Buch, Deutsch, 328 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 746 g
Reihe: Folia Caucasica
Buch, Deutsch, 328 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 746 g
Reihe: Folia Caucasica
ISBN: 978-3-95490-337-5
Verlag: Reichert Verlag
allgemeinerem Interesse ist. Im Hinblick auf die zahlreichen typologischen Auffälligkeiten des Georgischen verdient das Passiv ein besonderes Augenmerk. Angesichts der Bedeutung des georgischen Verbs fu¨r die allgemein-sprachwissenschaftliche Diskussion werden für Nicht-Kartvelologen in einleitenden Abschnitten des Buches das Georgische, seine Geschichte und die Grundlagen der georgischen Morphologie und Syntax skizziert. In der Monographie ist die umfangreiche autochthone Sekundärliteratur zum Passiv gesichtet, kritisch beleuchtet und der westlichen Linguistik damit zugänglich gemacht.
Während das Passiv in den europäischen Sprachen meist ausschließlich oder primär als ‚Konversionsform‘ entsprechender transitiver Aktivformen gelten kann, gibt es im Georgischen eine sehr große Zahl nicht von Aktiva abgeleiteter oder diesen
gegenu¨berstehender Passiva. Das Prinzip der ‚Konversion‘, d.h. der Transformation von Passivkonstruktionen aus Aktivsätzen nach dem Vorbild der traditionellen Grammatik, setzt voraus, dass ein gegebenes ‚direktes Objekt‘ zum ‚Subjekt‘ wird und das urspru¨ngliche Subjekt entweder eliminiert oder in eine Prä- bzw. Postpositionalphrase ‚abgedrängt‘ wird. Während dieser Vorgang in den indogermanischen Sprachen des europäischen Typs relativ leicht beschreibbar ist, da hier das Subjekt jeweils an zwei klaren Merkmalen erkennbar ist, nämlich dem Kasus Nominativ und der Personen-Numeruskongruenz mit dem finiten Verb, ist die Aufstellung entsprechender Merkmale im Georgischen, als in einer Sprache mit‚ gespaltener Ergativität‘, in der Nominativ- und Ergativkonstruktionen in Bezug auf bestimmte Tempusformen transitiver Verben distribuiert sind, wesentlich komplexer. Die Arbeit behandelt die theoretischen Grundlagen, die im Zusammenhang mit dem georgischen Passiv eminent wichtig sind, wie z.B. die Codierung von Relationen im Satz, den Subjektbegriff im Georgischen, Diathese und Valenzparadigmata, Flexions- vs. Derivationsmorphologie. Untersucht werden des Weiteren verschiedene Untergruppen sog.
synthetischer Handlungspassiva des Georgischen hinsichtlich ihrer grammatisch-logischen, pragmatisch-kommunikativen und lexikalisch-stilistischen Funktionen. An Beispielen aus der Bibelu¨bersetzung wird daru¨ber hinaus versucht zu eruieren, inwieweit sich im altgeorgischen Schrifttum im Gebrauch von Passivformen eventuelle Einflu¨sse bzw. Superstrat-Effekte des Griechischen als der primären, dominierenden Vorlagesprache nachweisen lassen. Die Arbeit geht dabei u.a. der auch aus allgemein-sprachwissenschaftlicher Sicht höchst bemerkenswerten Tatsache nach, dass sich in der diachronen Entwicklung vom Alt- zum Neugeorgischen ein Vordringen suffixaler Passivbildungen bei gleichzeitigem Ru¨ckgang präfigierter Typen feststellen lässt, was durch das breit angelegte Untersuchungscorpus dokumentiert wird.