E-Book, Deutsch, 20 Seiten
ISBN: 978-3-638-30515-0
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
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Moisei Ostrogorski am Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die aufkeimenden
Massenparteien. Mit seinen Analysen leistete er Pioniersarbeit auf dem Gebiet der
Parteienforschung und kritisierte sehr scharf jene neu entstandenen Parteien, die nach
außen hin versuchten sich durch die errungenen Rechte und Freiheiten der Bürger neu
demokratisch zu legitimieren. Der Kern und das innere Gerüst dieser politischen
Maschine beschrieb er als ein scheindemokratisches Gebilde, dessen höchste Priorität
der Wahlerfolg zur Errichtung und Erhaltung der Machtposition innerhalb und außerhalb
des Parlaments sei. Interessant ist aber, dass nicht nur aus dem elitären
Honoratiorenlager die Massenparteien kritisiert wurden, sondern auch aus dem Lager
der Sozialisten. So beschrieb Robert Michels das „eherne Gesetz der Oligarchie“2, ein
zwanghaftes Verhalten jeder Partei, auch jene mit großen demokratischen, dezentralen
Ansätzen, früher oder später oligarchische Tendenzen zu entwickeln. Dazu beobachtete
er ausschließlich die SPD.
Zuerst beschreibe ich die Beobachtungen und Analysen Moisei Ostrogorskis. Weiterhin
werde ich nicht nur auf die politischen Studien eingehen, sondern auch auf die sozialpsychologische
Relevanz seiner Analyse herausarbeiten, insbesondere durch das
Unterkapitel ´die Gründe zur Etablierung der Massenparteien´.
Anschließend wird im dritten Kapitel auf Michels Theorie eingegangen. Seine These
des „ehernen Gesetzes der Oligarchie“ basiert auf drei Hauptsäulen: Erstens dem
Bedürfnis nach einer Organisation, zweitens einem massenpsychologischen Phänomen
und drittens individualpsychologische Gründe, die ich im Folgenden beschreiben werde.
Da beide Wissenschaftler am Anfang des 20. Jahrhunderts lebten, basieren ihre
Annahmen auf den damaligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Aber
die allgemeinen Beobachtungen und die weit angelegten Untersuchungen beider
Männer, auch auf der nicht-politischen Ebene, beschränken ihre Ergebnisse nicht nur
auf die vergangene Zeit. [...]
1 Vgl. von Beyme, Klaus: Parteien im Wandel, Wiesbaden 2000, S.14