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E-Book, Deutsch, Band 173, 64 Seiten
Reihe: Dorian Hunter - Horror-Serie
Vandis / Kay Dorian Hunter 173
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7955-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Duell der Schemen
E-Book, Deutsch, Band 173, 64 Seiten
Reihe: Dorian Hunter - Horror-Serie
ISBN: 978-3-7517-7955-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
»He!«, rief Soldan Geauscu alarmiert. »Was ist das denn für ein Knirps? Stehen bleiben, Kleiner! Was suchst du hier?« Donald Chapman gehorchte und blickte den Blutsaugern furchtlos ins Gesicht. Soldan musterte den Puppenmann. »Ich glaube, ich weiß, wer du bist. Rebecca hat von dir erzählt. Chapman ...« Chapman riss die Druckluftpistole aus der Hose und schoss. Der Pflock traf den Vampir aus kurzer Distanz, doch der Puppenmann stellte mit einem kurzen Blick fest, dass er das Herz verfehlt hatte ...
Rebecca ruft in der ehemaligen Zamis-Villa zu einer großen Zusammenkunft der Vampire, mit dem Ziel, Luguri den Schwarzen Thron streitig zu machen. Inzwischen stellt der »Schwarze Engel« in London seinen Artgenossen Nathaniel. Es kommt zum Duell der Schemen ...
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1. Kapitel
»Ein Freak«, verbesserte Coco. »Er ist vor einigen Jahren unvermittelt in Wien aufgetaucht, ohne dass irgendjemand wusste, woher er kam. Er lebt sehr zurückgezogen. Sein Haus hat er magisch abgesichert, um sich vor Übergriffen zu schützen, denn als Freak ist er bekanntlich vogelfrei. Aber er besitzt immer noch einige gute Kontakte in den Reihen der Dämonen, obwohl er verständlicherweise keine Namen nennt. Auch meine Familie hatte ein relativ gutes Verhältnis zu ihm.«
Chapman murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er zweifelte daran, dass der Mann ihnen weiterhelfen konnte.
Wenig später betraten sie das Grundstück, und Coco klingelte an der Tür. Nach einigen Sekunden erklangen Schritte im Flur, und eine dumpfe Stimme ertönte. »Wer da?«
»Grüß dich, Johannes«, erwiderte die ehemalige Hexe, »Ich bin's, Coco.«
Eine Weile geschah nichts, dann erwiderte die Stimme, wie um sich zu vergewissern: »Die Hexe Coco Zamis? Was willst du?«
»Ich habe einige Fragen an dich. Es geht um Rebecca«, antwortete sie.
Die Tür öffnete sich und ein vernarbtes, hässliches Gesicht kam zum Vorschein. Johannes Burgdörfler war von zwergenhafter, scheußlich verwachsener Gestalt, die es ihm schwer machte, sich aufrecht zu bewegen. Es stand außer Zweifel, dass die Dämonen an seinem Anblick schuld waren. Mit schief liegenden Augen musterte er Coco und raunzte sie an: »Du bist nicht allein. Das merke ich sofort. Wer begleitet dich? Ich will es sehen!«
Die ehemalige Hexe deutete mit der rechten Hand auf den Rucksack, unter dessen lockerer Verschnürung nun wie auf Kommando das winzige Gesicht des Puppenmannes zum Vorschein kam. »Darf ich vorstellen, das ist Donald Chapman. Er ist sehr erfahren im Kampf gegen die Dämonen. Don, das ist Johannes Burgdörfler.«
»Erfahren? Dieser Zwerg?«, unkte der Freak. Misstrauen spiegelte sich in seinen Augen.
»Dürfen wir eintreten?«, fragte Coco ungerührt.
»Nur zu, nur zu. Du sagst, dass ich ihm vertrauen kann, also darf er hereinkommen!« Der Verwachsene humpelte zwei Schritte zurück und gab die Tür frei. Augenblicke später überschritt Coco die Schwelle. Sobald sie im Flur standen, nahm sie den Rucksack ab, und der Puppenmann kletterte heraus.
»Fürwahr, ein sonderbarer Anblick! Wer ist schuld an dieser Misere, Herr Chapman? Garstig, unerhört, so eine Winzigkeit!«, meinte Burgdörfler kopfschüttelnd.
»Ein Puppenmacher verkleinerte mich. Ein Bruder Dorian Hunters«, erwiderte Don bereitwillig.
»Ich verstehe. Ich verstehe. Da ist natürlich Hopfen und Malz verloren! Der Bruder ist tot, und der Zauber ist nicht rückgängig zu machen! Schöne Bescherung! Bitte kommt herein und nehmt auf dem Sofa Platz.« Er hastete voraus, und sein Körper schwankte bei jedem Schritt, sodass man unwillkürlich um sein Gleichgewicht fürchtete. Ohne seinen Stock wäre er mit Sicherheit gestürzt.
Coco und Chapman ließen sich auf der Couch nieder, und der Freak setzte sich ihnen gegenüber in einen Sessel.
»Was gibt es, Coco Zamis? Was treibt dich nach Wien?«, fragte er lauernd.
»Wie ich schon sagte, es geht um Rebecca. Sie hat sich sehr verändert, und leider nicht zu ihrem Vorteil.«
»Ich weiß, ich weiß!«, erklärte Burgdörfler ungeduldig und scharrte mit seinen Klumpfüßen auf dem Teppich. »Verändert! Gefrevelt hat sie und Blut getrunken. Das Blut eines Dämons!«
»Was hat sie vor?«, fragte Coco interessiert.
»Sie will kämpfen. Und siegen. Gegen den Herrn der Finsternis. Alle Freaks sind in Aufruhr. Sie will sich mit Luguri duellieren.« Johannes Burgdörfler schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht verstehen.«
»Die Freaks fürchten sich?«, hakte Coco nach. »Weswegen?«
Der Verwachsene rutschte unruhig im Sessel hin und her. »Es wird Blut fließen«, prophezeite er. »Liter um Liter. Die Stadt färbt sich rot, und Freaks werden sterben. Ich bin ihr Wortführer, und ich weiß um ihr Schicksal!«
»Du hast Angst, dass ihr zwischen die Fronten geratet?«, folgerte Coco, und der Freak nickte heftig. »Aus welchem Anlass?«
»Anlass?«, fragte Burgdörfler aufgebracht und schüttelte seinen übergroßen Kopf. »Braucht es einen Anlass? Ich sage, nein! Wien ist die Stadt, in der gekämpft wird, und dort werden die Freaks sterben.«
»Wir hatten gedacht, du könntest uns weiterhelfen«, fuhr Coco mit einem Seitenblick auf Chapman fort.
Burgdörfler erstarrte plötzlich und stierte mit glasigem Blick an die Decke des Zimmers. Dann besann er sich und nickte.
»Ja, weiterhelfen!«, antwortete er hastig. »Deshalb ließen wir euch kommen. Könnt ihr weiterhelfen? – Es wäre so wichtig für uns!«, seufzte er.
»Heißt das, ihr habt uns nach Wien geholt? Mich und Don Chapman?«, fragte Coco. Ihr Verdacht schien sich zu bestätigen. »Hast du uns einen deiner Freunde als Boten geschickt?«
»Ja, ja!«, stimmte Burgdörfler ihr zu. »Ich tat es im Auftrag der anderen Freaks, die sich sorgten ... um die Stadt, um ihr Leben. Als ich von seinem Tod erfuhr, dachte ich schon, alle Mühe sei vergebens gewesen! Ich wollte den Dämonenkiller herbitten, aber ich sehe ihn nicht. Wo ist der Dämonenkiller Dorian Hunter?«
Coco ignorierte seine Frage. »Du hast uns also auch den Zeitungsartikel nach London geschickt?«
Der Verwachsene nickte. »Wo ist der Dämonenkiller? Er ist nicht nach Wien gekommen?«, wiederholte er besorgt. Das Schicksal des toten Freaks schien ihn nicht sehr zu bedrücken. Aber auch unter ehemaligen Dämonen herrschen immer noch andere Moralvorstellungen als unter Menschen.
»Er ist hier«, gab sie beruhigend zur Antwort. »Aber er untersucht den Fall von einer anderen Seite. Warum habt ihr euch nicht offen zu erkennen gegeben? Vielleicht wären wir jetzt schon weiter.«
Aber der Freak schüttelte nur heftig den Kopf. »Nein, niemals! Nicht zu erkennen geben! Das wäre falsch. Was ist, wenn Luguri ahnt, dass wir euch riefen? Zu erkennen geben? Nein, niemals!«
Der Puppenmann bemerkte erstaunt, wie der Freak am ganzen Leib zu zittern begonnen hatte.
»Ich mag dir nicht recht glauben, Johannes!«, entgegnete Coco, und Burgdörfler nahm ihren Einwand mit sichtlichem Unbehagen zur Kenntnis.
»Nicht glauben?«, fragte er, und suchte seine Verlegenheit hinter gespielter Empörung zu verbergen.
Die ehemalige Hexe nickte. »Luguri hat euch meines Wissens Rehabilitierung versprochen. Für den Fall, dass ihr seine Ziele in besonderer Weise unterstützt. Ich weiß nur zu gut, wie viele von euch davon träumen, eines Tages wieder in die Schwarze Familie eingegliedert zu werden, und ...«
»Nein, nein!«, rief Burgdörfler dazwischen, »niemals würden wir so etwas wünschen!«
»Vielleicht nicht alle, aber doch die meisten. Gib es zu, Johannes. Luguri hat euch mit seinem Angebot am Haken, ist es nicht so?«
Der Freak druckste eine Weile unglücklich herum. Unruhig wischte er sich mit seinen verformten Fingern den Schweiß von der hohen Stirn.
»Es ist nicht ganz so, wie du sagst, Coco Zamis«, sagte er vorsichtig, »obwohl es viele von uns gibt, die sich dem Erzdämon anbiedern. Sie wollen ihr Leben zurück, ihr früheres Leben! – Aber ach, ich weiß, dass sie es nicht bekommen werden. Noch nie wurde ein Freak zurückverwandelt.«
Da hatte er zweifellos recht. Im Grunde konnte man nur Mitleid mit diesen Geschöpfen haben. Von den Menschen aufgrund ihres scheußlichen Aussehens nicht akzeptiert, hatten sie doch all ihre magischen Fähigkeiten verloren, was es ihnen unmöglich machte, gegen die Dämonen, die sie ausgestoßen hatten, vorzugehen.
»Die Freaks von Wien sind gespalten«, gab Burgdörfler nun unumwunden zu. »Die meisten laufen Luguri hinterher und bemühen sich, ihm zu Diensten zu sein, aber eine Minderheit ...« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »... eine Minderheit weiß, wohin das führen wird, jawohl! Nichts wird passieren, und die Freaks werden Freaks bleiben bis an ihr Lebensende! Deshalb wollen wir – ich wie viele andere – nur in Frieden leben. In unserer eigenen Stadt. In unserem Heim. Ohne die Dämonen, die es verwüsten. Wir wollen nicht benutzt werden, um ihre Schlachten zu schlagen. Wir wollen uns wehren, doch wir sind zu schwach. Deshalb müssen wir zur List greifen. Es gibt Informationen ... brisante Informationen«, flüsterte der Freak und rollte unfreiwillig komisch mit den Augen, sodass Chapman beinah in wohlwollendes Gelächter ausgebrochen wäre.
»Rebecca ist stark«, fuhr Burgdörfler unbeirrt fort, »aber das war nicht immer so.«
»Was plant sie?«, wurde er von Coco unterbrochen, die keine Lust hatte, sich das Geschwafel des Freaks noch länger anzuhören.
»Plant? Was sie...