Ury | Die schönsten Schulgeschichten für Mädchen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 3485 Seiten

Ury Die schönsten Schulgeschichten für Mädchen

Nesthäkchen, Huschelchen, Elses erstes Konzert, Erikas Weihnachtspuppe, Das Komödiantengretl, Jungfer Rührmichnichtan, Eine kleine Heldin, Goldhänschen, Lotte Naseweis, Lieschen Vogelscheuche und mehr

E-Book, Deutsch, 3485 Seiten

ISBN: 978-80-268-6933-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Die schönsten Schulgeschichten für Mädchen' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Inhalt: Huschelchen Elses erstes Konzert Erikas Weihnachtspuppe Das Komödiantengretl Jungfer Rührmichnichtan Eine kleine Heldin Lieschen Vogelscheuche Das neue Fräulein Das Lieserl von der Alm Fräulein Angstmeier Tante Wischen Die Letzte Lotte Naseweis Eva, das Kriegskind Goldhänschen Die kleine Samariterin Die beste Freundin Fräulein Professor Kornblumentag Die Leseratte Ilses erster Kriegsgeburstag Jungfer Fürwitz Nesthäkchen und ihre Puppen Nesthäkchens erstes Schuljahr Nesthäkchen im Kinderheim Nesthäkchen und der Weltkrieg Nesthäkchens Backfischzeit Nesthäkchen fliegt aus dem Nest Nesthäkchen und ihre Küken Nesthäkchens Jüngste Nesthäkchen und ihre Enkel Nesthäkchen im weißen Haar Professors Zwillinge-Reihe Bubi und Mädi In der Waldschule In Italien Im Sternenhaus Von der Schulbank ins Leben Studierte Mädel von heute Baumeisters Rangen Kommerzienrats Olly Das graue Haus Else Ury (1877-1943) war eine beliebte deutsche Schriftstellerin und Kinderbuchautorin. Urys Schaffen beschränkt sich auf Prosa: Kinder- und Jugendgeschichten und -romane. Die Abenteuer, die Else Ury ihre Helden in ihren Erzählungen erleben lässt, haben häufig eine für den Leser sehr erheiternde Seite.
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Elses erstes Konzert
Inhaltsverzeichnis »Mutter, wir machen eine Aufführung, alle Schulkinder aus jeder Volksschule sollen mitsingen, im ganzen zweitausend! Und ich darf sogar beim Sologesang mitwirken!« Mit heißen Wangen stürmte die zwölfjährige Else in das kleine Dachstübchen, in dem die Nähmaschine von morgens bis abends rasselte. Die Mutter hob das versorgte Gesicht von der Arbeit. »Setz die Kartoffeln ans Feuer, Kind, und schau mal nach den Buben, die raufen sich heute den lieben langen Tag schon wieder drunten auf der Gasse. Ja, wenn die Vaterhand fehlt!« – sie nickte bekümmert vor sich hin. Else, um deren frischen Mund es noch eben wie Enttäuschung gezuckt hatte, daß die Mutter an der die ganze Schule in Aufregung versetzenden Neuigkeit so wenig Anteil nahm, tat schnell und geschickt nach ihrem Geheiß. Sie wußte als Älteste, was für ein Sorgenpäcklein die Mutter jahrein, jahraus fast klaglos auf ihren zarten Schultern schleppte. Es war nicht leicht, mit Mäntelnähen vier hungrige Mäulchen sattzumachen. Die Stiefel und Höschen der wilden Buben bedurften auch ständig der ausbessernden Hand. Ordentlich und sauber sollten ihre vier gehen, darauf hielt Frau Reinhardt, wenn sie auch nur eine arme Witwe war. Da rasselte denn die fleißige Nähmaschine oft schon an dunklen Wintermorgen beim Zitterschein der kleinen Petroleumlampe, wenn die Kinder noch in festem, traumlosem Jugendschlaf lagen. Nur Else, Mutters rechte Hand, erhob sich dann manchmal schlaftrunken von ihrem Lager, schlich sich zum Herd und stellte ein Töpfchen Kaffee in die noch vom Abend gehaltene Kohlenglut, daß die arme Mutter doch einen Schluck Warmes bekam. Und wenn sie dann wieder im molligen Bett lag, dachte sie wohl, während ihre Gedanken schon mit dem eintönigen Geräusch der Nähmaschine ins Land der Träume hinüberirrten: »Ach, wäre ich doch erst groß und könnte auch was verdienen, daß sich mein Mutterchen nicht mehr so arg zu plagen brauchte!« Wie sie es wohl möglich machen könnte, ebenfalls etwas zum Lebensunterhalt beizusteuern, nahm auch im Wachen Elses Gedanken oft in Anspruch. Denn sie war über ihre Jahre verständig. Aber was sie der Mutter auch vorschlug, Gebäck-, Milch- oder Zeitungsaustragen, eine Laufmädchen- oder Kindermädelstelle für den Nachmittag, Mutter wollte davon nichts hören. Nein, ihre Else, ihr hübsches, blondes Mädel, sollte nicht in den Jahren des Wachstums durch zu schwere Arbeit verkümmern. Lieber plagte sie sich selbst noch mehr. Ein Mädel von zwölf Jahren braucht ausreichend Schlaf, den wollte selbstlose Mutterliebe ihrem Kinde nicht verkürzen. Und eine Nachmittagsstelle – sicher würden die Schularbeiten darunter leiden! Sie war doch zu stolz darauf, daß ihre Else durch alle Klassen hindurch die Erste war, das begabte Mädel sollte es mal später im Leben bester haben als ihre Mutter! So blieb es denn bei Elses Wunsch: »Ach, wäre ich doch erst groß!« Aber sie versäumte mit Gedanken, die in die Zukunft schweiften, nicht die Gegenwart. Da regte sie vorläufig mal im Hause die fleißigen Hände. Jede Arbeit nahm sie der Mutter geschickt ab. Morgens, ehe sie in die Schule ging, hatte sie schon mehr getan als die meisten anderen Mädchen den ganzen Tag über. Sie bürstete Zeug und Stiefel, sie wusch die Kleinen und kleidete sie an. Und während sie lustig mit dem Besen den Staub aus den Ecken kehrte, lauschte sie auf das Summen des Kaffeewassers, das die kleine Köchin rief. Ja, oft summten ihre frischen Lippen selbst ein Lied mit dem Wasserkessel um die Wette. Heute war sie ganz besonders zum Singen aufgelegt. Während sie die vielen Stiegen hinabsprang, schmetterte sie mit heller Stimme eins der Lieder, die sie in der Schule zu der bevorstehenden Aufführung einübten. Da ließ manch einer der Hausbewohner lauschend die Arbeit bei den jungen, glockenreinen Tönen sinken und schmunzelte: »Potztausend, Reinhardts Else – ja, so kann's keine!« Else aber war indessen in den engen, winkligen Hof gesaust, wo die Kinder paarweise um einen Leierkastenmann nach den Klängen »Sancta Lucia« herumtanzten. Ein kleines Mädchen, nicht größer als Else, begleitete das Gedudel des Vaters mit schriller Kinderstimme. Elses musikalisches Ohr berührten die scharfen Töne geradezu schmerzhaft. Und trotzdem stand sie wie gebannt. Aus den Fenstern ringsum flogen allenthalben in Zeitungspapier gewickelte Geldstücke, die das kleine Leierkastenmädchen mit einem Dankesknicks jedesmal aufhob und in die Büchse warf. Das war etwas, was sie auch konnte! Ja, viel schöner konnte sie noch singen als das fremde Mädchen. Hatte der Musiklehrer sie nicht heute erst die gesangliche Stütze der ganzen Klasse genannt? Mindestens zehnmal hatte sich das kleine Mädchen nach den Nickelstücken gebückt, denn es wohnten viele Leute in dem großen Mietshause. Oh, wieviel Geld konnte man verdienen, wenn man von Hof zu Hof herumzog! Es schwindelte Else förmlich bei dieser Aussicht. Dann sollte es ihr Mutterchen mal gut haben! Eine warme Winterjacke wollte sie ihr kaufen und dem Rudi feste Stiefel. Paul und Peter brauchten auch neue Sonntagshosen ... Herrgott, sie sollte die Buben ja suchen, das hatte Else über ihre herrlichen Pläne vollständig vergessen! Im Hof waren sie nicht, die Rangen, da trieben sie sich sicher auf der Straße umher. Richtig – aus den langen, schwarzen Gasröhren, welche Arbeiter hier aufgestapelt, lugte ein bekanntes rot und blau geringeltes Bein hervor. Das gehörte sicher zu Peter. Else zog kraftvoll daran, und bald hatte sie den kleinen, vierjährigen Burschen ans Tageslicht befördert. Auch sein Zwillingsbrüder Paul wurde auf ähnliche Weise aus einer zweiten schwarzen Gasröhre hervorgezogen, welche die kleinen Kerle beim Spiel als ihre Höhlen benutzten. Rudi aber, der Abcschütz, war nirgends zu finden. Bis der Schwester scharfes Auge ihn schließlich hoch oben auf einem Laternenpfahl entdeckte, an dem er seine Kletterübungen machte. Die Schulhosen sahen lustig aus. Sie bestanden fast nur noch aus Löchern. Da hatte die arme Mutter wieder für den Wildfang zu sticheln. Endlich saß das vierblättrige Kleeblatt um den sauber gescheuerten Holztisch im Dachstübchen. Die Kartoffeln dampften und schmeckten den hungrigen Kleinen so gut wie der schönste Braten. »Mutterchen, ich weiß, wie ich dir helfen kann, Geld zu verdienen,« begann Else und wurde abwechselnd rot und blaß vor Aufregung. Die Mutter sah lächelnd auf ihr Mädel, das in rührender Weise bemüht war, ihr die Arbeitsbürde zu erleichtern. »Nun, Kind, was hast du heute wieder ausgeheckt?« »Ich geh' singen, Mutter, ich kann es besser als das kleine Leierkastenmädchen vorhin. Ich nehme meine Zither mit. Mutterchen, die von Vater, auf der ich fast jedes Lied spielen kann. In allen Häusern sing' ich, und wenn ich dann abends heimkomme, sollst sehen, Mütterchen, wieviel Geld ich verdient habe!« Elses Augen leuchteten. »Verdient – erbettelt meinst du wohl! Mein Gott, ist es so weit mit uns gekommen, daß mein Kind um Almosen singen muß?!« Die Mutter schlug in jähem Schmerzensausbruch die Hände vor das Gesicht. Das hatte Else nicht erwartet. Sie hatte wohl, wie schon öfters, Einwände gefürchtet, aber dieser Jammer der Mutter erschreckte sie aufs tiefste. Beide Arme schlang sie, selbst mit den Tränen kämpfend, um die Weinende. »Mutter – Mutterchen, sei nicht traurig, ich will ja ganz gewiß nicht mehr davon sprechen, wenn es dich kränkt!« bat sie zärtlich, während die Kleinen mit erstaunten Augen auf die große Schwester blickten. War sie unartig gewesen? Es wurde kein Wort mehr über Elses Absicht gewechselt. Die Mutter ging wieder an ihre Nähmaschine und ihr Töchterchen an den Mittagsaufwasch. Auch Elses Gedanken kehrten kaum noch zu jenem Luftschloß zurück. Die wanderten jetzt andere Wege. In der Schule wurde von nichts anderem mehr gesprochen als von dem bevorstehenden Kinderkonzert. Zu wohltätigen Zwecken fand es statt, in erster Linie sollte der Erlös armen Kindern zugute kommen. Eine Hauptfrage bestand darin: »Was ziehst du an?« Jedes Kind wollte sich so schön als nur irgend möglich machen, die meisten hatten weiße Sommerkleider. Else stand vor dem kleinen Garderobenschrank und musterte ihr Sonntagskleidchen. Sie hatte für Winter und Sommer dasselbe. Rot kariert war es, Mutter hatte es vor vier Jahren selbst genäht. Inzwischen war die Else tüchtig in die Höhe geschossen, und auch das Rotkarierte hatte einen breiten schwarzen Streifen als Ansatz erhalten müssen. Das war es aber nicht allein, was schwere Sorgenfalten auf die weiße Kinderstirn rief. Auch andersfarbige Ärmel hatte es bekommen, da kein Stoff mehr zum Ausbessern gewesen. Und nun hing von jeder Seite ein schwarzer Ärmel wie ein düsterer Tintenklecks hernieder. Ach, würden die spottlustigen Kameradinnen lachen, wenn sie in dem bunten Stieglitzkleid erschien! War es nicht besser, sie trat lieber ganz von der Aufführung zurück? Doch was würde Herr Schmidt, der Gesanglehrer, dazu sagen? Und der Chordirigent, der sie heute, wo schon viele Schulen zusammen geübt hatten, ganz nach vorn geholt hatte, weil ihre Stimme besonders schön geklungen? Nein – nein – sie konnte nicht darauf verzichten, mitzusingen! Der Lehrer hatte gesagt, das sei eine Erinnerung für das ganze Leben. Auch der kaiserliche Hof wurde erwartet, vor dem Kaiser und der Kaiserin sollten sie singen – da mußte sie dabei sein! Aber in dem alten Kleide? Die Solosängerinnen putzten sich bestimmt alle mit...


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