Vatter | Exploration Gott | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Vatter Exploration Gott

Was unsere Gesellschaft jetzt braucht

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-451-82114-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Europa und die Welt befinden sich in einem revolutionären Wandel. Pandemien, Klimawandel, Flüchtlingskrise und Digitalisierung zwingen uns dazu, grundsätzlich umzudenken. Wie werden wir das Miteinander auf unserem Planeten gestalten? Was haben die Brennpunkte unseres Lebens und die Zukunftsfragen der Menschheit mit der Frage nach Gott zu tun? Der Theologe und Unternehmenscoach Stefan Vatter greift diese Fragen auf, indem er den Spuren kühner Entdecker aus Naturwissenschaft, Politik, Philosophie, Kunst, Medien und Theologie folgt. Dabei lässt er atheistische Physiker wie Stephen Hawking und Religionskritiker wie Friedrich Nietzsche ebenso zu Wort kommen wie den überzeugten Christen C.S. Lewis. Exploration Gott nimmt Sie mit auf eine Reise zu den Brennpunkten unserer Zeit. Ein Buch, das sie überraschen wird.
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Teil 1:
Exploration – woher kommen wir?
»Die Vergangenheit hat mir den Bau der Zukunft enthüllt.«1 Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955),
französischer Philosoph und Geologe Eine Standortbestimmung
1. Willkommen in einer wilden Zeit
»Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.«2 Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland in ihrer historischen TV-Ansprache zur Coronavirus-Pandemie im März 2020 Wir rasen dahin – die Turbo-Veränderungs-Dekade Ob religiös oder nicht, wir alle leben in derselben Welt. Eine Welt, die sich unvorstellbar schnell bewegt. Während Sie dieses Buch lesen, rasen Sie mit einer Geschwindigkeit von 30 km pro Sekunde, das heißt mit circa 110.000 km/h, auf unserem Globus im Weltraum um die Sonne. Auch auf unserer Welt bewegen wir uns mit zunehmend höherer Geschwindigkeit. Galoppierende Änderungsprozesse voll globaler Herausforderungen und Spannungsfeldern verändern unseren Lebensraum. Ein Virus hält die ganze Welt in Atem, bedroht unser Leben, legt die Wirtschaft weitgehend lahm und fordert unser globales Miteinander heraus. Einst zentrale Kulturbausteine, die für Stabilität standen, sind hinfällig geworden. Das traditionelle Weltgefüge weist deutliche Risse auf. Zahlreiche Parallelwelten und Subkulturen führen zu einer unüberschaubaren Vielfalt von Angeboten. Rapide Datenvermehrung geht mit drastisch sinkenden Halbwertszeiten von Wissen einher. Inmitten einer kontinuierlichen Zunahme von Komplexität und Dynamik werden in der Arbeitswelt das Tempo höher, die Zeit knapper und Wirkungszusammenhänge immer weniger überschaubar. Gleichzeitig werden die Prognostizierbarkeit, Planbarkeit und Beherrschbarkeit von Entwicklungen immer geringer. Folgen technischer Entwicklungen wie der Digitalisierung sind unabsehbar. Neue Wege werden beschritten. Auf der Suche nach Lebensperspektiven sind Millionen von Menschen auf der Flucht. Das Klima der Welt verändert sich in mehrfacher Hinsicht. Europa ringt um sein Selbstverständnis. Alles fließt in Europa irgendwie zusammen und zugleich auseinander. Verantwortungsträger wirken ratlos. Alte Wege funktionieren nicht mehr. Wir sind Zeitzeugen einer tektonischen Verschiebung der globalen ökonomischen und politischen Machtzentren, deren Ausgang und Folgen offen sind. Der Brexit oder die Europawahl 2019 weisen auf eine morbide Verfassung der Europäischen Union hin. Die US-Amerikaner ziehen sich von der Weltbühne zurück. Gleichzeitig greift China in ungeahntem Ausmaß nach der ökonomischen Weltherrschaft. All das sind keine singulären Ereignisse, sondern Symptome grundlegender Prozesse, welche unsere Welt wesenhaft verändern. Die Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts sind angebrochen. Alles spricht dafür, dass dieses Jahrzehnt in mehrfacher Hinsicht eine Turbo-Veränderungs-Dekade sein wird. Von »Wohlstand für Alle!« zu »Umweltschutz von Allen!« Der einstige Bundeskanzler Ludwig Erhard beschrieb 1957 in seinem Buch Wohlstand für Alle die Entstehung und Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft, deren Ziel es sei, allen Bürgern Wohlstand zu ermöglichen. Der Titel Wohlstand für Alle konnte als eine Art Leitbild gesehen werden, mit dem sich über Jahrzehnte ein Großteil der Bevölkerung der Bundesrepublik identifizieren konnte.3 Obwohl mittlerweile ein nie zuvor erreichter Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten erzielt wurde, reichen Wohlstandsorientierung und Wirtschaftswachstum als Kitt für die Gesellschaft heute nicht mehr aus. Jubelrufe einer durch Konsum globalisierten Welt verstummen in Anbetracht permanenter unkontrollierbarer Krisen im globalen Dorf. Blinder Fortschrittsglaube ist passé. Als Blaupause für die Gestaltung der Zukunft wird die soziale Marktwirtschaft nicht mehr ohne Weiteres akzeptiert werden. Dass durch soziale Marktwirtschaft der Kuchen wächst und für jeden ein entsprechend großes Stück abfällt, ist für einen großen Teil der Bevölkerung kein Primärziel mehr. Fragen nach der Umweltverträglichkeit, der Nachhaltigkeit und der ökologischen Verantwortung sind in den Vordergrund gerückt. Es bedarf einer Neuordnung, die das Verhältnis von Ökologie und Ökonomie neu auslotet. Das Paradigma unserer Zeit scheint ein anderes geworden zu sein: vom Wohlstand für Alle zum Umweltschutz von Allen. Ökologie ist obenauf und omnipräsent. Die westliche Gesellschaft ist dabei, sich neu aufzustellen. Bewegungen wie Fridays for Future rücken die Frage nach unserem Umgang mit der Umwelt in den Mittelpunkt. In der Menschheitsgeschichte gab es bis dato kein Thema, das für alle Menschen von so großer Bedeutung gewesen wäre. Selbst die beiden Weltkriege betrafen immer nur einen Teil der Weltbevölkerung. Das Klima betrifft alle und ist für fast jeden nachvollziehbar relevant. Daher hat das Thema Umweltschutz das Potenzial, das erste weltumspannende Narrativ für die gesamte Menschheit zu werden. Narrativ, lateinisch von Erzählung, meint eine gemeinsame Vorstellung, ein gemeinsames sinnstiftendes übergeordnetes Bild. Wer Einfluss auf Menschen ausüben möchte, sei es politisch, wirtschaftlich oder religiös motiviert, benötigt ein Thema (Narrativ), das die Menschen annehmen und wofür sie bereit sind, sich einzusetzen und Opfer zu bringen. Narrative präsentieren eine verständliche Erzählung, die Vertrauen und Zuversicht erzeugt, dass Veränderungen gut sind und es sich lohnt, für sie zu streiten. Narrative ermöglichen es, eine gesellschaftliche Ordnung mit einem gemeinsamen Ziel zu formen. Sie bilden ein gemeinsames Bezugssystem mit entsprechenden Verhaltensregeln. Der Soziologe Ulrich Beck sieht in der deutschen Klimapolitik eine willkommene Sinnressource für eine von Vertrauensverlust gezeichnete Politik.4 So manche Entscheidungsträger greifen das Klimathema nicht aus eigener Überzeugung, sondern aus geopolitischen Machtinteressen auf. Im Namen des Umweltschutzes lässt sich so gut wie jedes Verbot oder jede Steuererhöhung rechtfertigen und das mit Zustimmung der Betroffenen. Im Namen des Umweltschutzes können Ziele verfolgt werden, die gar nichts mit der Umwelt zu tun haben. Das so wichtige Thema eines verantwortlichen Umgangs mit unserer Umwelt wird bereits mannigfaltig als Vehikel ganz anderer Interessen genutzt. Das Ende der Säkularisierung Große Gestalten der Moderne, wie der Soziologe Max Weber, sahen die Religion, bildlich gesprochen, als allmählich verwelkende Pflanze, die sich leise in die Privatsphäre gläubiger Herzen zurückziehen würde. Glaube sei irrational und würde vor dem Licht der Vernunft die Flucht ergreifen, wie die Dunkelheit weichen muss, wenn der Tag anbricht. Wenn der Mensch, nun endlich befreit von Gott, sein Schicksal in die eigene Hand nehme, verschwände der Glaube an Gott als unnötiges Anhängsel primitiver Zeiten endgültig. Seitdem sind viele Jahre vergangen und weltweit bekennen sich mehr Menschen zu einer Religion oder zu einem Gott als je zuvor. Die Säkularisierungsthese, die davon ausgeht, dass wissenschaftlicher und technischer Fortschritt mehrheitlich zum Atheismus führen, ist längst widerlegt.5 Religion kehrt zurück, und zwar mit Macht. Der Glaube an Gott erlebt rund um den Erdball eine Renaissance, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Selbst religionskritische Intellektuelle nehmen spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die religiöse Zeitenwende wahr. »Als hätte das verblendete Attentat im Innersten der säkularen Gesellschaft eine religiöse Saite in Schwingung versetzt«, resümiert der Soziologe Jürgen Habermas.6 Wenngleich der 11. September als formale Geburtsstunde des politreligiösen Jahrhunderts angesehen werden kann, begann die religiöse Zeitenwende schon Jahre zuvor. Bereits die humanitären Katastrophen des Faschismus und Kommunismus hatten den atheistischen Marsch in die Moderne ethisch entkleidet und die religiöse Saite neu zum Schwingen gebracht. Die entgöttlichten Ideologien haben mit ihren Massakern ihre moralische Integrität verloren und selbst den Säkularisationsprozess beendet. Der Verleger und Historiker Wolfram Weimer mit den Worten: »Das 20. Jahrhundert war theologisch gesehen eines der gottlosesten der Menschheitsgeschichte. Politisch gesehen wurde es auch deswegen zur humanitären Katastrophe. Die großen ideologischen Ersatzreligionen haben aus der Heimat aller modernen Kultur, aus dem guten, alten Europa, die grausame neue Hölle gemacht – und es damit verraten […] Die Katastrophe des 20. Jahrhunderts hat die Sehnsucht nach einer religiösen Unbedingtheit zurückkehren lassen. Die theologiefreie Zone der Weltgeschichte ist implodiert. Lange vor dem 11. September ist das Pendel Gottes zurückgeschlagen. So wurde auch der moderne Islamismus erst geboren, als Europa geistig und moralisch Bankrott erlitten hatte. Das weltanschauliche Vakuum, das die europäische Kultur hinterließ, saugte die politisierte Religiosität an wie eine Unterdruckkammer die Luft.«7 Revitalisierung des christlichen Glaubens Weltweit gesehen ist das Christentum eine der am schnellsten wachsenden religiösen Weltanschauungen. Nicht aufgezwungen, sondern freiwillig...


Stefan Vatter, Dr. theol., geboren 1965 in Göttingen, studierte Theologie in Deutschland und der Schweiz und promovierte zum Thema Korrelation von Kirche und Welt. Als Konferenz-Redner, Autor und Coach ist er im Bereich Führung, Personal und Unternehmensentwicklung international tätig. Er berät Führungskräfte und Verantwortungsträger aus Kirche und Gesellschaft. Sein besonderes Interesse gilt der Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Deutschland und Europa.


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