Zwölf Prinzipien, die festgefahrene Situationen in Bewegung bringen
E-Book, Deutsch, 104 Seiten
ISBN: 978-3-947502-39-4
Verlag: ZKS Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Christian Uebele, Motopäde/Mototherapeut und Sportlehrer. Leiter des Institut Uebele, Erfinder der Lösungsuhr und des Konzeptes der Erlebbaren Ana-tomie. Schwerpunkte: Präventionsprojekte in Kitas, Integrationshilfen, Beratung, Dozent in Deutschland und in der Schweiz. Bis 2009 leitender Spezialtherapeut am Psychotherapeutischen Zentrum, Kitzberg-Klinik, Bad Mergentheim.
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2. Die Lösungsuhr® in der Praxis
Um in die Anwendung der Lösungsuhr® einzuführen, geben wir zunächst einen kleinen, recht persönlichen Einstieg in ihre Entstehungsgeschichte. Denn wenn man versteht, dass dieses Tool nicht von Anfang an so da war, sondern sich auf organische Weise entwickelt hat, fällt es sicherlich leichter, es zu benutzen. Seine Eigenarten scheinen auf diese Weise (zusammen mit den Eigenarten der beiden Autoren) zwischen den Zeilen hindurch und werden transparent. 2.1. Entstehungsgeschichte
Die Lösungsuhr® entwickelte sich über mehr als 10 Jahre hinweg, in meiner (Christian Uebele) Tätigkeit als Referent. Hauptsächlich entwickelte ich sie zu Inhalten über psychomotorische Lösungsansätze in der Arbeit mit Kindern, die spezielle und für Pädagoginnen und Pädagogen herausfordernde Themen in ihrer Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Verhaltensentwicklung zeigten. Ursprünglich wollte ich nur ein Fazit aufschreiben, eine Zusammenfassung meiner Fortbildung für die Praxis, sozusagen eine konkrete Brücke des Seminars in den Alltag. Praktisch betrachtet fasst die Lösungsuhr® die bewährten Lösungswege aus meinen 30 Berufsjahren in Pädagogik und Therapie zusammen. Es reifte außerdem die Idee, die Lösungen in Bewegung, im Tun zu begreifen. Als Motopäde koppelte ich den Lerninhalt deshalb mit Bewegung. Die Lösungen lagen nun sprichwörtlich auf dem Boden und man konnte zu ihnen hin gehen und auch hin spüren, ob sie passen. Aus Worten wurde schließlich ein Tool. Da sich in der Praxis zeigte, dass noch zwei Lösungsansätze fehlten, sind es heute zwölf Lösungsprinzipien. So kam ich zu der Idee, den Begriff Lösungsuhr® zu verwenden: zwölf Lösungen, zwölf Stunden. Ein Thema bei Menschen, die keine Lösungen für konkrete Probleme finden können und die sich gewissermaßen im Kreis drehen, ist es häufig, dass sie sich nicht auf die Lösung fokussieren. Sie lösen dann alles ein wenig und nichts so richtig. So bleiben die Probleme oft bestehen. Die Lösungsuhr® fordert dazu auf, sich für zwei Lösungswege (Stunden) zu entscheiden. Es ist auch möglich, das hat die Praxis gezeigt, einen „Sekundenzeiger“ mit einzubauen, also mit drei Lösungsansätzen in den Alltag zu gehen. Besonders zielführend ist es auch, auf die Verbindungen bzw. Kreuzungen der Lösungen zu achten. Die einzelnen Impulse standen auf der allerersten, handgefertigten Variante auf schlichten Kuchendeckeln. Sie waren aufgezeichnet mit Symbolen und zusätzlich mit Worten. Nun sind auf der Vorderseite der Uhrzeit-Scheiben nur noch die Symbole sichtbar, in der Absicht, sich zunächst vom impliziten Erleben her führen zu lassen. Wenn man die Scheiben umdreht, kommt auch die Sprache, in Form von kurzen, eingängigen Lösungsprinzipien, hinzu. Die Notwendigkeit von solch prägnanten Formulierungen wurde mir (Tony Hofmann) bewusst, als ich mich im Rahmen meiner Dissertation mit gelingender Kommunikation befasste. Es kommt fürs Gelingen ganz darauf an, bei der Ausformulierung von Handlungsprinzipien eine bestimmte Art von Sprache zu verwenden, die Türen öffnet und es allen relevanten Beteiligten eines Systems ermöglicht, konkreativ „nach vorne zu gehen“. Wendet man diese Kriterien im Einsatz der Lösungsuhr® an, so ergibt sich eine konkrete gedankliche Lösungsrichtung. In diesem Buch werden alle Prinzipien detailliert erklärt. Auch gute Fragen, die dem Tool auf Kärtchen zur Vertiefung beiliegen, können dabei helfen, die konkrete Problemsituation zu reflektieren, die eigene Kreativität anzuregen und auf diese Weise stimmige Lösungsansätze zu generieren. Bei diesen Jokerkärtchen kommen meine (Tony Hofmann) Erfahrungen zu Gute, die ich zusammen mit meiner Kollegin Evelyn Fendler-Lee bei der Entwicklung eines anderen Tools gesammelt habe: Thetaland™ - The game of Inquiry. Die Sinn-Bilder®, die im ersten Schritt der Lösungsarbeit zum Benennen der Situation eingesetzt werden (siehe Abschnitt „Methode“), entstanden im Laufe von 20 Jahren, in denen ich (Tony Hofmann) in einem sehr persönlichen künstlerischen Prozess nach eigenen Ausdrucksformen im Medium der Fotografie gesucht habe. Mein Archiv umfasst mittlerweile mehr als 70.000 Aufnahmen. Aus diesem Fundus wurden für die Sinn-Bilder® eine bestimmte Art von Motiven ausgewählt – nämlich solche, die besonders gut metaphorisch interpretierbar sind. Das bedeutet: Sie sind offen für das gefühlsmäßige Erleben und zugleich konkret genug für sprachliche Beschreibungen. Sinn-Bilder® sind überall da einsetzbar, wo ein Mensch etwas subjektiv Bedeutsames schon spürt oder ahnt, aber bisher noch nicht ausdrücken kann. Sie finden, auch unabhängig von der Lösungsuhr®, Anwendung in Psychotherapie, Beratung und Coaching sowie in Bildungskontexten. Im Hintergrund der Lösungs-Methode, die wir in diesem Buch vorstellen, stehen außerdem etwa 15 Jahre fachliche Beschäftigung mit der Frage, wie ein hilfreicher Umgang mit schwierigen und komplexen Situationen aussehen kann. In meiner Promotion habe ich (Tony Hofmann) mich sehr ausführlich damit auseinandergesetzt, wie in komplexen und unüberschaubaren Situationen soziales Miteinander gelingen kann. Wie können wir im „Chaos“ einer unüberschaubaren Situation so kommunizieren, dass wir einander wirklich verstehen? Ich halte es gerade dann, wenn es unüberschaubar und chaotisch wird, für wichtiger denn je, sich zentrieren zu können. Innehalten schafft Autonomie! Es ist dafür notwendig, sich selbst (den eigenen inneren Regungen) und auch einander wirklich zuzuhören. Als Diplom-Psychologe bin ich außerdem Fachmann für den Umgang mit emotional aufgeladenen Prozessen. Die Psychologie der menschlichen Emotionen faszinierte mich schon im Studium und ich habe mich seither auch weiterhin ausführlich damit beschäftigt. Die „Gene“ all dieser gedanklichen Vorarbeiten fließen in die Arbeit mit der Lösungsuhr® ein. Sie ist für uns beide so etwas, wie „der nächste logische Schritt“, der sich ganz organisch aus dem ergibt, was wir bisher beruflich gemacht haben. Die Lösungsuhr® in der jetzigen Form entwickelte sich in zwei Jahren intensiven gedanklichen Austauschs zwischen uns beiden, Christian Uebele und Tony Hofmann. Wir haben dabei auch „Testdurchläufe“ mit Personen gemacht, die sich in der Praxis in echten Problemsituationen befanden. Die Lösungsuhr® mit ihrer Methodik hat sich dabei meistens gut bewährt und überall da, wo es noch schwierig war, haben wir sie schrittweise verbessert. Das Buch, das Sie heute in Händen halten, hat also schon einen langen Weg hinter sich und stellt ein „Best-of “ dar, eine Essenz, die unserer Erfahrung nach hervorragend funktioniert und auf die wir, das geben wir gerne zu, stolz sind. Dennoch sind wir natürlich offen für Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge, die wir in nachfolgenden Auflagen gerne mitberücksichtigen werden. Mittlerweile sind wir als Autoren fasziniert von der Breite der Lösungsmöglichkeiten, die die Lösungsuhr® bietet. Anfangs war uns selbst noch nicht so recht bewusst, welches Potenzial in dieser schlichten Idee tatsächlich schlummert. Erst jetzt, am Ende des Entwicklungsprozesses, wird uns deutlich: Von Teamkonflikten über Beziehungsfragen und vieles mehr – die Lösungsuhr® löst. Sie bewegt etwas ganz Entscheidendes, so, als würde ein Ruck durch das System gehen. Wir selbst haben das so erfahren und wir laden Sie ein, es auch auszuprobieren! 2.2 Flexible Anwendung
Warum heißt das Werkzeug eigentlich Lösungsuhr®? Wie schon erwähnt, hatte ich (Christian Uebele) durch die 12 Lösungsprinzipien die Idee, den Begriff einer Uhr zu verwenden (12 Prinzipien – 12 Stunden). Wichtiger als das war jedoch die Eigenschaft der Zirkularität. Die Stunde 12 bereitet ideal auf die Stunde 1 vor: Wer perfekt sein will und seine spielerische Seite verliert (Stunde 12), ist in Gefahr, starr zu werden (Stunde 1). Die Lösungsprinzipien folgen deshalb keinem starren Ablauf oder gar einer Hierarchie, sondern sind Teil eines Lösungskreislaufes. Es geht uns um die Verbindung aller Lösungswege. Dieser Gedanke findet sich auch schon im theoretischen Hintergrund des Tools: Gestoppte Interaktionsprozesse laufen anders weiter, sobald eine Lösung gefunden wurde. Jeder Stopp enthält somit zugleich auch ein Potenzial für eine geänderte Fortsetzung. Außerdem hat eine Uhr mehrere Zeiger, und auch dies passt zu unserem Ansatz. Es geht uns nicht darum, die eine, perfekte, richtige Lösung zu finden, sondern darum, auf die Verbindung von zwei oder drei Lösungsprinzipien zu fokussieren. Lösungen sind nicht planbar; sie werden skizziert, entworfen. Die Entwicklung einer Lösung gleicht somit mehr dem Tun eines Künstlers, als dem eines Handwerkers. Eine Uhr legt außerdem den Fokus auf das, was jetzt ist....