Vance | Die Entschädigung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Piper Spannungsvoll

Vance Die Entschädigung

Thriller
15001. Auflage 2015
ISBN: 978-3-492-98224-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Piper Spannungsvoll

ISBN: 978-3-492-98224-5
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Peter Tyle hat Erfolg an der Wallstreet und Glück in der Liebe. Doch alles bricht über ihm zusammen, als seine Frau ermordet und er zum Hauptverdächtigen wird. Auf der Suche nach dem Mörder findet er sich in Moskau wieder, zwischen den Fronten von Pharmakonzernen und der russischen Mafia. Viel Zeit hat er nicht. Die Polizei ist ihm dicht auf den Fersen.

Lee Vance studierte in Harvard und arbeitete lange Jahre für Goldman Sachs, eine der ältesten und angesehensten Investmentbanken der Welt. Er lebt mit seiner Familie in New York.

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2
»Eine Sekunde«, sage ich ein paar Stunden später, parke das Gespräch und drücke auf den blinkenden Knopf meiner Gegensprechanlage. »Was gibt’s?« »Josh auf der anderen Leitung«, sagt Keisha. »Übernimm bitte das Gespräch auf Leitung eins und sag Kenny, dass ich ihn zurückrufe. Und Tigger soll in mein Büro kommen.« »Die Pizza hat mit Trinkgeld dreihundertzwanzig Dollar gekostet. Ich hab es auf deine Visakarte buchen lassen.« »Danke.« Ich bin günstig davongekommen. Wenn Tigger verloren hätte, hätte ich Keisha beauftragt, für alle Sushi zu bestellen. Ich nehme das Gespräch auf meiner zweiten Leitung an und lasse wieder das »Ich stelle Sie jetzt zu Josh durch«-Ritual über mich ergehen. »Peter«, sagt Josh. »Sind Sie im Bilde über einen Verein namens Fondation L’Etoile?« Er klingt ganz geschäftsmäßig, was ein gutes Zeichen ist. Aufpassen muss man, wenn er sich geplagt und besorgt gibt. »Vage.« »Sie werden in unserem System als sein Ansprechpartner geführt.« »L’Etoile ist eine wohltätige Stiftung. Ein Freund von mir sitzt im Vorstand. Er hat gesagt, er wolle eventuell einige Cash Bonds handeln. Also habe ich die Kreditabteilung damit beauftragt. Gibt es ein Problem?« »Nein. Aber aus irgendeinem Grund interessiert sich William Turndale für den Laden. Deshalb hat er angerufen. Ich würde gern alles wissen, was wir ihm sagen können.« Tigger kommt herein, und ich zeige auf meinen Hörer und forme mit den Lippen Joshs Namen. Stirnrunzelnd hockt er sich auf meine Sofakante. »Wie hat William erfahren, dass wir Geschäfte mit L’Etoile machen?«, frage ich. »Einer seiner Trader hat sich in seinem Auftrag umgehört.« Ich nehme mir vor herauszufinden, welcher von meinen Leuten die Klappe nicht halten konnte. »Ich dachte, es wäre Politik unserer Firma, nicht mit Kunden über andere Kunden zu sprechen.« Einen Moment lang kaut Josh auf dieser unterschwelligen Kritik herum. »Ich nehme kaum an, dass William uns bittet, vertrauliche Informationen preiszugeben«, erwidert er steif. »Es spielt im Grunde auch keine Rolle«, sage ich. Er hat mich schon verstanden. »Mein Freund im Vorstand von L’Etoile arbeitet für Turndale. Andrej Zhilina. Wenn William irgendwelche Fragen hat, sollte er besser direkt mit Andrej sprechen.« »Zhilina?«, wiederholt Josh. »Ist er mit Katja verwandt?« »Er ist ihr Bruder und leitet Turndales Büro in Moskau. Vor zwanzig Jahren hat er auch hier gearbeitet. Wir waren beide Analysten.« Mir kommt der Gedanke, dass Williams Anruf bei Josh mir vielleicht ganz gelegen kommt, weil er mir einen Vorwand liefert, Kontakt zu Andrej aufzunehmen. Seit meinem Streit mit Katja vor einigen Wochen habe ich nicht den Mut aufgebracht, ihn anzurufen, weil ich nicht weiß, was sie ihm vielleicht erzählt und wie er darauf reagiert hat. Katja als Freundin zu verlieren war schon schmerzhaft genug; aber jetzt auch noch Andrej, das wäre verheerend. »Sagen Sie«, setzt Josh an und stockt. Im Hintergrund sagt seine Sekretärin etwas, das ich nicht verstehen kann. Sie klingt aufgeregt. »Einen Moment …« Joshs Stimme verliert sich. Die Verbindung wird gehalten, in meinem Kopf wirbelt die Stimme seiner Sekretärin, und ich versuche, ihre Worte zu verstehen. Ich könnte schwören, dass sie meinen Namen gesagt hat. Eine halbe Minute vergeht, in der mich eine vage Vorahnung beschleicht. Tigger zieht fragend eine Braue hoch. »Er spricht mit irgendjemandem«, sage ich. »Staatsangelegenheiten vermutlich.« Tigger grinst. Nach einem lauten Klicken ist Josh wieder in der Leitung. »Etwas ist dazwischengekommen«, stammelt er hastig. »Ich muss jetzt Schluss machen.« »Ist alles in Ordnung?« »Es tut mir leid«, stammelt er. »Es tut mir wirklich sehr leid.« Dann ist die Verbindung beendet. Ich starre verwundert auf den Telefonhörer und werfe ihn mit wachsender Beklommenheit auf meinen Schreibtisch. »Was war denn das?«, fragt Tigger. »Keine Ahnung. Josh hat mich angerufen, um mir zu erzählen, dass Turndale sich nach einem Kunden erkundigt hat, den ich im letzten Jahr akquiriert habe. Dann wurde er von seiner Sekretärin unterbrochen und hat sich anschließend so hektisch verabschiedet, als ob seine Hose Feuer gefangen hätte.« »Wahrscheinlich hat irgendein Journalist seinen Namen falsch geschrieben.« Ich lächle mechanisch, während ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf dem Trading Floor wahrnehme. Eve Lemonde geht in Begleitung eines Mannes und einer Frau, die ich noch nie gesehen habe, auf Keishas Schreibtisch zu. Der Mann sieht aus wie ein Maurer, der sich für den Besuch bei seiner Bank schick gemacht hat, die Frau, als würde sie die Hauptrolle in einer Studentenaufführung spielen. Als die drei näher kommen, blickt Keisha auf. »Peter?«, fragt Tigger. Ich mache ihm ein Zeichen, still zu sein, und verfolge weiter das Geschehen. Nachdem Keisha einen Moment lang zugehört hat, wendet sie sich mit einem Gesichtsausdruck in meine Richtung, der mir wie ein Dolch ins Herz sticht. »Was ist los?«, fragt Tigger. »Ich weiß nicht«, sage ich voller Angst, dass ich es vielleicht doch weiß. Ich habe diesen Moment mit fünfzehn schon einmal durchlebt. Die Zeit fließt zäh wie Sirup, als Keisha die anderen zu meinem Büro führt und vor der Tür stehen bleibt, so dass ich die goldenen Dienstmarken an den Gürteln der Fremden erkennen kann, dazu die Tränen, die Keishas Mascara zerfließen lassen, und Eves routiniert mitleidsvollen Blick. Sie betreten mein Büro und berichten mir, was geschehen ist. Mein Blickfeld flackert und verschwimmt wie ein Video mit niedriger Bandbreite. Keisha ist ein unscharfer gelber Flecken vor der Tür; die beiden Polizisten zappeln verlegen auf den Stühlen vor meinem Schreibtisch; Eve verschwindet, taucht wieder auf und wuselt herum wie ein diensteifriger Beamter. Tigger steht neben mir und fasst mit tränenüberströmtem Gesicht meine Hand. Ich setze mich so aufrecht wie möglich hinter meinen Schreibtisch, halte die Nachricht auf Distanz und versuche, die Fassung zu wahren. Worte dringen durch das Rauschen in meinem Kopf wie das Signal eines Radiosenders, das, von Gewitterwolken über Land geweht, nur fetzenweise zu empfangen ist. »Mr Tyler«, sagt der Polizist. Eve hat ihn vorgestellt, aber ich habe seinen Namen nicht mitbekommen. »Bei einer Mordermittlung ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich handeln. Deshalb müssen Sie uns einige Fragen beantworten.« Ich nicke und versuche, mich auf sein Gesicht zu konzentrieren. Er sieht aus wie eine Kröte mit einem blassen Doppelkinn, das aus seinem Hemdkragen quillt, und dunklen, zusammengekniffenen Augen. »Zunächst haben wir vermutet, dass Ihre Frau einfach Pech hatte. Sie hat einen Einbrecher in Ihrer Garage überrascht, der sie mit einem Gegenstand aus Metall wie einem Stemmeisen niedergeschlagen hat. Aber ein paar Details passen nicht zusammen. Ihre Handtasche und ihr Portemonnaie waren noch da, und als sie am Boden lag, hat man ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen. Es könnte also jemand gewesen sein, der sie kannte. Fällt Ihnen jemand ein, der ihr vielleicht etwas antun wollte?« »Nein«, stoße ich hervor, das Bild von Jenna, die blutüberströmt am Boden liegt, flackernd vor meinen Augen. »Vielleicht ein alter Liebhaber? Jemand, der in sie verknallt war?« »Nicht dass ich wüsste.« »Verstehe.« Er zieht einen Stift, einen kleinen Spiralblock und eine schlanke schwarze Lesebrille aus seinen Anzugtaschen. Er setzt die Brille auf und beginnt, mit angefeuchtetem Daumen die Seiten des Blocks umzublättern. »Die Nachbarin hat gesagt, dass Ihre Frau ehrenamtlich aktiv war. Um was für eine Arbeit handelte es sich dabei?« Ich mache den Mund auf, bringe es jedoch nicht über mich, eine Antwort zu formulieren, die von Jenna in der Vergangenheitsform spricht. Vor mir tut sich unerwartet ein Abgrund auf, und ich greife schwindelnd nach der Tischkante. »Jenna war Anwältin«, sagt Tigger mit erstickter Stimme. »Pro bono. In den letzten Jahren hat sie Vollzeit an einer Klage gegen den Staat New York wegen Unterfinanzierung städtischer Schulen gearbeitet.« »Pro was?«, fragt der Polizist, während er sich Notizen macht. »Bono«, antwortet seine Partnerin. »B-o-n-o. Sie hat umsonst gearbeitet.« Der Polizist fährt mit dem ganzen Oberkörper herum, um sie mit angewiderter Miene anzustarren. »Detective Tilling studiert Jura«, höhnt er. »Als ob die Welt noch einen Rechtsverdreher brauchen würde …« Er verstummt plötzlich. Tiggers Griff wird fester. »Wenn Sie noch Fragen haben, stellen Sie sie«, sagt er wütend. »Nur noch ein paar Kleinigkeiten«, sagt der Polizist, richtet sich auf seinem Stuhl auf und sieht...


Vance, Lee
Lee Vance studierte in Harvard und arbeitete lange Jahre für Goldman Sachs, eine der ältesten und angesehensten Investmentbanken der Welt. Er lebt mit seiner Familie in New York.



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