Letter of Intend' (LOI), der unverbindlichen Absichtserklärung oder zu dem ersehnten Auftrag kam. Viele Projekte verliefen aber auch enttäuschend, "im Sande" sozusagen, endeten mit einer Absage und mit hohen Projektierungskosten, die natürlich nie vergütet wurden. Das Buch ist auch kein Reiseführer, obschon man beim Schmökern einiges über Länder, Städte und die dort lebenden und arbeitenden Menschen erfährt, was sich einem als Tourist nicht unbedingt und vielleicht nie erschließt. Vieles habe ich in diesen Jahren gesehen und erlebt, die Schönheit der Regionen und Landschaften, die Freundlichkeit der Menschen in fremden Ländern. Normalität des Alltags, aber auch viel Elend und unbeschreibliche Armut, Slums. Armutsbehausungen waren darunter, wie auch edle Villen und feinste Hotels. Heruntergekommene, vergessene Stadtviertel ebenso wie hypermoderne Cities, die vor allem in der südlichen Hemisphäre zunehmend wie Pilze aus dem Boden schossen, überall auf der Welt. Und da ich regelmäßig alle paar Monate immer mal abwechselnd in die verschiedenen Kontinente kam, sah ich mit eigenen Augen die stetige Veränderung, die mir vorkam wie ein Wettlauf um die modernste City, das schlankeste und höchste Hochhaus, die gewagteste Konstruktion, die verwegenste Glasfassade. Ich denke, so muss es auch in den 1920er Jahren in Nordamerika gewesen sein, als dort in den Großstädten die Downtowns regelrecht in die Höhe wuchsen. Zeitweise ging es bei mir Schlag auf Schlag. Da gab es Reisen nach Übersee von nur drei, vier Tagen, aber auch Aufenthalte von mehreren Monaten, wie in Libyen oder Indonesien. Und keine Reise verlief wie die andere. Nichts war eigentlich spektakulär, aber immer irgendwie besonders, Abwechslung pur. Und einmal bin ich auch nur knapp dem Tod entgangen, auf der Autobahn, bei einer Fahrt zum Flughafen. Manchmal war es witzig, skurril, überraschend. An manches erinnere ich mich gerne, an manches andere nicht so sehr. Hinzudichten musste ich nichts. Alles, was nachfolgend beschrieben ist, hat sich auch so zugetragen. Die anfängliche Flugangst habe ich überwinden und in ein Gefühl der Freude und des Genusses umwandeln können. Die Höhenangst, die sich eines Tages durch ein traumatisches Erlebnis auf einer Baustelle in einem Stahlwerk bei mir einstellte, konnte ich in den Griff kriegen, aber sie holte mich leider auch immer wieder ein. Als besonders schlimm empfand ich, dass die Höhenangst ausgerechnet bei meiner allerletzten Indonesienreise 2002 nochmals unerwartet und stark zurückkam. Aber auch das habe ich heute überwinden können. Unter meinesgleichen und unter Monteuren gibt und gab es ein Sprichwort, das allerdings die Arbeitgeber damals und auch heute noch nicht gerne hören: "Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen". Dies wurde nur teilweise von den Leuten, die im Ausland mitunter sehr hart arbeiten mussten so gesehen. Manche antworteten auf die Anspielung dann, dass es natürlich noch schöner sei, tatsächlich in diesen fernen Ländern Urlaub zu machen. Und auch heute, im Rückblick, bringe ich es noch immer nicht über die Lippen, den von manchen mit einem "leider" versehenen ersten Teil dieses Satzes zu verwenden, weil es einfach nicht so war. Ich empfand es immer als ein Privileg, so in und um die Welt zu reisen, und das Reisen war hierbei ein maßgeblicher Faktor, ein Hauptbestandteil meiner langjährigen Arbeit als Ingenieur. Denn Anlass war immer auch nur der dienstliche oder zutreffender gesagt, der geschäftliche Zweck. Und dies ließen sich meine Firma und die Kunden einiges kosten. Allein die Ticketkosten beliefen sich auf mehrere hunderttausend D-Mark. Wie so oft im Leben führten und führen Zufälle zum einen oder anderen Schritt im beruflichen Leben nach vorne. Mir gelang dabei nur eine vergleichsweise kleine Karriere, hatte zum Ausgleich dafür aber viele Freiheiten und "freie Hand". Ich brachte es aber immerhin zur Handlungsvollmacht, eine Art Prokura, und habe dadurch auch Projekte in zwei- und dreistelliger Millionenhöhe anbieten und verhandeln können. Meine jeweiligen Chefs und auch die Geschäftsführung waren zufrieden jemanden zu haben, der auf Grund seines fundierten Ingenieurwissens und seiner Sprachkenntnisse in die Welt, zu unterschiedlichsten Kunden aller Art, entsandt werden konnte. Und jetzt, wo ich das schreibe, diverse Recherchen anstelle über alle meine Einsätze und Reisen, bei denen sich jede von der anderen unterschied, wird mir erst so richtig bewusst, was es doch für ein Privileg war, diesen Job zu machen, anstatt tagein, tagaus im Büro zu sitzen und krampfhaft zu versuchen, mit und gegen andere am Stuhl des Chefs zu sägen, um ein bisschen weiter nach oben zu kommen. Und gerade heute, im trocken-heißen Sommer des Jahres 2022, katapultiert mich die tropische Wärme, die ohne kühlenden Wind nun schon wochenlang ungestört anhält, zurück in viele Reisen und Aufenthalte mit ähnlich hohen und höheren Temperaturen und empfinde sie als sehr angenehm, als Erinnerung an schöne Zeiten. Ein besonders realistisches Dé·jà-vu. Woher habe ich nun alle diese Informationen, die es mir ermöglichen, so präzise diese Rückschau zu halten? Nun, zum einen habe ich mir auf Empfehlung meines jüngeren Schwagers irgendwann eine Flugstatistik angelegt, mittels einer Software namens "Meine Flugstatistik", in der ich alle Reisen erfasst habe, lange bevor ich wusste, dass ich einmal diese Reisebiographie schreiben würde. In dieser Statistik sind alle Einzelflüge mit allen Flugdaten erfasst, die Flughäfen und Terminals, sogar, ob ich Business oder Economy geflogen bin. Dann habe ich weitestgehend die teilweise in Hochglanz und bis in DIN A4-Größe gehaltenen Speisekarten meiner Business- und First Class-Flüge gesammelt, einfach aus Lust am Archivieren und Sammeln. Und dann habe ich unter all den Flug- und Hotelinformationen letztens in einer Ecke meines Kellers noch die stattliche Sammlung meiner Original-Flugtickets entdeckt, so wie man sie früher benutzte. Es handelte sich um diese flattrigen, hauchdünnen Papiertickets in dem seltsamen Querformat von etwa 19 x 8 cm, meist in einen dünnen Umschlag geheftet, der noch die seltsam gefalteten Kopien enthielten, auf denen mittels Kohlepapier in rot oder schwarz geheimnisvolle Codes, Daten und allerlei Zahlensalat aufgedruckt waren. Und dazu Bordkarten über Bordkarten! Nicht ganz vollzählig, aber die, auf die es mir ankam, waren nun dabei, in...