E-Book, Deutsch, Band 2, 416 Seiten
Reihe: Rock My World - Serie
Thomas Rock my World - Ein Typ zum Anbeißen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-18051-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 416 Seiten
Reihe: Rock My World - Serie
ISBN: 978-3-641-18051-5
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Widerwillig stellt Jasmin fest, dass James’ Sohn Drake nicht nur ein echter Großkotz ist, sondern auch ziemlich hot. Allerdings bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken, denn inzwischen hat ihr bester Freund Leon herausgefunden, wer hinter Jasmins Unfällen steckt. Prompt entgeht sie nur knapp einer Entführung! Aber so leicht lässt sich Jasmin nicht unterkriegen. Zusammen mit ihren Freunden plant sie beim Battle of the Bands den großen Coup – und gewinnt einen Preis ganz anderer Art …
Autoren/Hrsg.
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01 Das aufgekratzte Kichern meiner Freunde verliert sich in den palastartigen Gängen der Luxushütte, in der ich seit einem halben Jahr lebe. Der Palazzo gehört James Marshall, dem neuen Mann an der Seite meiner Mutter. Doch weder er noch meine Mom sind zu Hause, darum habe ich ein paar Freunde zu einer Pyjama-Party eingeladen. Eigentlich hatte meine Mutter versprochen, mit mir wegzufahren, nur sie und ich. Das sollte so ein Mutter-Tochter-Ding werden, damit wir mal wieder Zeit zusammen verbringen. Am Tag des Abflugs hieß es plötzlich, dass James ebenfalls mitkommt. Was soll ich bitte schön mit zwei Turteltauben anfangen? Diese Reise war für Mama und mich gedacht und nicht als vorzeitige Flitterwochen. Also habe ich das Einzige getan, das mir übrig blieb, und mich von diesem Urlaub verabschiedet. Meine Mutter hält sich für wahnsinnig schlau, mich kurz vor dem Abflug vor vollendete Tatsachen zu stellen, in der Annahme, ich würde diese Kröte schlucken. Und warum nicht, schließlich hat diese Nummer schon mal funktioniert. Nur war es damals umgekehrt. Max sollte mit uns nach L.A. ziehen, damit wir hier noch einmal von vorn anfangen können. Stattdessen hat sie ihn abserviert und gegen einen Multimilliardär eingetauscht. James Marshall gehört halb Kalifornien, die halben Staaten oder die westliche Hemisphäre. So genau lässt sich das nicht feststellen, da er überall in der Medienindustrie die Finger im Spiel hat. Angefangen von Zeitungen über lokale Radiosender, TV-Studios bis zu den großen Fernseh- und Nachrichtensendern. In jedem Fall ist er stinkreich und kann sich alles kaufen, was man für Geld bekommen kann. Dazu gehöre ich nicht. Doch zurück zu meiner Mutter und diesem elenden Urlaub. Ich meine, sie hat es versprochen! Aber heutzutage scheint ein Versprechen meiner Mom nichts mehr wert zu sein. Hollywood, mit seinen affektierten Tussis, die ihren Töchtern zum Geburtstag Silikonmöpse schenken, hat sie verändert. Manchmal weiß ich nicht, was in ihrem Kopf vorgeht, und das macht mir Angst. Diese und ähnliche Gedanken beschäftigten mich, während ich die gewundene Scarlett-O’Hara-Treppe runterhüpfe. Mittlerweile verlaufe ich mich nicht mehr auf dem Weg zum Kühlschrank – hat ja nur ein paar Wochen gedauert. Es gibt mehrere Küchen, wobei ich die im Souterrain vorziehe. Das ist die für die Angestellten und gleichzeitig die größte. Ein Traum aus Edelstahl und Granit. Dort angekommen öffne ich den Subzero, eine Monstrosität, die die Amis Kühlschrank nennen, dabei ist das Teil größer als mein Kleiderschrank in Berlin. Während ich Ben & Jerry’s-Becher im Arm staple, wandern meine Gedanken zurück zu den letzten Tagen. Dem Weihnachtsfest und Max’ Abreise. Es hat höllisch wehgetan, ihn loszulassen. Max ist mein wahrer Vater, der Mann, der mich großgezogen hat. Nicht James und auch nicht der Typ, der meine Mutter geschwängert hat, wer immer das war. Max hat meine Tränen getrocknet und mir Pflaster aufs Knie geheftet. Er hat mir Geschichten vorgelesen und mich fürs Schreiben begeistert. Leider musste er schon am ersten Feiertag zurück. Einen Tag später sind Mom und James in den Flieger zu den Virgin Islands gestiegen und schlürfen wahrscheinlich in diesem Augenblick Schirmchendrinks durch Strohhalme. Mit Leon habe ich das letzte Mal kurz vor Weihnachten telefoniert. Er ist mein allerbester Freund auf dieser Welt, ein Nerd, wie er im Buche steht, und eine Seele von einem Menschen. Nach Lukas’ Tod war er mein Fels in der Brandung, das einzig Beständige in einer Welt, die vor meinen Augen zerbröselt ist. Leon war stocksauer, dass seine Eltern ihn gezwungen haben, mit ihnen in den Alpen Ski zu fahren. Er wollte nach L.A. – zu mir. Das war sein einziger Weihnachtswunsch. Doch Anfang Januar stehen bei ihm wichtige Prüfungen an, auf die er sich vorbereiten soll. Als ob er für so etwas lernen müsste, Leon ist ein Genie. Mathegleichungen fliegen ihm zu, wie anderen Leuten Krankheitserreger. Ich hätte sonst was darum gegeben, ihn zu sehen. Und jetzt, da er im Engadin die Pisten unsicher macht, wäre es witzlos, nach Berlin zu jetten. Stattdessen habe ich den Teil meiner Freunde eingeladen, der nicht im Urlaub ist, und eine Übernachtungs-Party veranstaltet. Was mich zu dem Grund zurückbringt, warum ich in der Küche bin. Nachdem wir uns den Bauch mit Sushi vollgeschlagen haben, sind wir bereit für Runde zwei. Als ich die gigantische Tür des Kühlschranks zukicke, stehe ich plötzlich Drake Marshall gegenüber. Hinter ihm entdecke ich seinen jüngeren Bruder Nash, der von einem Ohr zum anderen grinst. »Da ist ja unsere Möchtegernschwester.« Nash zwinkert mir zu und schnappt sich eine Flasche Bourbon aus dem Vorratsregal. »Ich hab gewettet, dass du dich den Rest der Ferien in deinem Zimmer verkriechst und dir ausmalst, wie wir unter der Dusche aussehen.« Sehr witzig, der Typ ist ein Brüller. Er und Drake sind kurz vor Weihnachten hier aufgekreuzt. Nicht bloß über die Feiertage, das wäre ja zu einfach. Sie sind von ihrer Bostoner Eliteschule geflogen, angeblich weil sie irgendwelche Autos angezündet haben. Den Gerüchten zufolge waren das superteure Luxusschlitten von zwei Top-Spielern der gegnerischen Mannschaft. Dazu müsst ihr wissen, dass Drake und Nash so etwas wie Footballgötter sind, die an ihrer Schule wie Stars verehrt werden. Offensichtlich bestehen starke Rivalitäten zwischen den Mannschaften, deswegen drücken normalerweise alle Beteiligten sämtliche Augen zu, wenn sich die Spieler vor einem wichtigen Turnier austoben. Doch diese Nummer ging dem Direktorium ihrer Highschool dann doch zu weit. Zumal es nicht das erste Mal war, dass sich Drake und sein Bruder in Schwierigkeiten gebracht haben. Wobei ich mich frage, warum die betroffenen Spieler nicht wie alle anderen im Mannschaftsbus zum Turnier gefahren sind. Möglicherweise war genau das der Anlass für den Coup der Marshall-Brüder, was weiß ich. Jedenfalls sind sie jetzt hier und halten sich für das Zentrum des Universums. Wenn es nach ihnen ginge, müsste James jemanden einstellen, der vor ihnen herläuft und Rosenblätter streut. Na schön, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber um ehrlich zu sein, nervt mich ihre Überheblichkeit. Ich meine, kein gewöhnlicher Mensch kann deren Selbstbewusstsein haben, das ist nicht normal. Sie benehmen sich, als könnte ihnen nichts und niemand etwas anhaben, als stünden sie buchstäblich über dem Gesetz. Dass sie von ihrer Schule geflogen sind, scheint sie überhaupt nicht zu belasten. Dabei hat ihr Trainer alles versucht, den Rauswurf zu verhindern. Doch das Fass war voll, da war nichts zu machen. Und da komme ich ins Spiel, schließlich habe ich die beiden jetzt an der Backe. Obwohl es nicht unbedingt wehtut, sie anzusehen. Na schön, die zwei sehen unfassbar gut aus, aber das ist auch die einzig gute Nachricht. Nash ist so alt wie ich, hat hellblondes Haar, mitternachtsblaue Augen und ein Lächeln, das Mädchenherzen zum Schmelzen bringt. Also, nicht meins, aber das von so ziemlich jedem anderen weiblichen Wesen. Selbst meine Mutter ist ihm verfallen. Er ist einen halben Kopf größer als ich, durchtrainiert mit dem festen Kern eines Sportlers. Da er James überhaupt nicht ähnlich sieht, gehe ich davon aus, dass er nach seiner Mutter kommt. Drake dagegen ist das Abbild seines Vaters. Obwohl er nur ein Jahr älter als Nash ist, hat er überhaupt nichts Jungenhaftes an sich. Er ist groß, durchtrainiert und gebaut wie ein Boxer. Oder ein Linebacker, was er auch ist. Beim Football besteht sein Job darin, das Spiel der Defense zu koordinieren und optimalerweise den gegnerischen Quarterback auszuschalten. Alles an Drake ist finster. Die Augen, das Haar, sein ganzer Ausdruck, inklusive der Blick, mit dem er mich in diesem Moment aufspießt. Er lacht nicht über den Witz seines Bruders, sondern betrachtet mich mit unbewegter Miene. Um ehrlich zu sein, hätte ich nichts dagegen, mich zu verkriechen, denn so wie er mich ansieht, habe ich das Gefühl, als wäre ich seine Nachspeise. Nash liegt gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, denn de facto habe ich die beiden gemieden. Einerseits weil sie so tun, als wäre das ihr Haus, was genaugenommen auch zutrifft. Auch wenn es mir nicht schmeckt, aber letztlich bin ich der Eindringling, denn dies ist ihr Zuhause. Was es nicht besser macht. Auf der anderen Seite schüchtern mich die Brüder ein. Sie haben eine Selbstsicherheit, von der ich nur träumen kann. Und hier bin ich, mit meinen Ängsten und Sorgen und dieser Wut im Bauch, die sich manchmal wie flüssige Säure anfühlt. Auf meine Mutter, die mich mit ihrer berechnenden Art langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt. Wut über die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass Max ganz allein in Berlin ist, obwohl er nichts getan hat, um das zu verdienen. Und Wut über Lukas’ Tod, den ich nie überwunden habe. Nicht zu vergessen den Schmerz, aber das ist ein anderes Thema. Was immer ich fühle, dies ist nicht der Zeitpunkt, mich zu verstecken. Drake und Nash sind wie Raubtiere, die Furcht wittern können. Zeige ich jetzt Schwäche, werden sie mit mir wie mit einer Maus spielen und mich jagen so lange ich hier wohne. Was mich zurück in die Gegenwart bringt, denn Nash sieht mich immer noch herausfordernd an. Er hat also gewettet, dass ich mit ausgerollter Zunge in meinem Zimmer hocke und sie mir nackt vorstelle? Wo sind die Kotz-Smileys, wenn man sie braucht? »Den Gefallen kann ich dir leider nicht tun«, kontere ich, blicke kurz auf seinen Reißverschluss, bevor ich ihm wieder in die Augen sehe. »Ich hab ’ne Erdnuss-Allergie, und mehr als Peanuts...