Tries / Reinhardt Konflikt- und Verhandlungsmanagement
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-540-34040-9
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Konflikte konstruktiv nutzen
E-Book, Deutsch, 315 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-540-34040-9
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der Mensch ist ein Homo Conflictus. Selten erhalten wir jedoch Gelegenheiten, Wege und Methoden kennenzulernen, durch die Konflikte konstruktiv und zur Zufriedenheit aller Beteiligten bewältigt werden können. Hierzu will dieses Buch beitragen.
Das Buch zeigt zunächst typische Konfliktdynamiken auf. Anschließend werden die Grundlagen der konstruktiven Konfliktbewältigung dargestellt. Der erste Schritt besteht in einer systematischen Konfliktanalyse als Basis einer Versachlichung. Im zweiten Schritt wird der Prozess einer Konfliktbewältigung als Verhandlung dargestellt. Erstmalig kommt darin das Instrument des Verhandlungsprozessmanagements zum Einsatz. Grundlegende Verhandlungsstrategien sowie deren sprachlich formulierte Taktiken werden beschrieben. Mit Hilfe dieses Wissens können Verhandlungsprozesse optimiert und deren weitere Entwicklungen gestaltet werden. In den Text integrierte Aufgaben und Beispiele geben dem Leser die Möglichkeit, die dargestellten Mechanismen auf eigene Konflikte zu übertragen.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einführung.- Modul 1: Konflikte machen uns zu schaffen(?).- Modul 2: Konflikt – Definition und Entstehung.- Modul 3: Konfliktkomplexität.- Modul 4: Konfliktarten.- Modul 5: Macht.- Modul 6: Konfliktbedingungen und reaktive Formen der Konfliktbewältigung.- Modul 7: Kooperation und Wettbewerb.- Modul 8: Konfliktanalyse.- Modul 9: Einführung in das Verhandlungsmanagement.- Modul 10: Verhandlung – Theoretische Grundlagen.- Modul 11: Die inhaltliche Perspektive des Verhandlungsprozesses – Taktiken.- Modul 12: Die zeitliche Perspektive des Verhandlungsprozesses – Verhandlungsdynamik.- Modul 13: Konfliktprophylaxe.- Modul 14: Konflikt- und Verhandlungsmanagement – ein durchgängiges Fallbeispiel.
Modul 1: Konflikte machen uns zu schaffen(?) (S. 5-6)
Zusammenfassung
Mit dem ersten Modul wollen wir Sie anregen, dem Begriff „Konflikt“ offen und unter einem neuen Blickwinkel zu begegnen. Zunächst ist festzuhalten, dass Konflikte – entgegen dem Wünschenswerten – vitaler Bestandteil des Lebens und Motor von Veränderungen sind. Je komplexer soziale Systeme sind, desto umfangreicher werden Konfliktquellen und Konfliktpotenziale, die nicht nur auf soziale Systeme, sondern auch auf das einzelne Individuum – als kleinste Einheit eines sozialen Systems – abstrahlen. Und der Mensch als Individuum ist ebenfalls Quelle vielfältiger Konflikte.
Obwohl Konflikte alltäglich sind – und an Häufigkeit noch zunehmen – ist zu beobachten, dass Menschen üblicherweise schlecht auf einen zielführenden Umgang mit Konflikten vorbereitet sind. In diesem Zusammenhang diskutieren wir fünf Einflussfaktoren des „Unbehagens“, das Konflikte bei uns oftmals auslöst – und quasi die emotionale Blaupause im Umgang mit Konflikten darstellt.
Konflikte als „Selbstverständlichkeit“
Zunehmende Komplexität als Ausgangspunkt
Konflikte sind Artefakte der Evolution und liegen dem Evolutionsprinzip des „survival of the fittest“ implizit zugrunde. Fitness meint allerdings nicht sozialdarwinistisch, dass sich der Stärkere durchsetzt. Natürlich spielt Stärke und die mit ihr einhergehende Macht eine Rolle, allerdings beinhaltet dieses Überlebensprinzip weitaus klügere Konzepte, insbesondere die Anpassung eines kognitiven Schemas an neue Erfahrungen (Akkommodation) und die Anpassung eines neuen Sachverhalts an ein vorhandenes Schema (Assimilation)unterscheiden.
• Menschen entwickeln auf der Basis ihrer Bedürfnisausformung Interessen, Motive und Ziele, die sie emotional für mehr oder minder wichtig erachten. Diese Interessen, Ziele und Motive wandeln sich mit der Zeit. Damit wandeln sich auch gemeinsame Interessen, Ziele und Motive der übergeordneten sozialen Systeme, wie z.B. Beziehungen oder aber auch auf Organisations- oder nationaler Ebene.
• Die zweite Konfliktquelle entsteht aus dem globalen Glaubensbekenntnis wirtschaftlichen Wettbewerbs. Unter dem Aspekt knapper Ressourcen versuchen alle Marktteilnehmer ihre Handlungsökonomien zu optimieren.
Damit existiert eine Konfliktdoppelhelix, die zum einen aus dem Wettbewerb um Ideen, Ressourcen und Märkten und zum anderen aus dem Wettbewerb optimaler Handlungsoptionen besteht. Grenzt man Individuen von sozialen Systemen voneinander ab, so lässt sich folgendes festhalten: Je komplexer und differenzierter soziale Systeme und je differenzierter die Bedürfnisse, Erwartungen und Ansprüche der Individuen sind, desto größer sind die damit einhergehenden Konfliktmöglichkeiten.
Konfliktquellen zwischen Globalisierung und Individuum
Die sich seit geraumer Zeit beschleunigende Globalisierung schafft neue Märkte und neue Handlungsoptionen, aber auch ein Wachstum an Differenzierung und Disparität, die ihrerseits immense Konfliktquellen darstellen. Einem schärfer werdenden Wettbewerb, muss sich der Einzelne in seinen Milieus (z. B. multikulturelle Vielfalt) ebenso stellen wie in seinem beruflichen Umfeld: Die modernen Nomaden agieren global unter zunehmendem Verlust einer raum-zeitlichen Identität. Internationale Arbeitsteilung und vagabundierende Produktionsstätten, einschließlich der damit einhergehenden lokalen Veränderungen und Einschnitte, schaffen weitere Konfliktquellen.
Auch wenn die Lebensqualität vieler Gesellschaften infolge einer verbesserten Beteiligung an den globalen Wertschöpfungsketten stetig steigt, können wir die Augen nicht davor verschließen, dass ca. 2 Milliarden Menschen unter desaströsen Lebensbedingungen existieren und weit von Mindeststandards entfernt leben müssen. Diese Form der Ungleichverteilung von Chancen betrifft wiederum alle sozialen Systeme, angefangen beim Einzelnen bis hin zu Weltregionen. Kein Wunder also, dass Konfliktpotentiale stetig wachsen.