Tolstaja | Lied ohne Worte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Tolstaja Lied ohne Worte

Roman

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-641-03851-9
Verlag: Manesse
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach «Eine Frage der Schuld» Tolstajas zweiter Roman - als Weltpremiere bei Manesse
Mit dem spektakulären Erfolg ihres Romans «Eine Frage der Schuld» trat Sofja Tolstaja hierzulande aus dem Schatten ihres berühmten Ehemannes. Ihr zweites Buch erzählt erneut von der alles umstürzenden Macht der Leidenschaft - und wirft ein weiteres Schlaglicht auf das Eheleben der Tolstois. Jahrzehntelang schlummerte das Kleinod in einem Moskauer Archiv; nun wird es zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Sofja Andrejewna Tolstaja (1844-1919) wuchs in Moskau als Tochter eines Arztes auf. Sie legte den höchsten Bildungsabschluss ab, der ihr möglich war, als den Frauen in Russland das Universitätsstudium noch nicht gestattet war - das Hauslehrerinnenexamen. Im Alter von achtzehn Jahren heiratete sie den wesentlich älteren, bereits bekannten Schriftsteller Lew Tolstoi. Vor ihrer Hochzeit hatte sie selbst geschrieben, nun aber gab sie alle eigenen literarischen Ambitionen auf und widmete sich ganz der Kunst ihres Mannes. Unermüdlich übertrug sie die oftmals fast unentzifferbaren, mit unzähligen Korrekturen übersäten Manuskripte Tolstois in Reinschrift. Den größten Teil ihres Ehelebens verbrachten die Tolstois auf ihrem Landgut Jasnaja Poljana. Sie hatten dreizehn Kinder; fünf von ihnen starben jedoch, bevor sie das Schulalter erreichten. Sofja Tolstaja führte ihr Leben lang Tagebuch, aber erst spät begann sie wieder, literarische Texte zu verfassen. Ihren ersten Roman «Eine Frage der Schuld» schrieb sie 1893 als Antwort auf Tolstois «Kreutzersonate»; er wurde fünfundsiebzig Jahre nach ihrem Tod erstmals in Russland veröffentlicht. Ihr zweiter Roman «Lied ohne Worte», in dem sie den Tod ihres jüngsten Sohnes verarbeitet, entstand 1897-1900 und ist in Russland bis heute nicht veröffentlicht worden.
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ZWEITER TEIL (S. 61-62)

I Der Sommer geht dahin

Der Sommer verflog für Sascha wie ein Traum. Die Zeit gliederte sich in Tage, an denen Iwan Iljitsch spielte, und Tage, an denen er nicht spielte. Letztere verbrachte Sascha angestrengt damit, sich zu amüsieren, zu betätigen, zu zerstreuen; sie war nervös, erdachte, nur um die Zeit zu vergessen, fieberhaft Aufgaben, deren Erledigung mitunter nicht unbedingt nottat. Allein in Gegenwart Iwan Iljitschs, auch wenn er nicht musizierte, fand Sascha innere Ruhe und war frohen Mutes.

Oft machten sie lange Ausflüge in großer Gesellschaft: Sascha und Pjotr Afanassjewitsch, Kurlinski und seine Cousine Kate, Iwan Iljitsch, der kleine Aljoscha und Zwetkow, der häufig aus der Stadt zu Besuch kam, waren mit von der Partie. Manches Mal nahmen sie Proviant mit und waren lange unterwegs; sie wanderten bis zu den nächsten Ortschaften oder in die Wälder und verbrachten ganze Tage in der Natur, sammelten Pilze, entdeckten neue, schöne Gegenden, und wenn sie des Abends heiter und erholt zurückkehrten, lauschten sie der wundervollen Musik Iwan Iljitschs. Zwetkow, der sich in Kate verliebt hatte, brachte viel Fröhlichkeit und jugendliche Lebensfreude in ihre Gesellschaft.

Pjotr Afanassjewitsch, der die Natur liebte, war selig, wenn er sich in Moskau frei machen und einige Zeit auf dem Land verbringen konnte. Er war bei den Ausflügen verantwortlich für Verpflegung und Amüsement: Er bewirtete alle großzügig, bereitete den Damen Sitzplätze, trug Jacken und Picknickkörbe sowie den kleinen Aljoscha, wenn er müde war; er sorgte für alle, half den Damen über Gräben und Gruben, und wenn sie bisweilen mit Körben voller Pilze nach Hause zurückgekehrt waren, machte er sich am Abend noch eigenhändig daran, die Pilze zu putzen, zog sorgsam die dicken Häute von den festen Köpfen ab und legte sie gemeinsam mit Parascha ein. Stolz zeigte er die Gläser allen im Haus, bevor er sie den Freunden und Bekannten schenkte.

Saschas Verbindung zu Iwan Iljitsch gestaltete sich derart, dass sie ihr Herz mit überaus poetischen und erhabenen Erinnerungen erfüllte. Plötzlich schien alles auf der Welt Gemeinsamkeiten zu offenbaren. Jeglicher starke Eindruck der Natur schien in gleichem Maße auf sie beide zu wirken. Iwan Iljitsch kam zu dem Schluss, dass Saschas Liebe und Empfindsamkeit für die Musik wahrhaftig waren, und spielte ihr aus seinen eigenen Werken vor.


Tolstaja, Sofja
Sofja Andrejewna Tolstaja (1844–1919) wuchs in Moskau als Tochter eines Arztes auf. Sie legte den höchsten Bildungsabschluss ab, der ihr möglich war, als den Frauen in Russland das Universitätsstudium noch nicht gestattet war - das Hauslehrerinnenexamen. Im Alter von achtzehn Jahren heiratete sie den wesentlich älteren, bereits bekannten Schriftsteller Lew Tolstoi. Vor ihrer Hochzeit hatte sie selbst geschrieben, nun aber gab sie alle eigenen literarischen Ambitionen auf und widmete sich ganz der Kunst ihres Mannes. Unermüdlich übertrug sie die oftmals fast unentzifferbaren, mit unzähligen Korrekturen übersäten Manuskripte Tolstois in Reinschrift. Den größten Teil ihres Ehelebens verbrachten die Tolstois auf ihrem Landgut Jasnaja Poljana. Sie hatten dreizehn Kinder; fünf von ihnen starben jedoch, bevor sie das Schulalter erreichten. Sofja Tolstaja führte ihr Leben lang Tagebuch, aber erst spät begann sie wieder, literarische Texte zu verfassen. Ihren ersten Roman «Eine Frage der Schuld» schrieb sie 1893 als Antwort auf Tolstois «Kreutzersonate»; er wurde fünfundsiebzig Jahre nach ihrem Tod erstmals in Russland veröffentlicht. Ihr zweiter Roman «Lied ohne Worte», in dem sie den Tod ihres jüngsten Sohnes verarbeitet, entstand 1897-1900 und ist in Russland bis heute nicht veröffentlicht worden.


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